Diese BBC-Sendung hatte ich vor einiger Zeit schon einmal gesehen, evtl. wurde sie sogar in diesem Forum verlinkt. Abgesehen von der Polemik im Eingangsposting sicher ein diskussionswürdiges Thema! Eigentlich zwei, erstens die Todesstrafe an sich und dann die Interviews mit den Verurteilen, hier geht es aber wohl mehr um die Interviews (wie ingo ja schon sagt).
Die Interviewerin behauptet:
"Die Absicht unserer Sendung ist es, Menschen davon abzuhalten, die Fehler der Verurteilten zu wiederholen" und "Durch mein Interview kann der Täter Sühne zeigen und sein Herz von Last befreien".
Zudem klang es an, dass die Interviews auf freiwilliger Basis durchgeführt werden.
Ich denke, als Todeskandidat hat man doch ein großes Bedürfnis, sich mitzuteilen und zu erklären.
Natürlich macht man sich die
"kranke Schaulust" (alanos) der Zuschauer zu eigen. Wenn es aber zum Nachdenken anregt, warum nicht? Besser als viele andere Formate, man muss die Leute dort abholen, wo sie sind.
Zur Kritik: Der Eingangssatz von VielUnterwegs (
"Das man die Leute nicht noch in der Stadtmitte an einem Kran hochzieht ist auch alles") beinhaltet ja den Vorwurf der Rachejustiz, durch öffentliche Schande die Angehörigen bloßzustellen, sowie der
"Schocktherapie" (ingo). Die Todesstrafe an sich ist ja eben ein Instrument auch der Rache und Abschreckung. Wenn eine Gesellschaft sich aber schon dafür entscheidet, dann gilt doch: Die Interviews rücken die Auswirkungen auf Familie, Täter und Opfer dieser Strafe aus dem gesellschaftlichen Abseits in die Wohnzimmer und lassen die Schicksale weniger sinnlos erscheinen.
Lässt sich höchstens noch argumentieren, dass Todesstrafen oft für Affekttaten verhängt werden, die sich sowieso nicht durch Abschreckung vermeiden lassen. Wobei wir allerdings wieder bei der Diskussion der Todesstrafe an sich und somit offtopic sind.
Wer die BBC-Sendung bis zum Ende schaut, wird auch feststellen, dass die Interviews 2012 eingestellt wurden (warum wird allerdings nicht erwähnt).