Du meinst, du warst noch nie in Pisa
Da auch noch nicht
Naja ich habe doch nicht behauptet, dass die Chinesen am Putsch beteiligt waren
Hat aber genau nachdem geklungen.
(welch irrwitzige Vorstellung, einen Putsch oder eine Sezession durch China unterstützt.. Alleine die Vorstellung, dass so etwas theoretisch möglich sein könnte treibt den Genossen doch Schweißperlen auf die Stirn)
Das treibt mir insofern die Schweißperlen auf die Stirn, da es ein absoluter Blödsinn ist. China - ich rede vom jetzigen China nicht vom China der 70er - ist mit absoluter Sicherheit nirgendswo an Putschen oder sezessionistischen Bewegungen beteiligt. Nein, nicht weil die so großartige Gutmenschen sind im Gegensatz zu uns, sondern:
1. China hat im Gegensatz zu den verschuldeten westlichen Staaten die finanziellen Reservern sich einzukaufen. Notfalls auch am internationalen Markt.
2. Ist China überall an einer stabilen Lage interessiert. Vor allem in Afrika und Südamerika. Warum? Weil China in diesen Ländern Infrastruktur Programme betreibt (im Austausch für die gewollten Rohstoffe) und diese Länder als Märkte betrachtet (für die soviel verhöhnten Billigprodukte). Militärische Konflikte würden beides gefährden. Die USA und Europa haben weder großartige Infrastrukturprojekte laufen (die gewähren meist "Entwicklungshilfe Kredite" oder "Schuldenerlass") noch stellen diese Länder interessante Absatzmärkte für sie da. Das einzige was ihnen wichtig ist, ist das der Rohstoffabbau (Diamanten, Erdöl etc) reibungslos abläuft. Und der ist von Konflikten meist nur wenig bedroht. Dann schickt man halt notfalls ein paar Truppen hin oder heuert Einheimische an oder arrangiert sich mit den lokalen Rebellen. Böse Zungen behaupten sogar, dass die Rohstoffforderung in bürgerkriegszerissenen Ländern sogar schneller und billiger funktioniert.
3. China lehnt Sezessionismus universal ab. Sogar beim Kosovo - der für sie absolut unwichtig ist, stellen sie sich dagegen. Der Grund? Tibet, Xinjiang und Taiwan. Darauf muss ich jetzt aber wirklich nicht näher eingehen.
4. China hält sich aus politischen Streitigkeiten rigoros heraus. Die chinesische Strategie ist es mit ALLEN Regierungen (sic!) Geschäften zu machen. So sind sie sowohl im Tschad als auch im verfeindeten Sudan tätig. Und das ohne, dass sich der Tschad oder der Sudan darüber mockieren. Ähnlich auch bei internen Konflikten. Sie unterstützten mit Sicherheit nicht die Maoisten in Nepal - eher im Gegenteil der Konflikt beunruhigte sie sogar sehr. Können mit diesen aber ebenso wie mit dem nepalesischen Königshaus zusammenarbeiten.
Ist ein wenig ähnlich wie die Schweiz, wo verfeindete Staatsoberhäupte sich regelmäßig in der Empfangshalle einer Bank über den Weg laufen. Mit dem Unterschied, dass sich China rein an Regierungen hält. Wenn diese wechselt, dann halt mit der neuen.
Und bitte komm mir bitte jetzt keiner, dass die westlichen Staaten "ideologisch" handeln. Diese handeln auch mit jedem. Sie ergreifen aber schnell Partei wenn sie ihre Interessen gefährdet sehen oder einen Vorteil davon erwarten.
5. China ist nicht auf ein Gebiet fokussiert. Frankreich zum Beispiel hat nach wie vor seine Exkolonien, die sie als ihre Gebiete betrachten. Wenn durch den Putsch jetzt, die Verträge mit den Chinesen platzen, weichen diese einfach in ein anderes afrikanisches Land aus und kommen nach ein paar Jahren wieder, wenn sich der Staub gelegt hat. Im schlimmsten Fall machen sie halt dann dort weniger Geschäfte, gibt genug andere Ausweichmöglichkeiten.
Sie verfügen also über eine enorme Flexibilität und können es daher besser verkraften wenn sie ein Land oder ein Gebiet da "verlieren."
6. Wäre jegliche Unterstützung von Rebellen ein gefundenes Fressen für den Westen. Und da rede ich gar nicht davon, dass China an internationalen Ruf verliert oder Sanktionen befürchten müsste, sondern, dass die westlichen Staaten sofort die Gunst der Stunde nützen würden, China in einen Stellvertreter Krieg hineinzuziehen. Nein, warum sollte China so ein Risiko eingehen? Da verlieren die Rebellen noch und sie können mit der momentanen Regierung auch keine Geschäfte mehr machen. Besser eine Regierung unterstützen und falls diese gestürzt werden dann halt mit der neuen Regierung zusammenarbeiten.
Deswegen empfinde ich unsere Medien ja als dumpfe Propaganda Medien (inklusive dem Arte Bericht über dem diskutiert wurde). China wird in Afrika als Kolonialherr und "schlimmer" als der Westen jemals war, dargestellt. Bei der ganzen Hetze geht natürlich unter, dass China ganz andere Strategien, Interessen und Vorgangsweisen hat und diese Vergleiche daher überhaupt nichts taugen.
Wie hat Schmidt neulich gesagt (im Zusammenhang mit der Diskussion in Deutschland über den Afghanistankrieg)? Ich glaube der ungefähre Wortlaut war ca. so: "Es wird ehrlich diskutiert. - große Pause - Ehrlich bedeutet, dass jemand ehrlich spricht. Es bedeutet aber nicht, dass er tief genug blickt und eine Ahnung hat."
Dieser Satz trifft hier genauso zu. Es wird "ehrlich" (obwohl ich hier nicht ganz sicher bin) über China in Afrika berichtet. Die Journalisten glauben wirklich aus tiefsten Herzen, dass China wie ein schlimmer europäischer Kolonialherr auftritt. Zum kritisieren findet man auch immer etwas und sehr oft sogar zu recht. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass ihre Schlüsse stimmen. Sondern eher, dass sie keinen Einblick haben und sie - ideologisch und vorurteilsgeprägt - die falschen Schlüsse ziehen. Oder anders gesagt: "Man soll nicht von sich selbst auf andere schliessen"
ps. hab vor ein paar Tagen mal länger im Zeit Archiv gestöbert und mir die diversen Ausgaben der letzten 30 Jahre mit Fokus auf China Artikel durchgelesen. Es war verstörend, wie oft extrem falsch die Autoren gelegen haben. War eigentlich fast durchgehend ein Griff ins Klo bei den Analysen. Am beeindruckendsten war der Artikel aus den mittleren 80er Jahren, der detailliert über drei Seiten Gründe angeführt hat, warum ein China unter der Führung der KP niemals wirtschaftlich erfolgreich sein kann. Was aber noch verstörender war, ist, dass die jetzigen Medien vom Niveau her sogar noch tiefer anzusiedeln sind.