Kennt sich jemand mit dem Hukou-System aus?
Kennt sich jemand mit dem Hukou-System aus?
Hallo. Die gestellte Frage ist eher rhetorischer Natur, ich habe nämlich hier bereits nach dem Begriff gesucht und etliche Beiträge gefunden. Hoffe deshalb, dass es das Thema nicht schon existiert, denn alle Seiten habe ich mir nicht angesehen.
Der Blog Hukou Reform hat seine Arbeit leider eingestellt...
Was mich vor allem interessiert:
1. Das System ist ja sehr problematisch für Unternehmen beim Recruiting, denn wenn ein Unternehmen bspw. keine "Pekinger Staatsbürgerschaft" (so wurde mir das von chinesischen Freunden übersetzt) ausstellen darf, dann ist das Unternehmen ja ziemlich uninteressant für viele potenzielle Arbeitnehmer die nicht gebürtige Pekinger sind, insbesondere für gut ausgebildete Studenten. Gibt es deshalb auch nicht-Staatsunternehmen, die diese "Pekinger Staatsbürgerschaft" (oder meinetwegen auch anderer Städte) ausstellen dürfen, insbesondere ausländische Unternehmen? Und gibt es Staatsunternehmen die dies nicht dürfen?
2. Es gibt ja Job-Messen wie z.B. Sino-Jobs. Aber hier gibt es ja das gleiche Problem mit der Attraktivität. Bieten da z.B. deutsche Unternehmen Chinesen, die auf dem Lande geboren haben irgendwelche Zusatzleistungen an, da sie ja ohne den entsprechend Hukou benachteiligt sind?
Ich hoffe, es ist halbwegs verständlich was ich meine. Ich dachte, auch ich hätte noch mehr Fragen, aber vllt. fällt's mir später wieder ein. Hoffe auch, dass es i.O. geht, dass das Thema hier im Politik-Bereich ist...
Der Blog Hukou Reform hat seine Arbeit leider eingestellt...
Was mich vor allem interessiert:
1. Das System ist ja sehr problematisch für Unternehmen beim Recruiting, denn wenn ein Unternehmen bspw. keine "Pekinger Staatsbürgerschaft" (so wurde mir das von chinesischen Freunden übersetzt) ausstellen darf, dann ist das Unternehmen ja ziemlich uninteressant für viele potenzielle Arbeitnehmer die nicht gebürtige Pekinger sind, insbesondere für gut ausgebildete Studenten. Gibt es deshalb auch nicht-Staatsunternehmen, die diese "Pekinger Staatsbürgerschaft" (oder meinetwegen auch anderer Städte) ausstellen dürfen, insbesondere ausländische Unternehmen? Und gibt es Staatsunternehmen die dies nicht dürfen?
2. Es gibt ja Job-Messen wie z.B. Sino-Jobs. Aber hier gibt es ja das gleiche Problem mit der Attraktivität. Bieten da z.B. deutsche Unternehmen Chinesen, die auf dem Lande geboren haben irgendwelche Zusatzleistungen an, da sie ja ohne den entsprechend Hukou benachteiligt sind?
Ich hoffe, es ist halbwegs verständlich was ich meine. Ich dachte, auch ich hätte noch mehr Fragen, aber vllt. fällt's mir später wieder ein. Hoffe auch, dass es i.O. geht, dass das Thema hier im Politik-Bereich ist...
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Re: Kennt sich jemand mit dem Hukou-System aus?
Nicht wirklichChristian1989 hat geschrieben:Ich hoffe, es ist halbwegs verständlich was ich meine.
Denn was ist hier...
... mit "Pekinger Staatsbürgerschaft" gemeint? Etwa ein Hukou in Beijing?Christian1989 hat geschrieben:1. Das System ist ja sehr problematisch für Unternehmen beim Recruiting, denn wenn ein Unternehmen bspw. keine "Pekinger Staatsbürgerschaft" (so wurde mir das von chinesischen Freunden übersetzt) ausstellen darf, dann ist das Unternehmen ja ziemlich uninteressant für viele potenzielle Arbeitnehmer die nicht gebürtige Pekinger sind, insbesondere für gut ausgebildete Studenten.
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Re: Kennt sich jemand mit dem Hukou-System aus?
hmmm... Dann komme ich morgen mal mit fiktiven Beispielen...Laogai hat geschrieben:Nicht wirklich
Ja.Laogai hat geschrieben:... mit "Pekinger Staatsbürgerschaft" gemeint? Etwa ein Hukou in Beijing?
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Re: Kennt sich jemand mit dem Hukou-System aus?
Ich bin wahrlich kein Kenner der Materie, aber meines Wissens ist die Zeit, da ein Hukou auch gleichzeitig die Arbeitsstelle geografisch eingeschränkt hat, längst passé. Überall leben und arbeiten in China Menschen, die ihren Hukou irgendwo haben. Nur nicht dort, wo sie leben und arbeiten. Das fängt bei den Wanderarbeitern an und hört bei den Führungskräften in irgendwelchen Firmen noch lange nicht auf.
Was ist also die Frage und was das Problem?
Was ist also die Frage und was das Problem?
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Re: Kennt sich jemand mit dem Hukou-System aus?
Es gibt noch Leute die legen wert darauf ihr Hukou nach Peking (oder Shanghai, etc) zu verlagern. Wer das will, muss sich einen Arbeitgeber suchen der Hukous sponsern kann sowie andere Bedingungen erfüllen. Dazu gehören Dinge wie: X Jahr Einkommensteuer in Peking gezahlt, Bildungsabschluss, etc. Bei meinen Kollegen wurde immer gewitzelt was leichter sei, US green card oder Peking Hukou. Mein Arbeitgeber hat sowohl als auch gemacht, für gute Mitarbeiter in gefragten Positionen. Die ganz genaue Liste mit Anforderungen habe ich auch nicht, aber die ändert sich sicher auch oft genug.
Re: Kennt sich jemand mit dem Hukou-System aus?
Genau das ist ja das Problem. Wanderarbeiter sind ja de facto Vogelfrei. Die, die bspw. in Peking arbeiten, dort aber nicht ihren Hukou dürfen doch auch ihre Kinder nicht auf Pekinger Schulen schicken, können dort nicht ins Krankenhaus etc. Ich hab' da erst vor einem Monat 'nen Artikel gelesen in dem es darum ging, dass 90 % aller Absolventen lieber für etwa 400 Dollar in einem chinesischen Staatsbetrieb arbeiten, der den Pekinger Hukou "verleiht", als in der freien Wirtschaft für mehr als das doppelte des Gehalts. Und nach allem was ich so höre ist das sogar noch wenig... sind bestimmt mehr als 90 Prozent.Laogai hat geschrieben:Ich bin wahrlich kein Kenner der Materie, aber meines Wissens ist die Zeit, da ein Hukou auch gleichzeitig die Arbeitsstelle geografisch eingeschränkt hat, längst passé. Überall leben und arbeiten in China Menschen, die ihren Hukou irgendwo haben. Nur nicht dort, wo sie leben und arbeiten. Das fängt bei den Wanderarbeitern an und hört bei den Führungskräften in irgendwelchen Firmen noch lange nicht auf.
Was ist also die Frage und was das Problem?
Leider finde ich den Artikel nicht mehr, aber hier zwei, die nach kurzem Überfliegen so ähnlich sein könnten:
* 'Hukou' Policy Pushes Graduates Out of Beijing
* More students fight over fewer Beijing residence permits
Re: Kennt sich jemand mit dem Hukou-System aus?
Die dürfen schon, nur müssen sie dann alles komplett selbst zahlen.Christian1989 hat geschrieben: Genau das ist ja das Problem. Wanderarbeiter sind ja de facto Vogelfrei. Die, die bspw. in Peking arbeiten, dort aber nicht ihren Hukou dürfen doch auch ihre Kinder nicht auf Pekinger Schulen schicken, können dort nicht ins Krankenhaus etc.
Macht Sinn, da z. B. die o. g. Leistungen dann von staatlichen Einrichtungen getragen bzw. bezuschusst werden, so dass man am Ende vom finanziellen Aspekt bzw. Risiko her auf der sichereren Seite steht.Ich hab' da erst vor einem Monat 'nen Artikel gelesen in dem es darum ging, dass 90 % aller Absolventen lieber für etwa 400 Dollar in einem chinesischen Staatsbetrieb arbeiten, der den Pekinger Hukou "verleiht", als in der freien Wirtschaft für mehr als das doppelte des Gehalts. Und nach allem was ich so höre ist das sogar noch wenig... sind bestimmt mehr als 90 Prozent.
Re: Kennt sich jemand mit dem Hukou-System aus?
Hier mal ein Erfahrungsbericht über einen chinesischen Kollegen.
Er kam vor einigen Jahren nach Deutschland um hier einen Master zu machen. Sein Hukou liegt in einem kleinen Dorf in einer östlichen Provinz (ergo: Bauer, Nongming). In Deutschland hat er seine jetzige Frau kennengelernt.
Er hat nun die Möglichkeit mit unserem Unternehmen nach China zu wechseln und einen Managerposten zu übernehmen. Allerdings würde das bedeuten, dass er an einen "wenig" attraktiven Standort (2nd oder 3rd tier) kommt. Unser Unternehmen kann ihm ein dortiges Hukou beschaffen. Da aber eine angemessene Ausbildung seiner Kinder dort seiner Meinung nach nicht sichergestellt ist, wird er das Angebot möglicherweise ausschlagen und in Peking oder Shanghai suchen.
Das Hukou-System hat nämlich ua. einen Hacken: Es bevorzugt die High School Absolventen aus den großen Städten massiv, da viele Plätze an den guten Unis per Quotenregelung an lokale Absolventen gehen. Die guten Unis liegen in China aber alle in den großen Städten.
Weitere Nachteile (für ihn nicht so relevant): Schlechtere Krankenversorgung (auf dem Land echt miserabel) und niedrigere Renten (auf dem Land auch ein Witz/ nicht existent). Erst kürzlich stand in der global times, dass in China noch immer 65% aller Menschen ein Bauern-Hukou haben, auch wenn die Urbanisierungsrate bereits über 50% liegt. 15% aller Bewohner Chinas sind auf dem Papier Binnen-Migranten.
Er kam vor einigen Jahren nach Deutschland um hier einen Master zu machen. Sein Hukou liegt in einem kleinen Dorf in einer östlichen Provinz (ergo: Bauer, Nongming). In Deutschland hat er seine jetzige Frau kennengelernt.
Er hat nun die Möglichkeit mit unserem Unternehmen nach China zu wechseln und einen Managerposten zu übernehmen. Allerdings würde das bedeuten, dass er an einen "wenig" attraktiven Standort (2nd oder 3rd tier) kommt. Unser Unternehmen kann ihm ein dortiges Hukou beschaffen. Da aber eine angemessene Ausbildung seiner Kinder dort seiner Meinung nach nicht sichergestellt ist, wird er das Angebot möglicherweise ausschlagen und in Peking oder Shanghai suchen.
Das Hukou-System hat nämlich ua. einen Hacken: Es bevorzugt die High School Absolventen aus den großen Städten massiv, da viele Plätze an den guten Unis per Quotenregelung an lokale Absolventen gehen. Die guten Unis liegen in China aber alle in den großen Städten.
Weitere Nachteile (für ihn nicht so relevant): Schlechtere Krankenversorgung (auf dem Land echt miserabel) und niedrigere Renten (auf dem Land auch ein Witz/ nicht existent). Erst kürzlich stand in der global times, dass in China noch immer 65% aller Menschen ein Bauern-Hukou haben, auch wenn die Urbanisierungsrate bereits über 50% liegt. 15% aller Bewohner Chinas sind auf dem Papier Binnen-Migranten.
Re: Kennt sich jemand mit dem Hukou-System aus?
Danke, dakine, das ist genau sowas wie ich gemeint habe. D.h., in Beijing oder Shanghai würde er auch nur Jobs annehmen, durch die er einen entsprechenden Hukou erhalten kann?
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Re: Kennt sich jemand mit dem Hukou-System aus?
Oder er wechselt gar nicht nach China, sondern bleibt in Deutschland, zumindest bis er da die Staatsbuergerschaft hat...
Re: Kennt sich jemand mit dem Hukou-System aus?
Ja, das ist natürlich auch 'ne Möglichkeit...
Dann ist es also tats. so, wenn z.B. ein Chinese mit ruralen Hukou in Deutschland Bachelor und Master gemacht hat, dann auf 'ne Jobmesse wie Sinojobs geht um in China zu arbeiten, bspw. Beijing oder Shanghai, dann kriegt der vom deutschen Unternehmen keine besonderen Anreize, sondern auch einen chinesischen Vertrag und muss mit allen "Wanderarbeiter-Unnannehmlichkeiten" leben?
Also: Stellen deutsche Unternehmen in Beijing oder Shanghai nur "Lokal"-Bevölkerung ein, mal abgesehen von den Expats, oder auch "Landbevölkerung", die halt in, meinetwegen, Beijing studiert hat?
@Sugoi: Wie ist das denn mit den Gebühren für die Schüler in Beijing wenn man Pekinger Hukou oder ruralen Hukou hat?
Dann ist es also tats. so, wenn z.B. ein Chinese mit ruralen Hukou in Deutschland Bachelor und Master gemacht hat, dann auf 'ne Jobmesse wie Sinojobs geht um in China zu arbeiten, bspw. Beijing oder Shanghai, dann kriegt der vom deutschen Unternehmen keine besonderen Anreize, sondern auch einen chinesischen Vertrag und muss mit allen "Wanderarbeiter-Unnannehmlichkeiten" leben?
Also: Stellen deutsche Unternehmen in Beijing oder Shanghai nur "Lokal"-Bevölkerung ein, mal abgesehen von den Expats, oder auch "Landbevölkerung", die halt in, meinetwegen, Beijing studiert hat?
@Sugoi: Wie ist das denn mit den Gebühren für die Schüler in Beijing wenn man Pekinger Hukou oder ruralen Hukou hat?
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Re: Kennt sich jemand mit dem Hukou-System aus?
Bei meinen Arbeitgebern gab es da keinerlei Verguenstigungen und es war egal wo du studiert hast. Es wurden auch nie gezielt "Rueckkehrer" gesucht. Warum auch? Klar, es gibt Chinesen die als Expats kommen und dann auch das volle Expat Paket haben. Die haben dann aber lange ausserhalb Chinas gearbeitet, oft auch mittlerweile eine andere Staatsbuergerschaft, usw.
Re: Kennt sich jemand mit dem Hukou-System aus?
Nein, natürlich stellen deutsche Unternehmen in Peking oder Shanghai auch Personen aus anderen Landesteilen ein. Nur meistens können private Unternehmen nicht so schnell ein Hukou für die entsprechende Stadt besorgen.Christian1989 hat geschrieben:Dann ist es also tats. so, wenn z.B. ein Chinese mit ruralen Hukou in Deutschland Bachelor und Master gemacht hat, dann auf 'ne Jobmesse wie Sinojobs geht um in China zu arbeiten, bspw. Beijing oder Shanghai, dann kriegt der vom deutschen Unternehmen keine besonderen Anreize, sondern auch einen chinesischen Vertrag und muss mit allen "Wanderarbeiter-Unnannehmlichkeiten" leben?
Also: Stellen deutsche Unternehmen in Beijing oder Shanghai nur "Lokal"-Bevölkerung ein, mal abgesehen von den Expats, oder auch "Landbevölkerung", die halt in, meinetwegen, Beijing studiert hat?
Das ist bei "kleinen" Städten auch für private und ausländische Unternehmen viel einfacher.
Der Kollege bekommt übrigens einen sehr guten lokalen Vertrag (behält sein deutsches Gehalt) und macht einen Karrieresprung. Nur das Hukou passt ihm einfach nicht. Die Kinder könnten ja dort auf eine schlechte Schule kommen...
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Re: Kennt sich jemand mit dem Hukou-System aus?
Ich kann ihn gut verstehen. Bleibt er in Deutschland, gehen die Kinder auf eine Deutsche Regelschule und zwar umsonst und ohne jegliche Probleme. Das vergleicht er nun mit Chinesischer Regelschule, Bakschisch fuer die Beamten da kein Hukou, Schulgeld, usw.dakine hat geschrieben: Der Kollege bekommt übrigens einen sehr guten lokalen Vertrag (behält sein deutsches Gehalt) und macht einen Karrieresprung. Nur das Hukou passt ihm einfach nicht. Die Kinder könnten ja dort auf eine schlechte Schule kommen...
"Behaelt sein deutsches Gehalt", wie grosszuegig von euch. Schonmal ueber die Sozialleistungen (Rentenversicherung, Krankenversicherung, usw.) nachgedacht die er liegen laesst?
Nochmal fuer alle, bei gleichem Gehalt nach China wechseln ist ein schlechter Deal, du hast am Ende weniger!
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