COVID, wind of change.

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Re: COVID, wind of change.

Beitrag von Helfer »

otternase hat geschrieben: 14.05.2022, 23:53
Aus eigenem unmittelbarem Erleben:
Dänemark hat 5,83 Mio Einwohner.
Der Spitzenwert der Neuinfektionen lag in der Omikron-Welle lag bei 55.120 an einem Tag (am 9. Februar), bei 46.337 im 7-Tages Schnitt am 13. Februar
Trotzdem lag die Zahl der Krankenhauseinweisungen mit/wegen Corona in der Spitze nur bei 1708 am 28. Februar und die höchste Zahl der Erkrankten auf ITS bei 45 am 3. März.
Der Spitzenwert der Todesfälle lag bei 85 am 10. März, der höchste 7-Tages-Schnitt bei 52, zum gleichen Zeitpunkt

Dänemark hat quasi vollständig auf Massnahmen verzichtet und ganz allein durch Durchseuchung liegt aktuell die Zahl der Neufälle bei rund 700 pro Tag, der Personen im Krankenhaus aktuell bei 482, davon 9 auf ITS, die Zahl der Todesfälle bei 7.

Insgesamt sind seit Jahresanfang 2,144 Mio Menschen erkrankt gewesen (rund 830.000 waren schon zuvor einmal mit Corona infiziert gewesen und genesen), aber nur 2891 mit Corona gestorben.

Das bedeutet, dass der "Kontrollverlust" zwar dazu geführt hat, dass von den zuvor noch nicht mit Corona Infizierten rund 40% in wenigen Wochen erkrankten, die höchste Zahl der Neufälle bei rund 1,1% der nicht zuvor infizierten Bevölkerung lag, von den Neuinfizierten in der Spitze 3% ins Krankenhaus kamen, aber nur 1,3 Promille der Infizierten gestorben sind.
Du vergisst leider zu erwähnen, dass die Impfquote in Dänemark sehr hoch ist und es dort nie eine dogmatische Diskussion über das Impfen gab. Auch ist der genutzte Impfstoff effektiver gegen schwere Erkrankungen. Beides ist in China nicht gegeben und dadurch lässt sich Dänemark nicht mit China vergleichen.
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Re: COVID, wind of change.

Beitrag von Petermedia »

Ich will nicht leugnen, dass der Lock down und die Zwangsmaßnahmen in den letzten Wochen auch mich in einigen Punkten nachdenklich gestimmt haben.
Trotzdem bleibe ich dabei, dass es hier kein schwarz weiß gibt.
Auch bleibe ich dabei, dass eine Zero Covid Strategie ohne Exit Strategie, auch mittelfristig nicht funktioniert.
Doch zur Abwechslung einmal ein kleines Licht am Ende des Tunnels.
https://mp.weixin.qq.com/s/lehS0YqEWxdEp808Yx8rxA

Leider hinter einer Bezahlschranke aber ein Artikel dass es nicht so einfach ist.

https://www.spiegel.de/wissenschaft/cor ... 5a4c9329bb
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Re: COVID, wind of change.

Beitrag von otternase »

Helfer hat geschrieben: 15.05.2022, 09:48 Du vergisst leider zu erwähnen, dass die Impfquote in Dänemark sehr hoch ist und es dort nie eine dogmatische Diskussion über das Impfen gab. Auch ist der genutzte Impfstoff effektiver gegen schwere Erkrankungen. Beides ist in China nicht gegeben und dadurch lässt sich Dänemark nicht mit China vergleichen.
1) nein, die Impfquote ist in Dänemark nicht so bemerkeswert höher: dass Dänemark immer als Impfmeister dargestellt wurde, ist auf drei Effekte zurückzuführen:
- die Impfkampagne wurde sehr effizient durchgeführt, es kam im Gegensatz zB. zu Deutschland zu wenigen Engpässen und Verzögerungen in den ersten Wochen, jeder, der sich impfen lassen wollte, bekam sehr schnell eine Chance dazu! Daher stieg in den ersten Wochen und Monaten die Impfquote viel schneller als zB. in Deutschland. Später im Jahr glichen sich die Zahlen aber mehr an
- in Dänemark ist das Gesundheitssystem staatlich organisiert und steuerfinanziert. Gesundheitsdaten werden zentral digital verwaltet, es gibt "MinSundhed" als Webseite und App, wo man auf die eigenen Gesundheitsdaten in einer Datenbank zugreifen kann. Es gab daher niemals Erfassungsprobleme in Dänemark, im Gegensatz zB. zu Deutschland, daher auch nie eine Untererfassung von Impfungen.
- die Impfquote in Dänemark wurde als Relation zur impfbaren Bevölkerung und nicht wie in Deutschland zur Gesamtbevölkerung veröffentlicht. Dh. lange Zeit zählten die unter-18-jährigen nicht zur Berechnung der Impfquote. Daher hatte Dänemark automatisch eine höhere Impfquote als Deutschland, wo die Zahl der Geimpften in Relation zur Gesamtbevölkerung, also auch den Kindern gesetzt wurde. Dieser Effekt wurde später kleiner, als auch Kinder geimpft werden durften und daher die "impfbare Bevölkerung" größer wurde

die Impfquote (mindestens zwei Dosen) liegt nun bei 82,9% der Gesamtbevölkerung. Das ist nur wenig mehr als zB. in Deutschland mit 77,4% zwei Dosen! Die offizielle Quote in China liegt mit 88,6% sogar noch höher! (auch wenn Zahlen aus China ja wie gesagt mit sehr viel Skepsis betrachtet werden müssen)

2) es gab in Dänemark u.a. auch deshalb keine dogmatishe Diskussion über das Impfen, weil Dänemark als liberales Land von Anfang an eine Impfpflicht ausgeschlossen hat und es dazu keine Diskussion gab! Ich arbeite für ein dänisches Unternehmen und bin daher in Dänemark staatlich krankenversichert. Daher bekam ich im Frühjahr 2021 eine Einladung zur Impfung und nachdem ich die ignoriert hatte, vier Wochen später nochmals eine Einladung. In der aber stand ausdrücklich, dass die Impfung meine eigene Entscheidung sei, verbunden mit dem Versprechen, dass es keine Pflicht gäbe und auch später keine Pflicht kommen werde und dass auch keine weiteren Aufforderungen zur Impfung kommen werden. Und daran hat sich der Staat auch gehalten!

3) ob die mRNA Impfstoffe wirklich wirksamer sind, daran habe ich meine Zweifel. Auch wenn dies eine zu kleine Stichprobe für Statistik ist, meine Erfahrung ist diese hier:
in meiner Abteilung in dem Betrieb, in dem ich arbeite, galt schon seit Frühjahr 2021 eine Pflicht zum Testen zweimal die Woche, unabhängig vom Impfstatus, das galt natürlich auch in der Omikron Welle.
in dieser Welle steckten sich fast alle (knapp 100 Mitarbeiter) an und wurden entsprechend positiv getestet. Dies völlig unabhängig vom Impfstatus! Verschont blieben ausschliesslich Genesene, die schon im Herbst oder früher im Winter einmal erkrankt waren.
Niemand erkrankte wirklich schwer (Krankenhaus, ITS...), aber der Grad der Erkrankung schwankte schon, von symptomlos über leichte Symptome wie bei einer Erkältung (so was es auch bei mir) bis hin zu Symptomen einer schweren Grippe. Ob es jedoch jemanden leicht oder schwer erwischte, stand in keinem Zusammenhang mit dem Impfstatus, weder im Einzelfall noch im Gesamtschnitt. Genaugenommen traf es nur eine Kollegin wirklich heftig, auch wenn sie nicht ins Krankenhaus musste, so war sie doch wochenlang ans Bett gefesselt und hat bis heute Long-Covid-artige Symptome, Müdigkeit, Kopfschmerzen etc. Diese Kollegin aber hatte gerade eine Woche vor der Impfung erst den Booster bekommen...
Aus dieser "Stichprobe" aus meiner Umgebung leite ich ab, dass die Impfungen bei Omikron keinerlei Einfluss auf Wahrscheinlichkeit einer Infektion hatten und keinen in der Stichprobengröße von knapp 100 messbaren Einfluss auf die Schwere des Erkrankungsverlaufs.
sweetpanda hat geschrieben: 15.05.2022, 09:03 Diese breite Debattenkultur die auch durch neue Erkenntnisse immer wieder neue Wege einschlug, ist gerade der Grund warum wir unter dem Strich besser durch die Pandemie kommen werden als China.
naja, die Debattenkultur in Deutschland mit gegenseitigen Beschimpfungen als "Covidioten" und "Schlafschafen", mit Demonstrationsverboten und sehr einseitiger Auswahl in den Medien, wem Sendezeit eingeräumt wurde, war zwar sicher besser als in China, aber keineswegs das, was ich unter einer gesunden, breiten Debattenkultur begreifen würde...

und auch wenn Deutschland sicher besser als China durch Covid gekommen ist, so hat die deutsche Politik doch auch große Schäden angerichtet. Ganz besonders der Umgang mit Kindern und Jugendlichen war sehr weit entfernt von Vernunft und eher von Hysterie geprägt. Wenn zB. Schulkindern Angst eingeredet wurde, sie könnten Schuld am Tod der Großeltern sein, dann ist das IMHO schon eine Art von seelischem Missbrauch durch die Lehrer!
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Re: COVID, wind of change.

Beitrag von haku »

"und auch wenn Deutschland sicher besser als China durch Covid gekommen ist, so hat die deutsche Politik doch auch große Schäden angerichtet."
Das heißt, in China sind bisher mehr Menschen an Covid gestorben als in Deutschland? Gibt es da Zahlen?
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Re: COVID, wind of change.

Beitrag von otternase »

haku hat geschrieben: 15.05.2022, 20:12 "und auch wenn Deutschland sicher besser als China durch Covid gekommen ist, so hat die deutsche Politik doch auch große Schäden angerichtet."
Das heißt, in China sind bisher mehr Menschen an Covid gestorben als in Deutschland? Gibt es da Zahlen?
es gibt auch noch andere Dinge als Zahl der Coronatoten, um "besser" zu definieren. "Gesundheit" ist viel mehr als Abwesenheit von Corona. Aus meiner Sicht der wichtigste Aspekt ist der Immunitätsstatus. China hinkt hinsichtlich Durchseuchung praktisch allen Ländern meilenweit hinterher, also steht China noch viel mehr Belastung bevor!
Allein die von TomXian angeführte Tatsache, dass wir inzwischen mindestens 25 Mio Genesene in Deutschland haben, vermutlich jedoch 2-3mal so viele, also nahezu alle, bedeutet, dass Deutschland vielfach besser dasteht!

"Besser" ist nicht der, der die wenigstens Corona-Toten hatte, sondern der, der die geringsten Gesamtschäden, die geringsten Belastungen und Einschränkungen der Bevölkerung, die geringsten wirtschaftichen Einbussen, die geringsten gesellschaftlichen Belastungen hatte, bei dem andere Erkrankungen und Todesursachen in dieser Zeit nicht gestiegen sind (also zB. keine Vorsorgeuntersuchungen versäumt und notwendige Operationen verschoben wurden) und dabei möglichst schnell eine Immunität der Bevölkerung erreicht hat, bei gleichzeitig nicht signifikant erhöhter Übersterblichkeit.

Wenn in China im Lockdown Menschen hungern mussten, wenn sie Geld, also Arbeitszeit, also Lebenszeit verloren haben und nun in finanziellen Nöten sind, wenn Menschen wegen Lockdown ihre Medikamente nicht bekommen haben oder sogar lebenswichtige medizinische Eingriffe verweigert wurden, was sogar zu Todesfällen geführt hat, wenn Menschen Lockdown-Koller bekommen haben und den Freitod gewählt haben, wenn Menschen in Lockdown-verschlossenen Häusern verbrannt sind, weil sie nicht raus kamen, wenn in Quarantäne Eltern und kleine Kinder voneinander getrennt wurden, wenn Menschen in Quarantäneeinrichtungen eingesperrt wurden, wenn Haustiere getötet wurden und Wohnungen und Wohnungseinrichtungen mit dem völlig sinnlosen Einsatz von Desinfektionsmitteln zerstört wurden, wenn Wirtschaftsunternehmen durch Lockdown nachhaltig geschädigt wurden, aber ganz besondern, wenn Menschen in Angst versetzt wurden und gegeneinander aufgehetzt wurden, dann sind das meiner Ansicht nach viel schlimmere Schäden als es ein paar Corona-Tote wären.
Und auch wenn sicher in Deutschland nicht alles gut war, so ist es zum Glück nie so extrem gewesen. Allein diese Tatsache rechtfertigt bereits die Aussage, dass wir in Deutschland "besser" davongekommen sind, völlig unabhängig von der Zahl der Corona-Toten!
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Re: COVID, wind of change.

Beitrag von haku »

"Besser" ist nicht der, der die wenigstens Corona-Toten hatte, sondern der.."
OK, in dem Punkt gehen unsere Anschauungen auseinander. Macht nichts. Gut zu wissen, sonst hätten wir noch ewig aneinander vorbeigefragt.
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Re: COVID, wind of change.

Beitrag von TomXian »

Reuters: Chinesischer Immobilienmarkt bricht um 46,6% ein.

https://www.reuters.com/world/china/chi ... 022-05-16/

Reuters: Neues Ziel: Shanghai will ab 1. Juni zum normalen Leben zurückkehren

https://www.reuters.com/world/china/sha ... 022-05-16/

Danach kann man sich endlich auf den Omikron-Subtyp BA.2 konzentrieren, der im April - etwa 70km von Shanghai entfernt - erstmals in China entdeckt wurde. Eine gute Idee wäre die Produktion von 10 Milliarden von FFP2-Masken, weil andere Maskenarten nicht schützen.
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Re: COVID, wind of change.

Beitrag von Laogai »

TomXian hat geschrieben:Reuters: Chinesischer Immobilienmarkt bricht um 46,6% ein.

https://www.reuters.com/world/china/chi ... 022-05-16/
SWR: Käsehersteller Hochland steigert Umsatz

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wue ... z-100.html
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Re: COVID, wind of change.

Beitrag von wingtsun »

Laogai hat geschrieben: 16.05.2022, 08:56 SWR: Käsehersteller Hochland steigert Umsatz

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wue ... z-100.html
:mrgreen: Was willst du uns damit sagen?
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Re: COVID, wind of change.

Beitrag von Laogai »

wingtsun hat geschrieben: :mrgreen: Was willst du uns damit sagen?
Das war ein Wink mit dem Zaunpfahl an die notorische Heulsuse, die nicht nur unfähig ist beim Thema zu bleiben, sondern sich auch noch aufregt, wenn andere mal Off-Topic werden.
I also added some cheese to his whine.
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Re: COVID, wind of change.

Beitrag von otternase »

Laogai hat geschrieben: 16.05.2022, 10:29die nicht nur unfähig ist beim Thema zu bleiben
naja, die aktuell sich manifestierenden Verwerfungen auf dem chinesischen Immobilienmarkt sind allerdings hochgradig on-topic! Ist doch die aktuelle Entwicklung direkte Folge der Covid-Massnahmen. Und möglicherweise sind wieder die Covid-Massnahmen auch dadurch bedingt, dass die chinesische Regierung noch größere Verwerfungen hinauszögern will, eine Art "Insolvenzverschleppung"...

Der Immobilienmarkt ist als Indikator für die wirtschaftliche Entwicklung in China noch viel wichtiger als zB. der Immobilienmarkt in Deutschland. Für den in den letzten Jahren gewachsenen Mittelstand in China gab es kaum Möglichkeiten zur Geldanlage, herkömmliche Bankanlagen sind in China wenig lukrativ und risikobehaftet, der Aktienmarkt in China ist nicht nur marktbedingt, sondern auch politisch bedingt hochgradig volatil und es gibt nur wenig Anlegerschutz, Auslandsanlagen sind massiv reguliert und stehen den meisten Chinesen kaum oder nicht zur Verfügung, Konsumgüter sind starken Wertverlusten unterworfen. Immobilien sind daher für den Mittelstand quasi die einzig sinnvolle Anlagemöglichkeit (vielleicht alternativ noch Gold, aber nicht in großen Mengen?)
Wenn der Immobilienmarkt ins Wanken gerät, hat dies also auch signifikante Auswirkungen auf die Schicht der Bevölkerung, die in den letzten rund 15 Jahren zu Wohlstand gekommen ist.

Daher ist es sowohl ein wichtiges, wie auch direkt mit der Covid Politik verbundenes Thema!
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Re: COVID, wind of change.

Beitrag von wingtsun »

otternase hat geschrieben: 16.05.2022, 11:20 naja, die aktuell sich manifestierenden Verwerfungen auf dem chinesischen Immobilienmarkt sind allerdings hochgradig on-topic! Ist doch die aktuelle Entwicklung direkte Folge der Covid-Massnahmen.
Dass die aktuelle Entwicklung des Immobilienmarktes direkte Folge der Covid-Maßnahmen ist, wage ich zu bezweifeln. Die Maßnahmen haben die Entwicklung aber in jedem Fall beschleunigt.

@Laogai: gegen leckeren Käse und Wein habe ich nie etwas einzuwenden. Empfehle einen guten Burgunder.
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Re: COVID, wind of change.

Beitrag von TomXian »

otternase hat geschrieben: 16.05.2022, 11:20
Laogai hat geschrieben: 16.05.2022, 10:29die nicht nur unfähig ist beim Thema zu bleiben
naja, die aktuell sich manifestierenden Verwerfungen auf dem chinesischen Immobilienmarkt sind allerdings hochgradig on-topic! Ist doch die aktuelle Entwicklung direkte Folge der Covid-Massnahmen. Und möglicherweise sind wieder die Covid-Massnahmen auch dadurch bedingt, dass die chinesische Regierung noch größere Verwerfungen hinauszögern will, eine Art "Insolvenzverschleppung"...

Der Immobilienmarkt ist als Indikator für die wirtschaftliche Entwicklung in China noch viel wichtiger als zB. der Immobilienmarkt in Deutschland. Für den in den letzten Jahren gewachsenen Mittelstand in China gab es kaum Möglichkeiten zur Geldanlage, herkömmliche Bankanlagen sind in China wenig lukrativ und risikobehaftet, der Aktienmarkt in China ist nicht nur marktbedingt, sondern auch politisch bedingt hochgradig volatil und es gibt nur wenig Anlegerschutz, Auslandsanlagen sind massiv reguliert und stehen den meisten Chinesen kaum oder nicht zur Verfügung, Konsumgüter sind starken Wertverlusten unterworfen. Immobilien sind daher für den Mittelstand quasi die einzig sinnvolle Anlagemöglichkeit (vielleicht alternativ noch Gold, aber nicht in großen Mengen?)
Wenn der Immobilienmarkt ins Wanken gerät, hat dies also auch signifikante Auswirkungen auf die Schicht der Bevölkerung, die in den letzten rund 15 Jahren zu Wohlstand gekommen ist.

Daher ist es sowohl ein wichtiges, wie auch direkt mit der Covid Politik verbundenes Thema!
Allerdings.

Wobei in dem Zusammenhang wichtig ist, dass nicht etwa COVID der Auslöser der diversen Krisen in China ist - wie es uns dies die CN Propaganda weismachen will - sondern nur ein verschärfender Faktor.

Der Immobiliensektor war bereits 2013-2015 heiß gelaufen, woraufhin die Verkaufspreise [in einzelnen Provinzen zeitlich versetzt; in Beijing zum Beispiel früher als in Xi'an] um rund 30% fielen. 2016 fing sich der Sektor [u.a. aufgrund der Preisnachlässe], aber 2017 wurde das alte Preisniveau wieder erreicht und von da an begann die Schuldenspirale der Bauunternehmen. Es wurden (staatlich gewollt) in immer größerem Maße Kredite an Bauunternehmen gewährt, ohne dass diese über Vermögenswerte abgesichert waren. 200%,300%, ja 500% des künftigen Vermögens [Kapital + Umlaufvermögen + kalkulierte Verkaufserlöse] wurden gewährt. Große Unternehmen gaben darüber hinaus Anleihen heraus, auch international in Fremdwährung [Evergrande u.v.a.m.].

Jedes noch so sinnlose Bauvorhaben wurde durchgeführt. In 2019 errechneten zwei chinesische Universitäten einen Leerstand von 65 Millionen Wohnungen. Sicher, einige "Experten" wiesen daraufhin, dass solche enormen Leerstände in China normal seien, weil die Investoren die Wohnungen einfach zurückhalten/nicht verkaufen würden, bis die Immo-Preise weiter gestiegen sind. Dies war unsinnig. Nicht etwa, weil die Preise nicht weiter stiegen, sondern weil der Markt schon seit langem nicht mehr genügend "liquide" war. Die bedeutet, es gab und gibt viel zu wenig Käufer im Markt.

Die Evergrande-Aktie kostete 2015 rund 0,40 US Dollar und konnte ihren Wert bis Ende 2017 fast verzehnfachen (4 US Dollar). Dieser Wert wurde nie mehr überschritten, vor allem auch, weil die Aktie keine Dividende mehr abwarf. Evergrande hat in den letzten 5 Jahren [wahrscheinlich schon länger] nur Schulden angehäuft, die mittlerweile größer sind als der aktuelle Bundeshaushalt der Bundesrepublik Deutschland.

Der Immobiliensektor ist einer der Legobausteine, weshalb Analysten fast aller Großbanken der Meinung sind, dass China in 2016/2017 den Kipppunkt seines Wachstums erreicht hat.

---

Dies war jetzt ausführlicher, als ich vor hatte.

Aber auch jemand, der sich damit nicht beschäftigt hat, hätte erschrocken sein müssen über den Verlauf der Preise.
Es gibt eine Kaufpreis <-> Jahreseinkommen Relation, die jedes Jahr international berechnet wird. Anfang 2020 überstieg diese in Beijing und Shanghai erstmal des Faktor 100. Dies bedeutet, dass der Durchschnittspreis einer Immobilie in einer Stadt über dem 100fachen an Jahreseinkommen eines Durchschnittsverdieners genau jener Stadt liegt.

Gleichzeitig boten die ersten CN Banken Wohnungsbaufinanzierungen mit Laufzeiten von 100 (und mehr) Jahren an.
Drei Generationen zahlen eine Wohnung ab?

Zum Vergleich: Eine durchschnittliche Wohnung in Berlin kostet 9,5 Jahresgehälter eines durchschnittlich verdienenden Berliners.

Der Immo-Sektor macht in China (je nach Zählweise) rund 26-30% des BIP aus, in Deutschland rund 5%. Der private Verbrauch von Konsumgüter den sensationell niedrigen Wert von 32%, Automobilindustrie 7% (DE: 4,7%), mit Vorprodukten etc. möglicherweise 9%.

Und da haben wir doch schon 70% des China BIP beisammen, welche - durch Corona verschärft - seit Jahren rückläufig sind.

Mehr muss man eigentlich nicht wissen, um einschätzen zu können, wie sehr Beijing unter Druck steht, angesichts dieser enormen Schuldenkrise, Wirtschaftskrise und COVID-Krise.
Der Kriegsverbrecher, Massenmörder und Kleptokrat Putin und seine Entourage gehören verhaftet, verurteilt und hinter Gitter mit anschließender Sicherheitsverwahrung, bis sie in völliger Bedeutungslosigkeit unbeachtet endlich aus dem Leben scheiden.
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Re: COVID, wind of change.

Beitrag von otternase »

TomXian hat geschrieben: 16.05.2022, 16:26 Gleichzeitig boten die ersten CN Banken Wohnungsbaufinanzierungen mit Laufzeiten von 100 (und mehr) Jahren an.
Drei Generationen zahlen eine Wohnung ab?
seltsames Finanzprodukt. Wie soll sowas funktionieren, wenn doch der Grund, auf dem die Immobilie steht, nur leasehold ist mit üblicherweiser einem Bruchteil dieser Laufzeit?
Es bringt mich aber zu einer anderen Frage: wie verbreitet sind endfällige Darlehen in China bei der Immobilienfinazierung? Wer auf stetig steigende Immobilienpreise spekuliert (und das tun ja offenbar viele), könnte damit ja nochmals höhere Preise akzeptieren. Gleichzeitig sorgt das aber für eine stärkere Verletzlichkeit des Marktes, da das Ausfallrisiko massiv ansteigt...

Achso, weil ich den Eindruck habe, dass ich da falsch verstanden wurde: nein, ich sage nicht, dass die Immobilienkrise durch die Corona-Krise ausgelöst wurde. Ich sage, dass sie sich nun dadurch beschleunigt und manifestiert. Dass aber gleichzeitig der Lockdown dazu dienen könnte, die Auswirkungen der Immobilienkrise auszubremsen, in die Zukunft zu verschieben, wo sie dann allerdings dadurch noch viel stärker zutage treten werden.
Es sei denn, es kommt was dazwischen, was die Lage komplett verändert, zum Beispiel ein Krieg...
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Re: COVID, wind of change.

Beitrag von TomXian »

otternase hat geschrieben: 16.05.2022, 16:44
TomXian hat geschrieben: 16.05.2022, 16:26 Gleichzeitig boten die ersten CN Banken Wohnungsbaufinanzierungen mit Laufzeiten von 100 (und mehr) Jahren an.
Drei Generationen zahlen eine Wohnung ab?
seltsames Finanzprodukt. Wie soll sowas funktionieren, wenn doch der Grund, auf dem die Immobilie steht, nur leasehold ist mit üblicherweiser einem Bruchteil dieser Laufzeit?
Es bringt mich aber zu einer anderen Frage: wie verbreitet sind endfällige Darlehen in China bei der Immobilienfinazierung? Wer auf stetig steigende Immobilienpreise spekuliert (und das tun ja offenbar viele), könnte damit ja nochmals höhere Preise akzeptieren. Gleichzeitig sorgt das aber für eine stärkere Verletzlichkeit des Marktes, da das Ausfallrisiko massiv ansteigt...

Achso, weil ich den Eindruck habe, dass ich da falsch verstanden wurde: nein, ich sage nicht, dass die Immobilienkrise durch die Corona-Krise ausgelöst wurde. Ich sage, dass sie sich nun dadurch beschleunigt und manifestiert. Dass aber gleichzeitig der Lockdown dazu dienen könnte, die Auswirkungen der Immobilienkrise auszubremsen, in die Zukunft zu verschieben, wo sie dann allerdings dadurch noch viel stärker zutage treten werden.
Es sei denn, es kommt was dazwischen, was die Lage komplett verändert, zum Beispiel ein Krieg...
Endfällige Darlehen - und ich habe da einen bescheidenen Einblick - gibt es in China m.E. nicht.
Jedenfalls nicht in privaten Finanzierungen.

Einen "Krieg" hatten Analysten ja im letzten Jahr auch nicht ausgeschlossen, um von den erwarteten Problemen abzulenken.
Inzwischen ist man aber der Meinung, dass die Kosten selbst für Xi zu hoch sind.
Und Biden wartet ja nur darauf, mehr Angriffsfläche gegenüber China zu haben.
Die weltweiten Ansichten über China hat sich eben geändert, seit ein cut & paste Land sich nicht mehr darauf beschränkt, die Kopien nur im Inland anzubieten.
Xi hat schlicht zu viele Fehler in zu kurzer Zeit gemacht und Imperialismus wird schon seit 100 Jahren bestraft.
Der Kriegsverbrecher, Massenmörder und Kleptokrat Putin und seine Entourage gehören verhaftet, verurteilt und hinter Gitter mit anschließender Sicherheitsverwahrung, bis sie in völliger Bedeutungslosigkeit unbeachtet endlich aus dem Leben scheiden.
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