Bernhard hat geschrieben:Was Geheimdienste anbelangt, so sehen sie natürlich nicht alles voraus. Natürlich kann Zahlenmaterial auch falsch interpretiert werden. Aber ob das wirklich öfter der Fall ist als bei Leuten, die einer Sache positiv gegenüber stehen, weiß ich nicht. Es wäre vielleicht ein interessantes Forschungsgebiet der Psychologie, aber von vornherein klar ist es jedenfalls nicht.
Cialdini schreibt in seiner "Psychologie des Überzeugens" darüber wie die katastrophale Fehlentscheidung bei der Schweinebucht zustande gekommen ist. Übrigens verstehst du mich anscheinend falsch, es geht nicht darum "positiv" gegenüber zu stehen, sondern wie Goethe sagt "Liebe" oder "Leidenschaft" zu haben. Liebe (nicht verliebt sein, oder etwas aus der Ferne anhimmeln) und Leidenschaft impliziert nämlich eine tiefgehende Beschäftigung und Kenntnis. Wer etwas liebt oder Leidenschaft dafür aufbringt, setzt sich damit intensiv und lange Auseinander. Es wird ein Teil seiner Existenz.
auf eine andere Ebene übertragen: Wenn jemand mich kritisiert, kann ich also locker sagen "du magst mich nicht, folglich kannst du mich gar nicht verstehen, folglich sind deine Worte wert- und sinnlos, also hältst du gefälligst von vornherein den Mund." So einfach ist es nun auch wieder nicht...
Ich nehme "tiefgehende" Kritik an meiner Person gerne von Leuten an, von denen ich weiß, dass sie mich mögen. Auch weil diese Leute mich kennen und ich weiß, dass sie mir nicht schaden wollen. Diese Leute verstehen auch mein Verhalten/Entscheidungen besser, und auch wenn Sie nicht zustimmen (sic!) und daher kritisieren, verstehen sie (sic!) warum ich so handle.
Leute die mich nicht mögen/ und auch nicht kennen, kritisieren eigentlich nie. Die Urteilen meistens oder attackieren.
Außerdem: Wieso wird er nie in China leben können und nicht die Sprache lernen können? Es fällt vielleicht schwerer, aber es geht durchaus.
Ich mag z.B. Amerika nicht über die Maßen, trotzdem würde ich mein Englisch nicht als schlecht bezeichnen. Manche Ausländer hier können Deutsch und wissen sehr wohl, wie die Deutschen "ticken", verachten sie aber dennoch.
Ok. Die Sprache geb ich dir. Es gibt auch "Sinologen" die China nicht ausstehen können, nie hinfahren aber die Sprache lieben. Also in Wahrheit Linguisten, die rein an der Sprache interessiert sind. Aber zu deinem Punkt - ich mag die USA auch nicht über die Maßen, deswegen leb ich aber auch nicht dort und bin vor allem kein "US Experte" und versuche anderen Leuten die USA zu erklären. Für mich haben die USA eine Kultur, mit der ich selber wenig anfangen kann. Aber das bin jetzt ich. Andere Menschen hingegen zieht es in die USA. Ist auch gut, dass wir nicht alle gleich sind. Und wenn ich hier Infos will, such ich dies bei diesen Menschen und nicht bei den Taliban
du verwechselst wieder Gefühls- und Verstandesebene. "Furchtbar klingen" ist ein Gefühl. Wenn du die Oper nicht magst, klingt sie für dich furchtbar. Das ist ein Syllogismus.
Wohl kannst du aber die Gesangstechniken, die Instrumentierung, die Harmonielehre etc. von Peking- und italienischer Oper studieren und vergleichen und dann zum Schluss kommen, dass die eine variationsreicher, durchdachter, komplexer ist als die andere.
Also bei deinem letzten Satz, habe ich jetzt an Club der Toten Dichter denken müssen. An die Szene wo Robin Williams die Beurteilungsseiten aus dem Lehrbuch reissen lässt, da man Poesie nicht mit einer vorgeschriebenen Matrix abhandeln kann. Variationsreicher, "durchdachter" und komplexer alleine, sagt wenig über Musik aus. Wenn dies die schlagenden Kriterien wären, würden wir alle 12 Ton Musik hören
Variationsreicher, "durchdachter" und komplexer geht wohl wirklich nicht. Bei meiner Hochzeit will ich sie aber trotzdem nicht haben.
Du sitzt hier wieder dem Trugschluss auf, dass "Daten" alleine für Wissen reicht.
Ich möchte hier am Ende noch einmal betonen, "Liebe" und "Leidenschaft" ist ungleich anhimmeln oder vergöttern. Angehimmelt und vergöttert werden reine Wunschprojektionen, das ist keine Liebe oder Leidenschaft.