es wird mal wieder Zeit für einen Erfahrungsbericht, in der Hoffnung, dass er einem Leser weiterhilft (sofern er die SuFu nutzen kann )
Hier unsere bisherige „Vorgeschichte“:
Visumsantrag für Deutschland – Kurzzusammenfassung: Antrag eines 90 Tage Schengenvisums ohne bisherige Visumshistorie
Sprachvisum für Deutschland – Kurzzusammenfassung: Antrag eines Jahresvisums zum Besuch einer Sprachschule
Ausgangssituation:
Unser "Werdegang" ist in den oben verlinkten Post mehr oder weniger genau dargelegt. Nach einigen Monaten bei mir habe ich meine damalige Freundin (jetzt Frau) gefragt ob sie mich heiraten möchte. Nach ihrer Zusage habe ich mich über die Möglichkeiten schlau gemacht die wir haben.
Habe mir die klassischen Möglichkeiten angesehen:
1. Heirat in Deutschland
2. Heirat in China
3. Heirat in Dänemark
4. Heirat in HongKong
1: Meine Frau war mit einem Sprachvisum hier. Dieses ist per se erstmal nicht dazu geeignet in D zu heiraten. Ausreise, neues Visum, Wartezeit, Unterbrechung des Sprachkurses und deutsche Bürokratie haben uns dann „überzeugt“ uns anderweitig umzusehen.
2: Ein guter Freund von mir lebt aktuell in China und hat dort geheiratet. Habe mir von seinem „Martyrium“ berichten lassen und entschieden auch diesen Weg nicht zu gehen (vor allem weil mein chinesisch nicht ausreicht um mit den Ämtern zu kommunizieren)
3: ist es dann letztendlich geworden, da es von den Dokumenten sehr einfach war, im Endeffekt eine „EU-Ehe“ ist und
4: HongKong so weit weg ist
Es kam bei uns „erschwerend“ hinzu, dass meine Frau über keine Geburtsurkunde verfügt, und keiner der Verwandtschaft noch in Ihrer Geburtsprovinz lebt. Die Orga der Urkunde wäre also aufwendig, vor allem da ich nicht mit der Unterstützung ihrer Familie rechnen konnte (wäre eher auf einen Boykott hinausgelaufen um die Ehe zu verhindern, aber das ist ein anderes Thema… und jetzt zu spät... für die )
Das Thema haben wir jetzt mal auf die „lange Bank“ geschoben… wenn der nächste Chinatrip ansteht werden wir mal sehen, ob wir die Urkunde irgendwie bekommen können, aber laut Aussage auf unserem Standesamt braucht man sie eigentlich nicht.
Also… hier ein paar Erfahrungen die ich im letzten Jahr während der Vorbereitung, Durchführung und im Nachgang zu unserer Eheschließung in Dänemark sammeln konnte
Vorgehensweise:
Natürlich… erst mal schlau machen!
Danke hier mal wieder an dieses Forum (ab und zu kommen noch ein paar nützliche Infos) und an blur für seine Hilfe per PN
Nützliche Links:
- Banal, aber Google. Dort einfach mal „Heirat in Dänemark“ eingeben. Es kommen unzählige Heiratsagenturen, und diese haben doch den ein oder anderen Hinweis auf Ihrer Homepage
- knappe Zusammenfassung bzgl. der Eheschließung in Dänemark
- Kopenhagener Kommune mit Infos, was zur Eheschließung nötig ist, u.a. mit dem Downloadlink zum Antragsformular. (sofern man in Kopenhagen heiraten möchte… die verschiedenen Kommunen haben abweichende „Regelungen“)
Was haben wir also per email an bryllup@kff.kk.dk geschickt?
- Antragsformular (siehe Link oben)
- Kopien der Lichtbildseite des Reisepasses (von meiner Frau und von mir)
- Kopie der AE meiner Frau
- eine Aufenthaltsbescheinigung zur Vorlage Eheschließung im Ausland für meine Frau und mich (bekommt man beim Einwohnermeldeamt)
- wichtig ist hier der „Familienstand“ auf den beiden Dokumenten. Sollte „ledig“ sein. Da meine Frau wegen des Sprachkurses in meiner Gemeinde gemeldet war haben wir dieses Dokument dort auch ohne Probleme für sie bekommen – 5€ pro Dokument
- Screenshot der Überweisung der Bearbeitungsgebühr (waren etwas weniger als 60€)
- in der Email habe ich noch eine „Wunschliste“ mit dem Hochzeitsdatum geschickt
Habe dann nach ca 2 Wochen meinen Wunschtermin bekommen.
Ich habe die arme Seele hinter dem Emailaccount dann noch fleißig mit Fragen, etc. gelöchert, habe aber immer nach ca. 2 Tagen eine nette und brauchbare Antwort bekommen *Daumen hoch*.
Auch das Verschieben der Hochzeit um einen Tag war (ohne Extrakosten) nochmal möglich.
Das war es eigentlich mit der Orga der Hochzeit.
Weitere Dokumente waren nicht nötig. All die oben aufgelisteten Dokumente haben wir den Tag vor dem Hochzeitstermin nochmal persönlich im Rathaus vorgezeigt (Rathaus rein, gleich links der Touriinforaum… die machen auch das Prüfen der Dokumente). Nach 2 Minuten hatten wir ein OK (sogar mit Smiley im O)
Hochzeit:
Am Tag der Trauung rechtzeitig aufbrechen. Der verkehr in Kopenhagen ist anspruchsvoll… die Parkplatzsuche eine mittlere Katastrophe.
Man geht dann durch die große Halle nach dem Eingang (wenn ihr sie seht wisst ihr was ich meine… grooooße Halle ) und durch die kleine Tür rechts (Da steht etwas wie „Archiv“ oder so drüber). Eine Wendeltreppe hoch und dann kommt man in den Wartesaal, in dem sich u.U. noch andere Hochzeitsgesellschaften tummeln. Noch etwas Zeit für ein paar schöne Bilder auf den Balkon oder in dem nett angemalten Wartesaal machen.
In unserem Fall kam die Person, die uns getraut hat, zuvor noch raus und hat gefragt wie man den Namen meiner Frau richtig ausspricht. Daumen hoch dafür.
Für die Trauung selbst geht man in ein kleines Nebenzimmer (unsere Hochzeitsgesellschaft hat Platz gefunden, aber bei mehr als 25 Gästen wird es da drin wohl recht kuschelig). NATÜRLICH haben die ihren Standardtext, und bei 20-30 Pärchen am Tag kann man da nicht auf jeden eingehen, aber wir alle haben die Zeremonie als sehr herzlich und angenehm empfunden. Die Beamten haben nicht gehetzt gewirkt, waren freundlich, und haben (zumindest augenscheinlich) die Bedeutung des Moments für uns als Brautpaar zu schätzen gewusst. Ganz super! Da habe ich aus HK ganz andere Geschichten gehört („Stemple“ – „Next“ – „Stempel“ – „Next“), und mir hat die Zeremonie besser gefallen als so manche standesamtliche Trauungen in D. Also Daumen hoch.
Man unterschreibt dann 2 Blätter und bekommt dann 2 Heiratsurkunden. Diese sind mehrsprachig (deutsch, englisch, dänisch, norwegisch, schwedisch, und ich glaube französisch (bin gerade nicht sicher))
Gut… wie jeder aufmerksame Leser in diesem Forum weiß muss man die Heiratsurkunde legalisieren lassen, damit sie in D und China anerkannt wird.
Apostille:
Für Deutschland muss man NICHT zur Botschaft. Es genügt wenn man die Heiratsurkunde in das dänische Außenministerium bringt, und dort eine Apostille drauf machen lässt (Diese braucht man auch BEVOR man die Apostille in der chinesischen Botschaft bekommt).
Das Außenministerium (Adresse: Asiatisk Pl. 2; 1401 København; Dänemark) ist vielleicht 10 Minuten Fahrt vom Rathaus weg (bei starkem Verkehr). Bei gutem Wetter kann man auch laufen
Dort ist eine kleine unscheinbare Tür direkt beim Parkplatz wo etwas mit „Legislation“ oder so steht. Dort müssten wir hin. Ohne Termin, einfach nur während den Öffnungszeiten (Donnerstags haben die auch Nachmittags auf). Nummer ziehen, warten, bezahlen (ich glaube 200DKK pro Heiratsurkunde).
Danach zur chinesischen Botschaft. Dort muss man nicht zur „Hauptbotschaft“ selbst, sondern zu einem Gebäude gegenüber (Øregårdsvænget 5; 2900 Hellerup; Dänemark). Die chinesische Botschaft ist bei den ganzen anderen „wichtigen“ Botschaften (Indonesien, Marokko), man muss also ein Stück fahren um dort hin zu kommen. Die machen natürlich ab 12 Uhr dicht, aber wir waren am Vortag schon da und haben abgeklärt, dass wir die Urkunde und den Antrag in den Briefkasten schmeißen, damit wir es am nächsten Tag wieder bekommen (Haben an einem Donnerstag geheiratet, und sind am WE nach Hause geflogen => Apostille muss am Freitag drauf sein).
Sind dann am Freitag hin, und die Dame mit der wir am Mittwoch gesprochen haben hat uns augenscheinlich nicht wieder erkannt… Als wir ihr sagten was wir wollten ist sie mit dem Schlüssel für den Briefkasten raus und hat die Urkunde geholt… Ich dachte mich verlassen alle guten Geister… aber ich habe mich dort ja auf chinesischen Staatsgebiet befunden… hätte es also erwarten müssen :/
Naja… nach Zahlung der super fast extra fee haben wir auch eine Legislation von der chinesischen Botschaft bekommen (ob wir die jetzt wirklich brauchen sei mal dahin gestellt… aber lieber habe ich sie, als das ich sie dann in D nachträglich holen muss) – 400DKK pro Dokument (haben nur eines legalisieren lassen.
Kosten:
Also… was kostet der Spass:
2x5€ - Bescheinigung vom Einwohnermeldeamt
500DKK – Anmeldung
2x200DKK – Apostille
400DKK – Legislation chinesische Botschaft
1300DKK +10€ (ca. 185€) Summe
Natürlich muss man dann noch nach Dänemark kommen, dort übernachten, was essen, etc., aber das bleibt ja jedem selbst überlassen wie teuer oder günstig man das will. (Kleiner Tipp... Ab Köln gab es Flüge mit Ryanair für 20€ hin und zurück)
Zurück in Deutschland:
Familienkrankenversicherung habe ich davor schon angeleiert, und konnte die alte „Reisekrankenversicherung“ auch unter Erstattung aller Beträge kündigen.
Bin dann bei uns zum Standesamt, habe die Urkunde mit Apostille vorgezeigt und unseren Familienstand in „verheiratet“ ändern lassen. Alles ohne Stress. Bis jetzt hat noch jeder die Heiratsurkunde anerkannt.
Was kommt jetzt noch:
Nun… jetzt müssen wir nur noch zur ABH wegen der Aufenthaltsgenehmigung meiner Frau.
Wir warten noch bis Ende Februar, da sie dann die B2-TELC Prüfung macht.
Mit diesem Zertifikat gehen wir dann zur ABH, wollen zum einen damit zeigen, dass meine Frau das geforderte A1 beherrscht, aber auch, dass sie wirklich Deutsch gelernt hat / lernt. (Da in einem anderen Faden jemand meinte, dass die ABH die Heirat als „Visumsmissbrauch“ auslegen kann, wollen wir zeigen, dass der Zweck des Visums erfüllt wurde, und die Heirat „nebenbei“ passiert ist)
Mein Plan / Hoffnung ist, dass die ABH die aktuelle AE meiner Frau kassiert, und ihr einfach eine neue gibt (natürlich geht das nicht an einem Tag, aber ich meine ohne Ausreise, ohne Rumgezeter, etc).
Ich bin guter Dinge
Unsere ABH war bis jetzt immer sehr nett und hilfsbereit!
Ich werde hier berichten wie es lief
Gut… Bei Fragen einfach melden, ich helfe gerne (und vielleicht bekommen wir so auch wieder ein paar mehr Infos in dieses Forum).
Gruß
Patrick