"Europa qua vadis"
Für Europa - und auch andere Teile dieser Welt - sehen die Prognosen nicht so schlecht aus.
Man darf den Einfluss der Politik in Demokratien nicht überschätzen.
Die Gesellschaft geht ihren eigenen Weg, die Wirtschaft ebenso, die Medien sowieso. Niemand muss dabei Rücksicht auf ein vergreistes "Zentralkommitee" nehmen. Gott sei Dank.
Bei den volkswirtschaftlichen Analysten herrscht im Großen und Ganzen Einigkeit darüber, was in den kommenden Jahren wahrscheinlich wichtig sein wird.
Wirtschaftlich werden neue, große Wachstumsbranchen entstehen:
- alternative Energiegewinnung, Transport und Bereitstellung
- nachhaltige Nahrungsmittelindustrie,
- Robotik und künstliche Intelligenz,
- neue Verkehrs- und Mobilitätsrechnik
Um in diesen Segmenten erfolgreich zu sein, wird die politisch oft genannte "Innovationsfähigkeit" zwingend erforderlich sein.
Also staatliche Grundlagenforschung, geförderte Unternehmensforschung, Risikobereitschaft und Risikokapital, exzellente Universitäten mit supranationaler Vernetzung auf höchstem Niveau (Nobelpreis-Ebene), gesellschaftliche Experimentierfreudigkeit und Kreativität, multilaterale Ansätze, Recht des Scheiterns.
Hinzu kommen gesellschaftliche Herausforderungen
- deutlich geänderte Arbeitszeitmodelle und -inhalte
- in einigen Staaten Überalterung der Gesellschaft
- weniger zu verteilende Arbeit / Sockelarbeitslosigkeit
International wird sich die "Globalisierung" neu aufstellen, die Fertigungstiefe wird generell erhöht, Lieferanten werden diversifiziert, die Absicherung von Lieferketten wird Grundlage von Entscheidungen sein. Neue Wirtschafts- aber auch Verteidigungsbündnisse werden die Welt in neue Regionen aufteilen.
Die genannten Wachstumsbranchen werden - je nach Quelle - bis 2030 einen
Umsatz von 100-120 Billionen US Dollar generieren.
Das klingt alles furchtbar akademisch, führt aber zu ganz praktischen Erkenntnissen:
- 90% der notwendigen Innovationen werden in Europa und Nordamerika entstehen, der Rest in Asien (Japan, Taiwan)
- Flächenländer mit großen, unbewohnten Regionen (auch an Küsten) werden zu Hauptlieferanten im Primärsektor (Rohstoffe) aufsteigen, beispielsweise Kanada, und die OPEC ablösen
- in Hochtechnologieländern werden die Wachstumsbranchen einen Boom auslösen, der es ermöglicht, die gesellschaftlichen Probleme der Überalterung und Sockelarbeitslosigkeit sozial zu lösen
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Im Klartext:
Die USA besitzen die allerbesten Voraussetzungen, wenn es um staatliche, industrielle, intellektuelle und gesellschaftliche Voraussetzungen geht. Sie werden der "Gewinner" der kommenden Jahre sein.
Europa wird eine Renaissance erleben, wenngleich auch nicht in allen Staaten. Deutschland war bereits 2019 nur knapp an einer Rezession vorbeigeschrammt, ein überaltertes Management von Großkonzernen mit alten Ideen, Innovationsfeindlichkeit und Gefälligkeitspolitik ohne Steuerungsfunktion werden hier genannt.
Im asiatischen Raum werden Japan und die Phillipinen stärker in internationale Netze eingebunden, kleinere Staaten wie Vietnam und Malaysia, die heute schon stärker wachsen als China, werden dies ausbauen können.
Indien, aber auch die Türkei, werden Ziel der Verlagerung von ganzen Produktionssegmenten sein, die heute noch in China angesiedelt sind.
Und China?
China wird in den kommenden Jahren mit einer Wirtschafts- und Finanzkrise zu kämpfen haben, deren Ende offen ist. Je nach Leidensfähigkeit der 1,28 Milliarden Chinesen wird dies die Einparteien-Diktatur überleben oder auch nicht.
Gemessen an den USA, bringt China faktisch nichts mit, was für eine Teilnahme an den "booming markets" spricht.
Die immer drastischer werdende Überalterung der chinesischen Bevölkerung ohne soziales (Auffang-) Netz wird spätestens 2030 zu einem dominanten Problem.
Da ist es doch gut, wenn man dann "woanders" ist
)
Der größte Verlierer wird übrigens Russland sein, da sind sich alle mir bekannten Quellen einig.