COVID, wind of change.

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Re: COVID, wind of change.

Beitrag von LaoMatse »

Asgaros hat geschrieben: 21.10.2022, 03:07 Auch mit festem Wohnsitz genehmigt dein Nachbarschaftskommittee die +3 Tage nicht. Zumindest seit dem Lockdown kenne ich niemanden mehr, der damit durchgekommen ist.
Dieselbe Erfahrung in meinem Umfeld.
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Re: COVID, wind of change.

Beitrag von otternase »

wie auch bei den vorangehenden Lockdowns kommt es auch nun wieder zu zum Teil extremen Vorfällen, die sehr deutlich werden lassen, dass Sorge um die Gesundheit der Menschen ganz sicher nicht der Grund für diese Massnahmen ist!

Ein 14-jähriges Mädchen stirbt in einer Quarantäneeinrichtung aufgrund mangelnder medizinischer Versorgung:

https://www.bbc.com/news/world-asia-china-63324655
https://twitter.com/manyapan/status/158 ... CVd-th3z3A

In Wulumuqi wurden Schwangere vom Krankenhaus abgewiesen aufgrund fehlendem Corona-Test, und mussten vor dem Krankenhaus im Auto gebähren:

https://twitter.com/yunyunfengfeng/stat ... JJaTvQMwlQ

Für mich ist dies erneut ein Beweis, dass Zero-Covid mehr Schaden, medizinisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich anrichtet, als Corona es je könnte.

Es wäre weitaus humaner, Corona einfach laufen zu lassen und ein paar (oder auch ein paar Millionen) Corona-Tote einfach zu akzeptieren, als die Gesellschaft mit solchen Massnahmen zu quälen!
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Re: COVID, wind of change.

Beitrag von jackie_chan »

Ich hab eigentlich nen ellenlangen ich-kotz-mich-über-Chinas-Politik-aus Beitrag verfasst. Aber vielleicht belass ichs einfach bei folgendem Satz: Das chinesische Volk hat etwas Besseres verdient, als das was derzeit in Beijing werkelt.
Der gesellschaftspolitische Schaden, den die KP in China anrichtet, ist kaum in Worte zu fassen....
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Re: COVID, wind of change.

Beitrag von Laogai »

otternase hat geschrieben:Es wäre weitaus humaner, Corona einfach laufen zu lassen und ein paar (oder auch ein paar Millionen) Corona-Tote einfach zu akzeptieren, als die Gesellschaft mit solchen Massnahmen zu quälen!
Natürlich sind mehrere Millionen Corona-Tote eher zu akzeptieren als ein paar Einzelschicksale, die medial breitgetreten und hier von otternase im wahrsten Sinne des Wortes ausgeschlachtet werden.
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Re: COVID, wind of change.

Beitrag von LaoMatse »

Guten Morgen, die Damen und Herren.

Dieser Beitrag spiegelt meine Meinung wider.
Wenn ich die Corona-Situation in D anschaue, so sterben dort aktuell mehr Menschen an/mit Corona als vor 1 Jahr. Logisch, sind ja Millionen infiziert.
Aus D habe ich folgendes erhalten:

Das Coronavirus entwickelt sich ständig weiter. Eine neue Omikron-Sublinie ist für Fachleute von besonderem Interesse: BQ.1.1 besitzt Eigenschaften, die eine weitere Ansteckungswelle hervorrufen könnten.
Die Zahl der Corona-Infektionen steigt. Bereits Ende September wird in Deutschland laut Robert-Koch-Institut auch BQ.1.1 nachgewiesen, eine neue Sublinie der Omikron-Variante des Coronavirus. BQ.1.1 ist wahrscheinlich ein direkter Nachfolger von BA.5, also jener Variante, die sich hierzulande seit Mitte Juni als dominierende Variante des Coronavirus erfolgreich durchgesetzt hat. Nun scheint BQ.1.1 kurz vor einem Siegeszug zu stehen. Auch wenn die Zahlen der Nachweise zu Beginn noch klein waren, ist zuletzt ein Anstieg zu verzeichnen. Das beunruhigt Fachleute wie beispielsweise Richard Neher vom Biozentrum der Universität Basel. Der Biophysiker untersucht seit Beginn der Pandemie, wie sich das Coronavirus entwickelt und bezeichnet in einem Interview der Universität BQ.1.1 als "besonders besorgniserregende Sublinie".
Als Grund für diese Einschätzungen werden die Mutationen von BQ.1.1 vor allem am Spike-Protein genannt. Mit den sogenannten Escape-Mutationen verändert sich auch die Oberflächenstruktur des Spike-Proteins, mit dem das Virus an die Zelle andockt. Die Antikörper, die sich bereits im Körper von Geimpften und/oder Genesenen befinden, erkennen es aufgrund der genetischen Veränderungen nun nicht mehr und können das Virus dementsprechend nicht beim Andocken hindern. BQ.1.1 dringt also ungehindert in die Zelle ein und breitet sich von dort weiter aus. Der Körper ist infiziert.
Auch wenn BQ.1.1 derzeit als potenteste Kandidatin der bekannten Sublinien gilt, kann zu diesem Zeitpunkt niemand mit Sicherheit sagen, ob sich diese oder eine andere Sublinie in den nächsten Wochen durchsetzen und zur dominierenden Variante werden wird. Klar scheint jedoch zu sein, dass es in den nächsten Wochen zu zahlreichen Infektionen kommen wird.
Das sieht auch der Impfforscher Leif Erik Sander von der Charité so: Neben der BA.5-Herbstwelle, die sich derzeit rasch aufbaue, werde man es wohl recht sicher bald mit einer Variante zu tun bekommen, die der bestehenden Immunantwort stark ausweicht: "Der Winter kommt & er wird anscheinend echt anstrengend", schreibt Sander auf Twitter. Auch für Neher ist plausibel, dass die Welle in einigen Wochen einen zusätzlichen Schub bekommt - sei es am Ende durch BQ.1.1 oder eine Mischung aus mehreren Varianten.
Diese sogenannte Immunflucht der Sublinie bedeutet nicht zwangsläufig schwerere Krankheitsverläufe. Die Mutationen von BQ.1.1 ließen zwar auf eine möglicherweise effektivere Ansteckung schließen, aber nicht auf ein Unterlaufen aller Abwehrlinien, betonte die Immunologin Christine Falk in dem Zusammenhang. Als problematisch sehen Fachleute vielmehr die drohenden Personalausfälle an, wenn sich wieder sehr viele Menschen auf einmal anstecken.
-------------------------------------------------------------------
Davon ausgehend kann ich keinen 'Gewinn' fuer die Bevoelkerung in China sehen, das Virus durchlaufen zu lassen. Es wuerden ein paar Millionen sterben UND die Krankenhaeuser waeren ein Totalausfall. Das, was wir jetzt vereinzelt als Skandale bezeichnen waere zusaetzlich zu den Toten an der Tagesordnung.
Auch mich nerven all die Massnahmen - ich bin auf Insulin angewiesen - manchmal ist es anstrengend, allein es hat noch immer geklappt versorgt zu sein.

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Re: COVID, wind of change.

Beitrag von Asgaros »

Bei mir und den meisten hier in Shanghai die ich kenne sieht es doch eher folgendermaßen aus:

Niemand ist wirklich dafür, Zero-COVID komplett abzuschaffen. Dafür sind wir einfach zu unbekümmert durch die letzten Jahre gekommen. Der Lockdown war dann natürlich eine Herausforderung.

Was aber wirklich stresst, ist nicht Zero-COVID an sich, sondern ein Rattenschwanz an unsinnigen und paranoiden Aktionen die wissenschaftlich null Sinn machen:

- Menschen, Wohnungen und die Straßen werden mit Desinfektionsmittel eingenebelt
- Alles und jeder was irgendwie Close-Close-Contact sein könnte kommt willkürlich ins Camp oder Lockdown, nur um später zu verkünden, dass es Null Fälle in freier Wildbahn gibt (ja wie auch wenn man alle einsperrt)
- Dramen wie unnötige Tode und Ab-zum-Camp-Busunfälle werden unter den Teppich gekehrt als wäre nie etwas passiert

Zusammengefasst: Eine absolute Freak-Shit-Show, Framing und null Transparenz. Kein Eingestehen von Fehlern. Keinerlei Kommunikation einer Strategie mit Zielen und Voraussetzungen. Keinerlei Verbesserung der Impfsituation oder der medizinischen Versorgung.

Zero-COVID in China macht Sinn, viele Leute stehen dahinter, klar werden Fehler gemacht und dies ist auch in Ordnung. Aber nach außen hin wird dies nicht eingestanden – obwohl offensichtlich Existenzen und die Wirtschaft zerstört wird ohne Sinn, Verstand und Ausweg.

Damit verkommt Zero-COVID zur Lachnummer und früher oder später schwindet die Unterstützung der Bevölkerung. Und das alles nur, damit irgendjemand bloß nicht sein Gesicht verliert falls er eingestehen würde, dass notwendige Anpassungen erforderlich sind.

Irgendwann am Ende kommt wohl der große Knall und jemand wird die Rechnung bezahlen müssen. COVID wird bleiben, aber wenn niemand die notwendigen Vorkehrungen trifft, dann ist es nur eine Frage der Zeit bis die Bombe hochgeht. Man hat bereits genug Zeit vergeudet.
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Re: COVID, wind of change.

Beitrag von Laogai »

LaoMatse hat geschrieben:Es wuerden ein paar Millionen sterben UND die Krankenhaeuser waeren ein Totalausfall. Das, was wir jetzt vereinzelt als Skandale bezeichnen waere zusaetzlich zu den Toten an der Tagesordnung.
Nun, otternase plädiert ja dafür, dass alle mit Corona infizierten Leute unbehandelt krepieren sollen, von daher würde es auch keine Überlastung der Krankenhäuser geben. Blöd wäre nur, wenn sich auch das Krankenhauspersonal anstecken würde. Dieses dürften dann nicht in Quarantäne, denn die ist vergleichbar mit einem Lockdown.

Das Schicksal des 14-jährigen Mädchens aus Henan ist herzzerreißend. Dagegen sind die 53 Kinder und Jugendliche, die bis Februar 2022 in Deutschland an Corona gestorben sind, Peanuts und bedürfen seitens otternase keiner Erwähnung.
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Re: COVID, wind of change.

Beitrag von jackie_chan »

Asgaros hat geschrieben: 22.10.2022, 10:07 Bei mir und den meisten hier in Shanghai die ich kenne sieht es doch eher folgendermaßen aus:

Niemand ist wirklich dafür, Zero-COVID komplett abzuschaffen. Dafür sind wir einfach zu unbekümmert durch die letzten Jahre gekommen. Der Lockdown war dann natürlich eine Herausforderung.

Was aber wirklich stresst, ist nicht Zero-COVID an sich, sondern ein Rattenschwanz an unsinnigen und paranoiden Aktionen die wissenschaftlich null Sinn machen:

- Menschen, Wohnungen und die Straßen werden mit Desinfektionsmittel eingenebelt
- Alles und jeder was irgendwie Close-Close-Contact sein könnte kommt willkürlich ins Camp oder Lockdown, nur um später zu verkünden, dass es Null Fälle in freier Wildbahn gibt (ja wie auch wenn man alle einsperrt)
- Dramen wie unnötige Tode und Ab-zum-Camp-Busunfälle werden unter den Teppich gekehrt als wäre nie etwas passiert

Zusammengefasst: Eine absolute Freak-Shit-Show, Framing und null Transparenz. Kein Eingestehen von Fehlern. Keinerlei Kommunikation einer Strategie mit Zielen und Voraussetzungen. Keinerlei Verbesserung der Impfsituation oder der medizinischen Versorgung.

Zero-COVID in China macht Sinn, viele Leute stehen dahinter, klar werden Fehler gemacht und dies ist auch in Ordnung. Aber nach außen hin wird dies nicht eingestanden – obwohl offensichtlich Existenzen und die Wirtschaft zerstört wird ohne Sinn, Verstand und Ausweg.

Damit verkommt Zero-COVID zur Lachnummer und früher oder später schwindet die Unterstützung der Bevölkerung. Und das alles nur, damit irgendjemand bloß nicht sein Gesicht verliert falls er eingestehen würde, dass notwendige Anpassungen erforderlich sind.

Irgendwann am Ende kommt wohl der große Knall und jemand wird die Rechnung bezahlen müssen. COVID wird bleiben, aber wenn niemand die notwendigen Vorkehrungen trifft, dann ist es nur eine Frage der Zeit bis die Bombe hochgeht. Man hat bereits genug Zeit vergeudet.
THIS! Danke dafür. Unterschreib ich so.
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Re: COVID, wind of change.

Beitrag von Laogai »

Asgaros hat geschrieben:Niemand ist wirklich dafür, Zero-COVID komplett abzuschaffen. Dafür sind wir einfach zu unbekümmert durch die letzten Jahre gekommen.
Könntest du das mit dem "unbekümmert" vielleicht etwas näher erläutern?
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Re: COVID, wind of change.

Beitrag von Petermedia »

Laogai hat geschrieben: 22.10.2022, 17:34
Asgaros hat geschrieben:Niemand ist wirklich dafür, Zero-COVID komplett abzuschaffen. Dafür sind wir einfach zu unbekümmert durch die letzten Jahre gekommen.
Könntest du das mit dem "unbekümmert" vielleicht etwas näher erläutern?
Ich kann ja die Frage nur für mich und Shanghai beantworten.
Spätestens ab Sommer 2000 fühlte es sich Shanghai einfach frei an.
Präsensuntericht , offene Gyms, Restaurants, eben das pralle City Leben.
Man darf nicht vergessen, dass der Herbst 2000 bis Frühjahr 2021 in Deutschland die volle COVID Dröhnung am laufen war.

Der Eintritt in die Shanghai Bubble fühlte sich gerade um den Winter 2020/2021 ein bisschen wie Fhloston Paradise (5th element) an.
Doch anders als die Vorredner, sehe ich Omicron und den dann folgenden Größen lockdown als gamechanger an.
Zuviel ist kaputt gegangen, und anders als im ersten Lockdown, der ja in Shanghai kaum stattfand, ist die Zuversicht weg.
Zero COVID lässt sich halt kaum ohne massive Kollateralschäden aufhalten.
Meines Erachtens wird es auch keinen Gamechanger in Form der Superimpfung, bzw der Supermedizin geben.
Mit Medikamenten wie Paxlovid und mRNA Impfstoffen ist die Fahnenstange fast erreicht.
Das ist jetzt meine Meinung.
Es Wird keine Herdenimmunität geben, wohl aber nach einer gewissen Zeit eine " multi Kreuzimmunität"
Bis dahin werden noch viele Menschen, auch in China sterben, es sei denn China erhöht die Mauer.
Irgendwie erinnert mich das an eine Burgbelagerung, und der Feind kommt mit immer neuen Waffen.
Zumindest in meinem chinesischen Bekanntenkreis wird die Zero COVID Strategie eben auch von vielen sehr kritisch gesehen, und zumindest in der jungen Generation, herrscht mehr Angst vor einem positiven Test oder einem roten QR, als vor dem Virus selbst.
Ich hoffe ja immer noch, dass im nächsten Fenster ab März zumindest teilweise die Abkehr verkündet wird
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Re: COVID, wind of change.

Beitrag von Laogai »

Petermedia hat geschrieben:
Laogai hat geschrieben:
Asgaros hat geschrieben:Niemand ist wirklich dafür, Zero-COVID komplett abzuschaffen. Dafür sind wir einfach zu unbekümmert durch die letzten Jahre gekommen.
Könntest du das mit dem "unbekümmert" vielleicht etwas näher erläutern?
Ich kann ja die Frage nur für mich und Shanghai beantworten.
Danke, aber ich hatte meine Frage an Asgaros gestellt. Was genau hast du dabei nicht verstanden?
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Re: COVID, wind of change.

Beitrag von TomXian »

Petermedia hat geschrieben: 22.10.2022, 18:18
Laogai hat geschrieben: 22.10.2022, 17:34
Asgaros hat geschrieben:Niemand ist wirklich dafür, Zero-COVID komplett abzuschaffen. Dafür sind wir einfach zu unbekümmert durch die letzten Jahre gekommen.
Könntest du das mit dem "unbekümmert" vielleicht etwas näher erläutern?
Ich kann ja die Frage nur für mich und Shanghai beantworten.
Spätestens ab Sommer 2000 fühlte es sich Shanghai einfach frei an.
Präsensuntericht , offene Gyms, Restaurants, eben das pralle City Leben.
Das "pralle Leben" setzte in Xi'an (auch Chengdu und andere Städte, in denen wir Verwandte haben) leider erst im September/Oktober 2020 ein.
In den darauf folgenden 12 Monaten hat mich die durchgehende Maskenpflicht in den meisten öffentlichen Räumen (Kino, Theater, Shopping Malls, Ämter, kommerzielle Spielplätze, Hotels, Zugfahrten, etc) wirklich begeistert. Gefreut haben wir uns darüber, dass auch inländische Reisen fast unmöglich waren, da diese entweder mit Quarantäne verbunden waren oder in allerletzter Minute platzten, weil das gebuchte Hotel geschlossen wurde. Man muss auch die Fröhlichkeit derjenigen anführen, die ihre Arbeit verloren, weil die Betriebe - auch einigen Schulen und Kindergärten - nach den vorlaufenden, monatelangen lockdowns pleite waren.
Es wurde noch besser, als beginnend im Sommer 2021 dann landesweit private Schulen geschlossen wurden und in den verbleibenden Schulen der Englisch-Unterricht massiv gekürzt und ausländisches Unterrichtsmaterial verboten wurde, so dass nun auch Ausländer ihren Job verloren.
Gut war auch, dass wir aufgrund der lockdowns in den Häfen zwei wichtige Medikamente nicht mehr bekamen, die ausverkauft waren. Dass die METRO als (ehemals) wichtigster Anbieter für internationale Waren sein Sortiment aus dem gleichen Grund halbieren musste, ist eine nette Randnotiz.
Dass es mehr und mehr zu Strom- und Wasserausfällen kam und im Süd-Osten Chinas es teilweise nur an 3 von 7 Tagen Strom für Unternehmen gab, hat sicher auch Begeisterung ausgelöst (und hier waren nicht nur die Häfen Schuld). Die durch ZERO COVID noch verschärfte Unternehmensabwanderung und die zahlreichen Pleiten sorgten auch in unserer Großfamilie dafür, dass Universitätsabgänger keinen Arbeitsplatz fanden. Durch die wegbrechenden Einnahmen der Kommunen und Städte, wurden die Löhne dort gekürzt (bis zu 40%), was bei zwei unserer Nachbarn für große Entspannung sorgte, als sie ihre Immobilienkredite kaum noch bezahlen konnten.
Unnötig zu erwähnen, dass von zwei Freunden, die ihre Heimatländer besuchen wollten, verlangt wurde, eine Erklärung zu unterschreiben, dass sie nicht mehr nach China zurückkehren werden. Auch Familienmitglieder, die uns in China besuchen wollten, konnten dies aus bekannten Gründen nicht tun.

Ja, es war wahrlich eine "pralle" Zeit!

Ein Ende fand dann diese ausgelassene Zeit der Freiheit und Fröhlichkeit, als im November 2021 die ersten mini-lockdowns kamen und im Dezember dann der langersehnte lockdown über 2 Monate und 7 Tage. Anders als später in Shanghai, ertrugen die Bewohner hier die - im Vergleich zu Shanghai - noch schlimmere Versorgungslage selbstverständlich mit einem Lächeln.
Inzwischen sind lockdowns - die bei Strafe nicht mehr so genannt werden dürfen - unsere Normalität. Derzeit befinden wir uns wieder in einem (seit knapp 3 Wochen), mit täglichen Tests kann man sogar mal die Wohnsiedlung verlassen und sich die geschlossenen Geschäfte oder Schulen ansehen. Arbeiten ist für viele aber möglich.
Und das ist ja nun schon wieder "prall", nicht wahr?

(Nur als Ergänzung, nicht als Kritik an Peters Beitrag)
Der Kriegsverbrecher, Massenmörder und Kleptokrat Putin und seine Entourage gehören verhaftet, verurteilt und hinter Gitter mit anschließender Sicherheitsverwahrung, bis sie in völliger Bedeutungslosigkeit unbeachtet endlich aus dem Leben scheiden.
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Re: COVID, wind of change.

Beitrag von Asgaros »

Laogai hat geschrieben: 22.10.2022, 18:29
Petermedia hat geschrieben:
Laogai hat geschrieben:Könntest du das mit dem "unbekümmert" vielleicht etwas näher erläutern?
Ich kann ja die Frage nur für mich und Shanghai beantworten.
Danke, aber ich hatte meine Frage an Asgaros gestellt. Was genau hast du dabei nicht verstanden?
Die Antwort ist dieselbe: Bis zum großen Lockdown keine QR-Codes, keine Tests, abseits von der U-Bahn hat sich keiner um Masken geschert. Alle Bars, Parks, Events, Festivals, Restaurants, etc offen. Innerhalb der Shanghai-Bubble war das Leben quasi unbekümmert als gäbe es Covid gar nicht. Der einzige Berührungspunkt war für mich das ewige Gejammer über die Maßnahmen in Deutschland von Freunden und Verwandten – und dass eine Auslands-Reise quasi nahezu unmöglich war. Für mich war das fein, da ich mich während dieser Zeit um viele private wichtigere Dinge zu kümmern hatte (OP, Geburt, etc.).

Das war von Frühling 2020 bis Frühling 2022, und dann begann die Shitshow auch in Shanghai …
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Re: COVID, wind of change.

Beitrag von TomXian »

Offensichtlich gehen die internationale Presse, Geschäftspartner, all meine Freunde und Nachbarn, meine Familie und ich von völlig unzutreffenden Annahmen aus.

Wir gehen davon aus:
  • Der einzige Weg aus einer Virus-Pandemie ist die Grundimmunisierung der Bevölkerung. Diese erfolgt durch Infektion und Genesung. Um einen Ausbruch der Krankheit zu verhindern oder zumindest die Folgen sehr stark abzumildern, werden wirksame Impfstoffe eingesetzt. mRNA Impfstoffe haben sich als die effektivsten erwiesen. Neuere Untersuchungen in Deutschland zeigen, dass 95% der Bevölkerung (Stichprobe) über Antikörper verfügen.
  • Ist die Krankheit ausgebrochen, muss der Betroffene im Krankenhaus behandelt werden. Dies setzt Technologie wie etwa Beatmungsgeräte, besondere Medikamente, Isolierstationen und geschultes Personal voraus. Neuere Angaben des RKI ergeben, dass 92% der stationär behandelten Corona-Patienten in DE nicht oder nicht vollständig geimpft sind. Die AfD und andere Sender der russischen Fake-News-Propaganda haben hier ganze Arbeit geleistet.
  • Zahlreiche Untersuchungen haben ergeben, dass auch die "alten" - inzwischen aber überarbeiteten - mRNA Impfstoffe eine ordentliche, wenn auch abgeschwächte Schutzwirkung gegen schwere Verläufe auch bei neueren Virusvarianten bieten. Das menschliche Immunsystem kann sich neueren Virus-Varianten anpassen und auch die gebildeten Antikörper sind von Mensch zu Mensch nicht identisch.
  • Nimmt man die Anzahl der weltweit an Corona Verstorbenen und vergleicht Juni 2021 mit Juni 2022, so hat sich die Anzahl um 85% reduziert.
    Von Juni 2022 bis Oktober 2022 ist die Anzahl um weitere 30% gefallen.
    Ein sensationeller Erfolg der Impfkampagnen!
Und noch eines:

Die von China gemeldeten Corona-Zahlen wurden von Tag 1 an bezweifelt und gelten inzwischen als völlig unglaubwürdig.
So liegt die Sterblichkeitsquote in China bei unter 0,5% und damit dreimal besser als in Deutschland und den meisten Industrienationen.
Die WHO hatte vor einigen Monaten bemängelt, dass die Anzahl Krankenhausbetten, die medizinische Ausstattung und Personalausstattung in China noch weit unter einem Mindeststandard der medizinischen Versorgung liegt. Mindeststandard wohlgemerkt, nicht vergleichsweise medizinisch luxuriöse Ausstattungen wie in DE.

Da auch Chinesen dem Homo sapiens zuzuordenen sind und China über keine Wundermittel verfügt, sind die veröffentlichten Zahlen unglaubwürdig.

Was sollte China tun?
  • Impfkampagne mit mRNA Impfstoffen muss oberste Priorität haben
  • Modernisierung der Krankenhäuser (Isolierstationen, pp.), Neubau von Krankenhäusern, Aus- und Weiterbildung der Ärzteschaft. Die erforderliche Anzahl kann aus Statistiken über Impfversager und Impfverweigerer zumindest abgeschätzt werden.
  • Regionales Festlegen, inwieweit die Impfrate und Krankenhausinfrastruktur es zuläßt, keine oder wenige Beschränkungen aufzuerlegen
  • Gezielte Durchseuchung bis Grundimmunisierung erreicht ist
Was tut China?
  • Eine regelrechte Impfkampagne wurde nie durchgeführt. Während des logdowns in Shanghai hieß es offiziell, dass nur 40% der vulnerablen Gruppen überhaupt geimpft seien
  • mRNA Impfstoffe sind in China nicht zugelassen und wurden in den Medien als westliches Teufelszeug verschrien. Obwohl BioNTec und andere längst Kooperationspartner in China haben, werden diese blockiert. Chinesische Eigenentwicklungen wurden aufgegeben. Ebenso wurde erstaunlicherweise aufgegeben, für den chinesischen Impfstoff internationale Zulassungen zu erreichen. Anträge wurden zurückgezogen.
  • Eine Modernisierungswelle der Krankenhäuser ist in China ausgeblieben. Im Staatshaushalt 2021 wurden die Mittel kaum erhöht.
  • Chinesische Beatmungsgeräte sind Schrott. Auch DE hat 2000 Stück davon gekauft. Tests ergaben dann so katastrophale Ergebnisse, dass der Einsatz am Menschen verboten wurde. In China weiß man dies und hatte die CN Firma Aeonmed durch Subventionen unterstützt, solche Geräte unter Herstellungspreis anzubieten, was erfahrungsgemäß nach einiger Zeit zu Insolvenzen in Europa führt. Als der "Heyer Medical", 140 Jahre alter DE Betrieb, die Insolvenz drohte, wollte Aeonmed diese Firma und das know how übernehmen. Gott sei Dank hat das Wirtschaftsministerium dies verhindert.
  • China handelt frappierend unlogisch. Auf der einen Seite wird zugelassen, dass Hunderttausende ohne Maske feiern (wie zuletzt am 01.10.2022 und auch am ersten Tag des "Parteitages") oder aber hunderte Millionen zum Frühlingsfest verreisen, auf der anderen Seite werden tausende in Bahnhöfen eingesperrt ohne dass man überhaupt weiß, ob ein Infizierter darunter ist.
  • Die ZERO COVID Politik (nicht zu verwechseln mit Strategie) definiert kein Ausstiegsszenario. Die Experten dieser Welt sind sich einig, dass man Viren nicht "aussperren" kann.
  • Schon im Mai 2022 hat China "gewusst", dass 14 Monate später (also Juli 2023) ein großes Virusproblem in China herrscht und deshalb die asiatische Fußballmeisterschaft abgesagt, obwohl bereits zig Milliarden US Dollar in neue Stadien investiert waren.
  • Im Juli und August kursierten für kurze Zeit Meldungen, dass Beijing einen Horizont von bis zu 5 Jahren bis zur Lösung des Corona-Problems sieht
  • In meiner Provinz werden derzeit zahlreiche neue Jobs für Mitarbeiter der "Pandemiebekämpfung" angeboten. In den Arbeitsverträgen dazu muss man sich für eine Mindestzeit von 2 Jahren verpflichten.
Welche Schlüsse ich daraus ziehe?
  • China hat bislang alles unterlassen, um eine "exit"-Strategie überhaupt nur zu entwickeln.
  • China hält an seiner ZERO COVID Politik fest, ohne dies weiter zu begründen, wie der aktuelle "Parteitag" eindrucksvoll bestätigt
  • Außerhalb dieses Forums kenne ich niemanden mehr, der die chinesische Corona APP noch in einen Zusammenhang mit Gesundheitsvorsorge setzt
Beijing sieht sich derzeit der größten Krise seit 1976 gegenüber (Wirtschaft, Finanzen, Schulden, Arbeitsmarkt, Immobilien, Corona, Unternehmensabwanderung). Ich denke (so auch Bloomberg) dass Beijing in nächster Zeit eine Verschärfung dieser Krise erwartet und deshalb die "Corona APP" zu einer "Sicherheits APP" weiterentwickeln wird.

Schon heute ist erschreckend, dass es durch Big Data offensichtlich in Sekunden möglich ist, die Personen, die sich an einem Ort aufhalten oder über eine bestimmte Bankverbindung verfügen, zu ermitteln und auf einen roten "Gesundheitscode" gesetzt werden können, was fast einer Verhaftung entspricht.
Möglicherweise hat man dies am gestrigen Tage auch mit Hu Jintao so gemacht.

Ein großer Teil der Chinesen ist derzeit nicht nur unzufrieden, sondern hat erhebliche Zweifel an ZERO COVID. Man sieht was im Ausland passiert, man sieht die geringe Zahl an Corona-Toten in China, man sieht die Inkonsistenz der Maßnahmen (Hunderttausende feiern, etc). Gleichzeitig spürt man die Ohnmacht, hieran etwas ändern zu können.

Ich denke, diese "APP" und die damit verbundenen Maßnahmen werden uns in China noch lange Zeit begleiten.

Noch eine Bitte an alle Sonnenbrillenträger (rosa), Ignoranten oder Diktaturen-Anbeter:
Um mich und andere von unserer Meinung abzubringen, bedarfs es gut begründeter Argumente, nicht nur das Behaupten persönlicher Annahmen.
Der Kriegsverbrecher, Massenmörder und Kleptokrat Putin und seine Entourage gehören verhaftet, verurteilt und hinter Gitter mit anschließender Sicherheitsverwahrung, bis sie in völliger Bedeutungslosigkeit unbeachtet endlich aus dem Leben scheiden.
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Re: COVID, wind of change.

Beitrag von Petermedia »

@Laogai
"Danke, aber ich hatte meine Frage an Asgaros gestellt. Was genau hast du dabei nicht verstanden?"
Was gibt es da zu verstehen.
Dies ist ein öffentliches Forum und nebenbei ein Thread, den ich aus eigener Betroffenheit eröffnet habe.
Und das tolle
Du hast hier exemplarisch Antworten von drei Leuten mit unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten.
Asgaros, der die meiste Zeit der Pandemie in Shanghai verbracht hat.
Tom der eine ganz andere Erfahrung in X'ian gemacht hat, und mich, der die hälfte der Pandemie in Shanghai und die andere Hälfte in Deutschland verbracht hat und mehrmals in die Bubble hineingesprungen ist, und in einigen Wochen wieder hereinspringt.
Ich Zweifel keine dieser Lebenswirklichkeiten an.
Gerade du @Laogai solltest doch glücklich sein, dass Leute die , im Gegensatz zu dir, mit China im täglichen Leben connected sind hier ihre zum Teil unterschiedlichen Erfahrungen teilen.
Ich jedenfalls bin dankbar dafür.
Ja ich gehe sogar soweit, dass einige Beiträge hier, die in den letzten fast drei Jahren geschrieben wurden, das Zeug haben hervorragende Zeitkapseln zu sein.
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