Suche deutsches Bier fuer Export nach China

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twang
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Re: Suche deutsches Bier fuer Export nach China

Beitrag von twang »

ups sry hab gezittert beim klicken :D
EddieinChina
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Re: Suche deutsches Bier fuer Export nach China

Beitrag von EddieinChina »

Hallo
zusammen. Ich suche auch die Erfahrung eines Profis, bitte mich mal per PN schreiben. Bezahlung ist moeglich. groesserer Deal ist bestimmt moeglich!
gruesse
Edgar
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canni
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Re: Suche deutsches Bier fuer Export nach China

Beitrag von canni »

Eddie in China, was Du da schreibst liest sich etwas merkwürdig. Du suchst einen Profi, der Dir sein Wissen vermittelt und möglicherweise (oder auch nicht) bezahlst Du ihn dafür? Groesserer Deal ist bestimmt (aber nicht sicher) möglich?

Bist ein bisschen auf der falschen Spur. Wenn du solche Geschäfte mit Bier in China machen willst, dann musst du zumindest Vorkenntnisse des Marktes, der Produkte und der gesetzlichen vorschriften haben. Das kann Dir wiederum nur jemand sagen, der in diesem Bereich schon tätig ist und Frage: warum sollte er sein Know How weitergeben solange er selbst seine pfründe darin sieht?

Wenn Du einen Plan hast, Dich ein bisschen (auch hier!!!) eingelesen hast, dann kannst Du versuchen einen Lieferanten oder eine Partnerfirma zu finden (für Ausfuhr und Einfuhr).

Ein Plan wäre z.b. willst Du deutsche Billigbier Marken vertreiben? Franziskaner, Paulaner, Kaiserdom, Veltins, Radeberger (ich meine die marken des Pudding Multis) oder die andere Pisse, die man in GER keinem anbieten darf? Dazu das eklige belgische Bier? Dann wäre der graue Markt für Dich richtig und : lass die Finger davon...
Oder Du hast connections in China und kannst Importer oder Großhändler an Land ziehen, die OEM oder sonstige Exklusvmarken nicht unter 30 - 50 Containern pro Jahr verkaufen können. Damit kannst dann mit Deiner Famillie ein paar mal schön abendessen gehen :) (vom Profit). Ansonsten vergiss es....
Der Rat ist dann kostenlos... wir sind ja ein Forum wo man sich helfen will.

Leider sind der Traumtänzer viele hier unterwegs. Habe vor ein paar Tagen allerdings jemand kennengelernt aus Leipzig, dem helfe ich gern, denn das hat Hand und Fuss und es steckt Power dahinter.
Das Leben ist manchmal wie jemand, der Dir eine Tafel Schokolade hinhält und wenn Du reinbeisst merkst Du, dass es eine Zitrone ist. Mogelpackung.
Wenn du eine Sprache nicht oder nicht richtig sprichst, solltest Du zumindest ein guter Pantomime sein....
Purchaser
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Re: Suche deutsches Bier fuer Export nach China

Beitrag von Purchaser »

Hallo Edgar,

ich habe heute deinen Post gelesen. Was Canni schreibt, ist absolut zutreffend. Wir kennen uns und haben uns ausgetauscht. Er ist ein echter Profi und kennt den Markt. Speziell zum Thema Graumarkt sind seine Aussagen zutreffend. Alle Fragen nach den gleichen Marken, Heineken, Kronenbourg, Paulaner, Franziskaner, Erdinger und jeder kennt die Preise. Es gibt auch viele unseriöse Händler und wenn jemand mit der Beschaffung von 50 Containern Heineken pro Monat lockt, vergiss es. Das bekommen nicht einmal die Premiumhändler. Schnell wird man abgezockt, wenn dann auch noch Escrow mit 10-30% Deposit verlangt wird.

Preislich sieht es so aus, dass man z.B. bei Heineken schon aus dem Rennen ist, wenn man 10-15 Cent auf ein 24er-Tray als Kommission aufschlägt - das sind weniger als 1 Cent pro Flasche oder Dose. Das macht keine Freude mehr. Insgesamt sind die Preise auf dem Graumarkt verdorben oder die stark nachgefragte Ware schlichtweg nicht existent.

Verdienstmöglichkeiten gibt es eher noch bei den kleineren und nicht so bekannteren Marken, die ebenfalls eine gute, teils noch bessere Qualität als die bekannten Marken anbieten. Hier sind die Einkaufspreise teils noch erschwinglich und die Margen interessanter. Bei Interesse kann ich gerne weiterhelfen und habe noch einige Kontakte, die an chinesischen Käufern interessiert sind und Marken anbieten können. Mittelfristig auch exklusiv, doch im Allgemeinen werden 6 Monate oder 1 Probejahr erwartet, indem eine gewisse Anzahl von Containern - meist ca. 1 Container pro Monat - als Umsatzziel erwartet werden. Schaffst Du das nicht, bekommst Du keine Exklusivität. Manche Brauereien machen 5 Jahresverträge mit Steigerung der Mengen in jedem Folgejahr. Werden die Mengen nicht erreicht, hat die Brauerei ein Sonderkündigungsrecht. Auch so etwas wäre vermittelbar. Doch die Brauereien sind wachsamer geworden und verlangen eine Strategie und teilweise einen Businessplan. Sie vergeben ihre Produkte nicht an jeden X-Beliebigen und fragen nach. Manchmal ist es besser, nicht gleich direkt nach Exklusivität für ganz China zu fragen, sondern sich für eine Region oder 1-2 Provinzen zu bewerben. Das erspart manche unangenehme Fragen und ist insbesondere dann wichtig, wenn man frisch ins Geschäft einsteigt und noch keine Vertriebserfahrungen im Bierbereich nachweisen kann.

Eine andere sehr beliebte Variante ist es, mit Private Label / Eigenmarke auf den Markt kommen zu wollen. Meist in der Hoffnung, dadurch billiger anbieten zu können. Das geht meist in die Hose. Mittlerweile blocken viele Brauereien direkt ab oder verlangen Abnahmemengen von 20, teils 40 Containern pro Jahr für Dosen. Andere möchten mindestens 3000 HL (Hektoliter) bei Flaschenabfüllung. Erfahrungsgemäß schaffen das viele chinesische Anbieter nicht und geben im 2. Jahr auf, weil sie die Mengen nicht verkauft bekommen. Ohne Promotion und Marketingbudget läuft nichts, da sich eine unbekannte Marke eben nicht auf Anhieb verkauft und man Geld in Werbung investieren muss. Das haben aber viele Interessenten nicht bedacht und im Marketingplan, sofern vorhanden, nicht vorgesehen. Private Label wird besonders bei Dosenbier gerne praktiziert. Kleinere Abfüller bieten so etwas auch mit Mengen ab 3-6 Containern pro Abfüllung an. Das sind mindestens 250.000 Dosen, die in einem Bezug bestellt werden müssen. Eine geringere Abfüllung macht wegen der Produktions- und Umrüstungskosten sonst keinen Sinn. Oft kann dann vereinbart werden, dass man 2x 2-3 Container abnimmt und der Rest eingelagert wird. Dafür fallen aber Lagerkosten an. In jedem Fall müssen aber die Materialien - Leerdosen, Etiketten - vorbezahlt werden. Dosenhersteller werfen unter 250.000 Stück keine Maschine an - und wenn doch, dann nur mit Mindermengenzuschlag. Zudem müssen einmalig Layoutkosten eingeplant werden. Eine eigene Marke muss in China angemeldet werden, was ebenfalls wieder Geld kostet. Dies alles muss bedacht und vor allen Dingen vorfinanziert werden. Erstgeschäfte mit China und Private Label laufen in der Regel mit 100% Vorkasse. Brauereien gehen kein Risiko mehr ein, dass vorbestellte und vorproduzierte Ware - oft mit kundenspezifischer Etikettierung - hinterher nicht abgenommen wird. Die mit dem Namen des Importeurs versehene Ware ist dann nicht mehr offiziell verkäuflich, höchstens noch für kleines Geld an ausländische Aufkäufer und Restpostenhändler. Auf LC-Basis arbeitet zu Beginn niemand, weil man oft schlechte Erfahrungen gemacht hat. Dann verzichtet man lieber auf ein Geschäft.

Aus meiner Erfahrung, die Cannis sicherlich teilt - gehen viele chinesische Einkäufer dann auch noch mit falschen Preisvorstellungen ins Biergeschäft. Forderungen von 25,0 Cent für 500ml Dosen Weizenbier sind nicht ungewöhnlich. Lager für unter 20,0 Cent als Dose oder 250ml Glasflasche unter 23,0 Cent sind keine Ausnahme. Den Preis möchte man dann auch bei Abnahme von 1 Probecontainer haben. Meist wird anfangs mit späteren größeren Mengen gelockt, um sofort einen besseren Preis zu bekommen. Die Menge möchte man aber nicht vertraglich festlegen. In der Regel schafft man das auch nicht. Das wissen die Brauereien. Die Zielpreise mögen in Polen, Spanien, Tschechien vereinzelt möglich sein - dann aber oft mit Alkoholgehalt unter 4% und eingeschränktem Trinkgenuss- in Deutschland ist es das nicht. Brauereien kennen diese Anfragen und Verhandlungstaktiken und wenn sie so etwas hören, blocken sie meist ab oder reagieren gar nicht. Wir hatten einige Kundenanfragen aus China für solche Produkte. Einiges ließ sich umsetzen, die Mehrzahl der Anfragen aber nicht, weil von den Kaufinteressenten die Vorgaben der Brauerei nicht erfüllt werden konnten. Aus Gesprächen mit Brauereien weiß ich, dass sie mit Anfragen überhäuft werden und viele jetzt nur noch ihre Stammkunden beliefern. Von 10 Anfragen aus China hat vielleicht 1 Aussicht darauf, erfolgreich zu sein. Meist liegt die Ziffer noch darunter, verursacht aber Aufwand. Darauf haben die Brauereien keine Lust mehr. Sofern da kein deutscher Ansprechpartner dahintersteht, der die Sache im Vorfeld geprüft hat und koordiniert, sind viele Brauereien nicht mehr bereit, die Anfrage anzuhören und zu prüfen. Das ist leider aktuell die Realität.

Um erfolgreich zu sein, bedarf es da etwas mehr Realitätsbezug und eines Umdenkens. Die Preisstrategie muss bedacht werden und es sollten sich auch Gedanken über die Produktionskosten in Deutschland gemacht werden. Und ist billig immer auch gut? Schlechte Qualität schmeckt den Kunden nicht und es wird nicht nachgekauft. Hier muss nachhaltiger gedacht werden. Nur so gibt es dauerhafte Geschäfte. Weitere Frage ist, ob das Bier immer aus Deutschland kommen muss? Auch Österreicher, Tschechen, Polen, Engländer, Schotten, teils auch Spanier produzieren sehr gutes und schmackhaftes Bier sowie Spezialitäten in guter Qualität - und sind billiger. Auch dort gibt es Marken mit 400 Jahren Tradition und mehr. Mit Außergewöhnlichem und "Nischen" kann man auch Geld verdienen und die Margen pro Flasche sind höher. Kleinere Abnahmemengen, größere Verdienstspanne. Das rechnet sich manchmal eher als der Massenmarkt.

Weiterer Tipp aus der Praxis, bei Kundenbestellungen unbedingt vorab das Bier vor Order an die Brauerei vorbezahlen lassen. Auch hier gab es Fälle, dass der Vertragspartner in Deutschland oder bei einem Händler geordert hat und der Endkunde die Ware nicht bezahlt hat. Die Ware wurde extra reserviert und der Verkäufer wollte seine Kosten dann vom Besteller zurück haben. Wichtig ist auch, sich den Kunden bei der kooperierenden Brauerei schützen zu lassen und vor Abgabe des Angebots den Namen des potentiellen Kunden zu hinterlegen. Viele chinesische Getränkeinteressenten lassen sich erst das Angebot geben und schicken dann eigene Einkaufsagenten oder Consultants bei der Brauerei vor, um einen besseren Preis zu bekommen und den Vermittler zu umgehen. Das ist besonders dann ärgerlich, wenn die Marke noch nicht in China vertreten ist und sich ein fremder und mit dem potentiellen Kunden befreundeter Agent Kundenschutz sichert. Dann hast Du umsonst gearbeitet und alle Umsätze werden dem anderen Vermittler gutgeschrieben.

Aber abschließend bewusst provokant gefragt, "muss" es immer Bier sein und warum auf einen Zug aufspringen, auf dem schon viele Anbieter sitzen?
Mit Spirtuosen, Wellness- und Functional-Drinks, Bio-Lebensmitteln, Bio-Smoothies, Bio-Säfte für Kinder, Fruchtsäften, Speiseölen (Sonnenblumenpl, Rapsöl) Süßwaren, T-Sticks (für Tee ohne Beutel) lässt sich ebenfalls gutes Geld verdienen. Gleiches gilt für Industrieprodukte "Made in Germany" und Österreich. Wir erleben hier eine Verschiebung. Bier ist zwar immer noch gefragt, aber andere Produktbereiche werden zunehmend häufiger angefragt. Es macht auch keinen Sinn mehr, nach Kindersitzen, Thermoscans, WMF zu suchen. Das sind längst keine Nischenprodukte mehr und auf dem Graumarkt erhältlich. Ein weiterer Aspekt ist, dass Importe über die Freihandelszone in Shanghai massiv eingeschränkt wurden. Insofern sollte der Focus auf Produkten liegen, die a) nicht jeder vertreibt, b) sich problemlos importieren lassen.

Bierimporte haben noch Marktchancen, aber man sollte nicht zu illusorisch an die Sache herangehen. Mit einem festen Kundenstamm, die auch marktgerechte Preise zahlen und für Neues offen sind, lässt sich etwas machen. Aber unvorbereitet in den Markt gehen, kaufen und dann hoffen, dass sich das Bier irgendwie absetzen lässt, ist gerade bei Private Label tödlich.
Denk mal drüber nach :D
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Re: Suche deutsches Bier fuer Export nach China

Beitrag von öcher »

Hallo Purchaser,
danke für den den aufschlussreichen Beitrag. Ich habe derzeit einen Geschäftspartner in China der auf der Suche nach einer deutschen Brauerei ist, die ihn beliefert. Vielleicht können wir mal in Kontakt treten.
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Re: Suche deutsches Bier fuer Export nach China

Beitrag von Traveler82 »

Kontaktiere doch mal eine Privatbrauerei. davon gibt es doch in Deutschland genug. Die lassen auch gerne mal mit sich über den Preis reden und sind froh, wenn das Bier bekannt wird
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canni
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Re: Suche deutsches Bier fuer Export nach China

Beitrag von canni »

Was erzähllst du denn da traveller?? hast nicht viel Ahnung von diesem Geschäft oder? Macht aber nix nur red dann auch nicht drüber. Sowas nervt mich. sorry.
Das Leben ist manchmal wie jemand, der Dir eine Tafel Schokolade hinhält und wenn Du reinbeisst merkst Du, dass es eine Zitrone ist. Mogelpackung.
Wenn du eine Sprache nicht oder nicht richtig sprichst, solltest Du zumindest ein guter Pantomime sein....
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Re: Suche deutsches Bier fuer Export nach China

Beitrag von canni »

hast ne PN... Kontaktiere mich einfach , ich teile mein wissen gern und wer weiss, vielleiht wird was draus. Seriöse anfragen sind für mich immer ein gutew Zeichen. Leider gibt es zu viele Unerfahrene gerade in diesem Bereich.

Also du hast mein Angebot...... take it or leave it haha
Das Leben ist manchmal wie jemand, der Dir eine Tafel Schokolade hinhält und wenn Du reinbeisst merkst Du, dass es eine Zitrone ist. Mogelpackung.
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Biermehr
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Re: Suche deutsches Bier fuer Export nach China

Beitrag von Biermehr »

Weiß nicht ob ich hier zu spät bin, aber ein Versuch ist es Wert!

Wer wir sind und was wir machen:
neu gegründetes Unternehmen mit Fokus auf online Verkaufen Import Bier/Spirituosen.

Partner/Connections in China:
Wir verkaufen unseres Produkt ausschließlich online über unser Business Partner www.jiuxian.com (einer der Marktführern in Branche Online Spirituosen B2C Händler, 48 Millionen Mitgliedern, davon aktiv 18 Millionen, Stand 2015)

Was wir suchen:
Langfristiger Lieferanten in Deutschland, der regelmäßig Bier mit top Qualität und marktgerecht Preis liefern kann.
Dosenbier (330ml, 500ml) oder Flaschenbier 250ml
Sorten: Kölsch, Schwarzbier, Hefeweizen (hell, dunkel), Fruchtbiere (Radler etc.), Sonderdrink(Deperado etc.)
Exklusivität ist nicht notwendig
In Probelauf Menge ab 1 Container 40ft in Monat
Produkte müssen online in China verkauft werden dürfen.


Sollte Interesse besteht, würde ich mich auf Ideen, Anregungen und natürlich auch Angeboten von Euch sehr freuen.

Mein Email biermehr(at)gmail(dot)com, PN funktioniert bei mir leider noch nicht.

Viele Grüße aus München
DaHuaba
Teilnehmer
Teilnehmer
Beiträge: 27
Registriert: 29.01.2013, 18:21

Re: Suche deutsches Bier fuer Export nach China

Beitrag von DaHuaba »

Purchaser hat geschrieben:Hallo Edgar,

ich habe heute deinen Post gelesen. Was Canni schreibt, ist absolut zutreffend. Wir kennen uns und haben uns ausgetauscht. Er ist ein echter Profi und kennt den Markt. Speziell zum Thema Graumarkt sind seine Aussagen zutreffend. Alle Fragen nach den gleichen Marken, Heineken, Kronenbourg, Paulaner, Franziskaner, Erdinger und jeder kennt die Preise. Es gibt auch viele unseriöse Händler und wenn jemand mit der Beschaffung von 50 Containern Heineken pro Monat lockt, vergiss es. Das bekommen nicht einmal die Premiumhändler. Schnell wird man abgezockt, wenn dann auch noch Escrow mit 10-30% Deposit verlangt wird.

Preislich sieht es so aus, dass man z.B. bei Heineken schon aus dem Rennen ist, wenn man 10-15 Cent auf ein 24er-Tray als Kommission aufschlägt - das sind weniger als 1 Cent pro Flasche oder Dose. Das macht keine Freude mehr. Insgesamt sind die Preise auf dem Graumarkt verdorben oder die stark nachgefragte Ware schlichtweg nicht existent.

Verdienstmöglichkeiten gibt es eher noch bei den kleineren und nicht so bekannteren Marken, die ebenfalls eine gute, teils noch bessere Qualität als die bekannten Marken anbieten. Hier sind die Einkaufspreise teils noch erschwinglich und die Margen interessanter. Bei Interesse kann ich gerne weiterhelfen und habe noch einige Kontakte, die an chinesischen Käufern interessiert sind und Marken anbieten können. Mittelfristig auch exklusiv, doch im Allgemeinen werden 6 Monate oder 1 Probejahr erwartet, indem eine gewisse Anzahl von Containern - meist ca. 1 Container pro Monat - als Umsatzziel erwartet werden. Schaffst Du das nicht, bekommst Du keine Exklusivität. Manche Brauereien machen 5 Jahresverträge mit Steigerung der Mengen in jedem Folgejahr. Werden die Mengen nicht erreicht, hat die Brauerei ein Sonderkündigungsrecht. Auch so etwas wäre vermittelbar. Doch die Brauereien sind wachsamer geworden und verlangen eine Strategie und teilweise einen Businessplan. Sie vergeben ihre Produkte nicht an jeden X-Beliebigen und fragen nach. Manchmal ist es besser, nicht gleich direkt nach Exklusivität für ganz China zu fragen, sondern sich für eine Region oder 1-2 Provinzen zu bewerben. Das erspart manche unangenehme Fragen und ist insbesondere dann wichtig, wenn man frisch ins Geschäft einsteigt und noch keine Vertriebserfahrungen im Bierbereich nachweisen kann.

Eine andere sehr beliebte Variante ist es, mit Private Label / Eigenmarke auf den Markt kommen zu wollen. Meist in der Hoffnung, dadurch billiger anbieten zu können. Das geht meist in die Hose. Mittlerweile blocken viele Brauereien direkt ab oder verlangen Abnahmemengen von 20, teils 40 Containern pro Jahr für Dosen. Andere möchten mindestens 3000 HL (Hektoliter) bei Flaschenabfüllung. Erfahrungsgemäß schaffen das viele chinesische Anbieter nicht und geben im 2. Jahr auf, weil sie die Mengen nicht verkauft bekommen. Ohne Promotion und Marketingbudget läuft nichts, da sich eine unbekannte Marke eben nicht auf Anhieb verkauft und man Geld in Werbung investieren muss. Das haben aber viele Interessenten nicht bedacht und im Marketingplan, sofern vorhanden, nicht vorgesehen. Private Label wird besonders bei Dosenbier gerne praktiziert. Kleinere Abfüller bieten so etwas auch mit Mengen ab 3-6 Containern pro Abfüllung an. Das sind mindestens 250.000 Dosen, die in einem Bezug bestellt werden müssen. Eine geringere Abfüllung macht wegen der Produktions- und Umrüstungskosten sonst keinen Sinn. Oft kann dann vereinbart werden, dass man 2x 2-3 Container abnimmt und der Rest eingelagert wird. Dafür fallen aber Lagerkosten an. In jedem Fall müssen aber die Materialien - Leerdosen, Etiketten - vorbezahlt werden. Dosenhersteller werfen unter 250.000 Stück keine Maschine an - und wenn doch, dann nur mit Mindermengenzuschlag. Zudem müssen einmalig Layoutkosten eingeplant werden. Eine eigene Marke muss in China angemeldet werden, was ebenfalls wieder Geld kostet. Dies alles muss bedacht und vor allen Dingen vorfinanziert werden. Erstgeschäfte mit China und Private Label laufen in der Regel mit 100% Vorkasse. Brauereien gehen kein Risiko mehr ein, dass vorbestellte und vorproduzierte Ware - oft mit kundenspezifischer Etikettierung - hinterher nicht abgenommen wird. Die mit dem Namen des Importeurs versehene Ware ist dann nicht mehr offiziell verkäuflich, höchstens noch für kleines Geld an ausländische Aufkäufer und Restpostenhändler. Auf LC-Basis arbeitet zu Beginn niemand, weil man oft schlechte Erfahrungen gemacht hat. Dann verzichtet man lieber auf ein Geschäft.

Aus meiner Erfahrung, die Cannis sicherlich teilt - gehen viele chinesische Einkäufer dann auch noch mit falschen Preisvorstellungen ins Biergeschäft. Forderungen von 25,0 Cent für 500ml Dosen Weizenbier sind nicht ungewöhnlich. Lager für unter 20,0 Cent als Dose oder 250ml Glasflasche unter 23,0 Cent sind keine Ausnahme. Den Preis möchte man dann auch bei Abnahme von 1 Probecontainer haben. Meist wird anfangs mit späteren größeren Mengen gelockt, um sofort einen besseren Preis zu bekommen. Die Menge möchte man aber nicht vertraglich festlegen. In der Regel schafft man das auch nicht. Das wissen die Brauereien. Die Zielpreise mögen in Polen, Spanien, Tschechien vereinzelt möglich sein - dann aber oft mit Alkoholgehalt unter 4% und eingeschränktem Trinkgenuss- in Deutschland ist es das nicht. Brauereien kennen diese Anfragen und Verhandlungstaktiken und wenn sie so etwas hören, blocken sie meist ab oder reagieren gar nicht. Wir hatten einige Kundenanfragen aus China für solche Produkte. Einiges ließ sich umsetzen, die Mehrzahl der Anfragen aber nicht, weil von den Kaufinteressenten die Vorgaben der Brauerei nicht erfüllt werden konnten. Aus Gesprächen mit Brauereien weiß ich, dass sie mit Anfragen überhäuft werden und viele jetzt nur noch ihre Stammkunden beliefern. Von 10 Anfragen aus China hat vielleicht 1 Aussicht darauf, erfolgreich zu sein. Meist liegt die Ziffer noch darunter, verursacht aber Aufwand. Darauf haben die Brauereien keine Lust mehr. Sofern da kein deutscher Ansprechpartner dahintersteht, der die Sache im Vorfeld geprüft hat und koordiniert, sind viele Brauereien nicht mehr bereit, die Anfrage anzuhören und zu prüfen. Das ist leider aktuell die Realität.

Um erfolgreich zu sein, bedarf es da etwas mehr Realitätsbezug und eines Umdenkens. Die Preisstrategie muss bedacht werden und es sollten sich auch Gedanken über die Produktionskosten in Deutschland gemacht werden. Und ist billig immer auch gut? Schlechte Qualität schmeckt den Kunden nicht und es wird nicht nachgekauft. Hier muss nachhaltiger gedacht werden. Nur so gibt es dauerhafte Geschäfte. Weitere Frage ist, ob das Bier immer aus Deutschland kommen muss? Auch Österreicher, Tschechen, Polen, Engländer, Schotten, teils auch Spanier produzieren sehr gutes und schmackhaftes Bier sowie Spezialitäten in guter Qualität - und sind billiger. Auch dort gibt es Marken mit 400 Jahren Tradition und mehr. Mit Außergewöhnlichem und "Nischen" kann man auch Geld verdienen und die Margen pro Flasche sind höher. Kleinere Abnahmemengen, größere Verdienstspanne. Das rechnet sich manchmal eher als der Massenmarkt.

Weiterer Tipp aus der Praxis, bei Kundenbestellungen unbedingt vorab das Bier vor Order an die Brauerei vorbezahlen lassen. Auch hier gab es Fälle, dass der Vertragspartner in Deutschland oder bei einem Händler geordert hat und der Endkunde die Ware nicht bezahlt hat. Die Ware wurde extra reserviert und der Verkäufer wollte seine Kosten dann vom Besteller zurück haben. Wichtig ist auch, sich den Kunden bei der kooperierenden Brauerei schützen zu lassen und vor Abgabe des Angebots den Namen des potentiellen Kunden zu hinterlegen. Viele chinesische Getränkeinteressenten lassen sich erst das Angebot geben und schicken dann eigene Einkaufsagenten oder Consultants bei der Brauerei vor, um einen besseren Preis zu bekommen und den Vermittler zu umgehen. Das ist besonders dann ärgerlich, wenn die Marke noch nicht in China vertreten ist und sich ein fremder und mit dem potentiellen Kunden befreundeter Agent Kundenschutz sichert. Dann hast Du umsonst gearbeitet und alle Umsätze werden dem anderen Vermittler gutgeschrieben.

Aber abschließend bewusst provokant gefragt, "muss" es immer Bier sein und warum auf einen Zug aufspringen, auf dem schon viele Anbieter sitzen?
Mit Spirtuosen, Wellness- und Functional-Drinks, Bio-Lebensmitteln, Bio-Smoothies, Bio-Säfte für Kinder, Fruchtsäften, Speiseölen (Sonnenblumenpl, Rapsöl) Süßwaren, T-Sticks (für Tee ohne Beutel) lässt sich ebenfalls gutes Geld verdienen. Gleiches gilt für Industrieprodukte "Made in Germany" und Österreich. Wir erleben hier eine Verschiebung. Bier ist zwar immer noch gefragt, aber andere Produktbereiche werden zunehmend häufiger angefragt. Es macht auch keinen Sinn mehr, nach Kindersitzen, Thermoscans, WMF zu suchen. Das sind längst keine Nischenprodukte mehr und auf dem Graumarkt erhältlich. Ein weiterer Aspekt ist, dass Importe über die Freihandelszone in Shanghai massiv eingeschränkt wurden. Insofern sollte der Focus auf Produkten liegen, die a) nicht jeder vertreibt, b) sich problemlos importieren lassen.

Bierimporte haben noch Marktchancen, aber man sollte nicht zu illusorisch an die Sache herangehen. Mit einem festen Kundenstamm, die auch marktgerechte Preise zahlen und für Neues offen sind, lässt sich etwas machen. Aber unvorbereitet in den Markt gehen, kaufen und dann hoffen, dass sich das Bier irgendwie absetzen lässt, ist gerade bei Private Label tödlich.
Denk mal drüber nach :D

Sehr guter Post, da gibt es nichts mehr hinzuzufügen. Danke!
badischer Barde
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Re: Suche deutsches Bier fuer Export nach China

Beitrag von badischer Barde »

@ canni & purchaser

vielen Dank für Eure Beiträge. Ich bekomme seit einiger Zeit auch immer mehr Anfragen für 'deutsches Bier' - so viele, dass ich fast in Versuchung war, mich trotz aller roter Flaggen* mal näher mit dem Thema zu befassen. Aber klar - einer deutschen Brauerei, die einem internationalen Konzern gehört ein paar Container Bier aus den Rippen zu leiern, das ganze mit wesentlich schlechteren Containerpreisen als die nach China zu schaffen, und dann da mit denselben Konzernen zu konkurrieren klingt nicht gerade nach einem komfortablen Geschäftsmodel.

Was mir allerdings nicht ganz klar ist: Warum sieht man für relativ mittelmä..äh.. preisige Biere wie Erdinger und Co. oft Ladenpreise um die 20RMB, wenn die hier für <30ct weggehen und mit Transport, Zoll und VAT in China für < 6 RMB ankommen sollten? Selbst mit großzügigen Margen für Importeur und EH sollte der Preis eher bei knapp 10 RMB liegen. Oder langt der Einzelhändler da so massiv zu?

Und.. in einem dieser Bier-Topics schrieb jemand man müsse halt seine Container im Schiffsrumpf unterbringen. He.. wenn einer von Euch es jemals geschafft hat, eine schriftliche Garantie für einen Unterdeck-Container zu kriegen, ist er hiermit offiziell mein Held und möge mir bitte einen kleinen Tipp geben wie.

Zuletzt: Was macht man mit den unverbesserlichen Interessenten, die man nicht davon überzeugen kann, was anständiges zu trinken? badischen Wein z.B. :roll:

- Graumarkt und ab, weil ja Container voller Flaschen oder Dosen eher selten oben stehen?
- Bier direkt in China kaufen?
- an Euch vermitteln?
- Tsingtao empfehlen? Oder Snow, jetzt formaldehydfrei? :D



*: Konzerne mit eigener Vertriebsstruktur in China, kleinere Brauereien mit Alleinvertretern, Thema seit Jahrzehnten aktuell...
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Re: Suche deutsches Bier fuer Export nach China

Beitrag von Laogai »

badischer Barde hat geschrieben:@ canni & purchaser[...]
Canni erreichst du hier leider nicht mehr, der ist nun irgendwo anders :(
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Re: Suche deutsches Bier fuer Export nach China

Beitrag von Purchaser »

badischer Barde hat geschrieben:@ canni & purchaser

vielen Dank für Eure Beiträge. Ich bekomme seit einiger Zeit auch immer mehr Anfragen für 'deutsches Bier' - so viele, dass ich fast in Versuchung war, mich trotz aller roter Flaggen* mal näher mit dem Thema zu befassen. Aber klar - einer deutschen Brauerei, die einem internationalen Konzern gehört ein paar Container Bier aus den Rippen zu leiern, das ganze mit wesentlich schlechteren Containerpreisen als die nach China zu schaffen, und dann da mit denselben Konzernen zu konkurrieren klingt nicht gerade nach einem komfortablen Geschäftsmodel.

Was mir allerdings nicht ganz klar ist: Warum sieht man für relativ mittelmä..äh.. preisige Biere wie Erdinger und Co. oft Ladenpreise um die 20RMB, wenn die hier für <30ct weggehen und mit Transport, Zoll und VAT in China für < 6 RMB ankommen sollten? Selbst mit großzügigen Margen für Importeur und EH sollte der Preis eher bei knapp 10 RMB liegen. Oder langt der Einzelhändler da so massiv zu?

Und.. in einem dieser Bier-Topics schrieb jemand man müsse halt seine Container im Schiffsrumpf unterbringen. He.. wenn einer von Euch es jemals geschafft hat, eine schriftliche Garantie für einen Unterdeck-Container zu kriegen, ist er hiermit offiziell mein Held und möge mir bitte einen kleinen Tipp geben wie.

Zuletzt: Was macht man mit den unverbesserlichen Interessenten, die man nicht davon überzeugen kann, was anständiges zu trinken? badischen Wein z.B. :roll:

- Graumarkt und ab, weil ja Container voller Flaschen oder Dosen eher selten oben stehen?
- Bier direkt in China kaufen?
- an Euch vermitteln?
- Tsingtao empfehlen? Oder Snow, jetzt formaldehydfrei? :D



*: Konzerne mit eigener Vertriebsstruktur in China, kleinere Brauereien mit Alleinvertretern, Thema seit Jahrzehnten aktuell...
Sorry "badischer Barde", dass ich mich erst spät zu dem Thema melde.

Der Handel mit China im Getränkebereich wird immer komplizierter, die Vorstellungen der Käufer immer "wahnwitziger", ebenso die Preisvorgaben der Kunden fürs Bier. Man merkt die Krise und eine wirtschaftliche Verunsicherung in China deutlich. Zudem trägt das staatliche Controlling seine Früchte und viele Importeure haben ein Finanzierungsproblem bei Importen. Das hat Konsequenzen. Es wird tendenziell weniger angefragt und selbst das Erreichen der Zielpreise bringt selten Erfolg, weil man sich am Ende dennoch nicht traut, die Order zu platzieren. Es könnte ja noch billiger gehen. Mit den großen Konzernen konkurrieren zu wollen, bringt nichts. Verluste in China gleichen die woanders wieder aus oder nutzen sie als Verlustvortrag zur Steuerminderung.

Weiterer Problempunkt sind die extrem gestiegenen Frachtpreise, die von Maersk verursacht sind. Containerverknappung, teilweise dreifach so hohe Frachtpreise. 6-8 Wochen Wartezeit auf einen Container sind keine Ausnahme. Manche Frachtfirmen geben keine Angebote nach China mehr ab. Was früher 1000 Euro kostete, kostet plötzlich 3000-3500 Euro Die Brauereien können nichts dafür, Kunden sind aber nicht bereit, dies zu bezahlen. Die Gewinnmargen der Brauereien geben aber eine Kostenübernahme nicht mehr her. Daher jetzt meist auch nur noch ex-works Preise oder FOB. Man kann nicht erst die Preise bis zum Anschlag drücken und sich dann auch noch an den Mehrkosten des Transports nicht beteiligen wollen.

Damit verbunden ein Folgeproblem. Wegen der Buchungszeit von 6-8 Wochen und einem Transport von 3-4 Wochen plus Wartezeit im Zollhafen wird das MHD (Mindesthaltbarkeitsdatum) des Biers geringer. Bei Dosen nicht ganz so dramatisch, weil oft 15-18 Monate angeboten werden, aber mindestens 12. Flaschenbier haben 6, für den Export 9-12 Monate. Bis das Bier nach Abfüllung in China ankommt, ist ca. 1/4 bereits verstrichen. Jetzt wollen die Kunden plötzlich den Preis drücken oder die Ware nicht mehr. Konsequenz sind Überbestände bei manchen Lieferanten, die auch wegen der Kaufzurückhaltung und nicht Einhaltung von vertraglich vereinbarten Abnahmemenge der chinesischen Käufer auf ihrer Ware sitzenbleiben - oder sie mit Verlust verkaufen müssen. Das betrifft auch Heineken, dessen Preise uns nun wegen des verkürzten MHD oft billiger angeboten wird. Für manche Kunden wird das schön sein, nur wird dies Freude nicht lange anhalten. Wenn Händler weniger verdienen und weniger gekauft wird, werden sie auch weniger einkaufen und dann ist wieder eine Verknappung da und die Preise steigen wegen des höheren Wettbewerbs um die Ressourcen wieder an.

In der täglichen Praxis wirkt sich das aktuell wie folgt aus:

Geld kann man als Händler / Trader eigentlich nur noch mit Eigenmarken verdienen. Es streiten sich zu viele - auch unseriöse Händler die vorgeben, Ware zu haben - um die geringen Graumarktbestände der Erstmarken. Schlägt man auf ein 24er Tray Heineken 0,10 Euro (total für 24 Dosen) Provison on top, ist man meist schon aus dem Geschäft. Das Geld verdient der Käufer in China, der teuer weiterverkäuft. Bei den bekannten Marken macht es kaum Sinn, sofern man nicht direkt von der Brauerei einkauft, sich damit abzugeben. Das ist überhitzt und die Trader kannibalisieren sich selbst. Auch Grauimporte lohnen nicht wirklich. Und viele Brauereien haben Verträge mit Händlern in China und geben keine Zusatzkontingente ab.

Doch auch die Brauereien stöhnen, weil der Preisdruck wächst. Kleinere Privatbrauerein, die noch Qualität anbieten, kommen mit ihren Preisen nicht klar. Wer hier 13,99 Euro für einen 24er Kasten 0,33 ltr. anbietet, bekommt den Zuschlag nicht. Dosenpreise knapp unter 0,30 Euro haben kaum noch eine Chance. Mit 0,275 als deutscher Anbieter für 0,5 ltr. Dose vielleicht noch. Private Label bedeutet dann aber, Mindestabnahmemenge 4 Container = 250.000 Dosen. Leerdosen als Deposit als Vorkasse. Der Abfüller muss die Kosten auffangen und kann kaum weniger produzieren, sonst kann er den Preis nicht halten. Das verstehen oder wollen die Kunden aber nicht verstehen. Billig, egal wie. Nur kann zu dem Preis kein deutscher Abfüller mehr anbieten - und die wollen langsam auch nicht mehr, weil sie nichts mehr daran verdienen.

Eine typische Anfrage an mich, 100 Container Jahresmenge Weizenbier 0,5 ltr. Dose, 1-Jahresvertrag. Zielpreis (am liebsten FOB) 0,235 Euro pro Dose. Dies ist für mich möglich, aber nur nicht in Deutschland - und er Kunde muss pro Lieferung 10 Container monatlich abnehmen und 100% Vorkasse für jede 10er-Lieferung leisten. Anders ist der Preis nicht machbar. Vom Verdienst her macht das außer dem Käufer keinem mehr wirklich Freude. Wir wissen nicht, ob der Auftrag kommt, der Kunde überlegt noch. Preislich werden wir uns nicht bewegen. Ebensowenig bei dem Kunden, der 0,33 ltr. Dose Lagerbier für 0,16 Euro und 0,21 Euro als Zielpreis möchte. Machbar ja, aber eben nicht in Deutschland. Mittlerweile werden auch andere Länder akzeptiert, wenn der Preis stimmt. Doch auch die stöhnen unter den immer tieferen Preisvorgaben.

Ich sehe die Tendenz, dass sich zukünftig immer mehr Brauereien weigern werden, nach China zu liefern, wenn sich das Einkaufsverhalten nicht ändert und auf ein realistisches Zielpreisniveau einpendelt. Andere asiatische Länder werden finanzstärker und die Nachfrage nach Bier aus Deutschland steigt. Dann wird das Bier eben nach Vietnam oder Südkorea geliefert. Chile wird stärker, Australien entdeckt deutsches Bier. Weil der chinesische Markt für Bier, Getränke und Lebensmittel schwieriger geworden ist, weiche ich schon aus und gehe verstärkt andere Märkte an. Manche Brauereien bieten eine Standardmarke zu einem marktgerechten Preis an, der betriebswirtschaftlich Sinn macht. Entweder kaufen die chinesischen Händler oder es kauft jemand anders. Die Preisschraube ist allmählich überdreht.

Was die Frachtkosten angeht, man kann versuchen, freie Ladefläche zu bekommen. Nur weiß man nie, in welchem Zustand der Container ankommt. Lieber mit den vertrauten Speditionen arbeiten, die sich auskennen. Beschädigte Ware gibt Reklamationen, Regress. Entweder zahlt der Kunde den Transport oder nicht. Und wenn er nicht zahlt, dann wird auch nichts produziert. Ist dann ein Umsatzverlust, den man ausgleichen mit anderen muss, aber eben kein Schaden, weil keine Ware beschädigt und verloren ist und man auch keinen Schadensersatz zahlen muss. Aktuell arbeiten wir angesichts der Gesamtsituation in China nur noch mit 100% Vorkasse und empfehlen es auch allen unseren Kunden. Das Risiko auf Lieferantenseite und für Produzenten ist sonst zu groß. Die chinesischen Händler erzielen hohe Gewinnmargen, dann sollen sie sich auch an den Vorkosten in gebührender Form beteiligen. Da alle Importeure hohe Frachtkosten haben, werden auch alle diese Kosten auf den Endkunden in China umlegen. Daher gibt es keinen Grund, sich preislich noch mehr drücken zu lassen.

Falls Du Anfragen zu Bier hast, kannst Du sie mir gerne schicken. Ich kann schnell beurteilen, ob sich eine Bearbeitung lohnt und poste Dir, die richtigen Fragen um den Interessenten fachlich abzuklopfen. Generell keine kostenfreien Muster mehr senden, sofern der Agent nicht in Deutschland sitzt. Muster, bzw. die Frachtkosten immer erst vorbezahlen lassen und mit dem ersten Auftrag dann als Erstattung zurücküberweisen. So bekommt der Interessent "kostenlose Muster". Bei Verhandlungen mit 50-100 Containern pro Jahr und Preisvereinbarungen / Discount stets mit dem ursprünglichen Preis berechnen und den "Discount" erst zum Jahresende zurücküberweisen und nur dann, wenn die 50-100 Container tatsächlich geordert und bezahlt wurden. Sonst kann es passieren, dass ein Superpreis für 100 ausgehandelt wurde und nach 5 Containern keine Folgebestellungen mehr kommen. Der Händler kauft gut ein und Du schaust mit Folgeaufträgen in die Röhre. Alles schon erlebt. Das gilt auch für Speiseöl und andere Produkte, die wir auch verkaufen. Mit diesen Verhandlungstricks musst Du rechnen, sonst gehst Du im Preiskampf ums Bier unter und arbeitest umsonst.

Manche Anfragen sind auch nur reine Preisabfragen und kostenlose Marktrecherche, um dem bisherigen Lieferanten unter Druck zu setzen. Die Kaufanfrage ist nicht ernst gemeint. Fragt der gleiche Händler (nicht Agent) 3-4x an und es kommt nie etwas heraus, obwohl die Preise gut sind, schick ihm kein Angebot mehr. Das ist Zeitverschwendung. Auch wer keine exakten Mengenvorgaben machen kann, sich nicht auf Vorkasse einlassen und keinen Zielpreis nennen möchte, sollte kein Angebot erhalten. Du recherchierst und machst Zulieferer wild und zu 90% wird nichts von Käuferseite passieren. Anfragen wie 30 Container Lagerbier monatlich als Private Label in 250ml Glasflaschen mit Zielpreis 10 Cent gehören sofort in den Papierkorb -auch solche Vorgaben gibt es aus China.

Auf Deine letzte Frage, was man mit den "unverbesserlichen Interessenten macht, die man nicht davon überzeugen kann, was anständiges zu trinken?" Nichts. Wer nicht will, der hat gehabt und muss die Plörre trinken, die er sich selbst eingekauft hat :wink:

Die Zeit, mit Bier in China neu anzufangen, ist ungünstig. Die Einkaufspreise für Bier nach China sind ziemlich kaputt. Es muss schon etwas Besonderes sein, der Händler bekannt und man sollte das Budget haben, auf Auslandsmessen in China, z.B. die SIAL, auszustellen. Private Label lohnt sich noch, sofern man außerhalb Deutschlands produzieren lässt. Ansonsten mein Tipp, auch mal andere Länder als Zielmärkte ins Auge fassen, bis sich die Zielpreise in China wieder normalisiert haben und die Marküberhitzung aufgehört hat. Der Markt ist weiterhin sehr interessant - aber eben nur jetzt nicht...

Sofern das Bier nicht aus Deutschland kommen soll, evtl. Frachtpreise aus Spanien anfragen oder es über osteuropäische Häfen versuchen.
Purchaser
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Re: Suche deutsches Bier fuer Export nach China

Beitrag von Purchaser »

Ergänzend: Laut meinen Informationen ist der Bierexport in Drittländer (China) in Baden-Württemberg im letzten Quartal um 40% zurückgegangen.
badischer Barde
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Re: Suche deutsches Bier fuer Export nach China

Beitrag von badischer Barde »

Sorry "badischer Barde", dass ich mich erst spät zu dem Thema melde.
.. für eine Dissertation zum Thema "Bier nach China" ist ein Monat doch eine sehr vertretbare Zeit :)


Ernsthaft, vielen, vielen Dank für die ausführliche Entmutigung. Klingt wirklich mehr nach Kanibalisierung als nach komfortablem Geschäftsmodell.

P.S.: hast PN
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