du bestätigst ja genau das, was ich sage.beowulf hat geschrieben: Das ist genauso eine Ideologie - Kapitalismus. Eine Ideologie die der Westen jahrzehntelang - auch mit Gewalt - versucht hat zu exportieren. Viele Chinesen kritisieren diese Ideologie massiv, besonders da sie sich mit den früheren Ideologien massiv wiederspricht. Daher auch starke gesellschaftliche Spannungen. In den USA hingegen ist sie die anerkannte Ideologie und wird nicht hinterfragt. Obwohl es seit der Bankenkrise schon leicht kritische Regungen gegen diese gibt.
Alles, was irgendwie einen Zusammenhalt der Gesellschaft und ein Wertesystem hätte aufrecht erhalten können, ist entweder gewaltsam ausradiert worden oder einfach weggebrochen. Jetzt herrscht nur noch der Kapitalismus bzw. das ungezügelte Profitstreben (das ist in dieser Absolutheit natürlich nicht richtig, aber die Tendenz ist da).
Dass viele Chinesen diese Ideologie "massiv kritisieren", ist mir bisher noch nicht aufgefallen. Zugegeben, mein Chinesesisch ist sehr schlecht, ich kann nicht einschlägige Blog- und Forenbeiträge lesen. Aber jedes Mal, wenn ich bei Chinesen meine, man könnte doch auch mal andere Werte in den Blick nehmen als immer nur dieses massive Konsum- und Statusgetue, werde ich leicht als romantischer Spinner abgetan. Bwz., vielen Chinesen gefällt es eigentlich auch nicht, aber sie glauben, keine Wahl zu haben.
du solltest mich mittlerweile gut genug kennen um zu wissen, dass ich ziemlich wertkonservativ bin und "Werte und Normen" groß schreibe.beowulf hat geschrieben:Was sich jetzt inwiefern von jeder anderen Kultur in der Welt und Menschheitsgeschichte unterscheidet? Was du beschreibst nennt man "Werte und Normen". Die jeder Mensch durch "Sozialisierung" vom Säuglingsalter weg, durchläuft und ihn prägen."Sklaverei" im Sinne von einem Herrn mit vielen gekauften Arbeitskräften existiert natürlich nicht. Aber viele Menschen sind eben nicht frei, sondern gefangen in auferlegten oder selbst gewählten Zwängen.
Wenn die Kinder von ihren Eltern aber massiv unter Druck gesetzt werden, möglichst eine Top-Uni zu besuchen, möglichst einen guten Job zu finden, möglichst eine gute "Partie" zu machen, weil die Eltern ja sonst vor den Verwandten und Nachbarn "Gesicht" verlieren würden; wenn man selbst glaubt, kostspielige Einladungen "schmeißen", teure Autos und ständig neue Markenartikel kaufen zu müssen, weil die eigenen "Freunde" sich sonst von einem abwenden könnten, dann rangiert das bei mir nicht unbedingt unter der Kategorie "Werte und Normen".
du wirst lachen, aber ich sehe viele Auswirkungen der "Emanzipation" kritisch. Aber darum geht es hier nicht.beowulf hat geschrieben:Eine Familie in China besteht nicht aus Papa, Mutti, Kind. Eine Familie in China ist immer eine Großfamilie. Wenn jetzt ein Kind z.B. schwul ist und keine Kinder zeugt, ist die Familie trotzdem nicht vom aussterben bedroht. Das Männer keine Frau finden ist zwar schlimm, aber auch in Deutschland eine Problematik. Sind das auch "mörderische Konsequenzen" der Emanzipation?Und die "mörderische Konsequenz" des Frauenmangels.... natürlich nicht "mörderisch" in dem Sinne, dass Leute ermordet werden. Aber in dem Sinne, dass Männer keine Frau finden und dann ihre Familie zum Aussterben verurteilt ist (eine schlimme Sache in der chinesischen Kultur).
Gerade weil in Asien die Familie nicht nur aus "Papa, Mutti, Kind" besteht, sondern aus der Großfamilie (und allen Generationen vorher, denen der einzelne sich immer noch verbunden fühle!), ist es ein großes Problem, wenn dieses Kontinuum unterbrochen wird. Wenn alle vorherigen Generationen so viel getan haben, damit ich überhaupt existiere, und ich führe das nicht weiter.
Eine Taiwanesin hat zu mir mal gesagt: "In Taiwan sagt man: Du kannst deinen Eltern viel Schlimmes antun; das Schlimmste aber ist, ihnen keine Enkelkinder zu schenken!" Und ich habe vor dem Hintergrund der Agent Orange-Problematik einmal gehört, viele Vietnamesen fühlen sich vor ihren Eltern und Ahnen sehr schuldig, wenn sie auf Grund der eigenen Schädigung keine gesunden Kinder hervorbringen können.