Die Vorteile der chinesischen Sprache

Übersetzungen, Computerprobleme, Chinesische Zeichen, Studium in China, Sinologie usw.
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Sky Darmos
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Die Vorteile der chinesischen Sprache

Beitrag von Sky Darmos »

Hallo,

Viel Kritik an der chinesischen Sprache hat mich dazu bewegt eine Liste zu schreiben, die aufzeigen soll worin die Vorteile dieser Sprache bestehen. Für wie wichtig haltet ihr die einzelnen Argumente?
Vielleicht fallen jemand noch mehr Vor- und Nachteile ein.

Chinesisch – Pro

1. Die chinesischen Zeichen sparen Platz. In einen deutschen Satz passen mehrere Chinesische Sätze.
2. Die Strichzahl eines Zeichens liegt fast immer unter der Strichzahl der entsprechenden Lateinischen Schrift.
3. Die Bedeutung eines Zeichens, ist oft an den Zeichen aus denen es besteht zu erkennen. Im Deutschen hingegen ist die Bedeutung eines Worts am Wort selbst gar nicht zu erkennen. Allenfalls gibt eine historische Analyse Hinweise. Dazu sind aber griechisch oder Lateinkenntnisse erforderlich. Dann wird man dann meist nicht auf Bedeutungskombinationen wie im Chinesischen Stoßen sondern nur auf entsprechende griechische oder lateinische Wörter, für deren Form es wiederum überhaupt keinen Grund gibt.
4. Die Aussprache eines Zeichens entspricht oft einem seiner Bestandteile oder ist an diesem zu erkennen.
5. Man kann die Bedeutung eines Satzes verstehen ohne ihn gedanklich oder tatsächlich auszusprechen. Das ermöglicht es einem noch wärend dem Schreiben über die Bedeutung nachzudenken.
6. Ein Text kann zugleich ein literarisches/wissenschaftliches und optisches Kunstwerk sein. Wie das in Kalligrafietexten von Dichtern der Fall ist.
7. In einem Zeichen alleine kann schon eine ganze Aussage/Weisheit stecken.
8. Die Querbeziehungen der ganzen Zeichen untereinander sind sehr vielfältig.
9. Um sich ein chinesisches Wort, oder Zeichen, zu merken muss man sich eine verknüpfung von zwei oder drei Zeichen merken, wärend ein lateinisches Wort meist eine Verknüpfung von 15 bis 20 Zeichen ist.
10. Chinesische Wörter kennen kein männliches, weibliches oder sächliches Geschlecht und meist auch keine Mehrzahl. Sie werden auch nicht gebeugt, wie im Deutschen. Es entfällt also eine Menge Grammatik.
11. Aufgrund dessen dass chinesische Wörter immer nur Silben sind kann man mehr und viel längere Zusammengesetzte Wörter bilden die darum auch viel mehr Aussagen als etwa deutsche Wörter. Damit sind auch viel feinere Differenzierungen möglich als in anderen Sprachen. Man kann seine Gedanken klarer ausdrücken.
12. Man muss sich keinen langen Wörter merken sondern immer nur kurze Silben.
13. Alles was sich aus dem Zusammenhang ergibt wird weggelassen.

Chinesisch – Contra

1. Dadurch das Schrift und Sprache nicht Projektionen voneinander sind, muss man praktisch zwei verschiedene Sprachen lernen. Im Deutschen hingegen ist das zum größten Teil nicht so (Siehe Anmerkung).
2. Das Nachschlagen in einem chinesischen Wörterbuch kann teilweise etwas schwieriger sein als in einem Deutschen, wenn man noch nicht sehr geübt ist.
3. Man muss etwa 3000 Zeichen lernen, statt wie etwa 60 im Deutschen (dannach kann man aber mit diesen 3000 Zeichen viele hunderttausende Wörter bilden).
4. Viele Aussprachen für Zeichen hören sich gleich an oder unterscheiden sich nur gering. Manchmal ist es so sinnvoll Wörter künstlich zu verlängern. Etwa „Farbe“ an „Schwarz“ auzufügen. Im Deutschen gibt es nur wenig Wörter die sich gleich anhören.

Anmerkung:
Die deutsche Schriftsprache enthält viel willkürr und ist oft gar nicht in der Aussprache begründet. Etwa muss man bei jedem Wort auswendig lernen ob es mit C oder K geschrieben wird. Auch verhindert die seltsame Regel ei = ai, dass es wörter gibt bei denen tatsächlich die beiden Laute e und i aufeinander folgen. Ausserdem gilt im deutschen j = i. Das richtige j = tzsh wie man es aus dem Englischen oder chinesischen Pinyin kennt existiert im Deutschen gar nicht. Man muss also außerdem auswendig lernen welche Wörter mit J und welche mit I geschrieben werden.

MfG,
Sky.
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bossel
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Re: Die Vorteile der chinesischen Sprache

Beitrag von bossel »

Sky Darmos hat geschrieben:Viel Kritik an der chinesischen Sprache hat mich dazu bewegt eine Liste zu schreiben, die aufzeigen soll worin die Vorteile dieser Sprache bestehen.
Hmm, mir scheint, Du differenzierst in Deiner "Kritik" nicht ausreichend zwischen Schrift & Sprache.
1. Die chinesischen Zeichen sparen Platz. In einen deutschen Satz passen mehrere Chinesische Sätze.
[...]
13. Alles was sich aus dem Zusammenhang ergibt wird weggelassen.
1: Kommt auf die Sätze an.
2: Naja, kommt drauf an, wie man zählt. Viele deutsche Wörter kann man theoretisch mit nur einem Strich schreiben.
3: Die Bedeutung(-sherkunft) ist auch bei chinesischen Schriftzeichen nur zu erkennen, wenn man die einzelnen Elemente bereits kennt; ganz ähnlich wie im Deutschen. Übrigens bilden Griechisch & Latein nicht die Grundlage für die Mehrzahl deutscher Wörter.
4: Hier gilt auch wieder: Nur wenn man das Element kennt.
5: Wie war das noch mit dem Dativ & dem Genitiv sein Tod? :P
Verstehe aber ehrlich gesagt nicht, was Du meinst.
6: Wie man im Deutschunterricht lernt (zumindest in der gymnasialen Oberstufe), kann das auch für deutsche Gedichte gelten.
7: Naja. Meine Antwort lautet 42.
8: Wie im Deutschen.
9: Sorry, der Vergleich funktioniert nicht.
10: Stimmt. Ob das ein Vorteil oder Nachteil ist, sei mal dahingestellt; ist wahrscheinlich Geschmackssache.
11: Falsch. Kann man auch im Deutschen, macht nur kaum einer.
12: Kein großer Unterschied zum Deutschen, würde ich meinen.
13: Wieder Geschmackssache, etwas Redundanz kann auch nützlich sein.
Chinesisch – Contra
1. Dadurch das Schrift und Sprache nicht Projektionen voneinander sind, muss man praktisch zwei verschiedene Sprachen lernen. Im Deutschen hingegen ist das zum größten Teil nicht so (Siehe Anmerkung).
2. Das Nachschlagen in einem chinesischen Wörterbuch kann teilweise etwas schwieriger sein als in einem Deutschen, wenn man noch nicht sehr geübt ist.
3. Man muss etwa 3000 Zeichen lernen, statt wie etwa 60 im Deutschen (dannach kann man aber mit diesen 3000 Zeichen viele hunderttausende Wörter bilden).
4. Viele Aussprachen für Zeichen hören sich gleich an oder unterscheiden sich nur gering. Manchmal ist es so sinnvoll Wörter künstlich zu verlängern. Etwa „Farbe“ an „Schwarz“ auzufügen. Im Deutschen gibt es nur wenig Wörter die sich gleich anhören.
1: Bedingt. Schrift als Symbol für Sprache muß immer separat gelernt werden. Wenn Schriftzeichen einzelne Laute symbolisieren, muß man nur nicht soviele lernen.
2: Etwas schwieriger? Naja, wohl wieder Geschmackssache.
3: Mit den deutschen Zeichen kann man genauso hunderttausende von Wörtern bilden. Außerdem braucht man im Chinesischen ein klein wenig mehr als 3000 Zeichen, um sich vernünftig ausdrücken zu können.
Die deutsche Schriftsprache enthält viel willkürr und ist oft gar nicht in der Aussprache begründet.
Würde mal behaupten, daß das auch für Hanzi gilt (wie für die meisten Schriftarten).
Etwa muss man bei jedem Wort auswendig lernen ob es mit C oder K geschrieben wird.
Ist mir neu. Ich mußte sowas auf der Schule nie auswendig lernen.
Auch verhindert die seltsame Regel ei = ai, dass es wörter gibt bei denen tatsächlich die beiden Laute e und i aufeinander folgen.
Sehe das Problem nicht...
Ausserdem gilt im deutschen j = i. Das richtige j = tzsh wie man es aus dem Englischen oder chinesischen Pinyin kennt existiert im Deutschen gar nicht.
j=i ist nicht korrekt. Es gibt zwar Überschneidungen in der Schriftsprache, aber es sind trotzdem distinkte Laute (i=Vokal, j=Halbvokal). Wie kommst Du darauf, daß die eine Aussprache für j richtiger ist, als die andere?
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Bellerophon
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Beitrag von Bellerophon »

Erstmal finde ich es albern, dass man eine Schrift kritisiert.
Insofern ist es auch ein bisschen albern, die verschiedenen Eigenschaften einer Sprache als Vor- oder Nachteile dastellen zu wollen.

Anmerkungen
Die Flexion der deutschen Wörter mag dir unnütz erscheinen, sie erlaubt dem deutschen allerdings eine große Beweglichkeit in der Syntax.
Hingegen kommt es in der isolierenden chinesischen Sprache sehr auf die Satzstellung an.
(Womit wir allerdings schon bei der Sprache an sich währen und nicht mehr bei der Schrift, und eine Sprache zu kritisieren, ist noch größerer Quatsch. Eine Schrift passt sich der Sprache an, und die Sprache unterliegt der Evolution: Willst du dich mit Mutter Natur anlegen!?)

Das deutsche J kommt vom lateinischen i, das vor anderen Vokalen halbvokalisch wie J ausgesprochen wurde: wie z. B. Iudex= der Richter, oder iurare= schwören, usw...
Dein Verweis auf das Englische und Chinesche ist somit sachlich falsch.
Es gibt auch keine richtige oder falsche Ausprache von Buchstaben.
Dieses suggerieren zu wollen, ist großer Humbug!
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Grufti
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Beitrag von Grufti »

"Kritik an einer Schrift / Sprache" ...
Hmm Das Wort "Kritik" ist unpassend..denn das ist ja in Jahrhunderten ohne Absicht gewachsen.
Man kan "Kritik" an einem "-ismus" üben, aber nicht an einer Sprache.
Vielleicht ersetzen wir das Wort "Kritik" durch "positive" bzw. "negative Eigenschaften... :roll:
Früher ging es uns gut. heute geht es uns besser...
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Babs
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Re: Die Vorteile der chinesischen Sprache

Beitrag von Babs »

Sky Darmos hat geschrieben: 3. Die Bedeutung eines Zeichens, ist oft an den Zeichen aus denen es besteht zu erkennen. Im Deutschen hingegen ist die Bedeutung eines Worts am Wort selbst gar nicht zu erkennen. Allenfalls gibt eine historische Analyse Hinweise. Dazu sind aber griechisch oder Lateinkenntnisse erforderlich. Dann wird man dann meist nicht auf Bedeutungskombinationen wie im Chinesischen Stoßen sondern nur auf entsprechende griechische oder lateinische Wörter, für deren Form es wiederum überhaupt keinen Grund gibt.
4. Die Aussprache eines Zeichens entspricht oft einem seiner Bestandteile oder ist an diesem zu erkennen.
das stimmt höchstens für die traditionellen Schriftzeichen und da auch nur - wie bossel sagt - wenn man die einzelnen Elemente bereits kennt.

Ich habe mir zum Beispiel mit einem anfangs sehr kleinen englischen Wortschatz, allein durch Lesen, im Laufe der Jahre ein ganz passables Englisch angeeignet und habe dabei so gut wie nichts im Wörterbuch nachgeschlagen. Die Bedeutung eines bestimmten Wortes erschließt sich automatisch, wenn man es immer wieder in einem bestimmten Zusammenhang liest.

Im Chinesischen klappt das leider nicht. Wenn ich keinen Anhaltspunkt für die Aussprache eines einzelnen Zeichens habe, kann ich noch so viel lesen, ich werde mir das Zeichen weder richtig merken, noch seine Bedeutung herausfinden können.

Im übrigen muss Chinesisch laufend 'trainiert' werden, weil die Zeichen sonst ziemlich schnell vergessen werden. Jedenfalls gilt das für uns (arme) Ausländer, die nicht das Glück hatten, die Zeichen schon mit der Muttermilch eingeflößt bekommen zu haben :D

Barbara
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Beitrag von siedenderschnee »

Dass die chinesischen Zeichen Platz sparen im Vergleich zu lateinischen Schriften gilt schon generell, selbstverstaendlich nicht immer in Einzelfaellen. Die Uno-Dokumente sind fuenfsprachig und die chinesische Vision ist immer die duennste. Das klassische Chinesisch spart sogar noch viel mehr Platz, aber die Bedeutung wird auch ungenau.

Chinesisch ist mehr geeignet fuer kurtze Saetze, da diese Sprache keine Nebensaetze kennt, wobei die deutsche Sprache eher fuer laengere Saetze geeignet ist. Daher ist Chinesisch eine Sprache fuer Gedichte, ein Satz mit wenigen Zeichen und ist schon ein Bild vor Augen dargestellt. Deutsch ist dagegen eine Sprache fuer logisches Denken und wissenschaftliche Forschungen wegen der Genauigkeit.

Mache radikalen chinesischen Linguisten diskutieren sogar ueber die Abschaffung der chinesischen Zeichen und die Ersetzung durch Pinyin bzw lateinische Buchstaben. Denn in ihren Augen sind die chinesischen Zeichen rueckstaendig und den heutigen sprachlichen Anforderungen nicht gewachsen. Ein ernsthafter Versuch in diese Richtung wuerde glaube ich alle Chinesen wuetend machen.
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kusti
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Beitrag von kusti »

Ich habe mal mit einem Japaner wochenlang darüber diskutiert, wo die Vorteile und Nachteile liegen, und weshalb die Japaner ihre Schriftzeichen nicht aufgeben wollen. Es hat weniger mit dem patriotischen Gedanken zu tun. Mit den traditionellen Zeichen kann man Dinge viel besser ausdrücken. Die Kraft des Symboles, der Symbolik.
Die westlichen Sprachsysteme basieren eigentlich auf den Lautausdrücken, und erst an zweiter Stelle an der damit gekoppelten Vorstellung einer Bezeichnung.

Das Lateinische Sprachsystem, wenn wir es denn so nennen wollen, wo quasi jeder Buchstabe einen unveränderlichen Laut ausdrückt, ist ganz klar rein Sprach-entwicklungsgeschichtlich weiter fortgeschritten. Die Symbolsprache war in den westlichen Kulturen auch sehr verbreitet, hat dann aber sehr schnell Entwicklungen durchgemacht, welche sich alleinig am Nutzen einer Sprache orientiert haben, schnelle Erlernbarkeit, Nützlichkeit.
Die chinesischen Schriftzeichen sind zwar immer wieder reformiert worden, aber niemals systematisch und konsequent. Die traditionalistischen Strömungen waren immer wieder zu stark, um eine Reform durchzusetzen.

Eine Schrift zwischen dem chinesischen und dem lateinischen wäre ideal. Von beiden Seiten die besten Teile herausgenommen, z.B. die Partikel und Flexionen abgeschaft, und ein Lautsystem übernommen, welches keine Ausnahmen mehr hat und bezeichnend ist für einen bestimmten Begriff. Das wäre ein riesiger Fortschritt, und vermutlich werden wir eines Tages auch dort ankommen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass in 1000 Jahren die Chinesen immernoch gerne 5 Jahre länger auf der Schulbank hocken als der Rest der Welt, nur um eine gesonderte Schrift zu erhalten.

:?: :?: :?: :?:
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Beitrag von siedenderschnee »

kusti hat geschrieben:Ich kann mir nicht vorstellen, dass in 1000 Jahren die Chinesen immernoch gerne 5 Jahre länger auf der Schulbank hocken als der Rest der Welt, nur um eine gesonderte Schrift zu erhalten.

:?: :?: :?: :?:
Nein, die chinesische Schrift ist gar nicht schwer zu beherrschen wenn man das Schreiben von klein auf in der Schule lernt. Heute betraegt die Schulzeit in China 12 oder 11 Jahre, im Gegensatz zu den deutschen Schulen noch 1 oder 2 Jahre weniger.
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Grufti
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Beitrag von Grufti »

kusti hat geschrieben:Ich habe mal mit einem Japaner wochenlang darüber diskutiert, wo die Vorteile und Nachteile liegen, und weshalb die Japaner ihre Schriftzeichen nicht aufgeben wollen. Es hat weniger mit dem patriotischen Gedanken zu tun. Mit den traditionellen Zeichen kann man Dinge viel besser ausdrücken. Die Kraft des Symboles, der Symbolik.
Die aktuelle Schreibweise des Japanischen ist mehr oder weniger eine "Krücke" , denn die zum großen Teil mehrfach aus dem Chinesischen entlehnten Zeichen passen im Endeffekt nicht mit der Struktur der japanischen Sprache zusammen..
...nicht umsonst haben die Japaner schon früh ( ab ca 800 n. Chr.) damit angefangen, ihre Schrift zu reformieren... Einer der herausragendsten Persönlichkeiten war der Mönch Kukai (774-835), der damit begonnen hatte, frühere Versuche, vereinfachte chinesische Zeichen zur Darstellung der japanischen Sprache zu systematisieren..

Die westlichen Sprachsysteme basieren eigentlich auf den Lautausdrücken, und erst an zweiter Stelle an der damit gekoppelten Vorstellung einer Bezeichnung.

Das Lateinische Sprachsystem, wenn wir es denn so nennen wollen, wo quasi jeder Buchstabe einen unveränderlichen Laut ausdrückt, ist ganz klar rein Sprach-entwicklungsgeschichtlich weiter fortgeschritten. Die Symbolsprache war in den westlichen Kulturen auch sehr verbreitet, hat dann aber sehr schnell Entwicklungen durchgemacht, welche sich alleinig am Nutzen einer Sprache orientiert haben, schnelle Erlernbarkeit, Nützlichkeit.
Die chinesischen Schriftzeichen sind zwar immer wieder reformiert worden, aber niemals systematisch und konsequent. Die traditionalistischen Strömungen waren immer wieder zu stark, um eine Reform durchzusetzen.
"Sprachentwicklungsgeschichtlich weiter fortgeschritten" ist das Chinesische, denn es ist bei der Betrachtung der Sprachen eigentlich zu beobachten, daß sie normalerweise im Laufe ihrer Entwicklung danach tendieren, ihre Flexionen abzuwerfen, und lautlich abzuschleifen und sich deshalb immer mehr vereinheitlichen...


Wenn man das Flexionssystem des Lateinischen und viel mehr noch des Altgriechischen betrachtet, und dies mit den "modernen" Romanischen Sprachen vergleicht, so muß einem dies automatisch auffallen.
Dieses Phänomen läßt sich sicher auch beim Vergleich von Sanskrit, Pali und den modernen" Sprachen Indien nachweisen

Je länger eine Sprache von immer mehr Leuten gesprochen wird, desto abgeschliffener und einfacher wird diese Sprache...

Eine Schrift zwischen dem chinesischen und dem lateinischen wäre ideal. Von beiden Seiten die besten Teile herausgenommen, z.B. die Partikel und Flexionen abgeschaft, und ein Lautsystem übernommen, welches keine Ausnahmen mehr hat und bezeichnend ist für einen bestimmten Begriff. Das wäre ein riesiger Fortschritt, und vermutlich werden wir eines Tages auch dort ankommen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass in 1000 Jahren die Chinesen immernoch gerne 5 Jahre länger auf der Schulbank hocken als der Rest der Welt, nur um eine gesonderte Schrift zu erhalten.

:?: :?: :?: :?:
Es hatte auch sicher schon seit den 20iger Jahren des letzten Jahrhunderts Bestrebungen, nicht zuletzt auch unter den chinesischen Kommunisten gegeben, die Schriftzeichen abzuschaffen....aber diese sind an der Realität gescheitert.....
Früher ging es uns gut. heute geht es uns besser...
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Beitrag von devurandom »

siedenderschnee hat geschrieben:...........
Chinesisch ist mehr geeignet fuer kurtze Saetze, da diese Sprache keine Nebensaetze kennt, wobei die deutsche Sprache eher fuer laengere Saetze geeignet ist....
Dabei fällt mir eine schöne Zitat von Mark Twain ein: (sinngemäß) "Der deutsche Schriftsteller beginnt einen Satz mit einem Subjekt, dann verschwindet er in einem Meer von Wörtern und Nebensätzen, bis er am Ende nach einer ganzer Weil wieder mit einem Verb im Mund auf der anderen Ufer auftaucht."
:-D
...Mache radikalen chinesischen Linguisten diskutieren sogar ueber die Abschaffung der chinesischen Zeichen und die Ersetzung durch Pinyin bzw lateinische Buchstaben. Denn in ihren Augen sind die chinesischen Zeichen rueckstaendig und den heutigen sprachlichen Anforderungen nicht gewachsen...
Darüber habe ich auch schon mal irgendwo (ich glaube SpOn) gelesen. Naja, was die Leute nicht für alles versuchen, um aus akademischen hinteren Reihen rauszukommen ist echt erstaunlich. Ich erinnere mich noch an einer Studie, worin zwei Britische Physiker von King's College ernsthaft zu belegen versuchen, dass es vorteilhaft für das Klima ist, wenn der Mond weggesprengt wird. :-) (wer weiss, vielleicht haben sie sogar Recht, durchführbar wäre der verückte Plan wohl kaum) ;-)

Gruß
/dev/urandom
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Beitrag von kusti »

@Grufti, du schreibst:
"Sprachentwicklungsgeschichtlich weiter fortgeschritten" ist das Chinesische, denn es ist bei der Betrachtung der Sprachen eigentlich zu beobachten, daß sie normalerweise im Laufe ihrer Entwicklung danach tendieren, ihre Flexionen abzuwerfen, und lautlich abzuschleifen und sich deshalb immer mehr vereinheitlichen...
Wenn man das Flexionssystem des Lateinischen und viel mehr noch des Altgriechischen betrachtet, und dies mit den "modernen" Romanischen Sprachen vergleicht, so muß einem dies automatisch auffallen.
Dieses Phänomen läßt sich sicher auch beim Vergleich von Sanskrit, Pali und den modernen" Sprachen Indien nachweisen
Je länger eine Sprache von immer mehr Leuten gesprochen wird, desto abgeschliffener und einfacher wird diese Sprache... "



--> Tut mir Leid, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Je länger eine Sprache existiert, desto mehr tendiert sie zu Flexionen. Das Griechische ist nicht von heute auf morgen entstanden. Das Lateinische hat die Flexion systematisch übernommen, als System. Das war ein Fehler, natürlich.

Ich würde mal die Entwicklung von Schrift in etwa so einteilen:
1.) Nur Sprache
2.) Sprache zeichnen, Schrift, chinesische Schrift, Begriffs-Zeichnen
3.) Abstraktions-Zeichnen
4.) Laut-Zeichnen
5.) Flexion, Genera, etc.

Es gibt nichts, was man mit der chinesischen Methode darstellen könnte, und mit der 'lateinischen' Methode nicht. Die LautSchrift-Methode ist jeder anderen Form von Schrift um armlängen voraus, in bezug auf Nützlichkeit, Verwendbarkeit, Verständlichkeit, etc. Aber auch gerade deshalb sind viele Wörter, wie z.B. Schiffsmotorschraube, im Chinesischen halt vielleicht in nur einem Symbol schreibbar. Aber dieser Vorteil schwindet selbst dann dahin, wenn wir der Schiffsmotorschraube einen neuen Lautbegriff zuordnen und ihr zum Beispiel sagen 'Bü'.
Natürlich musst du diesen Begriff lernen. Aber du musst nicht sein Symbol hundert mal geschrieben haben, bis du es kannst, sondern ich kann einfach sagen 'Bü', und dann weisst du, dass es sich um eine Schiffsmotorschraube handelt, und du kannst es sogar noch schreiben.

Verstehst du, wie ich meine? Das lateinische Lautsystem ist die beste und einfachste Methode, wie man Schrift, und letztlich auch Begriffe systematisch und geordnete darstellen kann. Sie ist deshalb allen anderen Methoden von Schrift absolut überlegen. Die Flexionen, etc., ja, die müssen weg, und die Genera, etc. Die Sprache kann sich auch zu weit entwickeln, da magst du recht haben. Eine Vereinfachung auf die Stärken der Sprache würde gut tun. Ganz zuerst mal das dumme 'der/die/das' abschaffen. Das ist ja wirklich lächerlich, wie die Deutschen das nun schon seit hunderten von Jahren vor sich herstossen. Ein Witz sondergleichen.
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Beitrag von Grufti »

kusti hat geschrieben:--> Tut mir Leid, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Je länger eine Sprache existiert, desto mehr tendiert sie zu Flexionen....
Hast Du da Beweise dafür ????? :roll:
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Beitrag von kusti »

Grufti hat geschrieben:Hast Du da Beweise dafür ????? :roll:
Das braucht man, und kann man, wohl nicht beweisen.

Aber Flexion tritt immer dann ein, wenn eine genauere Unterscheidung im sprachlichen Umgang notwendig ist. Also wenn ich zum Beispiel sage:

ich gehe

dann ist noch alles klar. Aber warum sagst du?:

du gehst

Dies weil unsere Vorfahren im täglichen Umgang das ich nicht mehr gesagt haben, sondern nurnoch:

gehe Feld
gehe Wald

Wenn du mit jemandem sprichst, dann kommt aber die Unterscheidung nicht, und dann musst du entweder sagen:

gehe du Wald

oder

gehe ich Wald

Das ist der Ursprung der Flexion! Und zwar so:

geheich Wald
gehedu Wald

und die Zeit macht dann damit zum Beispiel folgendes:

In allen Sprachen und Denksystemen ist die allererste und grundlegendste Sprachweise folgende:

Subjekt --> Verb --> Objekt

Und dazu braucht es keine Flexion! Deshalb ist die Sprache ohne Flexion der Ursprung aller Sprachen. Flexion kann nicht in einer usprünglichen Sprache entstanden sein. Sie hat sich erst später entwickelt, auf zum Beispiel das Problem der verkürzten Form mit:

Verb --> Objekt

Weil dann folgte:

Verb(Subjekt) --> Objekt




Nein, Beweise habe ich keine. Aber ich sehe keine andere Möglichkeit. Bin aber offen für Neues.
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Beitrag von Grufti »

kusti hat geschrieben:Es gibt nichts, was man mit der chinesischen Methode darstellen könnte, und mit der 'lateinischen' Methode nicht. Die LautSchrift-Methode ist jeder anderen Form von Schrift um armlängen voraus, in bezug auf Nützlichkeit, Verwendbarkeit, Verständlichkeit, etc. Aber auch gerade deshalb sind viele Wörter, wie z.B. Schiffsmotorschraube, im Chinesischen halt vielleicht in nur einem Symbol schreibbar. Aber dieser Vorteil schwindet selbst dann dahin, wenn wir der Schiffsmotorschraube einen neuen Lautbegriff zuordnen und ihr zum Beispiel sagen 'Bü'.
Natürlich musst du diesen Begriff lernen. Aber du musst nicht sein Symbol hundert mal geschrieben haben, bis du es kannst, sondern ich kann einfach sagen 'Bü', und dann weisst du, dass es sich um eine Schiffsmotorschraube handelt, und du kannst es sogar noch schreiben.
"Ein chinesisches Zeichen sagt im allgemeinen nichts oder sehr ungenaues über den Klang des Wortes aus. Der Lautkomplex eines Zeichens kann nicht aus der Gestalt eines Zeichens geschlossen werden.
Ein chinesisches Schriftzeichen ist kein optisches Spiegelbild des Lautkomplexes, sondern ein eine optische Darstellung des Begriffes ... so wie das Zeichen "2" nicht für die Buchstabenkombination "z-w-e-i", sondern für den Begriff steht.. wie die vielen Piktogramme, die in zunehmende Maße unsere Welt überfluten.. deren Bedeutung nicht durch großartige "Lernprozesse" angeeignet werden müssen
Das inflationsartige Anwachsen dieser Piktogramme weißt doch auf einen
Trend hin, der der "Verbuchstablichung" der Schrift entgegengesetzt ist....denn "Zeichen" lassen sich von jedem verstehen, egal ob er Deutscher Israeli, Russe oder Chinese ist..


Im Übrigen glaube ich sowieso nicht daran, daß selbst in der VR die Schriftzeichen abgeschafft werden, denn wie soll sich sonst ein Kantonese Taiwanese, Hakka uswetcpp denn sonst im Notfall verständigen..???
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Beitrag von Grufti »

Nach Deiner Theorie müßte die deutsche Sprache ein wesentlich komplizierteres und fomenreicheres System von Deklinationen und Konjugationen besitzen als das Altgriechsiche oder Latein oder Sanskrit



..und was die gesprochene Sprache betrifft, müßte aktuell gesprochene Sprache wesentlich lautreicher sein...als das Althochdeutsche...



Ich kann mir nicht vorstellen, daß der Satz " Guckst du" sprachlich entwickelter und hochstehender sein soll, als Walther von der Vogelweides Dichtungen :roll: :lol: :lol:

....
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