Werfen wir doch einmal einen Blick auf Staaten, die sich nicht nur den Anstrich "Kommunismus" gegeben haben, sondern in Ansätzen tatsächlich etwas dahingehend versucht haben.
In der
UdSSR hatte die Gesundheitsversorgung Verfassungsrang! Dort hieß es, dass das Recht der Bürger auf den Schutz der Gesundheit "durch die qualifizierte
unentgeltliche medizinische Hilfe in den staatlichen medizinischen Einrichtungen gewährleistet wird".
Im Rahmen der Privatisierungswelle in
Russland in den 1990er und 2000er Jahren (in denen die zahlreichen Supermillionäre und Supermilliardäre durch die Übereignung von "Volkseigentum" entstanden) wurde dann eine Pflichtversicherung eingeführt. Nach letzten Zahlen sind
93,7% der Russen dort versichert. Soweit ich es nachlesen konnte, gilt die Versorgung in den Regierungsgroßstädten (Moskau, Petersburg) als sehr gut, in anderen Großstädten mittelmäßig, abseits der Städte und Industriezentren als ungenügend.
In der
DDR erhielt
jeder Bürger kostenfrei medizinische Versorgung.
Die Versorgung galt nur theoretisch als gut, da permanenter Ärzte-, Medizin- und Materialmangel die Betreuung einschränkte.
Dem Land
Kuba wird nicht nur eine überraschend qualitativ hochwertige Versorgung attestiert, sondern diese ist
für alle Bürger kostenfrei.
[/quote]
Petermedia hat geschrieben: ↑23.03.2022, 13:58
Fairerweise muss man sagen dass dies auch für bestimmte Gruppen in den USA so ist.
Ja ja .... die bösen USA.
Tatsächlich waren in den
USA im Jahre 2008 insgesamt 84,7% der Bevölkerung krankenversichert und nur 8,9% davon hatten sich selbst versichert. Im Regelfall übernimmt der private oder öffentliche Arbeitgeber die Kosten. Durch "Obamacare" stieg der Anteil der Versicherten auf
91,5%
In
Deutschland liegt der Anteil der gesetzlich Krankenversicherten bei rund 88%, in privaten Versicherungen bei etwa 11%, zusammen
99%.
In
Großbritannien erhält Bürger medizinisch notwendige Behandlungen
kostenfrei.
Halten wir also zunächst einmal fest, dass China NULL zur finanziellen Absicherung des Gesundheitsrisikos tut.
[ja richtig, es gibt auch Versicherungen in China. Sogar Unternehmen, die - nach deutschem Modell - Sozialabgaben abführen. Die WHO sagt dazu, dass dies nur sehr wenige, in aller Regel internationale Firmen betrifft, weil zu viele Ausnahmen existieren. Insgesamt zu vernachlässigen]
Qualitativ kann in China - wenigstens ausstattungsseitig - ohnehin nur in den neueren Krankenhäusern und nur in den Vorzeigestädten (1st tier cities) mitgehalten werden. In meiner Stadt ist vor 2,5 Jahren eines der größten Krankenhäuser der Welt fertiggestellt worden (15000 Betten).
Schon in anderen Großstädten kommt es in den (Stufe 2-) Krankenhäusern zu massiven Abstrichen. Spätestens wenn man Angehörige einen bettlägerigen Patienten im Krankenbett im Schneeregen über Parkplätze von einer Baracke in die nächste schieben sieht oder aber Zigarettenkippen in einem "Röntgenraum" mit einem Röntgengerät aus den 1960er Jahren bemerkt, bekommt man eine erste Vorstellung.
Krankenhäuser der Stufe 1 habe ich von innen noch nicht gesehen, aber die Erzählungen darüber haben mich manchmal erschaudern lassen.
Die Ausbildungsqualität der Ärzte wird von allen mir bekannten Chinesen deutlich bemängelt.
Im Jahre 2008 hat China selbst eine Untersuchung veröffentlich, nach der 60 Prozent der Ärzte in China Opfer oder unmittelbare Zeugen von Gewalt durch Patienten oder deren Angehörige an Kollegen geworden sind. Hintergrund sind teilweise drastische Fehdiagnosen oder ärztliche Fehler, wenn etwa statt des Blinddarms die Eierstöcke bei einem Mädchen entfernt wurden.
Das chinesischen Gesundheitssystem gilt als das korrupteste der Welt.
Nur etwa 13% des Einkommens der Ärzte entspringt dem normalen Gehalt, der Rest sind Leistungszulagen und vor allem "Boni" [70%], die der Arzt für die Verwendung bestimmter Medikamente und bestimmter Behandlungen erhält.
Im April 2007 wandte sich der Vizegesundheitsminister Chen Xiaohong besorgt an die Öffentlichkeit. Im Vorjahr waren 10 000 gewalttätige Übergriffe von Patienten auf Ärzte in China bekannt geworden. 5 500 Mediziner wurden dabei verletzt. Der Vizeminister erläuterte: „In den vergangenen Jahren ist die Anzahl gewalttätiger Auseinandersetzungen gewachsen, weil immer wieder Fehldiagnosen und Betrugsfälle bei Operationen vorgekommen sind.“ Chen sprach im Rahmen einer Kampagne für „das harmonische Krankenhaus“ und nahm auch Stellung zu Bestechung, Kunstfehlern und zur Sicherheit in den Hospitälern.
Danach hat man viel versprochen und wenig gehalten.
Die COVID Pandemie hat für viele gezeigt, dass eine 12-Millionen-Metropole wie Wuhan, in welcher nur 3000 Menschen an Covid gestorben sein sollen, völlig überfordert und desolat ausgerüstet war. Die WHO setzt 40 Krankenhausbetten pro 10 000 Einwohner als Bedarf an, was in Wuhan dann 44 000 Betten wären. Fairerweise muss man sagen, dass auch die USA (29) und vor allem UK (25) diese Schwelle nicht erreicht haben und entsprechende Dramen folgten. In Deutschland sind es mehr als 80 Betten/10 000 Einwohner.
CNN hat für Wuhan mal von 3 Betten/10 000 Einwohnern gesprochen.
Von den Plastiktüten, aus denen sich die Ärzte und Schwestern ihre "Schutzanzüge" zusammengeklebt haben, mal ganz zu schweigen.
Langer Rede kurzer Sinn
In einer klassenlosen Gesellschaft, wie es der Kommunismus beschreibt, ist der Zugang zu Ausbildung für alle gleich, Lebensrisiken wie Gesundheit werden durch die Gemeinschaft getragen.
Die "Volksgesundheit" haben die Milliardäre aus Peking aber gar nicht auf dem Zettel.
China ist seit mindestens 22 Jahren kein Entwicklungsland mehr, hat den zweitgrößten Wehretat der Welt, fliegt auf den Mond, kein Land importiert mehr Ferrari, Porsche, Rolls Royce oder Lear Jets, kein Land hat so viele USD Millionäre und USD Milliardäre, die zudem auch noch im "Volkskongress" sitzen.
In keiner Industrienation ist die Schere zwischen Arm und Reich so groß.
Um es salopp zu formulieren: Für die "Regierung" in Beijing ist Gesundheit kein so wichtiges Thema. Obwohl seit 30 Jahren immer wieder gefordert, wird das so nebenbei erledigt, einige wenige Prestige-Projekte reichen, nichts strategisches.
Und auf keinen Fall kostenfrei!!
Es gibt auch noch andere Lebensrisiken, um die sich das Land einen Scheiß kümmert.
Etwa Arbeitslosigkeit oder Altersversorgung.
Die USA - mein lieber Peter - haben eine steuerfinanzierte Arbeitslosenversicherung im Jahre 1935 eingeführt!
Immerhin im Schnitt 500 USD pro Woche, bis zu 26 Wochen lang.
Wer hat nochmal die 40-Stunden-Arbeitswoche eingeführt?
Richtig, Henry Ford 1926. In Europa war man schockiert! In Deutschland brauchte man mehr als 30 Jahre, um etwas ähnliches zu erreichen.
Und in China?
Heute, 100 Jahre später, ist eine 40-Stunden-Woche sicherlich der Traum vieler Chinesen, sofern sie nicht bei der öffentlichen Hand arbeiten.
Die meisten Chinesen die ich kenne, haben eine 6-Tage-Woche mit insgesamt 55-60 Arbeitsstunden.
Aber so ist das eben im
Turbokapitalismus.