Sind chinesische Mütter "besser"?

Allgemeine Fragen und Erfahrungsaustausch rund um China - Kultur - Geschichte usw.
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VielUnterwegs
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Re: Sind chinesische Mütter "besser"?

Beitrag von VielUnterwegs »

sammakko hat geschrieben: Auch in dem, was "Viel Unterwegs" berichtete, sind einige Fragen offen. Anscheinend konnte er ja durch die Schule kommen, ohne dauernd allerbeste Zensuren zu schreiben. In einem System, in dem alles halbe Jahr ein Test stattfindet, der über Erfolg oder Scheitern entscheidet, hätte er mehr lernen müssen. Im Grunde genommen stimme ich ihm ja zu, dass die Freiheit das Wichtigste ist.
Nur schreibt er auch über sein Verhalten als Teenager. "Freiheit" bekommt eine andere Bedeutung, wenn die Kindheit aufhört. Für Kinder bedeutet Betreuung Sicherheit.
Und Freiheit wird zu oft mit totaler Vernachlässigung verwechselt. "Mach halt was Du willst" ist kein Zeichen für Freiheit, sondern für Gleichgültigkeit, und wer als Kind und Heranwachsender nicht darunter leidet, der muss schon ein äußerst robustes Gemüt haben. Darum bin ich absolut dafür, dass sich Eltern/Lehrer etc. für das Vorankommen des Kindes interessieren, und vorleben, dass man mit Fleiß viel erreichen kann.
Natuerlich bin ich durch die Schule gekommen ohne immer 1er zu schreiben, und so soll es auch sein. Haette ich alle halbe Jahr einen knallharten Test schreiben muessen, dann haette ich mehr lernen muessen. Nur haette es mir, meiner Meinung nach, nichts gebracht. Deswegen klage ich diese Art des Bildungssystems ja auch an. Es gibt absolut keinen Grund alle durch so eine Art Bildungshoelle zu pruegeln. Das macht die Menschen weder gebildeter, schlauer noch sonstwie besser. Es mag schon sein, dass das viele Gesellschaften in Suedostasien so betreiben, es wird dadurch nicht besser.

Zum Thema Vergnuegungszwang. Das ist natuerlich auch nicht gut. Ich habe auch viel Zeit mit Buechern auf dem Bett verbracht. Das hat mich sicher mehr gebildet als manche Stunde Mathe lernen. Natuerlich darf man seine Kinder nicht vernachlaessigen, erzogen werden muss der Nachwuchs in jedem Fall. Totale und absolute Kontrolle bei der das Kind als eigenstaendige Person negiert wird ist aber kein Erziehung.
beowulf
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Re: Sind chinesische Mütter "besser"?

Beitrag von beowulf »

Aremonus hat geschrieben:
Tut mir leid wenn ich das sagen muss, aber diese Aussage (chinesische Kultur existiert nicht mehr, ist jetzt kommunistisch und westlich geprägt) ist für mich immer ein eindeutiges Signal dafür, dass die betroffene Person über keinerlei China Kenntnisse verfügt.
Ich sprach von der chinesischen Hochkultur - das IMMER eine Kultur existiert, wenn eine Gruppe von Menschen zusammenlebt, liegt ja auf der Hand. Aber heute ist die chinesische Gesellschaft ganz anders als vor 50 Jahren. Und vor 100 Jahren war sie wiederum ganz anders.

Man kann natürlich auch sagen, dass die römische und die griechische Hochkultur weiter existiert - schliesslich dominieren das Christentum und das römische Recht weite Teile der Welt (letzters sogar auch China, zumindest in der Theorie). Aber das Weltverständnis hat sich grundlegend gewandelt, weswegen wir definitiv nicht mehr die römische Kultur von vor 2000 Jahren haben.

Ich definiere den Begriff aber auch konstruktivistisch - wenn man einfach von einer arbeitsteiligen Gesellschaftsordnung ausgeht, wie dies manche Historiker tun, existiert natürlich überall auf der Welt eine Hochkultur.

Ohne jetzt Schulmeistern zu wollen... aber Geisteswissenschaften sind keine Naturwissenschaften, wo man alles sofort als "richtig" oder "falsch" abstempeln kann. Ihre Aufgabe ist es vielmehr, komplexen Sachverhalten eine Struktur zu geben und, sollte diese nicht zu einer anderen Struktur kompatibel sein, Schnittstellen herzustellen.
Daher ist es wichtig zu Fragen: Wie definierst Du denn den Begriff "Hochkultur". Wann begann nach dieser Definition die chinesische Hochkultur, wann hörte sie auf - wann hört eine Hochkultur allgemein auf zu existieren?

Der Begriff Hochkultur stammt aus der Geschichtswissenschaft und bezeichnet frühe Gesellschaftsordnung die sich von ihrem vergleichsweisen weiten Fortschritt zu anderen angrenzenden Kulturen auszeichnet.

http://de.wikipedia.org/wiki/Hochkultur ... nschaft%29

Bei den Kritierien welche Kulturen als Hochkulturen anzusehen sind, gibt es natürlich unterschiedliche Auslegungen. Auch wann die jeweilige aufgehört hat zu existieren etc.

Das ist aber hier alles nicht wichtig. Was wichtig ist, ist dass wir es hier mit einem Geschichtswissenschaftlichen Begriff zu tun haben der sich auf frühe Gesellschaftsordnungen bezieht. In der Umgangssprache und auch Soziologie kommt es dann hier und dort zu einer Entlehnung des Begriffs. Zum Beispiel Gegenüberstellung Populärkultur (z.B. Britney Spears) und Hochkultur (z.B. Mikis Theodorakis). Aber das ist hier auch nicht von Bedeutung.

Deine Argumentation klingt wie ein Vorwurf, dass das antike Rom ein pulsierender Meltingpool war, indem militärische, politische und intellektuelle Hochleistungen erreicht wurden, während heute Rom eine durchschnittliche Großstadt ist, welche von Geltragenden Vespafahrern bevölkert wird.
Klingt stark nach einer Verklärung der Vergangenheit + Abwertung der Gegenwart. Das du natürlich hier gleich einen Schuldigen ausmachst (Kommunismus), schiebt dein Kommentar in den Bereich politische Polemik.

Was zum Thema China und chinesischer Hochkultur noch gesagt werden muss, ist, dass es eine ausgeprägte Kontinuität trotz der Veränderungen und äußerer Einflüsse gibt. Ein klarer Bruch mit der frühen Hochkultur (wie er z.B. bei anderen Hochkulturen herrscht - siehe Ägyptische Hochkultur und heutiges Ägypten, antikes Rom und heutiges Rom, minoische Kultur und heutiges Kreta etc.) herrscht hier nicht vor. Ähnliches gilt auch für hinduistische Kulturen. Es existiert nach wie vor ein hoher Identifikationsgrad mit der Vergangenheit.

Deswegen war auch der "Kommunismus" in China immer anders als bei uns. Mao griff bei seiner Widerspruchstheorie nicht alleine auf die im Marxismus verbreitete Hegelsche Dialektik zurück sondern auch auf das holistische Yin-Yang Denken des Daoismus. Wir haben es also hier immer mit einer stark adaptierten Form zu tun. Ähnlich wie auch z.B. das Christentum in Korea stark konfuzianische und sogar schamanistische Züge aufweist. Ironischerweise war sogar die Kulturrevolution sehr chinesisch, da sich hier stark ähnliche Handlungs- und Denkmuster wie bei anderen chinesischen Sektenaufständen welche China quer durch die Geschichte plagten, vorfinden lassen. Das bedeutet natürlich nicht, dass China einer streng zyklischen Geschichtsentwicklung unterliegt (wie oft argumentiert wird). Diese Vorstellung ist auch zu einfachk, aber die Kontinuität wurde durch den Kommunismus nicht unterbrochen. Kann man in der erneuten ausgeprägten öffentlichen "Renaissance" (setze es hier unter Anführungszeichen, da diese nie weg waren) altchinesischer Philosophien, Religionen und Weltanschauungen (Konfuzianismus, Daoismus, meinetwegen auch Buddhismus etc.) in China auch jetzt sehr schön sehen.
Bernhard
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Re: Sind chinesische Mütter "besser"?

Beitrag von Bernhard »

beowulf hat geschrieben: Was zum Thema China und chinesischer Hochkultur noch gesagt werden muss, ist, dass es eine ausgeprägte Kontinuität trotz der Veränderungen und äußerer Einflüsse gibt. Ein klarer Bruch mit der frühen Hochkultur (wie er z.B. bei anderen Hochkulturen herrscht - siehe Ägyptische Hochkultur und heutiges Ägypten, antikes Rom und heutiges Rom, minoische Kultur und heutiges Kreta etc.) herrscht hier nicht vor.
Ja, das ist ungefähr das, was ich gemeint habe.

Die Tatsache, dass das so ist, wird von einigen "Patrioten" auf die Tatsache zurückgeführt, dass in Asien immer der Gedanke geherrscht habe "nur wer was leistet und seine Fähigkeit unter Beweis stellt, kann auch was zu sagen haben". Im Gegensatz zu der westlichen Welt, wo die die Vorstellung vom Wert des Individuums ungeachtet seiner Absichten und Fähigkeiten dazu geführt habe, dass der "Mob" das Land regiere. Was oftmals in der Geschichte zu blutigen Aufständen, Kriegen und zivilisatorischem Niedergang geführt habe. Ähnliche Gedanken sind wohl auch hier im Forum schon angeklungen.

Allerdings glaube ich doch noch nicht, dass man japanische bzw. koreanische (und zum Teil auch chinesishe) Zustände braucht, um seine Kultur am Leben zu halten. Was da teilweise abläuft, ist wirklich nicht mehr tragbar. Und komischerweise oft nicht einmal effektiv.
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sammakko
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Re: Sind chinesische Mütter "besser"?

Beitrag von sammakko »

VielUnterwegs hat geschrieben:Natuerlich darf man seine Kinder nicht vernachlaessigen, erzogen werden muss der Nachwuchs in jedem Fall. Totale und absolute Kontrolle bei der das Kind als eigenstaendige Person negiert wird ist aber kein Erziehung.
Aha, die offenen Fragen sind damit geklärt, danke! :wink:
Und ich bin ja auch völlig gegen diese totale Kontrolle.
VielUnterwegs hat geschrieben: Es gibt absolut keinen Grund alle durch so eine Art Bildungshoelle zu pruegeln. Das macht die Menschen weder gebildeter, schlauer noch sonstwie besser. Es mag schon sein, dass das viele Gesellschaften in Suedostasien so betreiben, es wird dadurch nicht besser.
Ja ich stimme Dir völlig zu. Das meiste, was man "für Tests" lernt, vergißt man danach ohnehin wieder. Das vergisst der Einserschüler der jeden Nacht paukt genauso wieder wie der, der kaum was lernt und ne Drei schreibt. Das Pauken bringt fast gar nichts, wenn es nicht in einen größeren Kontext eingebettet wird und vor allem nichts, wenn es der individuelle Person nichts nützt.

Übrigens finde ich es gar nicht schlecht, die Hausaufgaben "schnell vor der Stunde" zu machen. Das trainiert nämlich, unter großem (Zeit)druck schnell etwas erledigen zu können. Wenn man ab und an auch mal das Lernen ohne Stress praktiziert, warum nicht.
VielUnterwegs hat geschrieben: Ich habe auch viel Zeit mit Buechern auf dem Bett verbracht. Das hat mich sicher mehr gebildet als manche Stunde Mathe lernen.
Viele meiner intellektuellen Anredungen habe ich aus Mickymaus- oder Donals Duck-Bänden. :mrgreen: Die Marco-Poloreise war da unter anderem verarbeitet. Asien hat mich von da an immer fasziniert. Mit den mittelamerikanischen Kulturen war es genauso =Tick, Trick und Track in einem alten Aztekentempel... toll. A. Huxley hab ich ursprünglich nur gelesen, weil die Doors sich nach einem seiner Bücher benannt habe. So hüpft man von einem Steinchen zum nächsten. Eigentlicn will man etwas "Triviales" rausfinden, aber das ganze Drumherum ist dann doch so spannend, das man immer weiter forscht. Und das vergisst man dann nicht mehr!
Bernhard hat geschrieben: Dass solche Phänomene erst in jüngerer Zeit aufgetreten sind, glaube ich hingegen nicht. Die Beamtenprüfungen im kaiserlichen China waren auch extrem hart. Ob da von den Eltern so ein Druck ausgeübt wurde, weiß ich nicht; es ist aber leicht vorzustellen. Jedoch betraf das damals wohl nur einen geringen Prozentsatz der Kinder und Jugendliche.
Ja, das kann schon sein... so genau kenne ich mich da nicht aus. Die Beamtenprüfungen müssen ein großer Druck gewesen sein. Andererseits gab es keine Altersgrenze. Viele kamen erst mit dreißig zur ersten oder zweiten Prüfung, das Durchschnittsalter für die dritte und letzte Prüfung war noch höher (wenn ich mich richtig erinnere, muss man immer anfügen). Damit waren die Prüflinge größtenteils schon verheiratet und haben sicherlich auch andere Dinge getrieben als ausschließlich studiert, und selbst wenn der Druck durch die Eltern in China lebenslang anhielt.
Nebenbei gesagt wurden früher ja auch in Europa die Kinder verheizt, die Horrorgeschichten aus dem "preußischen Drill" kennt man ja auch noch... auch wenn das mehr auf absoluten Gehorsam ausgelegt war als aufSpitzenleistungen.
Aremonus hat geschrieben: Geisteswissenschaften sind keine Naturwissenschaften, wo man alles sofort als "richtig" oder "falsch" abstempeln kann. Ihre Aufgabe ist es vielmehr, komplexen Sachverhalten eine Struktur zu geben und, sollte diese nicht zu einer anderen Struktur kompatibel sein, Schnittstellen herzustellen.
Daher ist es wichtig zu Fragen: Wie definierst Du denn den Begriff "Hochkultur". Wann begann nach dieser Definition die chinesische Hochkultur, wann hörte sie auf - wann hört eine Hochkultur allgemein auf zu existieren?
Den ersten Teil fand ich sehr schön erklärt... nur mit reinen Definitionen kommt man nicht weiter. Dann redet man um Grunde nur der Definitionen wegen, und die Sache tritt in den Hintergrund. Es ärgert mich immer etwas, wenn Leute auf Definitionen herumreiten, anstatt sich mit der Sache zu beschäftigen.
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i18n
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Re: Sind chinesische Mütter "besser"?

Beitrag von i18n »

beowulf hat geschrieben: Deswegen war auch der "Kommunismus" in China immer anders als bei uns. Mao griff bei seiner Widerspruchstheorie nicht alleine auf die im Marxismus verbreitete Hegelsche Dialektik zurück sondern auch auf das holistische Yin-Yang Denken des Daoismus. Wir haben es also hier immer mit einer stark adaptierten Form zu tun. Ähnlich wie auch z.B. das Christentum in Korea stark konfuzianische und sogar schamanistische Züge aufweist. Ironischerweise war sogar die Kulturrevolution sehr chinesisch, da sich hier stark ähnliche Handlungs- und Denkmuster wie bei anderen chinesischen Sektenaufständen welche China quer durch die Geschichte plagten, vorfinden lassen. Das bedeutet natürlich nicht, dass China einer streng zyklischen Geschichtsentwicklung unterliegt (wie oft argumentiert wird). Diese Vorstellung ist auch zu einfach, aber die Kontinuität wurde durch den Kommunismus nicht unterbrochen. Kann man in der erneuten ausgeprägten öffentlichen "Renaissance" (setze es hier unter Anführungszeichen, da diese nie weg waren) altchinesischer Philosophien, Religionen und Weltanschauungen (Konfuzianismus, Daoismus, meinetwegen auch Buddhismus etc.) in China auch jetzt sehr schön sehen.
Zumal der Begriff »Kommunismus«, besonders im »Westen« doch sehr inflationär benutzt wird. Außer in extremsten Stalin-Zeiten, Maos Kulturrevolution, vielleicht bei Pol Pot und bei weiteren Diktatoren, wurde nie selbst davon gesprochen, daß man im Kommunismus leben würde, sondern im Sozialismus und daß man sich auf dem Wege zum Kommunismus befinde. Auch die derzeitige Regierung spricht vom »Sozialismus mit chinesischer Prägung«.

Mao war durch seinen Lehrer Yang Changji eher starken konfuzianischen Einflüssen ausgesetzt (das Bild vom edlen, über alles erhabenen Gelehrten, der auch in schwierigen Zeiten nicht seinen Prinzipien untreu wird), sicher hat auch der Mohismus eine Rolle gespielt (Gleichheitsprinzip), wohl aber kaum der Daoismus. ;)
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Re: Sind chinesische Mütter "besser"?

Beitrag von Bernhard »

i18n hat geschrieben:
Aremonus hat geschrieben: Deswegen war auch der "Kommunismus" in China .....
Ähh.... das hatte beowulf geschrieben, nicht Aremonus.
i18n hat geschrieben: Zumal der Begriff »Kommunismus«, besonders im »Westen« doch sehr inflationär benutzt wird. Außer in extremsten Stalin-Zeiten, Maos Kulturrevolution, vielleicht bei Pol Pot und bei weiteren Diktatoren, wurde nie selbst davon gesprochen, daß man im Kommunismus leben würde, sondern im Sozialismus und daß man sich auf dem Wege zum Kommunismus befinde. Auch die derzeitige Regierung spricht vom »Sozialismus mit chinesischer Prägung«.
Die Parteien nannten sich überall "kommunistische Partei". Und dass man in diesem paradiesischen Zustand des Kommunismus nicht lebte, war allen klar. Es ist halt so, dass diejenigen, die ihn anstrebten, oft genau das Gegenteil erreichten (gelinde ausgedrückt). Und dagegen hatten manche andere Leute eben was....

i18n hat geschrieben: Mao war durch seinen Lehrer Yang Changji eher starken konfuzianischen Einflüssen ausgesetzt (das Bild vom edlen, über alles erhabenen Gelehrten, der auch in schwierigen Zeiten nicht seinen Prinzipien untreu wird), sicher hat auch der Mohismus eine Rolle gespielt (Gleichheitsprinzip), wohl aber kaum der Daoismus. ;)
Das ist Spekulation. Spekulation ist auch, ob Mao sich vermeintlich an diese Prinzipien gehalten hat oder nicht. Es ist müßig zu diskutieren, ob er sich von Prinzipien leiten ließ oder nicht. Für einen Außenstehenden stand er aber sehr machtbewusst und -hungrig da.

Aber das ist reichlich OT...
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Re: Sind chinesische Mütter "besser"?

Beitrag von i18n »

Bernhard hat geschrieben:
i18n hat geschrieben:
Aremonus hat geschrieben: Deswegen war auch der "Kommunismus" in China .....
Ähh.... das hatte beowulf geschrieben, nicht Aremonus.
Sorry, korrigiert.
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Re: Sind chinesische Mütter "besser"?

Beitrag von beowulf »

Zumal der Begriff »Kommunismus«, besonders im »Westen« doch sehr inflationär benutzt wird. Außer in extremsten Stalin-Zeiten, Maos Kulturrevolution, vielleicht bei Pol Pot und bei weiteren Diktatoren, wurde nie selbst davon gesprochen, daß man im Kommunismus leben würde, sondern im Sozialismus und daß man sich auf dem Wege zum Kommunismus befinde. Auch die derzeitige Regierung spricht vom »Sozialismus mit chinesischer Prägung«.

Mao war durch seinen Lehrer Yang Changji eher starken konfuzianischen Einflüssen ausgesetzt (das Bild vom edlen, über alles erhabenen Gelehrten, der auch in schwierigen Zeiten nicht seinen Prinzipien untreu wird), sicher hat auch der Mohismus eine Rolle gespielt (Gleichheitsprinzip), wohl aber kaum der Daoismus. ;)
Bin zwar nicht Aremonus, aber ich antworte mal stellvertretend drauf :wink:

Bzgl. Daoismus - ich rede jetzt von einem bestimmten Aspekt des Maoismus. Und hier spielte der Daoismus eine Rolle. Das Mao durch die chinesische Kultur stark geprägt war, ist kein Geheimnis. Ich persönlich würde den daoistischen Einfluss in Vergleich zu den anderen Schulen auch geringer einstufen, aber nicht mit "kaum" bezeichnen. Ansonsten bin ich ganz bei dir.
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Re: Sind chinesische Mütter "besser"?

Beitrag von i18n »

Bernhard hat geschrieben:... Für einen Außenstehenden stand er aber sehr machtbewusst und -hungrig da.

Aber das ist reichlich OT...
Wohl wahr. Gab mal ein sehr gutes Buch über den Herrn, wie sich seine Sicht auf die Bauern im Laufe seines Lebens immer wieder von einem Extrem »Zukunft Chinas, von den Bauern lernen usw.« zum anderen »abergläubisches, rückständiges Volk« wechselte.

Aber zurück zum Thema, Frau Chua ist in Illinois geboren und hat daher wohl kaum die »kommunistische« Bildung genossen, die hier ab und zu zitiert wurde. Sie steht aber, IMHO, wenn auch sehr extrem, doch für das Verhalten chinesischer Eltern, wie ich es tagtäglich um mich herum erlebe. Ergo halte ich ihre Erziehungsmethoden nicht für ein kommunistisches Relikt, sondern eher wirklich für eine Fortsetzung der Beamtenprüfung und der vorangehenden Drillmethoden, wie sie seit viele Jahrhunderten in China üblich waren.

Unter meinen Studenten, die sich alle darauf vorbereiten, in Deutschland/Österreich/der Schweiz zu studieren und somit oft einen Schritt weiter gewagt haben als ihre Altersgenossen (die in China bleiben), ist dennoch ein unglaublicher Mangel an Kreativität zu verzeichnen. Sie können ganze Bücher auswendig aufsagen, doch selbst Geschichten zu erfinden, eigenen Ideen oder Meinungen (ich klammere bewußt politische Themen aus) zu äußern, fällt ihnen schwer.

Nicht, daß sie es nicht könnten, es wurde nie von ihnen gefordert. Ihre Hauptangst ist es, Fehler zu machen; wenn sie sich daran gewöhnt haben, Fehler als eine Chance zu sehen, daraus zu lernen, kippt das Ganze plötzlich und sie sind in ihrer Kreativität kaum zu bremsen. Nur erfordert es bei jeder neuen Klasse, immer wieder neu das Eis zu brechen, ihnen andere Wege zu zeigen, wie man lernen kann.

Unterm Strich: Ich halte das derzeitige föderale Bildungssystem in Deutschland nicht unbedingt für das Non-Plus-Ultra, Gründe sehe ich in den überlasteten und chronisch unterbezahlten Lehrern (na ja, ist in China ja auch nicht besser) und die in jeden Bundesland anderen Lehrpläne, Wertungsmaßstäbe usw. Dennoch ist der Weg, den man vor allem in China, Japan, Korea beobachten kann, der Weg der Gleichschaltung, des Drills bis zum Ende des Gymnasiums, die Überforderung der Schüler, sicher nicht als eine wirkliche Alternative. Am Ende kommen dabei nicht-kreative, fleißige Befehlsempfänger heraus, Eigeninitiative wird nicht gewünscht und sogar als kontraproduktiv eingestuft. Nee, nee, Frau Chua, das ist sicher nicht der Schlüssel zum Erfolg!
Aremonus
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Re: Sind chinesische Mütter "besser"?

Beitrag von Aremonus »

@Beo: ich lasse die Diskussion um die Kontinuität von Hochkulturen jetzt erst einmal ruhen, um wieder BacktoTopic zu kommen.

@Topic:
Das Hauptproblem hüben wie drüben dürfte demnach sein, dass die Klasesn zu gross sind - die Lehrer also zu wenig Individualförderung im Rahmen des Unterrichts betreiben können.

Wie seht ihr die vielen Schulstunden, die man in China hat? Haltet ihr es für bedenklich, dass man bereits im Alter von zehn Jahren 10 Stunden am Tag in der Schule ist, oder könnte dies auch eine Chance darstellen?

Für mich persönlich war die Zeit, in der ich oft 10 Stunden Schule am Tag hatte (war so mit 13 und 14, aber in der Schweiz), nicht gerade förderlich - im Unterricht war die Lerngeschwindigkeit doch eher moderat und ich konnte mich nicht mehr wirklich um meine eigenen IT-Projekte in der Freizeit kümmern, durch welche ich viel mehr gelernt hatte als in der Schule. Dies führte bei mir dann schliesslich so weit, dass ich kaum mehr die Schule besuchte und entsprechend Stress mit den Lehrern bekam, so dass ich einen regelrechten Kampf hatte, um danach das Gymnasium besuchen zu dürfen.

Ich halte die Förderung im Elternhaus also immernoch für besser als diejenige in der Schule, da sie einfach individueller ist. Daher halte ich eine übertriebene Anzahl Lektionen in dem Alter für eher problematisch und sehe es ehrlich gesagt auch eher kritisch, wenn beide Eltern Vollzeit arbeiten.
Hat hier jemand ähnliche Erfahrungen?
Erst wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fluss gestaut und der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr feststellen, dass man Biber nicht essen kann!
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Re: Sind chinesische Mütter "besser"?

Beitrag von ingo_001 »

Aremonus hat geschrieben:Ich halte die Förderung im Elternhaus also immernoch für besser als diejenige in der Schule, da sie einfach individueller ist. Daher halte ich eine übertriebene Anzahl Lektionen in dem Alter für eher problematisch und sehe es ehrlich gesagt auch eher kritisch, wenn beide Eltern Vollzeit arbeiten.
Hat hier jemand ähnliche Erfahrungen?
Tja, bei mir wars so, dass mein Dad fürs Erwirtschaften des Haushaltseinkommens gesorgt hatte, während meine Mom (zu 80 %) den Haushalt und die Kindererziehung gehandelt hatte.
Also die klassische Familienkonstellation.

Kinder sind von Natur aus neugierig, d.h., alles, was sie freiwillig (aus eigenem Antrieb) machen, sollte unbedingt gefördert werden. Auch wenn man Löcher in den Bauch gefragt bekommt.
Das war bei mir selbst so und hatte u.a zur Folge, dass ich, schon als ich in die Vorschule kam, Lesen und Buchstabieren konnte.

Und wir sehen, dass es auch bei unserer Tochter so läuft: Ist zwar manchmal etwas stressig auf Alles einzugehen aber wir meinen, dass es allemal besser ist, die Neugier des Kindes zu stillen, als es vor dem Fernseher/PC zu parken.
Dass wir damit nicht unbedingt falsch liegen, zeigt uns der Vergleich mit anderen Kindern (die z.T. älter sind) aber in ihrer Entwicklung trotzdem noch hinter unserer Tochter liegen.
Ein anderer Grund mag darin begründet liegen, dass sie ja zweisprachig aufwächst, was ja per se schon mal mehr Arbeit fürs Hirn bedeutet.

Ich hatte es in anderen Threads schon mal gesagt und wiederhole mich jetzt (wo ich selbst Vater bin) gerne wieder: Was im Elternhaus an Erziehung/Bildung versaubeutelt wird, kann von der Schule später nur noch im begrenzten Maass geleistet werden.
Wer Geist hat, hat sicher auch das rechte Wort, aber wer Worte hat, hat darum noch nicht notwendig Geist.

Die Logik ist Deine Freundin - Wünsch-Dir-Was und Untergangs-Propheten sind falsche Freunde.
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Re: Sind chinesische Mütter "besser"?

Beitrag von Taiyang »

Aremonus hat geschrieben: Ich halte die Förderung im Elternhaus also immernoch für besser als diejenige in der Schule, da sie einfach individueller ist. Daher halte ich eine übertriebene Anzahl Lektionen in dem Alter für eher problematisch und sehe es ehrlich gesagt auch eher kritisch, wenn beide Eltern Vollzeit arbeiten.
Hat hier jemand ähnliche Erfahrungen?

Noe. Ich bin mit 3 oder so in die Kinderkrippe gekommen und hab mit 7 den Wohnungsschluessel um den Hals gekriegt und bin mit Fahrrad in die Schule gefahren. Allerdings wohnte die Oma auch 2 Haeuser weiter. Fuers Mittagessen und die Freizeitgestaltung optimal.
Meine Eltern sind von eh und je Vollzeit arbeiten gegangen und ich meine, das hat mehr in puncto Selbststaendigkeit gebracht, als alles andere. Ich kenne jemanden, deren Mutter nie arbeiten gegangen ist und diejenige total betuttelt und verwoehnt hat. Sie hat ihr die Schultasche gepackt, sie in die Schule gefahren, Zimmer aufgeraeumt und was nicht noch alles.
Ich kann mich nicht erinnern, dass ich sowas jemals vermisst haette. Gefoerdert wurde eben anders, nicht theoretisch mit Buechern und lernen, lernen, lernen, sondern praktisch ("Hier, komm hilf mal mit das Fahrrad zu reparieren!")
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Re: Sind chinesische Mütter "besser"?

Beitrag von Aremonus »

("Hier, komm hilf mal mit das Fahrrad zu reparieren!")
Das ist ja auch Förderung - viel besser als "Geh Fernsehn, du nervst!"
Erst wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fluss gestaut und der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr feststellen, dass man Biber nicht essen kann!
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Re: Sind chinesische Mütter "besser"?

Beitrag von happyfuture »

Taiyang hat geschrieben:Ich kenne jemanden, deren Mutter nie arbeiten gegangen ist und diejenige total betuttelt und verwoehnt hat. Sie hat ihr die Schultasche gepackt, sie in die Schule gefahren, Zimmer aufgeraeumt und was nicht noch alles.
chinesische Verhältnisse ... :P
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Re: Sind chinesische Mütter "besser"?

Beitrag von Aremonus »

chinesische Verhältnisse ... :P
Naja, hierzulande gehen auch viele Frauen nicht arbeiten.... meine Mutter hat auch genug zu tun mit unserem Haushalt. Zur Schule wurde ich aber nie gebracht :(
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