Chinaseite.de Forum

Hallo zusammen,

ich habe mal eine Frage: Und zwar lese ich gerade ein wenig über die Bevölkerungspolitik von China und mir ist nicht ganz klar, wie die Einhaltung der Geburtenbeschränkungen heute in der Praxis überprüft werden. Zu Beginn waren in den Städten die Frauen ja in ein sehr engmaschiges Netz über ihre danweis eingespannt, die Kontrazeptiva zugeteilt haben, bei denen sie Genehmigungen über Geburten bekommen haben und über die auch Belohnungen und Strafen leicht umgesetzt werden konnten. Wie ist das heutzutage? Welche Rolle spielt der Arbeitsplatz heute bei der Geburtenkontrolle? Die Menschen sind ja nicht mehr so an ihren Arbeitsplatz gebunden wie früher... Braucht man heutzutage auch noch eine schriftliche Genehmigung, wenn man ein Kind bekommen möchte? Ich habe aber noch keine gute Erklärung darüber gefunden, wie das heute abläuft. Kennt sich da jemand vielleicht mit aus und kann es mir vielleich kurz erklären und/oder einen Aufsatz zu dem Thema empfehlen?

Vielen Dank schon einmal im Voraus!

Liebe Grüße
Luna

Keine Ahnung, schon mal mit Google versucht? An Artikeln über das Thema dürfte es wohl kaum mangeln. Soweit ich weiß wird diese Regel, sowie alle anderen auch, umgangen. Wer es sich leisten kann scheint sich in China kaum an ein Gesetz halten zu müssen. Das haben mir auch Einheimische bestätigt.
Auch wenn viele anderer Meinung sind, ich befürworte die Ein-Kind-Politik. Wieviel Überbevölkerung braucht das Land (oder die Welt?) eigentlich noch? Daher: 只生一个孩子好 und 生男生女一样好!
Allerdings, man könnte das etwas abändern, also wenn das 1. Kind ein Junge ist sollte man es nochmal versuchen dürfen.
Wer braucht schon ein Ungleichgewicht der Geschlechter von 5:6?

Es gibt in China schlichtweg keine einheitliche, nationale Einkindpolitik. Dir alle regionalen Abweichungen herauszusuchen und zu dokumentieren ist allerdings schon fast eine Doktorarbeit.

Sicher kann jemand in China wie anderswo mit viel Geld und Einfluss Gesetze umgehen. Nur haben solche Frauen dann die Geburt häufig im Ausland, oder zumindest in Hong Kong, und daher ist die Chinesische Geburtenkontrolle zu dem Zeitpunkt nicht relevant.
Besondere Deutsche Gesetze etwa im Zusammenhang mit NS-Symbolen werden auch nur in D verfolgt. Es reist dann auch kein Polizist nach Texas um dort einen Reichsadler mit Hakenkreuz zu beschlagnahmen... So ist das in der modernen Welt: Wer reisen kann wird weniger bestraft.

ein Ort um Zweitkinder ausfindig zu machen ist die Schule!
Oft werden die Zweitkinder auf Tante oder andere Verwandte angemeldet.
Aber es gibt sozusagen Rasterfahndungen in der Schule. so haben sie es auch bei uns entdeckt. Da die Tante selbst bei der Polizei arbeitet, war es sogar noch recht gefährlich für Ihren Job. Aber mit der entsprechenden Zahlung von rund 8 000 euro konnte die Situation entschärft werden.

punisher2008 hat geschrieben:... Allerdings, man könnte das etwas abändern, also wenn das 1. Kind ein Junge ist sollte man es nochmal versuchen dürfen. ...

Gute Idee! Bin auch dafuer!

In den Städten wird es sehr genau kontrolliert und nur wenn das erste Kind einen schweren gesundheitlichen Schaden hat, darf man ein zweites Kind haben. In den ländlicheren Gebieten wird die "Ein Kind Regel" nicht so genau durchgesetzt, da kann es schon mal ein zweites sein ohne eine Bestrafung befürchten zu müssen.

Braucht man heutzutage auch noch eine schriftliche Genehmigung, wenn man ein Kind bekommen möchte?

Das Krankenhaus wollte eine von mir haben.
Bzw wohl in erster Linie eine Bestätigung, dass es das erste Kind meines Mannes ist.

Wie das Heute weiter kontrolliert wird weiss ich nicht.
Aber wenn du schon keine Bescheinigung fürs Krankenhaus bekommst, und dir auch einen Trip ins Ausland nicht leisten kannst ist das schon kontraproduktiv...wobei...bei den Krankenhäusern ist die heimische Badewanne vllt gar nicht so übel.
Bekannte auf dem Land haben Strafe bezahlt für ihr zweites Kind. Das Mädel ist jetzt 7 glaube ich.
Meine Schwiegereltern haben damals für 3 Kinder im wahrsten Sinne des Wortes mit ihrem letzten Hemd bezahlt.

Allerdings, man könnte das etwas abändern, also wenn das 1. Kind ein Junge ist sollte man es nochmal versuchen dürfen.

Warum das denn? China braucht doch mehr Mädchen, nicht mehr Jungs?

Aremonus hat geschrieben:

Allerdings, man könnte das etwas abändern, also wenn das 1. Kind ein Junge ist sollte man es nochmal versuchen dürfen.

Warum das denn? China braucht doch mehr Mädchen, nicht mehr Jungs?

Na eben! Genau das sage ich doch!

punisher2008 hat geschrieben:

Aremonus hat geschrieben:

Allerdings, man könnte das etwas abändern, also wenn das 1. Kind ein Junge ist sollte man es nochmal versuchen dürfen.

Warum das denn? China braucht doch mehr Mädchen, nicht mehr Jungs?

Na eben! Genau das sage ich doch!

Ist noch frueh in Europa, vllt hat Aremonus noch keinen Kaffee gehabt ... j/k

Na eben! Genau das sage ich doch!

Punisher, ich glaub' wir liegen beide Falsch. Es hat garkeinen Einfluss
Wir müssen mal das Spiel aufschreiben:

Wenn man bei einem Jungen nochmal probieren darf, ergeben sich folgende Möglichkeiten:
1 Mädchen (0.5)
1 Junge + 1 Mädchen (0.25)
2 Jungen (0.25)

Also: 0.75 Mädchen und 0.75 Jungen pro Frau.
Im umgekehrten Fall ebenfalls.

Den Kaffee hatte ich in der Tat noch nicht (bin in den Ferien), aber er ist unterwegs...

punisher2008 hat geschrieben:

Aremonus hat geschrieben:

Allerdings, man könnte das etwas abändern, also wenn das 1. Kind ein Junge ist sollte man es nochmal versuchen dürfen.

Warum das denn? China braucht doch mehr Mädchen, nicht mehr Jungs?

Na eben! Genau das sage ich doch!

Die "Gefahr" dass auch das zweite Kind ein Junge wird ist aber seit der Möglichkeit der Geschlechtsbestimmung und der Abtreibung ungefähr gleich hoch wie beim ersten Kind.

qpr hat geschrieben:Wenn in ländlichen Gegenden das erste Kind ein Mädchen ist, kannst du vollkommen legal noch ein zweites Kind bekommen.

Und ethnische Minderheiten sind von der Ein-Kind-Politik eh ausgenommen.

Und um es noch etwas zu erweitern:
Sind beide Ehepartner Einzelkinder ihrer Eltern, so dürfen sie zwei Kinder haben.

Auf dem Land dürfen es bis zu drei Kinder sein, wenn die ersten beiden Kinder Mädchen sind.
Ob das jetzt für die Gesamte Landbevölkerung zählt oder nur für die welche Landwirtschaft betreiben ist mir nicht bekannt.

qpr hat geschrieben:Und ethnische Minderheiten sind von der Ein-Kind-Politik eh ausgenommen.

Das hatte ich auch mal gelesen, stimmt aber so nicht. Generell sind die Minderheiten von der Ein-Kind-Politik ausgenommen. Was aber nicht bedeutet, dass sie beliebig viele Kinder haben dürfen!
Da spielen viele Faktoren eine Rolle. Zum Beispiel welche Minderheit, wo sie leben und ob sie dort einen Hukou im ländlichen oder städtischen Gebiet haben.

Wie sagte Luntan sehr richtig:

Luntan hat geschrieben:Es gibt in China schlichtweg keine einheitliche, nationale Einkindpolitik. Dir alle regionalen Abweichungen herauszusuchen und zu dokumentieren ist allerdings schon fast eine Doktorarbeit.

Aremonus hat geschrieben:Punisher, ich glaub' wir liegen beide Falsch. Es hat garkeinen Einfluss
Wir müssen mal das Spiel aufschreiben:

Wenn man bei einem Jungen nochmal probieren darf, ergeben sich folgende Möglichkeiten:
1 Mädchen (0.5)
1 Junge + 1 Mädchen (0.25)
2 Jungen (0.25)

Also: 0.75 Mädchen und 0.75 Jungen pro Frau.
Im umgekehrten Fall ebenfalls.

Da komme ich ehrlich gesagt nicht ganz mit, Mathe war ja auch nie meine Stärke. In der Theorie magst du recht haben aber ich denke die Praxis sieht anders aus. Die Chancen stehen biologisch etwa 1:1 oder nicht? Wenn als erstes Kind ein Mädchen festgestellt wird und man daher KEIN Recht auf ein zweites hat wird man sich hüten abzutreiben oder das Kind zu ermorden. Da hat man dann nur die Möglichkeit eine Tochter zu akzeptieren oder gar kein Kind zu haben. Natürlich müßte dieses Gesetz konsequent und radikal durchgesetzt werden. Es müßte auch strenge staatliche Kontrollen geben ob Töchter misshandelt werden. Wenn ja dann HOHE Geldstrafen oder Knast, ohne Ausnahme, in extremen Fällen gerne auch Todesstrafe. Ärzte die ein gesundes Mädchen abtreiben bekommen lebenlanges Berufsverbot, Geld- und Freiheitsstrafe. Wird in einer Familie ein Junge bevorzugt behandelt (z.B. darf studieren, die Schwester dagegen nicht), sollten paar freundliche Genossen vorbeischauen und die Eltern "überzeugen" ihren Entschluß nochmal zu überdenken etc. Aussteuer für Töchter zahlen? ILLEGAL machen und diese Praktik abschaffen. Kommt es doch vor drakonische Strafen einsetzen. Möglichkeiten gibt es in einem totalitären Staat wohl genug, man muß diese nur einsetzen.
Was glaubst du wie schell bei solchen drakonischen Maßnahmen die Bevorzugung von Jungen ausgemerzt sein wird.
Gib der Sache 20, 30 Jahre und das Geschlechterverhältnis ist wieder im Gleichgewicht!