VR China - quo vadis?

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da hai
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Re: VR China - quo vadis?

Beitrag von da hai »

otternase hat geschrieben: 27.09.2023, 09:35
da hai hat geschrieben: 27.09.2023, 08:38 Das mit der Abkapselung sehe ich auch als Problem an,
die Abkapselung gibt es, sogar sehr stark, aber ist sie ein Problem? Die meisten chinesischen Studenten wollen einfach nur lernen, schnell einen vorzeigbaren Abschluss erreichen, um schnell zurückkehren zu können und in China arbeiten zu können. Die Abkapselung ist da ganz natürlich.

Abkapselung sehe ich als Problem, wenn Menschen, die dauerhaft nach Deutschland gekommen sind, die Deutschland zu ihrer neuen Heimat machen wollen (zB. Flüchtlinge), sich ihre eigenen Ghettostrukturen schaffen und nach eigenen Gesetzen, zB. dem Koran, leben wollen.
Oder wenn die Blase, in die sich die Menschen einkapseln, kriminell oder terroristisch ist (man erinnere sich an die Hamburger Terrorzelle an der TUHH, aus der die 9/11 Attentäter kamen).

Beides scheint mir bei chinesischen Studenten nicht der Fall zu sein, daher halte ich die Abkapselung der chinesischen Studenten nicht unbedingt für ein "Problem"...
Du beschreibst jetzt die Extreme von Abkapselung. Insbesondere an der Uni gehts aber auch um Austausch und darum seinen eigenen Horizont zu erweitern. Mir erschließt sich nicht, welche Vorteile nun eine jahrelange Isolation vom Rest der um mich rum lebenden Gesellschaft in der ich mich bewege bringen soll. Ist jetzt auch nichts was nur Chinesen betrifft. Hinzu kommt, dass du auch nicht weißt ob du in Deutschland dauerhaft bleibst. Meine Frau wollte auch nur schnell ihr Studium in Deutschland absolvieren und danach versuchen eine Professur in China zu bekommen. Bis wir uns halt kennengelernt haben. Auch aus unserem chinesischen Freundeskreis in Deutschland weiß ich nicht, wie viele Leute tatsächlich hier bleiben wollten, wo sich das aber auch auf Grund der Situation in China oder geänderter Lebensumstände anders ergeben hat.
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Re: VR China - quo vadis?

Beitrag von otternase »

@da hai
von "Vorteilen" sprach ich nicht, ich wollte nur darauf hinweisen, dass die Abkapselung chinesischer Studenten, im Gegensatz zur Abkapselung anderer Gruppen in Deutschland, keinen Schaden für Dritte bewirkt, somit für die Gesellschaft kein "Problem" darstellt. Dass die Studenten sich damit um Chancen zur Horizonterweiterung und zum Lernen bringen, ist deren eigenes Problem, aber als volljährige mündige Menschen dürfen sie sich selbst ja Probleme machen, solange sie keinen Dritten damit schaden...
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Saiber
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Re: VR China - quo vadis?

Beitrag von Saiber »

Und ich dachte tomxian hat sich nach eigenen Worten verabschiedet, lach. War wohl nichts. :lol: :lol: :lol:

Er tut so als ob er exklusiv Daten hat, die keinem zugänglich sind, geniert sich als Experte und Profi was dem angeht und hat im Grunde doch so wenig Ahnung wie einer der zum ersten Mal einen gebratenen Reis gefressen hat und meint dass wäre schon alles.


China Has $3 Trillion of ‘Hidden’ Currency Reserves, Setser Says (Bloomberg, 30. June, 2023)

China is sitting on a US$6 trillion pile of money, half of which is “hidden,” and that presents a new kind of risk to the global economy, according to Brad Setser.

A lot of the country’s foreign-exchange reserves don’t show up in the official books of the People’s Bank of China, the former US trade and Treasury official wrote in a report on The China Project, a New York-based news platform. Instead, what can be called “shadow reserves” appear among the assets of entities such as state commercial lenders and policy banks, Setser said.

https://www.bloomberg.com/news/articles ... kout=true

Und nur mal das in eine Relation da gegenüber zu stellen um die Menge der Reserven zu begreifen.

China hat so offiziel and ie 3.5 Billionen USD (Trillions in Englsich) Ausländische Reserven in der Tasche. Ungefähr 3 Billionen (Trillions in Englisch) sind inoffiziel irgendwo vorhanden die absichtlich nicht in den veröffentlichen Büchern vorkommen und der Öffentlichkeit präsentiert wird. Also ungefaehr 6 Billionen USD an Reserven angesammelt.

Die Bauunternehmer Branchen Krise um Evergrande etc., die ganzen Schulden die sie angehäuft haben ..... beträgt ca. 1 Billionen USD (1 Trillion USD in Englisch). Evergrande alleine hat 350 Milliarden an Schulden, die sie nicht begleichen koennen.

Beijing, kann Morgen schon sofort diese 1 Billionen Krise beseitigen mit einem Bail-Out, sowie die Amerikaner damals 2008 es mit der Wallstreet tat und alle Banken und Boersenspekulanten rettete. Und Trotzdem haben sie noch genügend Geld zur Verfügung um die Seidenstraße weiter voranzutreiben. Die Frage ist nicht ob sie es koennen, sondern ob sie das wollen. Der Grund liegt darin, dass sie das Uebel in der Bauindustrie, die seit 2 Jahrzehnten bestehen ausmerzen wollen. Fuer China ist das keine Staats Krise sondern eine Frage des Prinzips.

Nur nicht dass der Tom danach vor lauter Wut Gift und Galle spuckt.
Echtes Wissen ist, wenn Du das, was Du weisst, als Wissen erkennst, und das, was Du nicht weisst, als Nichtwissen akzeptierst.
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Re: VR China - quo vadis?

Beitrag von Syndikus »

TomXian hat geschrieben: 19.09.2023, 16:54
1. Gigantische Schulden (seit 2013).
Die gesamte Wirtschaftsverschuldung (öffentlicher, privater und kommerzieller Sektor) hat 400 % des BIP überschritten.
Ein weiterer Weltrekord!
Und die Währungsreserven, die es vor vielen Jahren vielleicht mal gab, hat Peking mittlerweile mehrfach ausgegeben.
CN-Unternehmen haben mehr als doppelt so hohe Schulden wie in den USA oder der EU.
Alles auf Kredit... das BIP-Wachstum ist seit 10 Jahren auf Pump.

2. Massenarbeitslosigkeit (seit mindestens 2019).
Für junge Menschen bis einschließlich 25 Jahre gibt China offiziell und versehentlich eine Arbeitslosenquote von 21 % an.
Und China hat nun jede weitere Ermittlung und Veröffentlichung dieser Zahl verboten. Das ist möglicherweise besser als die übliche Lügenpropaganda.
Spätestens seit 2022 glaubt ohnehin niemand mehr an die Propagandalügen.
Andere Analysen gehen von einer gesamtchinesischen Arbeitslosigkeit von 25 % aus. Aus meiner eigenen Erfahrung könnte das durchaus stimmen. Großartige Leistung von Xi!!

3. Schrumpfende Wirtschaft (seit mindestens 2017), riesige Insolvenzwelle.
Der größte Sektor, die Bauindustrie (30 % des BIP), ist faktisch zusammengebrochen. Nach Evergrande mit 360 Milliarden US Dollar Schulden meldeten 45 weitere Unternehmen Insolvenz an und dann die Nummer 1... Country Garden!
Derzeit wächst kein einziger Wirtschaftssektor in China und der private Konsum bricht weiterhin ein (wie schon seit einem Jahrzehnt).
Mehrere lokale Banken mussten bereits vor der Insolvenz gerettet werden; Laut Gartner haben allein im Jahr 2021/2022 über 200.000 Unternehmen ihren Betrieb eingestellt und nie wieder eröffnet.
China steckt den Kopf in den Sand, selbst wenn Unternehmen öffentlich Insolvenz anmelden. Diese Unternehmen werden einfach nicht liquidiert. Extrem dumme Sturheit von Xi und den Quacksalbern aus Peking.

4. Niedrigste Geburtenrate aller Industrienationen.
Ja, so ist das im Turbokapitalismus.
Kaum jemand kann sich finanziell mehr leisten, ein Kind zu bekommen.
Selbst in einer „besseren“ – also korrupteren Grundschule – kostet es 1-2 Jahresgehälter eines Bankangestellten, nur um das Schulgeld zu bezahlen.
Pro Jahr!
Und wer finanziert die Älteren und Kranken?
Für viele Analysten steht fest, dass dieser soziale Sprengstoff in den kommenden Jahren einer der Hauptgründe für den Niedergang Chinas ist.

5. Ausufernde Unternehmensflucht (seit 2017).
SAMSUNG, APPLE, viele andere und jetzt auch BMW. Man geht in andere Länder, wo man weniger ausgeraubt, illegal erpresst, illegal kopiert und schlechter gestellt wird.
Für viele ist Mexiko mittlerweile wichtiger als China und mittlerweile der größte Handelspartner der USA.
Dort gibt es höhere Löhne, viel bessere Bildung, deutlich bessere Produktivität als in China. Mexiko weiß, wie es geht.
Aber auch Vietnam, Malaysia, Singapur und viele andere, die alle seit Jahren ein größeres Wachstum und eine größere Beliebtheit als China haben.

6. Jahre der Kapitalflucht (mindestens seit 2018).
Ausländische Investitionen in China sind derzeit auf einem 25-Jahres-Tief!
WOW! Das musst man erst einmal hinbekommen, Xi!
Sich so schnell so viele Feinde zu schaffen, ist schon extrem geil!

7. Währungsverfall (seit 2022).
Das wertlose, bunte Toilettenpapier, wie manche es nennen, die Ren Min Bi, welche in der nicht-chinesischen Welt keinen Wert hat, weil sie nirgendwo gehandelt werden kann und daher dieses Toilettenpapier nicht in echte Währungen getauscht werden kann, wurde seit dem 4. März 2022 um satte 17 % abgewertet.
Um die nicht wettbewerbsfähigen, illegalen Kopien westlicher Produkte vielleicht doch noch - über den Preis - zu verkaufen.

8. Zehn Jahre „Neue Seidenstrasse“ !
Gratulation zu 1.560 Milliarden verbrannten US Dollars!
Es gibt 55 Staaten auf dieser Welt, die als „unfrei“ oder als Terrorstaaten eingestuft werden.
52 von denen sind Mitglied in der neuen Seidenstrasse. Ein toller Club!
Fast alle von denen stehen nun kurz vor der Staatspleite und können die Darlehen aus China für unsinnige Infrastrukturprojekte nicht zurückzahlen.
Das korrupte China hätte doch wissen müssen, dass solch korrupte Staaten das Geld versickern lassen … aber na ja, Xi eben.
1.560 Milliarden ist ja auch nicht so viel. Die Chinesische Staatsbahn hat 2.000 Milliarden USD an Schulden und ist das höchstverschuldete Unternehmen auf der Welt.
Wohin man auch blickt, tausende Milliarden Schulden.
So viele Christbaum-Kugeln und Elektro-Klimbim kann man gar nicht exportieren und das ist das, was China zum allergrössten Teil tut.
Sicherlich pointiert geschrieben. Entspricht den Einschätzungen in Singapur. Je nach Quelle werden hier 71.000-74.000 Milliarden US Dollar Gesamtschulden für China genannt.

Mehr Sorgen verursacht in der Region das wirtschaftliche Wegbrechen in China und - damit verbunden - dessen außenpolitische Aggressivität. Krieg mit Taiwan liegt schwer in der Luft. Singapur wird versuchen neutral zu bleiben.

Auch deshalb haben wir ein paar tausend Chinesische Schüler in der Stadt, auch in Grund- und Mittelschulen, obwohl bereits staatliche Mittelschulen kostenpflichtig sind (ab 20.000 RMB/Jahr, meist aber 40.000 RMB/Jahr). Für ein Studienjahr muss man mit 400.000 RMB rechnen, bei medizinischen Fakultäten auch mit 600.000 RMB pro Jahr.

Finanziert wird das ganze über Family Offices, also Gesellschaften, die große Vermögen verwalten. SG ist (noch) eines der letzten Schlupflöcher, trotz OECD Mitgliedschaft, wo die Mittelherkunft nicht so genau ermittelt wird.

Nach der Flut der chinesischen Wirtschaftsflüchtlinge, die über SG hereinbrach und viele Milliarden Dollar hineinspülte, hat mich wirklich einmal interessiert, warum Chinesen das Lebenseinkommen eines Durchschnittschinesen in die Ausbildung eines Kindes investieren.

Ich hab mal recherchiert.

Setzt man die Google-Brille auf, erfährt man schnell, dass es in China rund 200.000 private Schulen gibt, an denen 56,4 Millionen chinesische Schüler eingeschult sind. Meine Güte!

Diese Schulen unterrichten den chinesischen Lehrplan, unterstützen die Führung der Kommunistischen Partei Chinas und halten die "Kernideale" des Sozialismus im gesamten Lehrplan hoch. Diese Schulen dürfen nicht verwechselt werden mit Schulen, die einem internationalen Lehrplan folgen. Dort sind nur Ausländer als Schüler erlaubt.

Diese Schulen verlangen Gebühren, die teilweise höher sind als die "internationaler" Schulen (150.000 - 250.000 RMB / Jahr), bieten aber auch kleinere Klassenstärken, qualifiziertes Personal und gute Lehrmittelausstattung. Eltern zahlen dies, weil Abgänger dieser privaten Schulen im Regelfall durch bessere Noten (im Punktesystem) eine viel größere Chance haben, von einer der chinesischen Universitäten akzeptiert zu werden, die späteren beruflichen Erfolg versprechen. Manche (teure) Schule ermöglicht auch den Zugang zu Hong Kong.

Selbst ein Akademiker-Haushalt außerhalb von Shanghai kann solche Summen einkommensseitig wohl kaum stemmen und muss auf Alternativen zurückgreifen.

Ich hab auch gelernt, dass alle weiterführenden, staatlichen Schulen in China, also "high schools", usw., grundsätzlich kostenpflichtig sind und ebenso sämtliche Studiengänge!

Eltern, die sich weder eine Ausbildung im Ausland noch den Besuch einer Privatschule mit staatlichem Lehrplan leisten können, schicken ihre Kinder zu Aufbauschulen und Nachhilfeschulen. Dazu werden die Wochenenden genutzt und die rund 3 Monate an schulfreier Zeit im Jahr. Die Anzahl dieser Schulen geht in die Hunderttausende und stellt in China einen bedeutenden Wirtschaftszweig dar.
Über die Zeit werden auf diesem Weg oft deutlich sechsstellige RMB-Summen in die Ausbildung des Kindes investiert und dies umfasst einen Großteil der Bevölkerung.

Und hat man es dann geschafft, dass sein Kind auf der Uni ist, fallen die nächsten Kosten an. Ist man an einer der bekannteren Universtitäten mit Aussicht auf einen guten Job nach dem Studium in China, muss man sich auf etwa 80.000 RMB pro Jahr einstellen.
Bei den wenigen, international etwas vernetzten, Universitäten wie der Tsinghua in Peking, muss man mit 680.000 RMB Studiengebühren für einen englischsprachigen MBA rechnen, zuzüglich Kosten für das Studentenwohnheim und Lebensunterhalt.
Auch bei den billigsten der Billigen geht es nicht gratis zu.
Dezentrale, eher unbekannte Universitäten irgendwo in China bieten zwar jährliche Gesamtkosten von nicht einmal 30.000 RMB pro Jahr, dies aber nur in nicht-technischen und nicht-medizinischen Studiengängen, die Jobaussichten sind danach aber düster.

In meinem Unternehmen haben Bewerber mit einer ausschließlich chinesischen Ausbildung kaum eine Chance. Inhalt und Umfang von Chinesischen Studiengängen sind oft abgespekt und verändert. Es fehlen die soft skills für eine künftige Führungskraft, auswendig lernen anstatt verstehen, wenig Transferwissen, statische Lösungsansätze anstelle von dynamischen, problemorientierten Lösungsansätzen.
Ich werde von HR häufig hinzugezogen und kenne deren feed back.

Kurzum: Halbwegs ordentliche Ausbildung ist in China fast nur gegen Geld zu bekommen. Gegen viel Geld.
Einkommensschwache, aber auch mittlere Einkommensschichten können nicht mithalten.
Den Vermögenden scheinen die Kosten egal zu sein, auch in Singapur.

Ein Narrativ, dass China eine kostenfreie oder günstige, staatliche, wettbewerbsfähige Ausbildung auf schulischer und universitärer Ebene für jedermann anbietet, halte ich für sehr unrealistisch.
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Re: VR China - quo vadis?

Beitrag von haku »

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Re: VR China - quo vadis?

Beitrag von da hai »

Statistik 2019 für China

Öffentliche Schulen:
161.000 Grundschulen mit insgesamt 105.612.000 Schülern
52.000 Mittelschulen mit insgesamt 48.271.000 Schülern
14.000 Oberschulen mit insgesamt 24.143.000 Schülern

Privatschulen:
6.228 Grundschulen mit 9.449.000 Schülern (9,0% der gesamten Grundschüler Chinas)
5.793 Mittelschulen mit 6.874.000 Schülern (14,2% aller Mittelschülerinnen und -schüler Chinas)
3.427 Oberschulen mit 3.597.000 Schülern (14,9% aller Oberschülerinnen und -schüler Chinas)

Quelle: http://de.moe.gov.cn/documents/reports/ ... 36683.html

Beim Anteil der Mittel- und Oberschüler*innen bin ich etwas überrascht und hätte die etwas niedriger verortet. Zur Einordnung: In Deutschland liegt der Anteil der Schüler*innen der allgemeinbildenden Privatschulen bei 8,3%, in Belgien bei 56,9%, in GB bei 54,3% und in Spanien bei 30,8%.

Quelle: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesel ... cationFile.
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Re: VR China - quo vadis?

Beitrag von Syndikus »

da hai hat geschrieben: 08.10.2023, 18:53 Statistik 2019 für China
Falls ich in einem sozialen Brennpunkt in Deutschland wohnen würde, etwa Berlin-Kreuzberg, und über das Recht der freien Schulwahl kein vernünftiges Ergebnis erhielte, würde ich mich für eine Privatschule für mein Kind entscheiden.

Durchschnittlich werden dort 250-300 Euro im Monat verlangt und einen solchen Betrag können viele schultern.

Das durchnittliche Haushaltsbruttoeinkommen beträgt in Deutschland 5.476 Euro, das "ausgabefähige" Einkommen 4.268 Euro.

Da sind 250-300 Euro für die Privatschule keine Überforderung, zumal dies auch noch von der Steuer abgesetzt werden kann.

Besserverdienende streichen einfach einen Besuch in einem guten Restaurant im Monat und die Sache ist erledigt.

Deine verlinkte Webseite ist eine der Veröffentlichungen des zur Propaganda verpflichteten Bildungsministeriums von China, denen ich natürlich skeptisch gegenüber stehe. In diesem Falle scheint man bei der Wahrheit geblieben zu sein, von den Klassengrößen einmal abgesehen.

In Deiner Quelle heisst es: "Landesweit erhöhten sich die privaten Bildungseinrichtungen 2019 um 8.052 auf 192.000, das waren 36,1% aller Schulen und Hochschulen. [...] Die Gesamtzahl der Lernenden und Studierenden stieg um 2.384.000 (4,4% in Prozenten) auf 56.166.000. Das waren 19,9% aller Schüler und Studierenden in China."

Dies deckt sich ja zu fast 100% mit meinem Recherce-Ergebnis:
"rund 200.000 private Schulen gibt, an denen 56,4 Millionen chinesische Schüler eingeschult sind".

Tolle Sache!

Nur, mit dem Streichen eines Familienabendessens in einem guten Restaurant ist die Ausbildung auf einer Privatschule nicht erledigt.

Der finanzielle Stress geht ja schon im Kindergarten los. Viele der besseren Grunschulen setzen den Besuch eines "guten" Kindergartens voraus. Eltern verausgaben sich hier bereits, um die erste wichtige Weiche zu stellen. Und "99,3% aller eingeschulten Kinder haben zuvor die Angebote der frühen Bildung in Anspruch genommen.", sagt Deine Quelle.

In städtischen Gebieten haben knapp 30% der Kindergärten eine private Trägerschaft (wie Deine Quelle ausführt), sind also privat und kostenpflichtig, wie übrigens auch die "am Gemeinwohl orientierten" Kindergärten.

An Preisangaben habe ich gefunden: 30.000 RMB / Jahr gilt als billig, 150.000 RMB / Jahr für einen Kindergarten als teuer.

Die große Masse der "Trainingschools", Nachhilfeschulen, Ferienschulen, usw., die an Wochenenden und in der Schulferien die Schüler bilden, entweder um fehlende Leistung der staatlichen Schule auszugleichen oder um Vorteile ggnüber Mitschülern zu erreichen, sind in Deine Quelle ausgeklammert (Fussnote [2]).

Gerade in diesem Segment werden wohl die höchsten Umsätze erzielt.

Statt Google kann man einfach betroffene Menschen befragen.
Dies habe ich in den letzten Tagen mal unter meinen chinesischen Kollegen gemacht, die hier zur innerbetrieblichen Schulung sind.
Einige von denen sind selbst Eltern.
Trotz regionalen Unterschieden geben alle an, dass eine ordentliche Ausbildung eines Kindes einige Hundertausend RMB kostet, wer Eliteschulen oder -Universitäten in Betracht zieht, auch ein Mehrfaches davon.

Die Frage, ob dies auch kostenfrei oder für kleines Geld geht, wurde mit einem Lächeln quittiert.

Für mich ist damit dieses überschaubare Thema auch erschöpfend behandelt.

Es ist offensichtlich, dass man bereits einen "guten" Kindergarten benötigt, um von einer "guten" Grundschuld akzeptiert zu werden, mal ganz abgesehen von anderen Fragen wie etwa dem Wohnsitz. Dies setzt sich dann über Mittelschule, Oberschule und Universität fort.

Fast alle Kinder nehmen schulergänzende Leistungen in Anspruch oder besuchen gleich private Schulen. Dies führt zu enormen finanziellen Belastungen der Familien, die dann auch noch hoffen müssen, dass kein Krankheitsfall in der Familie auftritt mit längerem, stationärem Aufenthalt, was in den Ruin führen kann.

Alles in der Hoffnung, später zu der kleineren Gruppe zu gehören, die einen gut besoldeten Job ergreifen kann.

Um es allgemein zu sagen: Ordentliche Bildung ist China meist nur von reichen Eltern für ihr Kind erreichbar, wobei das Bildungsniveau internationale Standards nicht erreicht.

P.S.: Deine "Einordnung" dient eher der Verwirrung.
Belgien beispielsweise hat keine Schulpflicht.
Eltern dort entscheiden selbst, wie ihr Kind ausgebildet wird, etwa durch Hausunterricht. Oder später durch private Bildungseinrichtungen.
Dies ergibt folgerichtig einen hohen Anteil in privaten Schulen (öffentliche gibt es wenige), der die chinesischen Zahlen Deiner Quelle offensichtlich relativieren soll.
Dies ist gewollt und gehört in die Kategorie "fake news".

In China ist ohne Moos nix los.
Insbesondere nicht in der Ausbildung eines Kindes.
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Tom/Juergen/Syndikus in Not

Beitrag von Laogai »

TomXian AKA JuergenH AKA Syndikus, du/ihr stecktst/steckt offensichtlich in finanziellen Schwierigkeiten. Du/ihr könnt euch die Ausbildung des Nachwuchses nicht mehr leisten. Wie können wir dich/euch dabei unterstützen?

Uns ist sehr gelegen daran, dass deine/eure Nachkommen mehr Bildung erfahren als ihr/du! Das ist sicherlich auch in deinem/euren Interesse.

TomXian AKA JuergenH AKA Syndikus, bitte eine baldige Rückmeldung!
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Re: Tom/Juergen/Syndikus in Not

Beitrag von haku »

Laogai hat geschrieben: 09.10.2023, 22:39 TomXian AKA JuergenH AKA Syndikus, du/ihr stecktst/steckt offensichtlich in finanziellen Schwierigkeiten. Du/ihr könnt euch die Ausbildung des Nachwuchses nicht mehr leisten. Wie können wir dich/euch dabei unterstützen?

Uns ist sehr gelegen daran, dass deine/eure Nachkommen mehr Bildung erfahren als ihr/du! Das ist sicherlich auch in deinem/euren Interesse.

TomXian AKA JuergenH AKA Syndikus, bitte eine baldige Rückmeldung!
Auch wenn dem wohl nicht so ist, aber so hasszerfressen wie der ist verdient dieser Tom etc. mit seinen vielen Accounts auf jeden Fall unser Mitleid.
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Re: VR China - quo vadis?

Beitrag von da hai »

Syndikus hat geschrieben: 09.10.2023, 18:41
da hai hat geschrieben: 08.10.2023, 18:53 Statistik 2019 für China
Falls ich in einem sozialen Brennpunkt in Deutschland wohnen würde, etwa Berlin-Kreuzberg, und über das Recht der freien Schulwahl kein vernünftiges Ergebnis erhielte, würde ich mich für eine Privatschule für mein Kind entscheiden.

Durchschnittlich werden dort 250-300 Euro im Monat verlangt und einen solchen Betrag können viele schultern.

Das durchnittliche Haushaltsbruttoeinkommen beträgt in Deutschland 5.476 Euro, das "ausgabefähige" Einkommen 4.268 Euro.

Da sind 250-300 Euro für die Privatschule keine Überforderung, zumal dies auch noch von der Steuer abgesetzt werden kann.

Besserverdienende streichen einfach einen Besuch in einem guten Restaurant im Monat und die Sache ist erledigt.
Auch in Deutschland gibt es Unterschiede was die Höhe des Schulgeldes betrifft. Eine Waldorfschule hat andere Konditionen als ne Elite-Privatschule. Aber ja, wenn es nur darum geht auf ne Privatschule zu gehen, kannst du das hier auch günstig und günstiger als in China tun.
Syndikus hat geschrieben:Deine verlinkte Webseite ist eine der Veröffentlichungen des zur Propaganda verpflichteten Bildungsministeriums von China, denen ich natürlich skeptisch gegenüber stehe. In diesem Falle scheint man bei der Wahrheit geblieben zu sein, von den Klassengrößen einmal abgesehen.
Es ist natürlich einfach Zahlen und Seiten zu diskreditieren die einem nicht passen. Du kannst da gern andere Quellen posten.
Syndikus hat geschrieben: In Deiner Quelle heisst es: "Landesweit erhöhten sich die privaten Bildungseinrichtungen 2019 um 8.052 auf 192.000, das waren 36,1% aller Schulen und Hochschulen. [...] Die Gesamtzahl der Lernenden und Studierenden stieg um 2.384.000 (4,4% in Prozenten) auf 56.166.000. Das waren 19,9% aller Schüler und Studierenden in China."
In den Zahlen sind die 173.000 privaten Kindergärten mit drin. Wenn du alle Zahlen zusammenzählst kommst du dann auf die 192.000. Btw. habe ich die Kindergärten außen vorgelassen, weil es in der ganzen Diskussion um die Schulbildung ging.
Syndikus hat geschrieben: Dies deckt sich ja zu fast 100% mit meinem Recherce-Ergebnis:
"rund 200.000 private Schulen gibt, an denen 56,4 Millionen chinesische Schüler eingeschult sind".

Tolle Sache!
Ja, findet man so bei Wikipedia mit einem Link auf einen Text ohne Quellen. Aber wie gesagt, dort stecken auch die Kindergärten mit drin.
Syndikus hat geschrieben: Der finanzielle Stress geht ja schon im Kindergarten los. Viele der besseren Grunschulen setzen den Besuch eines "guten" Kindergartens voraus. Eltern verausgaben sich hier bereits, um die erste wichtige Weiche zu stellen. Und "99,3% aller eingeschulten Kinder haben zuvor die Angebote der frühen Bildung in Anspruch genommen.", sagt Deine Quelle.

In städtischen Gebieten haben knapp 30% der Kindergärten eine private Trägerschaft (wie Deine Quelle ausführt), sind also privat und kostenpflichtig, wie übrigens auch die "am Gemeinwohl orientierten" Kindergärten.

An Preisangaben habe ich gefunden: 30.000 RMB / Jahr gilt als billig, 150.000 RMB / Jahr für einen Kindergarten als teuer.
Mit Angebot der frühen Bildung sind die Kindergärten gemeint.

Im Vergleich zu Deutschland ist das Einkommensgefälle zwischen den hochentwickelten Städten und den unterentwickelten Regionen in China relativ groß. Darum ist es bspw. nicht sinnvoll Mittelwerte für das Einkommen für ganz China zu bilden. Während ich das Schulgeld für die Walldorfschule trotz unterschiedlicher Höhen, durchaus deutschlandweit ansetzten kann, möchte ich, um ein Extrem zu bemühen, stark bezweifeln, dass du in irgendeiner Kreisstadt im Hinterland in China 30.000 RMB für einen Kindergartenplatz zahlen musst. Von daher würde mich schon interessieren, wo solche Zahlen herkommen und wie diese sich zusammensetzen.
Syndikus hat geschrieben: Statt Google kann man einfach betroffene Menschen befragen.
Dies habe ich in den letzten Tagen mal unter meinen chinesischen Kollegen gemacht, die hier zur innerbetrieblichen Schulung sind.
Einige von denen sind selbst Eltern.
Trotz regionalen Unterschieden geben alle an, dass eine ordentliche Ausbildung eines Kindes einige Hundertausend RMB kostet, wer Eliteschulen oder -Universitäten in Betracht zieht, auch ein Mehrfaches davon.

Die Frage, ob dies auch kostenfrei oder für kleines Geld geht, wurde mit einem Lächeln quittiert.

Für mich ist damit dieses überschaubare Thema auch erschöpfend behandelt.

Es ist offensichtlich, dass man bereits einen "guten" Kindergarten benötigt, um von einer "guten" Grundschuld akzeptiert zu werden, mal ganz abgesehen von anderen Fragen wie etwa dem Wohnsitz. Dies setzt sich dann über Mittelschule, Oberschule und Universität fort.

Fast alle Kinder nehmen schulergänzende Leistungen in Anspruch oder besuchen gleich private Schulen. Dies führt zu enormen finanziellen Belastungen der Familien, die dann auch noch hoffen müssen, dass kein Krankheitsfall in der Familie auftritt mit längerem, stationärem Aufenthalt, was in den Ruin führen kann.

Alles in der Hoffnung, später zu der kleineren Gruppe zu gehören, die einen gut besoldeten Job ergreifen kann.

Um es allgemein zu sagen: Ordentliche Bildung ist China meist nur von reichen Eltern für ihr Kind erreichbar, wobei das Bildungsniveau internationale Standards nicht erreicht.
Ich will noch einmal erwähnen dass es um Privatschulen vs. öffentliche Schulen ging. Anhand der aufgezeigten Statistik sollte ersichtlich sein, dass Privatschulen einen nur geringen Anteil am gesamten Schulsystem haben. Kindergärten sind eine ganz andere Kategorie, die musste man aber schon viel früher bezahlen. Dass ein Gros der Kinder zusätzliche Kosten verursachende Bildungsangebote nutzt, wurde nirgendwo in Zweifel gezogen. Dass diese sehr teuer werden können auch nicht. Diese hat meine Frau früher auch schon in Anspruch genommen. Was diese Angebote kosten und wie diese verfügbar sind hängt stark von den einzelnen Regionen ab.

Und noch einmal, meine Frau hat vier Cousinen und drei Cousins von denen inkl. sie niemand auf eine Privatschule ging und von denen alle studiert haben. Nach dem Bachelor zudem meine Frau in Deutschland (Diplom) und zwei Cousinen in England (Master) wobei eine immer noch dort studiert. Eine weitere Cousine hatte nach ihrem Bachelor ein Stipendium für Stanford, welches sie aber auf Grund der Erkrankung ihrer Mutter und der Kosten nicht angenommen hat und stattdessen in Shanghai an der Fudan studiert hat. So weit auch bzgl. internationale Standards.

Syndikus hat geschrieben: P.S.: Deine "Einordnung" dient eher der Verwirrung.
Belgien beispielsweise hat keine Schulpflicht.
Eltern dort entscheiden selbst, wie ihr Kind ausgebildet wird, etwa durch Hausunterricht. Oder später durch private Bildungseinrichtungen.
Dies ergibt folgerichtig einen hohen Anteil in privaten Schulen (öffentliche gibt es wenige), der die chinesischen Zahlen Deiner Quelle offensichtlich relativieren soll.
Das bzgl. Belgien war mir nicht bekannt. Zumindest scheinen die von GB oder Spanien soweit zu stimmen. Relativieren sollten die Zahlen gar nichts sondern für eine Einordnung sorgen.
Syndikus hat geschrieben: Dies ist gewollt und gehört in die Kategorie "fake news".
Ja genau, das wird es sein.

Echt eh, ich weiß wieder warum ich vor zig Jahren hier keinen Bock mehr hatte. Mich nervt diese Art von Diskussionskultur bei der es gar nicht darum geht sich in einem normalen Ton miteinander auszutauschen. Stattdessen private Fehden und Chinabashing oder Chinaerhöhung. Als ob die Welt nur Schwarz und Weiß ist. Es gibt einen Haufen Dinge die in China falsch laufen bzw. deren Entwicklung ich kritisch sehe, genauso wie es für mich auch eine Menge Dinge gibt, die mich trotzdem immer wieder dorthin zurückkehren lassen. Ich habe echt keine Ahnung, warum jemand wie TomXian überhaupt noch in China lebt und da nicht schon längst die Reißleine gezogen hat oder zumindest mal für paar Monate nach Deutschland zurück ist. Oder warum man in China überhaupt dauerhaft in irgendeinem Kaff lebt anstatt sich dann zumindest innerhalb des Landes einen lebenswerteren Ort zu suchen. Leider hat er sich ja dazu nicht geäußert.
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