Ok, fangen wir mal mit dem Begriff "Nafri" an:
Grundsätzlich werden Abkürzungen bzw. geflügelte Worte in den verschiedensten Bereichen des Lebens für alles Mögliche angewendet: "o.k", "Hartz 4", "Schlitzaugen", "Kripo", "Gutmensch", "Kumpel", "Auto" sind nur einige von sehr vielen Beispielen. Es entstehen ständig neue, während ältere aus der Mode kommen (besonders deutlich in der Jugendsprache sichtbar). Oftmals dienen solch Begriffe der a) einfacheren Verwendung oder b) einer sozialgruppenspezifischen bewertenden Konotation - positiv oder negativ.
Im Falle von "Nafri" kann erstmal von Fall a) ausgegangen werden, zumindest was die ursprüngliche Intension dieser neuen Abkürzung gilt. Problematisch in dem Zusammenhang ist: a) Die Polizei ist staatlich - damit hat sie mehr als einfache Bürger oder Unternehmen, wie du oder ich darauf zu achten, dass sie sich der Pragmatik sowie der öffentlichen Medienwirkung bewusst ist. (zum Vergleich: Für Unternehmen gilt meist die verschärften Pflichten des HGB, während sie auf Nichtunternehmer im Sinne des BGB mehr Rücksicht nehmen müssen - z.B. was vertragliche Einwilligung angeht). Gerade die Polizei steht in der Öffentlichkeit, und sie weiß auch um die Rezeption von Medien, bzw. welche Wirkung Informationen in der Öffentlichkeit entfalten können.
Also, was ist passiert: Als "Nafri" der Öffentlichkeit bekannt wurde, wurde dieser relativ schnell zum geflügelten Wort, mit einer negativen Konotation. Pragmatisch wird im politischen Diskurs jedoch nicht mehr nur auf die eigentliche Gruppe (Nordafrikanische Intensivtäter) angewendet, sondern es fand schnell eine Bedeutungsübertragung statt. So wurde die negative Konotation pauschal durch bestimmte, in diesem Falle rechte Gruppierungen auf alle Nordafrikaner angewendet. So wurde das Wissen eines bereits negativen Stereotyps gegenüber einer Fremdgruppe, hier: "Nordafrikaner sind kriminell" affektiv (= gefühlsmäßig) verstärkt.
Und genau das ist die Kritik daran, dass die Polizei selbst öffentichkeitswirksam (ob gewollt oder nicht, sei jetzt mal dahingestellt) stereotypes Denken mittels eines geflügelten Wortes verstärkt hat.
Wie Stereotype entstehen, wodurch sie aktiviert werden und vor welchen Einfluss sie auf unser Denken und Urteilsbildung haben, ist ein großes Thema für sich. Empfehlung: Leihe dir mal ein Grundlagenbuch zum Thema Sozialpsychologie aus. "Beobachten und Erleben" kann durch Stereotype bzw. Rollenshema und -Erwartungen verzerrt werden. Etwa durch:
- Illusorische Korrelationen
- Confirmations Bias
- Subtyping
- Ultimative Attributionsfehler
und so weiter.
Das schlimme an der Sache ist: Diese psychologischen Effekte werden von politischen Akteuren zunehmen bewusst für ihre eigenen Zwecke benutzt. Wenn dann noch ein Verständnis über Medienrhetorik und Medienrezeption, sowie soziales Verhalten hinzukommmen, sind wir allemal ziemlich leicht in unserem Denken manipulierbar. Und merken es noch nicht mal mehr.
Du bist kein deutscher Mutterspracher? Aus China?
Sterotype Denkweisen: Chinesen essen Hunde, haben Schlitzaugen, sind alle klein, sehen gleich aus, essen alle Reis, sind alle überfleißig und lächeln nur. Oder wie wäre es mit Deutschen aus Sicht von Engändern: Wir essen alle Sauerkraut ("Powerkrauts"), heißen alle Hans, trinken Bier, verstehen keine Spaß und lieben unsere Autos usw. usw....
Einige Stereotyps sind vielleicht lustig, andere eher abwertend und doch haben sie alle eines gemein: Sie wirken sich dauerhaft und teils unbewusst auf unser Verhalten aus. Das ist das Gefährliche an der Sache. Zu was Stereotype führen können, wenn sie instrumentalisiert werden, hat die Geschichte schon oft gezeigt: (Juden unter den Nazis, Schwarzafrikaner zu Kolonialzeiten, ...). Ein krassen Beispiel ist der Begriff "Kanake", hierzulande mittlerweile mittlerweile als Schimpfwort verwendet.
hifi hat geschrieben:Die objektive Wahrheit ist wahrscheinlich nur das, was man in Tagesschau und Heute-Sendung sehen kann. Oder aus Spiegel-Reportagen natürlich...
Das hat nichts mit Wahrheit zu tun, sondern du versucht durch das sprachliche Stilmittel der Ironie mich rhetorisch zu beinflussen. Sorry, aber deine rhetorischen Tricks funktionieren bei mir nicht.