Chinesische/Taiwan-Filme und das Bild des "American Dream

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Bernhard
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Re: Chinesische/Taiwan-Filme und das Bild des "American Drea

Beitrag von Bernhard »

ingo_001 hat geschrieben:
Aremonus hat geschrieben:Dir ist schon bewusst, dass die durchschnittliche Chinesin 1,7 Kinder kriegt, während die durchschnittliche Deutsche sich mit 1,4 Kindern begnügt? Wir werden hier in Europa wohl die grösseren Probleme diesbezüglich haben...
Da vergisst Du aber die "Kleinigkeit" des hiesigen Soz.-Systems, welches trotz aller zunehmenden Löcher immer noch um Lichtjahre dem Chin. (welches erst im Aufbau ist) voraus ist.
Das wird die gröbsten Härten (verglichen mit China) noch immer auffangen können.
wobei in China der Unterschied im Lebensstandard zwischen Stadt und Land noch mildernd wirkt.

Wenn junge Leute in der Stadt arbeiten und alte Leute auf dem Land leben, ist es natürlich einfacher, die zu versorgen. Wie lange das aber noch so bleiben wird, ist auch die Frage.
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punisher2008
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Re: Chinesische/Taiwan-Filme und das Bild des "American Drea

Beitrag von punisher2008 »

Aremonus hat geschrieben:Genau diese Pragmatik und die Determination, seiner Familie und seinem Dorf zu helfen, ist doch das faszinierende an China.
Pragmatik ja, aber Hilfsbereitschaft in China? Ehrlich gesagt habe ich noch kein Land erlebt wo man so wenig Hilfsbereitschaft zeigt. Stimmt schon, man kümmert sich in China vielleicht etwas mehr um die Alten, aber wirklich nur in der eigenen Familie. Wer keine Angehörigen hat die sich um einen kümmern darf man schauen wo er bleibt.
Wir Europäer besuchen unsere Alten ja kaum und schicken ihnen schon gar kein Geld.
Liegt aber manchmal auch daran dass die "Alten" mehr Geld als die jüngere Generation haben. Nebenbei, man kann Europa nicht immer in einen Topf werfen. Was du vermutlich meinst ist "wir Mitteleuropäer". Soweit ich festgestellt habe sieht es hier in Spanien schon wieder ganz anders aus. Da ist der Familienzusammenhalt um einiges besser, auch empfinde ich hier mehr Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe. Hier werden die Alten viel mehr einbezogen und auch Kinder werden nicht "abgeschoben" sondern sind eigentlich immer bei allem dabei. Von anderen Ländern weiß ich zu wenig, kann mir aber vorstellen dass es z.B. in Italien ähnlich ist. Wer gegenteilige Erfahrungen hat kann diese gerne einbringen.
Meine Vorstellung von Nächstenliebe sieht anders aus.
Meine auch. Aber ich kann dir überhaupt nicht zustimmen dass du ausgerechnet China als Vorbild für Nächstenliebe bringst. Ich weiß ehrlich gesagt nicht in welcher anderen Gesellschaft der Welt man tatenlos zusieht wie ein kleines Kind mehrfach überfahren wird ohne auch nur einen Finger zu rühren, ohne auch nur ein Minimum an Mitleid zu haben. Wenn du ein Land kennst wo es so wenig öffentliche Hilfsbereitschaft gibt wie in China dann kläre mich bitte auf. Mir fällt keines ein. Und wie man Tiere behandelt davon möchte ich jetzt gar nicht erst anfangen.
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Phytagoras
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Re: Chinesische/Taiwan-Filme und das Bild des "American Drea

Beitrag von Phytagoras »

Ich verstehe auch nicht, wie man denkt, dass das Konzept "Nächstenliebe" in China größer sei als hier.

Man rennt in die UBahn ohne die Leute aussteigen zu lassen.
Ist man dort drin, sucht man sich schnell einen Platz und selbst wenn Alte stehen, war oft ich als Ausländer es, der ihnen einen Platz angeboten hat.

Obdachlose werden mit rollenden Augen ansehen, weil sie ja vielleicht doch nur so tun, als wären sie Obdachlos oder ein "Krüppel."

Bei Geschäftsabschlüssen geht es nur darum das Beste für sich rauszuholen, selbst wenn man seinen Freund dadurch "erdolchen" würde.

Der Müll wird auf die Straße geschmissen, nicht, weil man so nett ist und der Reinigungscrew am nächsten Morgen um 5:00 ihren Job sichert, sondern weil die Reinigungscrew ja sowieso kommt und das weg macht.

________________________

Ich würde schon sagen, dass der Familienzusammenhalt stärker ist, aber die allgemeine "Nächstenliebe" würde ich weitaus tiefer einschätzen. Sagt auch meine Freundin...


Und bzgl. dessen:
Die Kinder landen bei uns in einer Krippe, man möchte ja nicht etwa seine "Selbstverwirklichung" für die lästigen Plagen opfern.
Ich habe keine Statistik, aber ist das auf dem chinesischen Land nicht auch so, dass Mädchen zu spät abgetrieben werden? Find ich ehrlich gesagt noch schlimmer als wenn man die Kinder "ignoriert".
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punisher2008
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Re: Chinesische/Taiwan-Filme und das Bild des "American Drea

Beitrag von punisher2008 »

Phytagoras hat geschrieben:Ist man dort drin, sucht man sich schnell einen Platz und selbst wenn Alte stehen, war oft ich als Ausländer es, der ihnen einen Platz angeboten hat.
Oh ja, auch davon habe ich genug gesehen. Ich war öfter mal mit meinen Nichten im Bus der in meinem Compound Runden dreht und Anwohner abholt. Jedesmal wenn Leute einstiegen und keine Sitzplätze bekamen standen die auf und boten ihre Plätze an. Aber das waren eben keine Alten sondern Männer Mitte 20 bzw. Jugendliche. Ich habe immer gesagt "bleibt sitzen, die sollen selber stehen", aber die Mädchen waren einfach zur Höflichkeit erzogen. Das perverse ist dass diese Anwohner eigentlich gebildete Oberschicht oder HKer waren, meine Nichten dagegen eigentlich einfache Bauernmädchen. Aber wer Geld hat hat offensichtlich auch mehr Anrecht auf einen Sitzplatz. :roll:
Ich habe keine Statistik, aber ist das auf dem chinesischen Land nicht auch so, dass Mädchen zu spät abgetrieben werden?
Weiß nicht ob "zu spät" oder nicht, aber abgetrieben werden viele. Bin mir allerdings nicht sicher was schlimmer ist, sie gleich abzutreiben oder erst wenn sie mal auf der Welt sind zu töten, vernachlässigen, quälen oder sonst wie diskriminieren. Eine Statistik brauchst du nicht, es gibt dazu mehr als genug Artikel und Untersuchungen. Die bestätigen leider deinen Eindruck.
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Re: Chinesische/Taiwan-Filme und das Bild des "American Drea

Beitrag von Bernhard »

punisher2008 hat geschrieben:
Ich habe keine Statistik, aber ist das auf dem chinesischen Land nicht auch so, dass Mädchen zu spät abgetrieben werden?
Weiß nicht ob "zu spät" oder nicht, aber abgetrieben werden viele. Bin mir allerdings nicht sicher was schlimmer ist, sie gleich abzutreiben oder erst wenn sie mal auf der Welt sind zu töten, vernachlässigen, quälen oder sonst wie diskriminieren. Eine Statistik brauchst du nicht, es gibt dazu mehr als genug Artikel und Untersuchungen. Die bestätigen leider deinen Eindruck.
das ist natürlich wesentlich schlimmer, als "nur" keine Kinder zu bekommen oder die gleich in die Krippe zu tun, weil die Erziehung einen in der Selbstverwirklichung behindern würde. Fairerweise muss man aber sagen: Die Zwänge sind ganz andere!
Wenn eine Bäuerin nur ein Kind hat, und das ist ein Mädchen, dann steht die Existenz des Hofs und ihre Altersvorsorge auf dem Spiel. Und nicht nur ihre Beförderung zur Hauptabteilungsleiterin (jetzt mal etwas plakativ ausgedrückt).

War mir auffällt, ist das viele Chinesinnen ebenfalls ihre Kinder sehr früh bei den Großeltern zurücklassen, um wieder arbeiten zu gehen. Natürlich haben sie oft aus finanziellen Gründen keine andere Wahl. Trotzdem bezweifle ich aber, ob alle unbedingt schon 4 Monate nach der Geburt in einer Großstadt ziehen müssen, die tausende Kilometer von ihrem Heimatort entfernt ist. Da mögen durchaus auch materielle oder "Selbstverwirklichungs"-Ambitionen eine Rolle spielen.
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Re: Chinesische/Taiwan-Filme und das Bild des "American Drea

Beitrag von Bernhard »

Um nochmal was zum Thema zu schreiben:
Es scheint so zu sein, dass viele Chinesinnen "aus gutem Hause" nach dem Studium die "ruhige Kugel" schieben wollen, bevor sie sich von einem reichen Mann heiraten lassen. Bei denen sieht das dann wohl so aus, dass sie eine einfache Tätigkeit ausführen, aber trotzdem viel Geld haben. Wie viele das aber tatsächlich machen, weiß ich nicht.

Dass dieses Klischee "einfacher Angestellter hat Top-Wohnung in Beijing" von der Regierung gefordert wird, glaube ich nicht. Das würde nicht in das Erziehungs"programm" passen, dass sich die chinesische Regierung angeblich für ihre Bürger ausgedacht hat.
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Re: Chinesische/Taiwan-Filme und das Bild des "American Drea

Beitrag von ingo_001 »

Bernhard hat geschrieben:Dass dieses Klischee "einfacher Angestellter hat Top-Wohnung in Beijing" von der Regierung gefordert wird, glaube ich nicht. Das würde nicht in das Erziehungs"programm" passen, dass sich die chinesische Regierung angeblich für ihre Bürger ausgedacht hat.
Stimmt schon.
Ich gehe mal davon aus, dass da auch nach dem Motto: "Mehr Schein als Sein" gehandelt und auch gelebt wird.
Bis jetzt m.E. zwar (noch) nicht so extrem wie in den USA oder Deutschland - aber die "Aufholjagd" durfte nicht mehr lange dauern.
Die Werbung und die Soap Operas konditionieren ja die Zuschauer/innin und geben dieses Verhalten ja geradezu vor.
Wer Geist hat, hat sicher auch das rechte Wort, aber wer Worte hat, hat darum noch nicht notwendig Geist.

Die Logik ist Deine Freundin - Wünsch-Dir-Was und Untergangs-Propheten sind falsche Freunde.
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Re: Chinesische/Taiwan-Filme und das Bild des "American Drea

Beitrag von Skorpid »

Ich schaue ja bei meiner Frau auch manchmal die Soaps quer und schüttel sehr oft den Kopf, auch ohne die Sprache zu verstehen, verstehe ich etwas vom Inhalt:

- Auch ohne großen Job wohnen die jungen Leute in Top Wohnungen
- In nahezu allen Fällen wohnen sie mit den Eltern zusammen bzw. spielt ein Großteil der Folgen mit den Eltern zusammen
- Es ist supereinfach ein Geschäft/Kneipe/etc. zu eröffnen, kann eigentlich jeder junge Mensch ohne großes Kapital
- Die meisten arbeiten in der Mode-/Werbebranche und haben dan ganzen Tag Zeit draußen rum zu laufen und mit Leuten zu quatschen.
- Arbeitslos ist keiner und selbst ein lumpiger Kurierfahrer kann eine heiße Freundin haben.
- Arbeitsstreß gibt es nicht, sobald man daheim ankommt geht's zu Freunden, auf die Piste, etc., kein faul auf dem Sofa ausruhen.
- Es wird gestritten, geweint und geschrieen ohne Ende.... manchmal hab ich meine Frau gebeten den Fernseher leise zu machen, weil ich nicht wollte, dass die Nachbarn denken ich misshandle meine Frau.

Aber naja, wer will schon das echte Leben sehen, man lässt sich gerne blenden, leider auch mit allen Nebenwirkungen auf die eigene Realitätswahrnehmung.
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