So, nächster Versuch!
Die Informationen, die ich dir hier gebe basieren auf meinen persönlichen Erfahrungen. Bitte sieh also nicht alles als allgemeingültig an.
Lebenserhaltungskosten
Korea ist vergleichsweise billig. Allerdings nicht so billig wie China, Thailand oder andere Staaten in Asien. So über den Daumen gepeilt würde ich sagen, dass alles ca. 25-30% billiger ist, als in der Schweiz. Gegenüber Deutschland wird der Preisunterschied allerdings noch ein wenig kleiner sein.
Es ist in Korea halt davon abhängig, welche Güter/Services du kaufen willst. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Dinge die du für das allgemeine Leben brauchst, relativ billig zu erstehen sind. Lebensmittel, Taxis, Essen in normalen Restaurants, öffentlicher Verkehr (Ausnahme KTX), etc. ist schon alles recht viel billiger als in meiner Heimat. Man kann schon für 5000-7500 Won pro Person satt werden, ohne dabei Fast-Food essen zu müssen. Auch Alkohol kriegst du für vergleichsweise wenig Geld. Die Miete für das Wohnen ist auch relativ niedrig, allerdings musst du damit rechnen, eine hohe Kaution bezahlen zu müssen.
Produkte, die nicht wirklich für das allgemeine Leben benötigt werden, haben aber im Vergleich einen höheren Preis. Teure Restaurants, Clubs, Coffee-Shops, etc. (Ich befinde mich im Moment beispielsweise gerade in einem Coffee-Shop und habe für meinen Coffee Latte 4900 Won bezahlt.) Bei solchen Produkten ist der Preisunterschied zur Schweiz dann doch erheblich kleiner.
Es ist also ziemlich von deinem Lebensstil abhängig, wieviel du ausgeben wirst. Wenn du immer zu Hause kochst, nicht viel fortgehst und auch sonst eher zurückgezogen lebst, dann wirst du viel weniger ausgeben, als du es aus deinem normalen Leben gewohnt bist.
Bist du aber eher der Typ, der die Clubs unsicher macht, viel auswärts isst, gerne mal einen Kaffee trinkt, sich mit Freunden trifft, etc., dann wird der Lebensunterhalt nicht wesentlich billiger sein als jetzt.
Generell ist auch zu sagen, dass je weiter weg von Seoul du dich befindest, desto günstiger wird es. Ich habe ein halbes Jahr in Daegu und mehr als ein halbes Jahr in Seoul gelebt und kann sagen, dass sich die Preise da doch manchmal sehr unterscheiden. Pusan ist von dieser Regel natürlich ausgenommen.
Achja, der Fakt, dass man in Korea kein Trinkgeld gibt, verbilligt auch so einiges.
Jobsuche für Nichtnatives
Wenn du nicht gerade koreanisch sprichst oder von einem international tätigen Unternehmen nach Korea geschickt wirst, wirst du relativ schlechte Karten bei der Suche nach einem normalen Job haben.
Besitzt du allerdings die Staatsbürgerschaft eines englischsprachigen Landes, dann wirst du spielend leicht einen relativ gut bezahlten Job in einem Hogwan finden (einer Privatschule für Englisch). Von diesen "English Teachers" gibt es in Korea massenweise. Meistens irgendwelche Amerikaner, die sich eine Auszeit nehmen wollen oder in ihrer Heimat gescheitert sind und hier einen "easy Job" gefunden haben, der gut bezahlt wird und ihnen ein sehr gemütliches Leben ermöglicht.
Dann gibt es natürlich immer noch die Möglichkeit, ein Praktikum zu machen. Ich weiss leider nicht, was du in Korea machst, aber es gibt einige Universitäten, die den Austauschstudenten die Möglichkeit bieten, in einer koreanischen Firma zu arbeiten. Diese Praktika sind aber meistens unbezahlt.
Ansonsten kannst du es immer als "private tutor" versuchen. Einfach die Stellenanzeigen durchsuchen, dort gibt es massenweise Nachfragen von koreanischen Eltern, die für ihr Kind einen privaten Englischlehrer (mehr als Nachhilfe und Sprechpartner gedacht) suchen.
Allg. Land & Leute
Die Koreaner sind normalerwiese sehr freundlich und Korea kann generell als SEHR sicher angesehen werden. Du kannst also ohne bedenken in tiefster Nacht in einer dunklen Nebenstrasse spazieren gehen, ohne, dass du Gefahr läufst, überfallen zu werden. Ich sehe hier im Sommer massenweise besoffene Leute auf der Strasse liegen und schlafen, habe aber noch von niemandem gehört, dass er/sie ohne Geldbeutel und Handy aufgewacht ist. Generell ist hier alles sehr gut überwacht. Du hast Kameras an jedem Eck und ich habe mir sagen lassen, dass diese technisch sehr gut ausgestattet sind (Personenerkennung, etc.). Dies kann aber auch nur ein Gerücht sein, ist mir aber ehrlich gesagt egal, da ich mich in Korea sehr viel sicherer fühle als in der Schweiz.
Generell gilt natürlich, dass wenn Alkohol konsumiert wird, das Aggressionspotential steigt. Gerade in der Nähe von Clubs, wo sich auch oftmals Westler aufhalten, merkt man das schon. Trotzdem ist es nicht so, dass man sich da dann unsicher fühlen muss.
Zu den Leuten ist generell zu sagen, dass sie sehr neugierig aber halt auch relativ oberflächlich sind. Je nachdem wie weit weg du dich von Seoul befindest, ist der Anblick eines Westlers immer noch relativ selten. In Daegu ist es mir oft passiert, dass mich Leute angesprochen haben (im Bus, in Restaurants, auf der Strasse) und gefragt haben woher ich bin und was ich in Korea mache. Oftmals war der Grund auch der, dass diese Leute einfach mal ihr Englisch ausprobieren wollten oder ein bisschen üben wollten.
Generell ist aber zu sagen, dass es in Korea schwer ist, sich koreanische Freunde zu machen. Dies liegt daran, dass du quasi in einen "Freundeskeis einbrechen" musst. Dazu musst du dann schon einen daraus kennen, etc. Ist halt mehr ein kulturelles Problem. Wobei man sagen kann, dass es sehr einfach ist, Freundschaften mit Koreanern zu schliessen, die schonmal im Ausland waren oder daran interessiert sind.
Die Koreaner sind, meiner Erfahrung nach, auch sehr hilfsbereit. Als kleines Beispiel: Ich hatte meinen Reisepass verloren und musste zur Botschaft in Seoul. Als ich den Bus nehmen wollte, habe ich wohl zuwenig bezahlt und habe deshalb den Aerger des Fahrers auf mich gezogen. Er konnte nur Koreanisch und ich nur Englisch. Also habe ich mich irgendwann umgedreht und einfach mal in den Bus gefragt, ob hier jemand Englisch kann und mir helfen will. Dann hat sich aus der letzten Reihe einer gemeldet, hat das für mich geklärt (sogar bezahlt) und sich dann zu mir gesetzt. Auf die Frage was ich denn hier mache, habe ich ihm von meinem verlorenen Pass erzählt. Er hat mir dann seine Hilfe angeboten (Zitat: "I am looking for a job and have nothing to do anyway) und hat mich den ganzen Tag über begleitet, mir geholfen die Botschaft zu finden, mein chinesisches Visum wieder zu beantragen, etc. Ich habe ihn dann am Ende des Tages zum Abendessen eingeladen und er war sehr happy, dass er den Tag damit verbringen durfte, mir zu helfen. Für den nächsten Tag hat er mich und meine Freundin dann zu einem Fussballspiel eingeladen.
Es ist auch völlig normal, dass dir am Anfang des Kennenlernprozesses persönliche Fragen gestellt werden. Sei also nicht geschockt oder fühl dich nicht angegriffen, wenn es zuerst einmal heisst: "How old are you?", "What are you doing for a living?", "Where are you from?", "What are you doing in Korea?", "Do you have a boy-/girlfriend?" oder "What is your major?" (falls du studieren solltest). Solche Fragen dienen lediglich dazu, dich ins soziale System einordnen zu können.
Wenn du mit Westlern rumhängen willst (wovon ich dir aber abrate, da diese (meistens amerikanische GIs oder English Teachers) kulturell meistens absolut keine Sensibilität zeigen), dann gibt es zahlreiche Western Bars, wo du relativ schnell Kontakte knüpfen kannst.
Alltägliche Leben.
Regel Nr. 1: Lern Koreanisch. Du musst keine Konversation machen können, aber das Lesen und Schreiben sollte sitzen. Das erleichtert dir den Alltag ungemein. Vieles ist nur in Koreanisch angeschrieben und viele Leute beherrschen Englisch mehr schlecht als recht.
Lesen und Schreiben zu lernen ist sehr sehr einfach. Die Koreaner kennen nur weniger als 30 Zeichen und diese werden dann jeweils in Zweier-, Dreier oder Vierergruppen zu Silben kombiniert. Man sagt, dass man das Lesen und Schreiben in weniger als 12h erlernen kann. Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass das zu 100% stimmt. Ich hab mich einen Nachmittag hingesetzt und habe die Zeichen gelernt und habe am nächten Tag habe ich das kombinieren gelernt. Ziemlich einfach das Ganze.
Dazu ist es natürlich sehr nützlich, wenn du noch einige wichtige Ausdrücke kennst. "Danke", "Ich hätte gerne...", "Wo ist das Klo?", "Entschuldigung", "Hallo", "Auf Wiedersehen" und "1-10" solltest du schon kennen. Aber auch das ist keine Hexerei und, einmal gelernt, kannst du es dauern anwenden und dir so einige Sympatie einholen.
Regel Nr. 2: Sei immer anständig und bewahre Haltung. Auch wenn es manchmal (selten) frustrierend sein kann, wirst du mit (verbaler und körperlicher) Gewalt nicht weiterkommen.
Regel Nr. 3: Wenn dich ein Koreaner oder eine Koreanerin zu irgendwas einlädt, dann geh mit. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man damit nie einen Fehler begeht und man mehr von der Kultur sieht, als es andere tun. Wie oben erwähnt, Korea ist sehr sicher und man muss sich dazu eigentlich keine Gedanken machen. Wenn ein Angebot halt wirklich komisch ausschaut, dann kann man es ja immer noch ausschlagen.
Oftmals wird man zum Trinken eingeladen und dazu ein kleiner Tipp: Mittrinken! Trinken ist ein Korea ein soziales Muss. Zudem ergeben sich so oftmals die lustigsten und interessantesten Situationen.
Soviel von mir. Hoffe, dass ich dir weiterhelfen konnte. Solltest du weitere Fragen haben, dann nur raus damit.