Soziolekte im erweiterten Sinn spielen doch durchaus auch eine wichtige Rolle in China. So geniesst z.B. das "saubere" Pekinger Hochchinesisch in der chinesischen Gesellschaft ein höheres Ansehen als beispielsweise ein ländlicher Süd-Sichuan Dialekt. Abgesehen davon gibt es, wie von Laogai bereits angedeutet, viele Ausdrücke, die in gehobener Gesellschaft nicht gebraucht werden. So z.B. der Ausdruck "老子" für "Ich".
Mir wäre jedoch, abgesehen von der Wortwahl und den geographischen Dialekten, kein Soziolekt im Sinne einer unterschiedlichen Aussprache innerhalb eines Dialektes zur demonstration der sozialen Zugehörigkeit aufgefallen. Der Wunsch nach gesellschaftlichem Aufstieg scheint in China auch weniger argwönisch betrachtet zu werden als in oxidentalischen Gesellschaften. Dies könnte mit dem Zeitgeist zu tun haben, da sich in China erst seit den 1980ern eine gesellschaftlich relevante Elite bilden konnte und gesellschaftlicher Aufstieg noch jedem möglich ist - während es in Europa eher selten ist, dass ein Arbeiterkind in die Oberschicht aufsteigt, da der Aufstieg oft mehrere Generationen dauert.
Somit gibt es auch keinen "Arbeiterstolz" - wer Arbeiter oder Bauer ist hofft zu recht immer noch, auch schnell reich und erfolgreich zu werden (暴富).
Weiss jemand, wie das im alten China, als die Gesellschaft statischer war, aussah? Gab es da Soziolekte im westlichen Sinne?
Was ist denn das Problem mit dem Ausdruck "Mandarin"? Deutsch ist zwar nicht meine Muttersprache, aber mir wäre nicht aufgefallen, dass sich der Ausdruck "Mandarin" einem bestimmten Soziolekt zuordnen liesse. Gibt es da regionale Unterschiede in Deutschland?Laogai: "Zum "Assi-Slang" in Deutschland gehört auch die Verwendung von "Mandarin" als Bezeichnung für die chinesische Sprache. Von daher bin ich mir nicht sicher ob das, was ich im Folgenden schreibe, intellektuell bei dir ankommt."