Wer interessiert sich für Kendō?

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huǒlún
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Wer interessiert sich für Kendō?

Beitrag von huǒlún »

Hallo Leute, wollte euch mal fragen wer sich noch für Kendō Interessiert.
Ich wollte es schon lange mal als Sport betreiben, bin bis jetzt aber nie dazugekommen.
Vielleicht jemand hier der sogar Kendō betreibt?

Vielleicht kann dieser mich mal mit Informationen versorgen bezüglich der Schwierigkeit und Zeit die man darein stecken muss.

huǒlún
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no1gizmo
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Re: Wer interessiert sich für Kendō?

Beitrag von no1gizmo »

Hatte nur mal ein Probetraining, ich finde Kendo grottig.

1) Es hat keinen echten Bezug zum Schwertkampf, es ist reiner Wettkampf. Die meisten Treffer landen auf Kopf und Schultern.

2) die Schutzkleidung ist monströs und man schitzt drunter enorm (ich zumindest). Man macht bei Keno aber auch Kata mit Bokken oder Shinai, ohne Schutzkleidung

3) Shinai ist einfach nur ein gerader Stock, hat nichts (auch kaum in seiner Führung) etwas mit dem Katana zu tun. Ein Bokken wäre besser und bringt meiner Meinung nach mehr Spaß.

Bei Kendo musst du übrigens auch ziemlich auf die richtigen Schritte achten, ist schlimmer als Tanzunterricht :wink:
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huǒlún
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Re: Wer interessiert sich für Kendō?

Beitrag von huǒlún »

Das mit den Schritten habe ich schon in einigen Videos gesehen.
Finde es ein wenig Schade das es nur dieser Wettkampf Sport ist, aber Interessant finde ich es trotzdem, Spektakulär sehen die Kämpfe allerdings nicht aus.

Gibts kein Sport wo man mit Bokken trainiert?
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Re: Wer interessiert sich für Kendō?

Beitrag von no1gizmo »

Kenjutsu 剣術 kann sehr bokken-lastig sein. Es kommt auf den Stil und den Dojo an. Ich glaube (ich kenne mich mit Kenjutsu kaum aus), die meisten üben die Kata mit dem Iaito, Sparring mit dem Bokken (seltener mit Shinai). Beim Kenjutsu wird neben dem Langschwert auch Übungen mit dem Wakizashi und Tanto (bzw. entsprechende Bokken) gemacht. Soll sehr abwechslungsreich sein.

Es gibt noch Iaido, ist aber ein reiner Kata-Sport, nur Luftkampf, kein Sparring. Später kommen Schnitttests hinzu, aber bis dahin braucht man im deutschen Dojo meist Jahre.
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beowulf
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Re: Wer interessiert sich für Kendō?

Beitrag von beowulf »

hab kendo ne zeitlang in österreich gemacht.

- also wirklich anstrengend (besonders mit nen konservativen japanischen Trainer)
- schlag auf die handgelenke können trotz schutz sau weh tun - freund von mir hat sich dabei sogar das handgelenk "angebrochen" - mein handgelenk war mal 2 wochen stark angeschwollen
- sehr schwer zu lernen, man glaubt das da nicht viel dahinter ist, aber das stimmt nicht
Der sensei (fast 70) von unserem sensei :) hat uns ziemlich durch die halle geprügelt, also dürfte
technik und erfahrung doch ein wenig mehr ausmachen als man auf den ersten Blick glaubt :-)
- für viele ist Kendo mit Frust verbunden (viele glauben insgeheim, dass sie wie Tom Cruise aus Last Samurai gleich die geborenen super Schwertkämpfer wären - Irrtum!! Kendo ist vielleicht zu 5 % Talent, der Rest ist knochenhartes jahrelanges Training)
- Rüstung kostet halt ein wenig was (aber auch nicht die Welt - kommt halt darauf an)

positive seite
- hat einen hohen fun faktor
- realitätsanspruch höher als bei Karate, Aikido und co - Die reflexe werden extrem trainiert, man bekommt ein Gefühl für Distanzen und sich bewegende, sich wehrende Ziele und man lernt schmerzen auszuhalten :-)
- kein Massensport und doch etwas traditioneller als viele andere japanische Kampfsportarten
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Re: Wer interessiert sich für Kendō?

Beitrag von no1gizmo »

@beowulf: Dein Posting ist gut und ich stimme dir bei allem zu, außer:
beowulf hat geschrieben: - realitätsanspruch höher als bei Karate, Aikido und co
Würde ich verneinen. Karate und Aikido kann man auch auf der Straße anwenden, eine Shinai hat man selten dabei und der Gegener ebenso. Und vor allem Aikido ist wirklich realitätsnah und praxisrelevant.

Zum anderen ist Kendo keinesfalls der Kampfstil, den die Samurai so verwendet haben. Mit anderen Worten: Die Kampf-/Trainingsszenen aus Last Samurai sind sogar näher an der Realität, als ein gewöhnliches Kendo-Training, denn.....
beowulf hat geschrieben: - kein Massensport und doch etwas traditioneller als viele andere japanische Kampfsportarten

... Kendo ist ein Kampfsport, der auf den Wettkampf mit distanziertem Kontakt ausgelegt ist. Kenjutsu (je nach Stil) zum einen, Iaido zum andern kann da schon viel eher als traditionelle Kunst angesehen werden.
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beowulf
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Re: Wer interessiert sich für Kendō?

Beitrag von beowulf »

Ich habe selber ne Zeitlang Aikido gemacht - und ich liebe es! Es dauert halt nur extrem lange bis man wirklich so gut ist, das umzusetzen. In der Realität kann man einen Kotageshi gar nicht so leicht ansetzen :x Unser Trainer hat einmal wörtlich gesagt - schnappt euch wenn es hart auf hart geht lieber nen finger (vom gegner) und rührt einmal kräftig um. :lol:
Es stimmt, dass man kein Shinai mit sich herumträgt, aber man lernt schon die Distanzen abzuschätzen und man bekommt das Gefühl für einen Gegner der sich auch wirklich wehrt und vor allem unberechenbare Dinge macht (vor allem wenn es ein Japaner 4 Dan ist, der gerne Anfänger foppt).
Kickboxen, normales Boxen oder andere Kontaktsportarten sind natürlich 1000 mal realistischer. Keine Frage! Dafür kann man sich beim Kendo (dank Helm) seine natürliche Schönheit weiterhin bewahren- 8)

@traditionell - hmm ich habe das Gefühl, dass bei uns sehr viel wert auf Etikette, Traditionen etc. gelegt wird (ist ja auch nicht umsonst DER Sport der japanischen Rechten :-) liegt aber vielleicht daran, dass wir einige Japaner da haben bzw. einen eher "grantig" "strengen" sensei (ist aber eh ganz lieb).
Ich kann das natürlich nur mit den Aikido, Iaido und Karateschulen vergleichen auf denen ich persönlich war. Hängt viel von den Leuten, dem Fokus u. dem Sensei ab.
Vom echten Schwertkampf ist es natürlich schon weit entfernt - das gilt aber für die meisten Kampfsportarten (vor allem Karate!)

Am nähesten dürfte da noch Takeda Ryu Kendo sein (http://www.sobukan.at/kendo1.htm" target="_blank), ich hab es aber selber nie gemacht. Da die aber keine Rüstungen haben, "dürften" (das weiss ich aber nicht) sie nicht wirklich fighten. Bei uns in Kendo sind wir - zumindest einige Kandidaten - schon ziemlich hart in den Gegner "reingegangen". Manchmal war das schon mehr Eishockey als Kendo - aber so soll es natürlich nicht sein. :lol:

Aber das wichtigste ist, dass man sich bewegt - und wenn es Kibotu ist.
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no1gizmo
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Re: Wer interessiert sich für Kendō?

Beitrag von no1gizmo »

beowulf hat geschrieben: Vom echten Schwertkampf ist es natürlich schon weit entfernt - das gilt aber für die meisten Kampfsportarten (vor allem Karate!)
Ja, Karate ist genau genommen sogar verdammt weit vom Schwertkampf weg :wink:

Ich weiß schon was du meinst, geht in Ordnung. Allerdings halte ich Karate für viel sinnvoller, auch da vielfältiger, als Kendo, wenn es um Praxisrelevanz geht.
beowulf hat geschrieben: Am nähesten dürfte da noch Takeda Ryu Kendo sein (http://www.sobukan.at/kendo1.htm" target="_blank), ich hab es aber selber nie gemacht.
Das ist Kenjutsu.... der Name XXX Kendo ist irgendwie nicht so geläufig, glaube ich.
beowulf hat geschrieben: Aber das wichtigste ist, dass man sich bewegt - und wenn es Kibotu ist.
Zustimmung...
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Re: Wer interessiert sich für Kendō?

Beitrag von bulfi »

Hmm, mit Bokken kenn ich nix aber Escrima/Kali z.B. is mit Stöcken. Das wäre die Kampfkunst, den ich mir anschauen täte, wenn ich mit Karate aufhören würde.

Ich denke, es ist wichtig was man möchte. Sucht man sportliche Action ist Kendo bestimmt keine falsche Wahl auch sich konzentrieren, Tradition, Respekt und Gruppenzugehörigkeit kommen da nicht zu kurz. Will man dazu noch was in der Hand halten, was einem Schwert zumindest nahe kommt ist das bestimmt nicht die falsche Wahl.

Tjo, ich sag mal wie in jeder Sportart ist es in erster Linie wichtig, ob man einen Verein findet in dem einem der Trainer und die Leute gefallen. Was man dann genau macht ist eigentlich zweitrangig. Guck Dir, wenn Du Kampfkunst betreiben willst, einfach alle erreichbaren Dojos in Deiner Umgebung an und entscheide Dich dann.

Osu! - der Bulf
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Re: Wer interessiert sich für Kendō?

Beitrag von bulfi »

Und bevor ichs vergess, gerade in den Kampfkünsten gibts viele VIELE üble Abzocker. Guck Dir an was der Vereinsbeitrag und der Verbandsbeitrag kostet, wieviel ein Emblem auf Deinem Gi kostet, was alles an "Lehrgängen" angeboten wird und wieviel Geld dafür verlangt wird.

Sprech zum Glück nicht aus Erfahrung aber zu Ohren gekommen ist mir da einiges...
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OlafSt
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Re: Wer interessiert sich für Kendō?

Beitrag von OlafSt »

Mich würde mal interessieren, ob es ein gewisses Alter gibt, ab dem man nicht mehr damit anfangen sollte - oder nicht mehr braucht, weil eh zu spät für die mürben Knochen :lol:
Schließlich soll diese Art Sport auch mit Atemtechniken einhergehen - die für meine zermatschte Restlunge sicher höchst zuträglich wären.
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Chrono
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Re: Wer interessiert sich für Kendō?

Beitrag von Chrono »

OlafSt hat geschrieben:Mich würde mal interessieren, ob es ein gewisses Alter gibt, ab dem man nicht mehr damit anfangen sollte - oder nicht mehr braucht, weil eh zu spät für die mürben Knochen :lol:
Schließlich soll diese Art Sport auch mit Atemtechniken einhergehen - die für meine zermatschte Restlunge sicher höchst zuträglich wären.
Eine Faustregel gibt es da nicht, kommt immer darauf an ob du dich in der Lage fühlst.
Kannst ja mal ein Probetraining mitmachen.
Kenne auch einige Leute die noch im Alter von 50 mit Kendō angefangen haben.
Laut deinem Profil bist du 38, da sollte eigentlich noch nichts zu spät sein :wink:

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Re: Wer interessiert sich für Kendō?

Beitrag von beowulf »

OlafSt hat geschrieben:Mich würde mal interessieren, ob es ein gewisses Alter gibt, ab dem man nicht mehr damit anfangen sollte - oder nicht mehr braucht, weil eh zu spät für die mürben Knochen :lol:
Schließlich soll diese Art Sport auch mit Atemtechniken einhergehen - die für meine zermatschte Restlunge sicher höchst zuträglich wären.
Naja für die Weltmeisterschaft ist es vielleicht schon etwas spät :-)
Aber bei der Hachidan Prüfung laufen lauter Senioren (70 und älter) herum (http://www.evl.uic.edu/spiff/KendoBlog/KendoVideo/" target="_blank - das unterste Video ist eine ziemlich interessante - und auch berühmte - Doku über Kendo und die Prüfung).
@Knochen - könnte ein Problem sein. Wenn ein 1m90 großer Gegner mit 130 Kilo nur mit Kraft statt mit Technik arbeitet, kann das ins Auge gehen. Aber mit 38 Jahren sind sie auch wieder nicht so morsch.
@Lunge - hmm, das ist eher ein Problem. Die Kämpfe sind so ziemlich das Anstrengendste was ich je gemacht habe. Mit einer "schweren" Rüstung, in der man sprichwörtlich "gart" einige Minuten lang bei 100%er Konzentration, herumzuspringen und zu schlagen (besonders wenn man mit Kraft statt Technik arbeitet) geht unglaublich in die Kondition. Man weiß dann auch, warum Boxer soviel Wert auf Ausdauer legen.
"Atemtechniken" sind da deine geringste Sorge :-)
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