ARTE Reportage über die Lager in Xinjiang

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sweetpanda
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ARTE Reportage über die Lager in Xinjiang

Beitrag von sweetpanda »

https://www.youtube.com/watch?v=6OTvyejwJXc

Heftig, aber was wäre wohl los ohne die knallharte Überwachung und Unterdrückung?
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rundherum
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Re: ARTE Reportage über die Lager in Xinjiang

Beitrag von rundherum »

Mich nervt die einseitige Berichterstattung hier ein wenig. Kein Wort davon, dass die USA und die EU mit massiven Mitteln die Sezession Xinjiangs fördern und eine Spaltung Chinas erreichen wollen. Damit wäre 一带一路 strategisch weitaus weniger nützlich - China wäre weiterhin vollständig vom Seeweg insbesondere durch die Strasse von Malacca abhängig um seine Ressourcenversorgung sicherzustellen. Und damit vom Westen viel einfacher zu kontrollieren. Wenn man nach Pakistan verschiffen und dort China überland versorgen will, ist der Weg durch Xinjiang die einzig viable Route.

Mich würde interessieren: wie soll China denn sonst reagieren? Einfach zuschauen, wie Terroranschläge Menschen töten? Oder vor dem Westen den Kowtow machen und Xinjiang abspalten?
Petermedia
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Re: ARTE Reportage über die Lager in Xinjiang

Beitrag von Petermedia »

Und wieder @rundherum mit einem Beitrag der mir aus der Seele spricht.

Wir koennen zu recht individuelle Maßnahmen moralisch bewerten.

Bei aller Bewertung sollten wir aber nicht das globale Bild aus dem Auge verlieren.
Hätte die Sezession der Ukreine ohne die stümperhafte Einmischung so stattgefunden.

Oder aktuelles Beispiel Venezuela. Es ist einfach bitter wie ein derart reiches Land neben dummen Machtinhabern aber auch zu einem Spielball internationaler Spieler geworden ist.

Zurück zu China. Das Land ist auf Stabilität aufgebaut. Die Stabilität auf Wohlstandsversprechen und einem Grundkonsens bezüglch Kontrolle.

Auch wenn die Politik in vielen Bereichen meinen Menschenbild wiedersoricht, z.B monitäre Landinbesitznahme in armen Ländern. im globalen Zusammenhang erscheint mir mir dieses Land zur Zeit zu den Ländern zu gehoeren, in denen Entscheidungen meist mit Common Sense getroffen werden.
blur
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Re: ARTE Reportage über die Lager in Xinjiang

Beitrag von blur »

Man sperrt Menschen nicht ein nur weil sie zu einer bestimmten Volksgruppe gehörten. Ich verstehe die Loblieder gegenüber der chinesischen Regierung hier nicht. Das wäre in etwa so, als würde man nun alle Muslime die in Deutschland leben, auch die die hier geboren wurden und schon seit 5 Generationen hier leben, für mehrere Monate/Jahre eingesperrt um ihnen unsere tollen christlichen Werte zwangsweise einzuflößen. Das ist sicher der Traum eines jeden AFD Wählers, aber kein Stück diskussionswürdig.
rundherum
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Re: ARTE Reportage über die Lager in Xinjiang

Beitrag von rundherum »

@blur: in China wird keiner eingesperrt, nur weil er Muslim ist. Ich kenne sehr viele Muslime hier in China, auch in meiner eigenen Verwandtschaft und keiner kennt jemanden, der eingesperrt wurde. Die Muslime werden hier weitaus weniger diskriminiert als in Deutschland - sie werden als Teil der hiesigen Kultur anerkannt. Es handelt sich also nicht um Diskriminierung einer Volksgruppe.
Das Problem ist die Region, Xinjiang - besonders die Städte dort - wo faktisch das Kriegsrecht gilt. Da steht jeder unter starker Beobachtung. Derzeit definitiv kein schöner Ort zum Leben. Viele Muslime sind daher schon längst einfach an andere Orte in China ausgewandert, da es ihnen zu blöd war. Übrig blieb eine relativ große Dichte an Leuten, die politische Interessen in die eine oder andere Richtung vertreten. Daher nehme ich Informationen aus diesem Gebiet auch nicht für bare Münze. Weder von der einen, noch von der anderen Seite.

Wie sollte sich denn Deiner Meinung nach ein Staat verhalten, dessen Souveränität angegriffen wird? Wie die USA zum Gegenangriff übergehen und Millionen Menschen auf anderen Kontinenten umbringen, da deren Länder die Aggressoren finanzieren?
Dong123
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Re: ARTE Reportage über die Lager in Xinjiang

Beitrag von Dong123 »

rundherum schrieb"in China wird keiner eingesperrt, nur weil er Muslim ist. Ich kenne sehr viele Muslime hier in China, auch in meiner eigenen Verwandtschaft und keiner kennt jemanden, der eingesperrt wurde. Die Muslime werden hier weitaus weniger diskriminiert als in Deutschland - sie werden als Teil der hiesigen Kultur anerkannt. Es handelt sich also nicht um Diskriminierung einer Volksgruppe"
Viele Mensen in China haben z.B. zusätzlich eine muslimische Mensa, -hab ich schon oft drin gegessen.
Das stell man sich mal in Deutschland vor- war da nicht sogar in SH mal der CDU Vorstoß zur Schweinefleischpflicht in Kantinen?
blur
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Re: ARTE Reportage über die Lager in Xinjiang

Beitrag von blur »

Was hat jetzt das vorhandensein einer Mensa (auch ich hab da mal an einer chinesischen Uni gegessen, habe das jetzt nicht unbedingt als kulinarische Köstlichkeit in Erinnerung, aber egal) mit der allgemeinen Diskriminierung dieser Volksgruppe zu tun?
Ich kenne Muslime die in Xinjiang leben, der Kontakt brach dann aber irgendwann ab da Kontakte ins Ausland eher unerwünscht sind um es vorsichtig zu formulieren. Ich kenne auch Han Chinesen aus Xinjiang, die mir im persönlichen Gespräch und nicht online in einem dubiosen Forum von den Lebensumständen berichtet haben die auch sie selbst dort betreffen. Das was dort stattfindet ist ein allgemeines unter Verdacht stellen der gesamten Volksgruppe und die lokalen Han Chinesen (übrigens "Zwangsumgesiedelt" damit dort auch andere Gruppen als Uiguren leben), müssen da ebenfalls mitspielen. Diese stehen zwar nicht unter Verdacht, müssen aber auf eine Uiguren Familie "aufpassen", dort Wohnungen kontrollieren, dort schlafen und für Zucht und Ordnung sorgen. Solche tiefen Eingriffe kann ich beim besten Willen nicht gut heißen. Das kann man auch nicht mit einer Politik der harten Hand etc rechtfertigen. Es stehen generell alle Uiguren unter Verdacht Straftäter zu sein, oder auch nur eine eigene Meinung zu haben.
Ein "Auswandern" der Uiguren in andere Teile des Landes war sicher Früher noch möglich, aktuell ist es das nicht. Ohne Genehmigung dürfen sie nicht einmal mehr in eine andere Stadt fahren um dort medizinisch behandelt zu werden, an Beerdigungen teilzunehmen oder dergleichen.
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Re: ARTE Reportage über die Lager in Xinjiang

Beitrag von rutgnn »

Magst du nicht mal Stellung zu den Abspaltungsbemühungen seitens der Westmächte beziehen? Begrüßt du das? Das wird nicht passieren...
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sweetpanda
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Re: ARTE Reportage über die Lager in Xinjiang

Beitrag von sweetpanda »

rundherum hat geschrieben: 17.05.2019, 04:04 Damit wäre 一带一路 strategisch weitaus weniger nützlich - China wäre weiterhin vollständig vom Seeweg insbesondere durch die Strasse von Malacca abhängig um seine Ressourcenversorgung sicherzustellen. Und damit vom Westen viel einfacher zu kontrollieren. Wenn man nach Pakistan verschiffen und dort China überland versorgen will, ist der Weg durch Xinjiang die einzig viable Route.
Der Khunjerab Pass ist 4600 Meter hoch, ständig von Erdbeben, Erdrutschen, Muren- und Lawinenabgängen bedroht. Von November bis April herrscht Wintersperre, auch im "Sommer" kann er tagelang wetterbedingt geschlossen sein. Besonders der pakistanische Teil wird sehr schlecht Instandgehalten.
Diese Straße ist ein technisches und propagandistischer Wunderwerk, kann aber unter keinen Umständen einen signifikanten Anteil am chinesischen Außenhandel aufnehmen. Lt. Berichten von 2017 führen in den Sommermonaten im Schnitt 20 LKW pro Tag, man hofft 100 zu erreichen.
Ein Containerschiff hat mehr als 10000 Container um das mal in Perspektive zu setzen, dass sind dann 10000 LKW.
Nie und nimmer wird dieser Pass Chinas Handel strategisch absichern.
Hinzu kommt, dass man ihn mit einem einzigen Luftangriff oder Sabotageaktion für Monate unpassierbar machen kann.
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Re: ARTE Reportage über die Lager in Xinjiang

Beitrag von sweetpanda »

Was mich am meisten bei der Reportage beeindruckt hat, ist der Umstand, dass China dort in großem Umfang Gefangene einer Zwangsmedikation unterziehen. Vielleicht ist das auch für uns der Königsweg um der vielen Hundert erkannten terroristischer Gefährder Herr zu werden, statt tausender Beamte für deren Überwachung abzustellen und dabei viele Millionen zu verplempern?
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Re: ARTE Reportage über die Lager in Xinjiang

Beitrag von StefanNRW »

Es ist bei so sensiblen Themen immer schwer festzustellen, was wahr ist und was Propaganda. Die Nato will gerne Teile von China abtrennen, China um jeden Preis Stabilität. Ist ein geopolitischer Konflikt.
Ich weiß, dass Journalisten in den USA und Europa oft ihre Informationen von rechten Think Tanks wie Hill&Knowllton (die mit der Brutkastenlüge) oder ASPI (aus Australien, verbandelt mit Rüstungskonzernen) bekommen, die oft vollkommen übertrieben und falsch sind. Andererseits wirft China sicher auch nicht mit Wattebällchen auf Muslime in Xinjiang (Kriegsrecht, Ausnahmezustand), nachdem die ETIM Terroranschläge mit mehreren tausend Toten verübt hat (die USA bombardierten übrigens die ETIM is Ostafghanistan bis 2019. Dann hat Trump ja den Schwenk pro Islamismus gemacht, Waffendeals mit Saudi Arabien, Erdogan usw. und die ETIM in Ruhe gelassen).
Ist halt schwer zu erfahren, was nun an Berichten stimmt und was nicht. Viele Superlative und Begriffe die da gebracht werden scheinen aber sehr daneben zu sein ("KZ's wie bei den Nazis").
Ich denke, da ist es vielleicht sich mal die Berichterstattung aus Ländern anzuschauen, die ein bisschen neutraler sind, Singapur (finde CNA ganz gut), Indonesien usw. Die haben ja alle englischsprachige Kanäle. Auch mal das Koreanische TV (Airang). Oder aus Lateinamerika?
Ist auf jeden Fall eine Prima Übung in Medienkompetenz, die uns da abverlangt wird :-p
Muss aber zugeben, dass ich mich nicht so wirklich intensiv auseinandergesetzt habe, nur mal durch versucht habe, was von allen Seiten zu hören.
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Friedensfreund
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Re: ARTE Reportage über die Lager in Xinjiang

Beitrag von Friedensfreund »

StefanNRW hat geschrieben: 22.03.2021, 00:11 Es ist bei so sensiblen Themen immer schwer festzustellen, was wahr ist und was Propaganda. Die Nato will gerne Teile von China abtrennen, China um jeden Preis Stabilität. Ist ein geopolitischer Konflikt.
Ich weiß, dass Journalisten in den USA und Europa oft ihre Informationen von rechten Think Tanks wie Hill&Knowllton (die mit der Brutkastenlüge) oder ASPI (aus Australien, verbandelt mit Rüstungskonzernen) bekommen, die oft vollkommen übertrieben und falsch sind. Andererseits wirft China sicher auch nicht mit Wattebällchen auf Muslime in Xinjiang (Kriegsrecht, Ausnahmezustand), nachdem die ETIM Terroranschläge mit mehreren tausend Toten verübt hat (die USA bombardierten übrigens die ETIM is Ostafghanistan bis 2019. Dann hat Trump ja den Schwenk pro Islamismus gemacht, Waffendeals mit Saudi Arabien, Erdogan usw. und die ETIM in Ruhe gelassen).
Ist halt schwer zu erfahren, was nun an Berichten stimmt und was nicht. Viele Superlative und Begriffe die da gebracht werden scheinen aber sehr daneben zu sein ("KZ's wie bei den Nazis").
Ich denke, da ist es vielleicht sich mal die Berichterstattung aus Ländern anzuschauen, die ein bisschen neutraler sind, Singapur (finde CNA ganz gut), Indonesien usw. Die haben ja alle englischsprachige Kanäle. Auch mal das Koreanische TV (Airang). Oder aus Lateinamerika?
Ist auf jeden Fall eine Prima Übung in Medienkompetenz, die uns da abverlangt wird :-p
Muss aber zugeben, dass ich mich nicht so wirklich intensiv auseinandergesetzt habe, nur mal durch versucht habe, was von allen Seiten zu hören.
Ist wirklich absurd, was für Halbwahrheiten in Bezug auf Xinjiang oder auch Hong Kong (als ob Hong Kong als britische Kolonie irgendetwas mit Demokratie zu tun gehabt hätte, das war schlicht Absolutismus) in den Medien verbreitet werden. Interessant ist, dass die Organisation für Islamische Zusammenarbeit "die Bedingungen, unter denen Muslime in China leben, begrüßt". Sämtliche Staaten mit islamischer Bevölkerungsmehrheit stellen sich also in der Uiguren-Frage hinter China. Es dürfte kaum einen besseren Beweis geben, dass der Westen hier sein eigenes Spiel treibt, um auf eine Konfrontation mit China zu zielen.

Auch haben sich 50 Staaten an den UNHCR gewendet, um die politische Instrumentalisierung der Menschenrechtsfragen und die aggressive antichinesische Propaganda durch westliche Staaten und deren Verbündete zu kritisieren und "Chinas bemerkenswerte Leistungen" beim "Schutz und der Förderung der Menschenrechte durch Entwicklung" in Xinjiang zu würdigen: https://jamestown.org/program/the-22-vs ... an-rights/

Der linke Völkerrechtler Norman Paech hat eine Stellungnahme zur Menschenrechtssituation in Xinjiang für den Bundestags-Ausschuss für Menschenrechte verfasst, die sehr lesenswert ist und auch auf die oben genannten Sachverhalte eingeht:
https://www.bundestag.de/resource/blob/ ... h-data.pdf

Sollte meines Erachtens weiter verbreitet werden, um der verbreiteten Meinungsmache eine fundierte Kritik entgegenzustellen.
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