Petermedia hat geschrieben: ↑10.05.2022, 21:32
,@tom
Nein in einigen Dingen werden wir nicht zusammen kommen.
Ich sehe die KP und vieles um Xi um einiges differenzierter.
Aber noch einmal die Frage an dich, warum verlässt du China nicht.
Du bist abgesichert, dein Kind im Kindergarten alter, also jung genug um überall mit der Schule zu starten.
Verkauf die Hütte und starte noch mal an einem Ort mit besseren politischen Rahmenbedingungen neu durch, denn irgendwann ist es zu spät dafür.
@Otternase
Ich finde es immer etwas fragwürdig hier mit Fehlern und Desastern von vor 70 Jahren zu kommen.
Meines Erachtens sind das gerade völlig verschiedene Situationen.
Nun habe ich ja in den letzten 12 Monaten so ziemlich dass gesagt was jetzt in der NZZ oder der Nature steht
Einiges auch gerade auf den Quellen aus der Fudan, ich bin ja, wenn ich in Shanghai bin nur einige Stationen weg
Auch die Prognose, wie und wann eine Öffnung aussehen könnte, gerade unter der Berücksichtigung von Todesfällen versus Ökonomie aber auch politische Implikationen wurde zumindest unter Wissenschaftlern in Shanghai, wenn auch nicht unbedingt auf WeChat aber sonst Recht offen diskutiert.
Und ich gebe zu, es befremdet mich zur Zeit das es da Strukturen aus Beijing gibt, die diese Realität nicht sehen will
Meine Haltung zu Zero Covid, war zumindest Seit dem zweiten Covidjahr klar.
Eine Zero Covid Strategie ohne Exit Strategie ist zum großen Teil ein Fehler.
Tatsächlich, so zumindest mein Eindruck ist die Stimmung mit Delta und den schwachen Ergebnissen der Impfungen im Sinne der Pandemiesteuerung gekippt.
Sicher ist die Verknüpfung von Xi mit Zero Covid jetzt extrem kontraproduktiv, aber den Fokus nur auf den Machtanspruch von XI oder der KP zu sehen, greift meines Erachtens zu kurz.
Lieber Peter,
zunächst einmal verstehe ich nur selten, warum in einem Forum, welches eigentlich ein Sachthema zum Gegenstand hat, ab einem gewissen Punkt dann irgendwie die persönlichen Verhältnisse zu diskutieren sind.
Du hast Dich hier als Ingenieur beschrieben, mit juristischer Nebenausbildung und als jemand, der gerne Mediziner geworden wäre und deshalb einen tiefgehenden, fachlichen Austausch mit Ärzten hält, um epidemiologisch wie auch zur Wirksamkeit von Impfstoffen qualifiziert Positionen zu äußern.
Sollte dies Deine Beiträge aufwerten oder als nahezu unangreifbar darstellen?
Ich habe Informatik mit Nebenfach Wirtschaftswissenschaften studiert und nach Abschluss dessen - ein Auslandsstudium in Wirtschaftswissenschaften aufgenommen und in diesem Fach promoviert.
Ich denke nicht, dass diese Information nötig ist, um meine Beiträge zu bewerten.
Natürlich ist auch in meiner Familie der Gedanke gereift, China zu verlassen. Es ist inzwischen ein besonders teurer Luxus in China in einem angehübschten Plattenbau zu leben, den man für 69 Jahre pachten durfte. Und dies von Chinas Gnaden, da selbst Greencard Besitzer vor willkürlicher Ausweisung nicht sicher sind und sich "konform" zu verhalten haben.
Während für Dich und für die allermeisten ein Rückzug aus China mit dem Auslaufen eines Mietvertrages erledigt ist und man wieder auf dem heimischen Sofa in Bayern sitzt, ist unsere Lage komplexer. So halte ich beispielsweise Unternehmensbeteiligungen. Auch ein Verkauf der "Hütte" muss sorgfältig vorbereitet sein, damit man das bedruckte Toilettenpapier (RMB) in Form konvertierbarer Währung auch außer Landes schaffen kann. Die Zahlungsverkehrskontrollen sind (insbesondere in den letzten 12 Monaten) sehr verschärft worden und umfassen inzwischen auch Zahlungen in Fremdwährung an CN Bankkonten.
Als ich neulich meine Mobilfunkverträge auf 5G umstellte, sagte man mir, dass ein "Ausländer" nur noch eine einzige Telefonnummer betreiben dürfe. Nur nach mehrstündiger Diskussion konnte ich erreichen, dass ich zumindest die SIM für meinen Tablet-Computer behalten konnte, nachdem diese auf reine Datendienste beschränkt wurde ich und eine Erklärung unterschrieben hatte, dort keine "Kommunikationsdienste" zu nutzen.
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Spätestens mit dem massiven Eingreifen in den Lehrplan internationaler Schulen im letzten Jahr, der einige Schulen bereits zur Aufgabe zwang, und den Geschehnissen drumherum (quasi über Nacht wurden ausländische Bücher und Lehrmaterial von der Polizei abgeholt; Gott sei Dank nicht auch noch verbrannt) steht für uns der Entschluss im Grunde fest.
Für uns stehen dabei drei Länder zur Auswahl, die wir gerne besucht hätten, um näheres zu erfahren und zu klären. Solche Reisen wären mit wochenlangen Quarantänen begleitet worden und dem Risiko, dass man möglichweise ein ganzes Jahr nicht mehr einreisen darf, wie es einem Freund von mir passiert ist. Diese
Risiken der staatlichen Willkür wollten wir (noch) nicht eingehen, haben aber auch hier mittlerweile einen zeitlichen Anschlag. Soviel dazu.
Nebenbei finde ich es manchmal etwas anstrengend, wenn Du fortwährend darlegst, dass Du zu den Dingen, die in diesem Forum besprochen werden, zum Teil schon seit Jahren feststehende Meinungen hast, die sich quasi ununterbrochen als richtig bestätigt haben.
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Zu Deinen Bemerkungen zu otternase:
Es ist überhaupt nicht fragwürdig, auf Geschehnisse der Vergangenheit hinzuweisen, auch wenn diese lange zurückliegen.
Diese Geschehnisse zeigen über die Jahrzehnte, dass sich das Selbstverständnis der Herrscher von Beijing kaum verändert hat.
Bei Mao Zedong steht sicher außer Frage, dass es sich um einen dummen, sadistischen Despoten und Terroristen handelte, der unvorstellbare Massenmorde und Hungerstote zu verantworten hat und China in Abgründe stürzte, die kaum ein Volk je erblickt hat.
Auch Deng Xiaoping hat 1957 und in den Folgejahren "Säuberungen" - teilweise eigenständig - durchgeführt und allein deshalb 1-2 Millionen Massenmorde zu verantworten. Deng hat auch den katastrophalen "Großen Sprung" umfassend mitzuverantworten.
Dengs Konzepte zur "Chaos Beseitigung" und "Öffnung und Reform" hätte jede deutsche Oberschulklasse in 3 Wochen besser und schlüssiger ausgearbeitet.
Ich habe einen Blick darauf geworfen (was nicht einfach ist, da darüber wenig wahrhaftiges veröffentlich ist, sondern die meisten Darstellungen später "frisiert" wurden) und kann nur sagen, man wäre gute beraten gewesen, einen ausländischen Studenten zu bitten, dazu mal ein makroökonomisches Modell zu erstellen.
Das Dengsche Konzept beschäftigt sich lieber mit Ideologie und Wunschdenken und strotzt nur so vor Inkompetenz.
Deng hat 1989 das Abknallen von Protestlern um den Tian'amen ausdrücklich autorisiert und erreicht, dass der - vermutlich einzige echte Hoffnungsträger - Zhao Ziyang, der in den 80er Jahren Premier und Generalsekretär und sehr populär war, unter Hausarrest gestellt wurde, nachdem dieser solch abstruse Ideen wie Bürgerbeteiligung, Demokratisierung, Freihandelszonen, marktwirtschaftlich orientierte Reformen und aktive Außenpolitik verfolgte, mit denen er zuvor große Erfolge in Sichuan erreicht hatte.
Ausgerechnet Jiang Zemin aus Shanghai machte dann den "beherrschenden Familien" 1998 klar (Asienkrise!), dass man mit westlichem know-how und Auslandsinvestitionen noch
wesentlich mehr Geld verdienen kann. Die massive Blockade der Familien, die tausende von Staatsbetrieben "leiteten", wurde aufgehoben und vor allem unrentable Betriebe wurden "privatisiert", also gegen harte US Dollar verkauft. Aber auch unter seiner Herrschaft wurden 350.000 Menschen verhaftet und über 4.000 Menschen hingerichtet.
Ohne Staatsterror kann man das System wohl nicht aufrecht erhalten.
Wie viele andere, so habe auch ich erhebliche Vorbehalte, einem solch gewaltbereiten und auf Angst und Terror gestütztem Polit-System irgendein Vertrauen entgegen zu bringen. Die kurze Hoffnungsphase unter Hu Jintao hat sich leider erledigt.
Und auch in den 2000er Jahren, als Wen Jiabao Probleme hatte, seine 4.700.000.000,00 US Dollar zu zählen, um die er seine Nation betrogen hatte, kam niemand der Polit-Milliardäre auf die Idee, sich einmal um die zentralen Lebensbereiche der Nation, also
allgemeiner und kostenfreier Zugang zu Bildung, Ausbildung, Universität und Gesundheitssystem sowie Absicherung von Arbeitslosigkeit und Altersversorgung zu kümmern.
Ein Staat, der 700 Milliarden US Dollar in seinen Militär jährlich investieren kann, ist auch in der Lage sich um diese Dinge zu kümmern.
Sozial- und wohlfahrtsstaatliche Aspekte sind den Herrschern aus Beijing offensichtlich zuwider.
Spätestens hier verbietet es sich auch, Begriffe wie "Kommunismus" oder "Sozialismus" in Bezug zur Herrschaftsform von China zu verwenden.
Als Wirtschaftswissenschaftler gehört es zum Grundstudium, sich in die 2.500 Seiten der dreibändigen Ausgabe "Das Kapital" von Karl Marx einzulesen.
Ich kann da nur feststellen, dass das gelebte Wirtschafts- und Gesellschaftssystem mit Kommunismus/Sozialismus
nichts zu tun hat.
Besonders gleichgültig stehen die Herrscher den Wanderarbeitern (270-350 Millionen, je nach Quelle) gegenüber, die mittlerweile an der Hungergrenze stehen:
https://www.zdf.de/nachrichten/video/pa ... a-100.html
Andere Terrorstaaten wie die UdSSR und die DDR machten dies besser, die DDR sogar in einem Maße, dass man dort tatsächlich von einem sozialistischen System sprechen konnte.
Die chinesische Propaganda lügt und beschönigt, was das Zeug hält, und dies seit Jahrzehnten. Dies ist auch in anderen Terrorstaaten nicht anders. Und im Grunde weiß dies auch jeder.
Den Wahrheitsgehalt würde ich in etwa dort ansiedeln, wo sich derzeit die russische Propaganda aufhält.
Der wirtschaftliche Aufstieg Chinas beruht zum größten Teil auf ausländischem Geld, gestohlenem ausländischen know-how, einem großen "Ausbildungsprogramm" für Chinesen durch ausländische Fachkräfte, ausländischen Produktionsmitteln - und straßen und dem höheren Lohnniveau ausländischer Betriebe.
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Die Methoden der Bereicherung sind mittlerweile sehr ausgefeilt. Es geht fast immer darum, dass man einem Unternehmen den Zugang zu (staatlichen) Investitionen, Bankkrediten und Fremdwährung ermöglicht, gleichzeitig deren Märkte durch Benachteiligung von Mitbewerb schützt und als Gegenleistung dann Aufsichtsratspositionen mit Millionengehältern aus der "Familie" besetzt werden. Auch das Beauftragen von "Beratungsunternehmen" im Ausland ist ein gern genutztes Mittel.
Dies zementiert eine krasse Klassengesellschaft, in der es bald ein paar tausend US Dollar Milliardäre gibt und 1,49 Milliarden Menschen, die nicht einmal 0,0001% dessen besitzen.
Derzeit gibt es jeden Tag einen neuen USD Milliardär in China.
https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/ ... 42216.html
An sich keine schlechte Nachricht, hier wird dies allerdings durch Machtmissbrauch, Korruption, Wettbewerbsverzerrung und durch Veruntreuung von Steuern erreicht.
Ich hatte ja schon an anderer Stelle im Detail erläutert, warum die Situation in Krankenhäusern abseits der Vorzeigestädte desolat ist, auch aus eigener Anschauung. Der wesentliche Grund ist, dass damit kein Geld zu verdienen ist. Nur Gier ist gut.
Dies hat auch Auswirkungen auf die COVID-19 Lage.