Taiwan - das bessere China?

Für alle die in Taiwan leben, arbeiten, studieren oder sich über Taiwan austauschen möchten.
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Yingxiong
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Re: Taiwan - das bessere China?

Beitrag von Yingxiong »

Dennis (CDS) hat geschrieben: Und schon gar nicht in der Schweiz. :wink:
Da kenne ich aber viele andere Fälle. Hier ist es häufig einfacher, Jobs zu wechseln, auch wenn man sie ursprünglich nicht gelernt hat. So sind eine zeitlang viele Lehrer zur Swiss Air gegangen.
Dennis (CDS) hat geschrieben:Dennis, der sich jetzt immer wenn Yingxiong das Thema auf Deutschland lenkt in seiner ursprünglichen Aussage bestätigt fühlt. :lol:
Wenn du dich dadurch glücklicher fühlst!
R.I.P. Little Yingxiong Engelskind 05.01.2013

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beowulf
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Re: Taiwan - das bessere China?

Beitrag von beowulf »

"Würde mich allerdings mal interessieren, wie das jemand sieht, der hier schon längere gelebt hat und vor allem integriert ist.
Ich würde ja gerne darauf eingehen, aber ich bin jetzt etwas vorsichtig. "

Woran erkennt man denn eine Übernahme der "kulturellen Werte des Westens"?

"beowulf schrieb von einer Selbstverwirklichung ist cool - traditionelle Ehr- und Pflichtanforderungen sind uncool Mentalität. Leider ohne ein konkretes Beispiel."


Naja - traditionell chinesische Freundschaftskonzept - wären hier ein konkretes Beispiel

"Du schreibst von der Idealisierung des Englischlernens und mittlerweile bin ich auch der Meinung, dass es keine bloße Anbiederung an den Westen ist. Es ist ein Mittel, mit dem taiwanische Eltern zeigen wollen, dass sie und ihr Kind halt besser sind als andere. Ich habe Studenten mit Englisch-, Japanisch-, Deutsch-, Mathematik und Klavierunterricht in den buxibans erlebt. Es würde micht nicht wundern, wenn die Eltern ihren Kindern heimlich zu Hause auch Kurzzeichen und Pinyin beibringen würden. :wink:"

Englisch wird auch am Festland gelernt - und aus den gleichen Motiven wie auf der Insel :-)


"In Bezug auf China wird auch immer sofort zwischen Beijing, Shanghai und den ländlichen Gegenden unterschieden. Taiwan besteht aber auch nicht nur aus Taipeh und Kaohsiung (...wobei ich mich frage wieviele Mitglieder letzteres überhaupt kennen, vielleicht in richtigem Pinyin: Gaoxiong). In Taiwan gibt es auch Gegenden mit richtigen Kühen, die auf ner Weide stehen. :wink:

Natürlich ist der Anteil dieser "Landbevölkerung" an der Gesamtbevölkerung Taiwans um ein Vielfaches geringer als in China, aber ich kenne auch Taiwaner, die aus richtig kleinen Kuhdörfern stammen.

Von daher weiß ich jetzt schon gar nicht mehr, was hier mit wem in welchem Umfang verglichen werden soll."


Genau meine Meinung - habe ich auch schon in anderem Post geschrieben. China ist kein homogener Block und gerade Taiwan ist innerhalb sehr unterschiedlich (Habe bei Familien in Taibei und in Gaoxiong gelebt, da merkt man das dann recht schnell)
Soziale Schichten sind auch von enormer Bedeutung. Bei nem taiwanesischen Fischer wird der interkulturelle Kontakt viel schwieriger ablaufen als mit einem Shanghaier Geschäftsmann der in Harvard studiert hat.

"Ich werde mich aber sicher davor hüten, volle Breitseite in das Thema reinzuspringen. So integriert bin selbst ich nicht."

Verlangt ja auch keiner - man kann gar nicht volle Breitseite hineinspringen, da das Thema so komplex ist.

"PS: @beowolf, dein Beitrag bringt mich wirklich zum schmunzeln. Genauso musste es den Chinakennern wohl gehen als ich derartige Themen auf China bezogen erörtert habe. :wink:"


Dann hast du meine Posting nicht genau gelesen - ich schere Taiwan nicht über einen Kamm. Mir ist schon klar - dass es komplexer und komplizierter ist. Ich versuche nur gewisse "Richtungen" zu beschreiben und mach dabei natürlich Vereinfachungen - die selbstverständlich viel zu kurz greifen. Das lässt sich gar nicht vermeiden.
Dennis (CDS)
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Re: Taiwan - das bessere China?

Beitrag von Dennis (CDS) »

beowulf hat geschrieben:Naja - traditionell chinesische Freundschaftskonzept - wären hier ein konkretes Beispiel
Ich glaube du müsstest mir und wohl auch vielen anderen hier im Forum noch etwas genauer erklären, was man allgemein darunter versteht. Das scheint mir im Moment jetzt eine sehr spezielle Betrachtung zu sein, kann aber dran liegen dass ich das in Taiwan wirklich nicht mitbekommen habe und deswegen jetzt nicht ganz weiterkomme.
beowulf hat geschrieben:Englisch wird auch am Festland gelernt - und aus den gleichen Motiven wie auf der Insel :-)
Wenn mir ein Vergleich (...aus dem beruflichem Alltag, subjektiv) erlaubt sein darf: Auf beiden Seiten nützt es dennoch nicht sehr viel, in China noch etwas weniger als in Taiwan. :wink:

Für den Rest deines Beitrags ein großes Unterschreib und doch ich habe deine Beiträge genau gelesen und verstanden. Wollte damit nur ausdrücken, dass die unvermeidlichen Vereinfachungen bei diesen Themen halt leider auch immer die Gefahr beinhalten, in seiner eigentlichen Absicht missverstanden zu werden. Daran sind hier leider schon viele Diskussion gescheitert. Um so schöner ist es dann zu sehen, dass es doch anders laufen kann.
beowulf
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Re: Taiwan - das bessere China?

Beitrag von beowulf »

Dennis (CDS) hat geschrieben:
beowulf hat geschrieben:Naja - traditionell chinesische Freundschaftskonzept - wären hier ein konkretes Beispiel
Ich glaube du müsstest mir und wohl auch vielen anderen hier im Forum noch etwas genauer erklären, was man allgemein darunter versteht. Das scheint mir im Moment jetzt eine sehr spezielle Betrachtung zu sein, kann aber dran liegen dass ich das in Taiwan wirklich nicht mitbekommen habe und deswegen jetzt nicht ganz weiterkomme.
- hmm - solche Kulturstandards zu beschreiben ist immer ne extrem schwere Sache.
Versuch einmal zu beschreiben wie wir Deutsche/Österreicher "Freundschaft" definieren und tatsächlich leben ohne zu Romantisieren und Idealisieren. Ausserdem wird man schnell bemerken, dass jeder Deutsche Freundschaft für sich selbst anders definiert. Es lassen sich aber trotzdem einige Merkmale klar herausschreiben.

Vielleicht kann man das klarer machen, wenn man berücksichtigt welches Rollenverhalten von einem selbst und vom anderen erwartet wird.

Wenn der jüngere (koreanisch - namdongseng, chinesisch didi) einen Fehler macht, fühlt sich der ältere (koreanisch hyong - chinesisch xiongdi/gege) meist für diesen verantwortlich und versucht diesen wieder zu bereinigen. Bei westlichen Freundschaftskonzepten gibt es da eine klarere Trennung - in China ist diese Trennung überhaupt nicht klar.
Solche Freundschaften sind in der Regel auch Lebenslange Beziehungen, die auch bei einer Mehrjährigen Trennung (z.B. ins Ausland gehen) noch aufrecht erhalten werden und auch nicht durch die Heirat (wie bei uns in Ö oft) langfristig beendet werden.
Durch die oben schon erwähnten Anreden, wird diese Beziehung auch noch nach aussenhin verdeutlicht und bestätigt - das ist aber kein Muss - inzwischen ist das sogar im Vergleich zu früher eher selten- und oft werden diese Anreden auch nur als Höflichkeitsfloskeln verwendet.

Klassische Beispiele für solche Freundschaftsbeziehungen ist z.B. aus drei Reichen, die Freundschaft zwischen Guanyu, Zhangfei und Liu Bei

Vielleicht kann man diese Art von Freundschaft als Mix aus dem was wir unter Geschwister (nicht ohne Grund wird die Anrede Bruder benützt) Beziehung, Freundschaft und Mentor-Schüler Beziehung verstehen, begreifen.
Oder vielleicht kann man es so sehen - es ist eine intensivere Männerfreundschaft, die mit einem starken Verpflichtungsgefühl kombiniert ist - aber nicht schwul :-)
China und Korea sind eher Machogesellschaften - solche "Männerfreundschaften" sind weit verbreitet. Diese "Gemenr" oder "Xiongdi" Mentalität ist auch der Grundstein im ganzen Guanxi Beziehungsnetzwerk.

beowulf hat geschrieben:Englisch wird auch am Festland gelernt - und aus den gleichen Motiven wie auf der Insel :-)
Wenn mir ein Vergleich (...aus dem beruflichem Alltag, subjektiv) erlaubt sein darf: Auf beiden Seiten nützt es dennoch nicht sehr viel, in China noch etwas weniger als in Taiwan. :wink:

Für den Rest deines Beitrags ein großes Unterschreib und doch ich habe deine Beiträge genau gelesen und verstanden. Wollte damit nur ausdrücken, dass die unvermeidlichen Vereinfachungen bei diesen Themen halt leider auch immer die Gefahr beinhalten, in seiner eigentlichen Absicht missverstanden zu werden. Daran sind hier leider schon viele Diskussion gescheitert. Um so schöner ist es dann zu sehen, dass es doch anders laufen kann.
Naja - da wir hier alle China Kenner sind, dürften wir meistens das gleiche meinen. Es ist nur schwierig eine komplette Welt in ein paar Sätzen zu fassen :-)
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Re: Taiwan - das bessere China?

Beitrag von Dennis (CDS) »

beowulf hat geschrieben:- hmm - solche Kulturstandards zu beschreiben ist immer ne extrem schwere Sache.
Ich hab das Beispiel nicht in den Raum geworfen. :wink:

Aber aus dem was du beschreibst, glaube ich zu verstehen, was du meinst und ob du es glaubst oder nicht, sogar aus eigener Erfahrung! Nur hatte ich dies bislang wohl nicht wirklich als traditionellen Kulturstandard verstanden, vor allem weil man das als laowai unter ganz anderen Voraussetzungen sieht. Das Konzept erkenne ich aber und sehe es unter den Umständen für Taiwan noch nicht als ausgestorben an.
beowulf hat geschrieben:Naja - da wir hier alle China Kenner sind, dürften wir meistens das gleiche meinen.
Auf diesen Satz kommen wir in ein paar Monaten nochmal zu sprechen, ok? :wink:
beowulf hat geschrieben:Es ist nur schwierig eine komplette Welt in ein paar Sätzen zu fassen :-)
Kommt drauf an, welche Welt man beschreiben will. :wink:
beowulf
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Re: Taiwan - das bessere China?

Beitrag von beowulf »

Dennis (CDS) hat geschrieben:
beowulf hat geschrieben:- hmm - solche Kulturstandards zu beschreiben ist immer ne extrem schwere Sache.
Ich hab das Beispiel nicht in den Raum geworfen. :wink:
Jedes Beispiel ist schwer zu beschreiben, weil man Kultur einfach nicht in Worte fassen kann :-)
Die muss man erleben. Ich kann jemanden der noch nie in China war, niemals zu 100% erklären, was ich damit meine. Er muss das selbst erlebt haben. Ist ca. so wie wenn man das Gefühl Liebe beschreiben soll.

Wenn eine Person das nicht kennt, könnte sie die Erklärung des Gefühls auch mit Magenproblemen gleichsetzen ;-)
Und genau auf dieses Problem stößt man bei China Diskussionen oft.
Dennis (CDS) hat geschrieben: Aber aus dem was du beschreibst, glaube ich zu verstehen, was du meinst und ob du es glaubst oder nicht, sogar aus eigener Erfahrung! Nur hatte ich dies bislang wohl nicht wirklich als traditionellen Kulturstandard verstanden, vor allem weil man das als laowai unter ganz anderen Voraussetzungen sieht. Das Konzept erkenne ich aber und sehe es unter den Umständen für Taiwan noch nicht als ausgestorben an.
Ist es eh noch nicht - hab es selber in Taiwan (vor allem im Süden u. natürlich ganz stark bei xiaoliumang´s ;-) oft gesehen. Es ist aber bei der jüngeren Generation in den Städten praktisch nicht mehr vorhanden.
In Korea, Hongkong und am Festland ist es viel prägnanter. Es ist auch in koreanisch/chinesischen Filmen u. bei Fernsehserien oft ein Thema. In Taiwan wird das - nach meinen Eindruck her - nicht mehr wirklich thematisiert.

Das sind aber natürlich jetzt alles subjektiv gefühlte Unterschiede von mir. Wissenschaftliche Untersuchungen dazu, gibt es dazu glaub ich nicht :-)

beowulf hat geschrieben:Naja - da wir hier alle China Kenner sind, dürften wir meistens das gleiche meinen.
Dennis (CDS) hat geschrieben: Auf diesen Satz kommen wir in ein paar Monaten nochmal zu sprechen, ok? :wink:

Du hast recht - der Satz von mir ist ziemlich naiv.
beowulf hat geschrieben:Es ist nur schwierig eine komplette Welt in ein paar Sätzen zu fassen :-)
Dennis (CDS) hat geschrieben: Kommt drauf an, welche Welt man beschreiben will. :wink:
Puuh - darauf fällt mir jetzt nix ein :lol:
Dennis (CDS)
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Re: Taiwan - das bessere China?

Beitrag von Dennis (CDS) »

Ich denke wir werden uns gut verstehen. 8)

Auf zur nächsten Diskussion!

PS: Aber nicht mehr heute...
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