Taxigespräche...wie ich sie vermisst habe! ^^

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happyfuture
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Re: Taxigespräche...wie ich sie vermisst habe! ^^

Beitrag von happyfuture »

RoyalTramp hat geschrieben:Ich habe direkt auf Hitler bezogen auch noch kein gutes Wort gehört, aber auch kein schlechtes.
Was hast Du denn gehört??? :shock:
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DerDirk
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Re: Taxigespräche...wie ich sie vermisst habe! ^^

Beitrag von DerDirk »

...Das Militär in China hat einen völlig anderen Stellenwert in der Gesellschaft, als in Deutschland...und wenn ich sage "völlig anderen", dann ist das wirklich "völlig anders"...

Könntest du das näher erläutern??
Ich kann diesbezüglich China/Chinesen nicht so ganz einschätzen.

Die Parade zum 60sten war zwar sehr militärisch aber das spiegelt eventuell ja nicht die Einstellung des "Ottonormalchinesen" wieder.(Ja ich weiss mann kann nicht alle über einen Kamm scherern, aber trotzdem)
Der Standpunkt macht es nicht, die Art macht es, wie man ihn vertritt.
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RoyalTramp
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Re: Taxigespräche...wie ich sie vermisst habe! ^^

Beitrag von RoyalTramp »

happyfuture hat geschrieben:
RoyalTramp hat geschrieben:Ich habe direkt auf Hitler bezogen auch noch kein gutes Wort gehört, aber auch kein schlechtes.
Was hast Du denn gehört??? :shock:
Solche Sachen, wie z.B. dass er viel für die germanische Rasse getan habe, dass er ein Visionär gewesen sei etc.

Ohne Witz...so schon vorgekommen...
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Re: Taxigespräche...wie ich sie vermisst habe! ^^

Beitrag von RoyalTramp »

DerDirk hat geschrieben:Könntest du das näher erläutern??
Ich kann diesbezüglich China/Chinesen nicht so ganz einschätzen.

Die Parade zum 60sten war zwar sehr militärisch aber das spiegelt eventuell ja nicht die Einstellung des "Ottonormalchinesen" wieder.(Ja ich weiss mann kann nicht alle über einen Kamm scherern, aber trotzdem)
Der militärische Teil der Parade selbst ist beim großen Teil der Chinesen mit Gleichgültigkeit aufgenommen worden, teilweise sogar kritisch angesichts der Geldverschwendung ob des ganzen Pomps. ABER das berührt nicht das Militär in seiner gesellschaftlichen Akzeptanz. Und da sieht es so aus, dass eine Karriere beim Militär als wirklich erstrebenswert gilt. Soldaten werden hier nicht als Mörder denunziert und jeder, der einen Soldaten in seiner Familie hat, ist stolz darauf (nicht zuletzt bedeutet es auch eine gewisse Sicherheit im Hinblick auf die Versorgung des Haushaltes). Auch in der Öffentlichkeit, wird das Militär immer als die Creme-de-la-Creme des Volkes dargestellt, dass selbst meine sonst völlig pazifistische Freundin einen gewissen Stolz nicht verbergen kann, wenn man wieder hört, wo denn das Militär nicht wieder überall für tolle Dinge geleistet hat. Sie selbst hätte sich sogar gewünscht, nach ihrem "Abitur" zum Militär gehen zu können, aber das ist nur eine kleinen "privilegierten" Gruppe vorbehalten, die man aus der schieren Masse an Eintrittsgesuchen heraus selektieren kann. Auch hier so völlig anders in Deutschland, wo man nicht selten versucht, sich vor dem Dienst an der Waffe zu drücken...hier ist es in China gerade umgekehrt...

In China wird das Militär eben nicht als Antagonismus zum Zivilen aufgefasst sondern als eine Erweiterung des Zivilen (daher ja auch "Volksarmee" -> "Armee des Volkes" "Armee für das Volk"). In Deutschland wird das Militär geradezu förmlich in eine antagonistische Rolle gepresst (alleine schon der Bezeichnung nach: "Bundeswehr"..."Bund" hier nicht als "Volk" sondern "Staat", also eben keine "Armee für das Volk"). Wer in Deutschland zum Bund geht ist tunlichst darum bemüht, es nicht zu sehr an die große Glocke zu hängen. In China ist es das glatte Gegenteil: Wer hier zum Militär geht, kann es hier gar nicht groß genug an die Glocke hängen.

Soweit mein persönlicher Eindruck... ^^
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Re: Taxigespräche...wie ich sie vermisst habe! ^^

Beitrag von Laogai »

RoyalTramp hat geschrieben:
happyfuture hat geschrieben:
RoyalTramp hat geschrieben:Ich habe direkt auf Hitler bezogen auch noch kein gutes Wort gehört, aber auch kein schlechtes.
Was hast Du denn gehört??? :shock:
Solche Sachen, wie z.B. dass er viel für die germanische Rasse getan habe, dass er ein Visionär gewesen sei etc.
Das ist für dich neutral? :o
Das Wort, welches ich am häufigsten aus dem Munde eines Chinesen im Zusammenhang mit Hitler gehört habe, ist 佩服 (bewundern).
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Re: Taxigespräche...wie ich sie vermisst habe! ^^

Beitrag von RoyalTramp »

Die von mir zitierten Aussagen lassen sowohl eine positive wie negative Wertung zu. "Er hat viel für die germanische Rasse getan". Was genau...bleibt offen...positiv wie negativ. "Er war Visionär"...das war Stalin auch, und Einstein sowieso. Auch hier: Visionär lässt sowohl eine positive als auch eine negative Wertung zu, daher sind solche Aussagen für mich schon "neutral". Auch die Aussage, er sei ein "Held" gewesen, lässt positive wie negative Wertungen zu...jedenfalls scheint im Chinesischen 英雄 nicht wie im Deutschen ausschließlich und nur positiv belegt zu sein. Das man ihn in Teilen bewundert ist mir auch untergekommen...
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Re: Taxigespräche...wie ich sie vermisst habe! ^^

Beitrag von beowulf »

Wang hat geschrieben:Naja, ich finde, dass die Chinesen in der Hinsicht oft falsch verstanden werden, was daran liegt, dass uns Deutschen in der Beziehung grundsätzlich ein eindimensionales Bild eingetrichtert wird. Und wer sich daran nicht hält, ist sofort ein Nazi, auch wenn er noch so oft beteuert, dass er die schlimmen Sachen ja anerkennt und für grausam hält. Ich bringe nur das Beispiel Eva Herman, die nur sagen wollte, dass eben nicht ALLES im dritten Reich schlimm war. Obwohl sie noch so oft betont hat, was sie sagen wollte, wurde sie von selbstgefälligen Intelligenzbestien wie Mario Barth oder Margarethe Schreinemakers (heißt die so?) fertig gemacht und dann von Kerner aus der Sendung geworfen. Das ist auch sowas von lachhaft, da Deutsche durch diese einseitige Sicht offensichtlich die Position angenommen, jeder der das Naziregime nicht zu 100% verurteilt, ist sofort ein Nazi. 99,99999% reichen nicht aus, um ein vernünftiger Mensch zu sein.

Chinesen haben halt eine etwas differenzierte Sicht. Ich hab auch schon des öfteren dieses Thema angesprochen und meinte, dass es mich etwas wundert, wenn manche Chinesen Hitler noch "bewundern". Darauf kam dann meistens auch, dass man ihn größtenteils nicht bewundert (die gibt's natürlich auch, aber nicht nur in China, sondern überall auf der Welt), sondern einfach sagt, dass jeder Mensch gute und schlechte Seiten hat. Selbst jemand wie Hitler. Es kam mir noch kein Chinese, der wirklich etwas Positives über Hitler sagte. Nur: dass er eben nicht zu 100% schlecht war, sondern zu 99% oder 99,9%. Trotz aller schlechten Taten, war er aber auch nur ein Mensch und hatte auch mehr oder weniger positive Seiten. Wobei man sich dann meistens auf die Verringerung der Arbeitslosigkeit bezieht usw.

Deswegen sollte man diese Äußerungen auch nicht zu ernst nehmen und diejenigen Chinesen für Hitlerunterstützer halten, sondern einfach mal von seinem typisch deutschen, starren Denken absehen und die andere Seite verstehen.

Außerdem noch etwas: Eine Chinesin sagte mir vor kurzem, dass Hitler irgendwie mal, als er jung war, bei einem Chinesen wohnte oder so. Daher sei er Chinesen gegenüber recht gut eingestellt gewesen und hätte keinen Hass auf diese gehabt.
Ich bezweifle diese Story aber irgendwie und hab das noch nie gehört. Habt ihr da schonmal etwas von läuten hören?
@Eva Hermann - Nach meinen Eindruck sagte sie nicht einmal das. Was sie sagte war sogar direkt Anti Nazi. Sie sagte, dass traditionelle "mütterliche Werte" in dieser Zeit von den Nazis propagandistisch mißbraucht wurden und dann von den 68ern mit den Nazis gleichgesetzt wurden.
Es stimmt aber, dass der Reflex beim Wort Nazi so heftig ausfiel, dass es schon fast wie eine Realsatire wirkte. Ich glaube aber, dass Schreinemaker und Co. dies bewust taten um Hermann zu diskreditieren um sich nicht auf eine Diskussion um solche Werte - die sie ja offen ablehnen - einlassen zu müssen. Bei Mario Barth (der sowieso komplett fehl plaziert war) und vor allem bei Kerner konnte man aber sehr deutlich sehen, wie einfach reflexartig die rolladen herunterfielen. Das könnte man schon fast als Parade Beispiel für Gehirnwäsche nehmen.
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Re: Taxigespräche...wie ich sie vermisst habe! ^^

Beitrag von RoyalTramp »

Solcher Beispiele, wie das, was bei Hermann passiert ist, ließen sich leider viel zu viele finden. Was ich daran tragisch finde: Es scheint niemanden wirklich groß aufzufallen, was da eigentlich in Deutschland passiert ist. Es wird einfach hingenommen, was es da an manchen Auswüchsen von...ich sag mal...fast schon Gesinnungsverfolgung getan wird. Ich will jetzt nicht behaupten, dass die Hermann für mich ein Sympath ist, aber in dieser Angelegenheit wurde ihr wirklich gewaltiges Unrecht getan, aber die Gesellschaft akzeptiert es so mir nichts dir nichts...völlig unreflektiert, ob das alles, was da "im Kampf gegen Rechts" erfolgt auch wirklich in Ordnung und sauber ist. Hauptsache man konnte wieder im Sinne des Guten die "Nazi-Keule" schwenken.
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Re: Taxigespräche...wie ich sie vermisst habe! ^^

Beitrag von bossel »

RoyalTramp hat geschrieben:(daher ja auch "Volksarmee" -> "Armee des Volkes" "Armee für das Volk")
Nee, hast Du mißverstanden. Das bedeutet wohl "Armee, die das Volk für Zielübungen mit realer Munition braucht." Siehe 1989.
In Deutschland wird das Militär geradezu förmlich in eine antagonistische Rolle gepresst (alleine schon der Bezeichnung nach: "Bundeswehr"..."Bund" hier nicht als "Volk" sondern "Staat", also eben keine "Armee für das Volk").
Ist das Volk nicht der Staat? :mrgreen:
Ernsthaft: dieser "Antagonismus" hat nichts mit der Bezeichnung zu tun. Übrigens argumentieren die Befürworter der Wehrpflicht ja geradezu damit, daß dies erst eine Armee des Volkes (oder volksverbundene Armee) ausmache.
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Re: Taxigespräche...wie ich sie vermisst habe! ^^

Beitrag von RoyalTramp »

bossel hat geschrieben:Nee, hast Du mißverstanden. Das bedeutet wohl "Armee, die das Volk für Zielübungen mit realer Munition braucht." Siehe 1989.
In der Praxis sieht das manchmal in China durchaus anders aus. ;)
Ist das Volk nicht der Staat? :mrgreen:
Mein Eindruck: Unter Staat versteht man in Deutschland mittlerweile den bürokratischen Apparat zu dem das "Volk" nur ein Anhängsel darstellt. Und wurde nicht gerade auch z.B. zur Einführung von HartzIV auf den Straßen der Städte skandiert: "Wir sind das Volk"? Wie annodazumal 1989 im Osten? Es scheint also irgendwie ein Bedarf zu bestehen, in D darauf hinzuweisen, dass doch Volk und Staat das gleiche sein sollten...was wiederum heißt, dass es wohl in D nicht so zu sein scheint, wenn man sich gedrängt sieht, darauf hinweisen zu müssen...
Ernsthaft: dieser "Antagonismus" hat nichts mit der Bezeichnung zu tun. Übrigens argumentieren die Befürworter der Wehrpflicht ja geradezu damit, daß dies erst eine Armee des Volkes (oder volksverbundene Armee) ausmache.
Ne, gemeint war das als interessanter Verweis alleine auf Ebene der Bezeichnung: "Volksarmee" vs. "Bundeswehr" und damit einhergehend mögliche Implikation. Ich will nicht sagen, dass diese Implikationen auch wirklich beabsichtigt sind, sondern halte es einfach für einen witzigen Zufall, dass man auf dieser Ebene schon irgendwie auch auf das Verhältnis Gesellschaft - Militär schließen kann. ;)
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Re: Taxigespräche...wie ich sie vermisst habe! ^^

Beitrag von Ni_hao »

@ Royaltramp, aber auch die anderen:
Sorry, ich bekam seit Tagen keine Benachrichtigung über irgendwelche Bewegungen in dem Thread, daher vergaß ich ihn zu beobachten ...


Ni_hao hat geschrieben:
Könnte es nicht (also, bei manchen Chinesen, wohl gemerkt) so sein, dass wir sie einfach unterschätzen und ihnen das auch ganz lieb ist, weil sie dann in Ruhe ihre Beobachtungen (unserer Reaktionen) machen können ?
Royaltramp hat geschrieben:
Nein...das schließe ich jetzt mal spontan aus, denn ich fürchte, dass es einem Taxifahrer recht schnuppe ist, wie man irgendwo auf irgendwas reagiert, es sei denn, der Fahrer wäre einmal Psychologiestudent gewesen. ^^
Ni_hao schreibt:
Demnach fahren also in China eher weniger Studenten Taxi ... ?
Ich bin eben an sehr viele interessante Taxi-Fahrer in Deutschland gewöhnt, fast immer Studenten ..

Royaltramp hat geschrieben:
Glaube es mir: Wenn Chinesen so etwas sagen, dann tun sie das ohne irgendwelche hintergründigen Absichten.
Ni_hao schreibt:
Das mag ja sein. Dennoch finde es weniger peinlich, jemanden irrtümlich zu überschätzen,
als womöglich umgekehrt ...

Ni_hao hat geschrieben:
Wenn sie sie also dennoch machen, könnte das zwei Gründe haben:
Entweder sie kategorisieren uns Deutsche dann nach unserer Reaktion auf diese Bemerkung, die sie diplomatisch als Kompliment verpackt vorgebracht haben, also nicht als offene Provokation, o d e r - und das hielte ich jetzt für wahrscheinlicher - sie wollen mit diesem "Einstieg" das ihnen wohl bekannte Denken und womöglich auch noch Sprechen von "Westlern" über ihre Tabu-Themen gleich im Keim ersticken, indem sie uns in aller Freundlichkeit darauf hinweisen, uns um unsere eigenen "Leichen im Keller" zu kümmern.
Royaltramp hat geschrieben:
Nein, nein und nochmals nein! Wenn sie von so etwas anfangen zu reden, dann tun sie das ganz unverfänglich und sich nicht im Geringsten darum bewusst, dass man mit diesem Thema bei Deutschen in ein Fettnäpfchen treten könnte. Ganz ehrlich...ganz direkt...ein wenig naiv halt. ;)
Ni_hao schreibt:
Naja, und wie wäre es jetzt mit chinesischen Menschen, die kein bisschen naiv sind ? Also wenn denn keine chinesischen Studenten Taxi fahren, begegnet man ihnen doch wohl anderswo im öffentlichen Leben, meinetwegen in typischen Studentenkneipen - oder gibt es das auch nicht ?? Oder wo verkehren Chinesen, die weit gereist sind und sich vorher über die Länder, die sie bereisen, mindestens ebenso viele Gedanken machen wie wir ??
Irgend etwas wehrt sich in mir, alle Chinesen für naiv zu halten.
Woher käme dann ihr viel gerühmtes diplomatisches Verhandlungsgeschick ?

Royaltramp hat geschrieben:
P.S.: Ich habe direkt auf Hitler bezogen auch noch kein gutes Wort gehört, aber auch kein schlechtes.
Ni_hao schreibt:
Du hast an anderer Stelle Beispiele hierzu gegeben, u.a. dass H. ein Visionär gewesen sein soll und viel für die germanische Rasse getan haben soll.
Die Bezeichnung "Visionär" würde ich persönlich jetzt nur im positiven Sinn verwenden, will sagen, für einen Menschen, den eine gute Vision antreibt oder angetrieben hat oder eben für einen Menschen, der die Gabe hatte, sowohl Gutes als auch Schlechtes mit bereits erwiesener Treffsicherheit zu prognostizieren.

Royaltramp hat geschrieben:
Worüber ich jedoch schon häufiger ein gutes Wort gehört habe, wie es einem solchem Land wie D, nachdem es bereits einmal komplett am Boden lag, in so kurzer Zeit gelungen sei, halb Europa in den Kriegsbann zu ziehen und so lange so erfolgreich gegen alle äußeren Feinde militärisch zu bestehen. An dieser Stelle übrigens auch noch eine Info an dich: Das Militär in China hat einen völlig anderen Stellenwert in der Gesellschaft, als in Deutschland...und wenn ich sage "völlig anderen", dann ist das wirklich "völlig anders". ;)
Ni_hao schreibt:
Ist mir schon klar. Ich versuche ja auch nur Varianten (m)einer Gesprächsführung mit Chinesen zu finden, die höflich und respektvoll bleibt, ohne meine eigene Haltung dabei völlig preisgeben zu müssen. Mir persönlich fällt in diesem Zusammenhang wieder einmal das Wort "Meinungsaustausch" ein, das mich immer zum Schmunzeln bringt, wenn ich es wörtlich nehme. Krass ausgedrückt: Ich möchte nicht meine "Hirn gewaschenen" europäischen Standpunkte zum Thema H. gegen Hirn gewaschene chinesische eintauschen, nicht einmal temporär. Unabhängig von jeglicher Zugehörigkeit zu irgend einer Gesellschaft gilt für mich: So wenig genießbar wie das Glas mit 99,9 % Orangensaft und "nur" 0,1 % Zyankali darin sind in puncto H. die Versuche, seine Verbrechen zu kompensieren, Oder, um noch andere Bilder zu verwenden: Es ist wie Obst zu verteilen, aus dem man große faule Stücke herausgeschnitten hat, ohne dass man selbst von dem verdorbenen Obst jemals etwas in den Mund nehmen würde, hätte man den Schimmel erkannt ..., oder so ähnlich wie das Suchen nach Genießbarem auf einer Müllhalde.


Sorry, falls das jetzt vielen zu polemisch erscheint. Ich bin sonst wahrlich kein Erbsenzähler, wirklich kein bisschen penibel in trivialen Dingen... nur wenn es darum geht, echt Ätzendes mit Gutem zu versetzen und es so unterschwellig zu verharmlosen.
Ich glaube, dass im Grunde des Herzens wirklich jeder spürt, wo etwas ganz entschieden "faul" ist. Als Kinder spürten wir dies meistens sofort und ganz genau. Nur haben dann Verhaltensweisen unser Vorbilder uns manchmal abstumpfen lassen. Und ein gewisser Grad von Abstumpfung ist ja sogar - als Selbstschutz - lebensnotwendig. Ich mag mir nur nicht vorstellen, einen schleichenden Prozess etwa so lange Zeit gar nicht zu bemerken, dass mir plötzlich ein um 180 ° gedrehter (oder eben anders herum Hirn gewaschener) Mensch aus dem Spiegel entgegen guckt, das Produkt einer Gesellschaft, nicht das Produkt meines selbstständigen und unabhängigen Denkens.
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Re: Taxigespräche...wie ich sie vermisst habe! ^^

Beitrag von Chen8 »

RoyalTramp hat geschrieben:Abgesehen von der Frage, ob ihr diese Gespräche auch manchmal vermisst, wie sieht das bei Euch aus? Wie verhaltet ihr Euch in solchen Situationen? Lasst ihr euch dann auf ein solches Gespräch dann ein? Oder steigt ihr z.B. stumpf aus und nehmt das nächste Taxi? Wie reagiert ihr? Me: Ich habe eher ein unverkrampftes Verhältnis zur neueren deutschen Geschichte und lasse mich immer gerne auf solche Gespräche ein, in denen ich die Euphorie des Gegenübers ein wenig bremsen kann... (ich olle Spassbremse) ^^
Hitler war früher zuweit Weg und das Land hatte mit eigenen Probleme und Schrecken zu kämpfen. Daher wird er glaub ich als starker Kriegsherr angesehen aber die Folgen seiner Politik anders betrachtet. Heute ist die Zeit in Europa den meisten einfach egal. Die Geschichte ist eine Randnote und die Zahl nur Nummern mit vielen Nullen. Wissen zur damaligen Zeit kommt mehr aus Spielen und Filmen als aus Büchern. Da bleibt von dem deutschen Schrecken meist wenig übrig und mehr die anfängliche militärische Stärke liegt im Vordergrund.

Achja gut wenn man die Deutschen mit solchen Gesprächen quält. Dann versteht ihr vielleicht wie es den Chinesen geht wenn man sie über Mao, Regierung, usw. fragt :)
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Re: Taxigespräche...wie ich sie vermisst habe! ^^

Beitrag von Bernhard »

Chen8 hat geschrieben: Achja gut wenn man die Deutschen mit solchen Gesprächen quält. Dann versteht ihr vielleicht wie es den Chinesen geht wenn man sie über Mao, Regierung, usw. fragt :)
Wie meinst du das? Hitler wird heutzutage von den Deutschen fast einhellig negativ gesehen, und die Deutschen sind sich des Unrechts sehr wohl bewusst, das von ihren Vorfahren begangen wurde.

In China ist das mit Mao oft ein bisschen anders...
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Re: Taxigespräche...wie ich sie vermisst habe! ^^

Beitrag von beowulf »

Bernhard hat geschrieben:
Chen8 hat geschrieben: Achja gut wenn man die Deutschen mit solchen Gesprächen quält. Dann versteht ihr vielleicht wie es den Chinesen geht wenn man sie über Mao, Regierung, usw. fragt :)
Wie meinst du das? Hitler wird heutzutage von den Deutschen fast einhellig negativ gesehen, und die Deutschen sind sich des Unrechts sehr wohl bewusst, das von ihren Vorfahren begangen wurde.

In China ist das mit Mao oft ein bisschen anders...
Verstehst du das nicht? Den durchschnittlichen Chinesen berührt Mao wenig bis gar nichts. Der stellt eine historische Figur dar, zwar eine sehr wichtige aber das war es schon. Die Chinesen laufen schon lange nicht mehr in "Mao-Anzügen" (wie sie im Westen genannt werden) herum und zitieren aus dem kleinen roten Büchlein. Das Mao Bild der Chinesen ist selbstverständlich ein anderes. Während er bei uns als extrem überzeichnete Dr. Fu Manchu Karikatur behandelt wird, gilt er in China als eine Art Landesvater oder vielleicht besser als 1. Kaiser der kommunisischen Dynastie ;-). Und wie so die 1. Kaiser einer Dynastie meistens so waren, waren diese meist brutale und berechnende Herrscher, die aber einen von Bürgerkrieg zerrissenen und blutenden Staat wieder vereinten und somit auf lange Sicht wieder eine Phase der Stabilität einleuteten.

Darüber aber wollen sie mit "Westlern" nicht reden. Warum? Weil sie die Sicht der "Westler" die meist in einer ideologischen Demokratie vs Diktatur Geraden gefangen ist, ja nicht teilen und somit automatisch unter deren Anklage stehen. Mal ganz ehrlich, wir "Westler" diskutieren ja meist nicht historisch interessiert motiviert sondern moralisch - ideologie verbreitend motiviert. Eine Diskussion ist daher meist ähnlich wie ein Gesprächs mit einem evangelikalen Missionar aus den Südstaaten der einem von der Sündhaftigkeit überzeugen und auf den "richtigen" Weg führen möchte.

Chen8 sagt hier nichts anderes als, dass "komm jetzt reden wir mal darüber wie böse ihr wart und seid" lästig ist. Ähnlich lästig wie wenn die Deutschen ständig mit Hitler und Nazis konfrontiert werden. Oder wenn ein Fleischesser sich eine Predigt über das leiden der Tiere anhören muss. Oder wenn man nicht einmal in Ruhe ein Bier trinken kann, weil der Sitznachbar nervt und ständig von den Vorteilen von Sojamilch schwatzt. Oder ganz extrem, wie wenn ein Mädchen das eine Abtreibung vor sich hat, vor der Klinik mit blutigen Fötusplastikpuppen bombardiert wird.

Zum Thema Hitler und Chinesen noch etwas. Wenn Taxifahrer Hitler ins Gespräch finden, dann weil ihnen nichts besseres einfällt und über Geschichte reden. Sie bringen ihn nicht ins Spiel um Deutsche zu schockieren. Ich glaube ihnen ist nicht einmal klar, dass Deutsche so ein verkrampftes Verhältnis mit ihrer Vergangenheit haben.


ps- etwas polemisches (sic! Also nicht wortwörtlich nehmen. Soll mehr zum Nachdenken anregen) bezüglich Aufarbeitung: :lol:
- Die maoistische Idee ist in China so gut wie tot. No na.
- Der Nationalsozialismus ist in Deutschland aber seit den letzten Jahren wieder im Vormarsch. Trotz strenger Verbote.

- "Maoisten" sind in China höchstens noch ein paar alte Leute die langsam wegsterben.
- "Nazis" sind in Deutschland immer mehr junge Leute. Es gibt inzwischen sogar den eigenen Begriff "Neonazi" weil diese so verbreitet sind. Von "Neo-Maoisten" hab ich noch nix gehört.

- Mao wird von den "alten Maoisten" zugute gehalten das er das Land nach einer Periode von fast 100 Jahren Bürgerkrieg und Kolonialismus wieder vereinigt hat und selbstständig gemacht hat. Seine Verbrechen werden von den "alten Maoisten" verschwiegen oder geleugnet. Warum? weil man sich deren schämt oder sie nicht wahrhaben will.

- Hitler wird von den "Neo Nazis" zugute gehalten, dass er die "Judenfrage lösen wollte und Ausländer, Schwule und anderes Gesocks an seinen Platz verwiesen hat". Die Neonazis sind geradezu stolz auf die blutigen Taten von Hitler. Relativiert werden sie höchstens ab und zu in der Öfffentlichkeit von ein paar Figuren um ihn mehr Mainstream machen zu können um unentschlossene potentielle Anhänger zu ködern oder den Antifaschisten "Propaganda" vorzuwerfen. In der Naziszene selbst ist man stolz auf die Verbrechen und voller Haß auf die Opfergruppen.

Soviel zum Thema - Deutschland muss China bei der Aufarbeitung helfen ;-)
Bernhard
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Re: Taxigespräche...wie ich sie vermisst habe! ^^

Beitrag von Bernhard »

Ich glaube nicht, dass die meisten Deutschen über die deutsche Vergangenheit nicht reden wollen. Die meisten Deutschen haben sich von diesem dunklen Kapitel distanziert und haben keine Probleme damit, es ernsthaft zu diskutieren. Es ist nicht so, dass sie sich bei Erwähnung dieser Zeit in ihrem Nationalstolz gekränkt fühlen. Es ist auch nicht so, dass sie sich an den Pranger gestellt fühlen. Einmal deswegen nicht, weil die meisten diese Zeit gar nicht mehr erlebt haben. Und dann auch, weil Deutschland und die Deutschen allgemein das Unrecht engesehen haben, sich in keiner Weise mehr damit identifizieren und dieser Zeit auch nichts Gutes abgewinnen können. Von einigen Unverbesserlichen rede ich hier nicht.

Die Deutschen haben "verkrampftes Verhältnis" zu ihrer Vergangenheit? Wenn, dann nur in der Hinsicht, dass sie sich immer dafür entschuldigen müssen. Dass sieht man im Ausland manchmal so, und einige Rechtsradikale stoßen in dieses Horn. Meine Meinung ist das nicht oder nur sehr bedingt.
beowulf hat geschrieben: Zum Thema Hitler und Chinesen noch etwas. Wenn Taxifahrer Hitler ins Gespräch finden, dann weil ihnen nichts besseres einfällt und über Geschichte reden. Sie bringen ihn nicht ins Spiel um Deutsche zu schockieren.
Das Schockierende ist ja nicht, dass sie ihn erwähnen; das Schockierende ist, dass sie sich des Unrechts gar nicht bewusst sind, das er getan hat. Gerade weil Deutsche sich dessen eben sehr bewusst sind.


zum Thema Nazis und Neo-Nazis:

Paul Spiegel sagte einmal: "Wenn einer einmal Lungenentzündung hatte, schaut man sehr aufmerksam hin, wenn er mal wieder hustet", oder so ähnlich.
Auch wenn jeder Nazi ein Nazi zu viel ist, ist ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung nicht hoch (auf die gesamte Republik gesehen; in manchen Gegenden mag es (leider) anders sein).

In Deutschland gab es in den 60-er und 70-er Jahren auch keine Nazis. Zumindest spielten sie keine Rolle. Weil's wirtschaftlich bergauf ging. So wie jetzt in China.
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