onscho hat geschrieben:Ok, wenn wir das so betrachten war noch nie ein land kommunistisch (und jetzt komme mir keiner mit der kommunistischen Urgesellschaft), sondern höchsten sozialistisch.
Vereinfacherungshalber finde ich es trotzdem Ok, wenn man vom Mao-China als kommunistisch spricht.
Ich glaube auch nicht, dass der Kommunismus heute noch als Legitimationsmittel zum Machterhalt
gebraucht wird. Die KP würde sich warscheinlich am liebsten in Starkes-harmonisches-China-Partei umbennen.
Eine "kommunistische Urgesellschaft" ist völliger Schwachsinn, da die menschliche Urgesellschaft eine Substitutionswirtschaft war, passt also überhaupt nicht zur kommunistischen Dialektik. Du hast richtig erkannt, dass man bisher nur von sozialistischen Gesellschaften reden konnte. Dieser Versuch ist, wie wir inzwischen wissen, gründlich schief gegangen, hat aber auch nichts mit der marx´schen Grundidee zu tun, sondern ist eine leninistische Interpretation. Aber für China gilt selbst der Begriff nicht, da die sozialistische Revolution (wie auch die kommunistische) vor allem vom Proletariat getragen wird. Mao wiederum machte die Bauern zur revolutionären Masse, mangels Proletariat in China. Das widerspricht diametral kommunistischen Grundsätzen.
Selbstverständlich wird der Kommunismus bzw. der Aufbau einer kommunistischen Gesellschaft immer noch als Legitimation der KPCh missbraucht. Wenn man keinen Kommunismus aufbauen will, wozu braucht man dann noch eine KP und diese sogar mit Alleinvertretungsanspruch. Das die Praxis völlig anders aussieht, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Was Maos Leistungen angeht, so sollte man diese schon sehr differenziert betrachten. Mit Ausrufung der Volksrepublik endete eine fast hundertjährige Bürgerkriegsphase, an welcher die KPCh allerdings auch einen großen Anteil hatte. Der KMT war es nicht gelungen die drei großen Revolutionen Suns durchzuführen. Dies konnte die KP entsprechend propagandistisch ausschlachten. In der Frühphase der Volksrepublik kann man sicher auch davon ausgehen, dass es einem Großteil der Menschen in China besser ging. Was allerdings kaum verwunderlich ist, da die meisten Chinesen am Existenzminimum lebten. Man sollte hierbei aber auch nicht vergessen, dass die KMT keine demokratische Alternative zu KP darstellte. Auch die KMT war eine Kaderorganisation und keine demokratische Partei und wer sich die Verhältnisse im China der frühen 30er ansieht, wird hier wohl kaum von einer demokratischen Republik sprechen können, in welcher Bürgerrechte Beachtung fanden.
Man kann auch nicht sagen, dass Mao mit Errichtung der Volksrepublik, China von ausländischem Kapital unabhängig gemacht hätte. Dies kam nämlich immer noch, allerdings nun von der UdSSR. Erst der spätere Bruch mit der SU, nachdem dort die stalinistische Diktatur allmählich aufgearbeitet wurde, isolierte China endgültig; mit fatalen Folgen. Durch seine Doktrin der permanenten Revolution und seinen Kampanien „der tausend Blumen“ bzw. „des großen Sprung“ eliminierte Mao nicht nur die Bildungselite Chinas sondern verurteilte Millionen Menschen zum Hungertod. Inwieweit hier andere Kader eine Mitschuld tragen, bleibt einer zukünftigen Aufarbeitung vorbehalten. Jedoch muss man Mao eindeutig die Hauptschuld antragen. Seine letzte große Kampanie der „Kulturrevolution“ schließlich stürzte China wieder ins totale Chaos.
Letztendlich stellt sich jedoch die Frage, ob China mit Tschiangs KMT besser gefahren wäre. Man kann hier die Entwicklung Taiwans nicht unbedingt als Vergleich heranziehen.