no1gizmo hat geschrieben:..
Ihr könnt mir hier einen auf Moralapostel machen wie ihr wollt. Ich würde alles daran setzen, dass meine Kinder nicht mit nem haufen asozialer Kana*ken im Klassenzimmer sitzen müssen, basta. Ich mag Deutschland sehr, aber dieses Problem geht mir sowas von auf den Sack.
Wenn ich Deinen Dreck lese, bin ich froh, dass meine Kinder nicht mit Figuren wie Dir im Klassenzimmer sitzen mussten, sondern mit den "Kanacken", die teilweise eine deutlich bessere Rechtschreibung haben als Dummdeutsche Deines Schlages.
Ich bin selbst in einem Arbeiterviertel grossgeworden, zu einer Zeit, als die "Unterschicht" noch "reindeutsch" war, und das war auch kein Ponyhof, und die meisten der von reaktionären Mittelschichtlern und sonstigen verzogenen Bürgersöhnchen als "asozial" bezeichneten (teilweise durchaus kritikwürdigen) Verhaltensweisen gab es damals schon - dazu noch etliche, die es heute nicht mehr gibt. In vielen Dingen ging es viel krasser ab, zum Beispiel mit der widerlichen, von CDU und Pfaffen des Adenauerregimes als "gesund" gelobten Misshandlung von Kindern in Elternhaus und Schule, die in der Folge einen viel höheren Grad allgemeiner gesellschaftlicher Gewalttätigkeit nach sich zog (z.B. mit einer 3-4mal so hohen Mordrate wie im heutigen, angeblich "sich abschaffenden" und von "asozialen Kanacken" verseuchten Deutschland). Keines meiner Kinder hat sich auf dem Schulhof so oft geprügelt wie ich und meine Altersgenossen - übrigens auch im Gymnasium, und als Ergebnis einer autoritäts- und gewaltgeprägten Erziehung hatten wir auch eine viel stärker abgeschottete kindliche und jugendliche Gegenwelt als meine Kinder später, und wir haben Scheiss gebaut, bei dem es mich heute beim Gedanken daran eher friert und wo nur mit Glück nichts weiter passiert ist und weder wir noch andere umgekommen sind. Soviel zu den Schwärmern nach richtiger Autorität. Ihr wisst nicht, wovon Ihr sprecht.
Mir fielen vor ein paar Wochen - ganz unrelated zur gegenwärtigen Hysterie - ein paar Dokumente aus einem jüdischen Schulmuseum, das eine Bekannte (Pädagogikprofessorin) mit angelegt hat, in die Hände. Die schilderten Unterrichtsprobleme mit eingewanderten "Ostjuden" vor (damals gehörte Westpolen noch zum Deutschen Reich) und nach dem Ersten Weltkrieg. Die Problemschilderungen der Pädagogen passten auf die meisten Alarmrufe der "Integrationsdebatte". Einwanderer hatten es noch nie leicht, und ihre Kinder eher schwerer. Und weder die Einwanderer noch ihre Kinder waren je Engelchen. Kein Mensch mit Verstand hat das je behauptet.
Und selbst Euer Wohlstandschauvinismus und Rassismus ist eine schlechte Kopie der Kopie der Kopie. Die erste aktenkundige Xenophobenbewegung entfaltete sich ironischerweise in den USA, schon im beginnenden 19. Jahrhundert und verstärkt nach dem Bürgerkrieg (ich vermute, das liegt daran, dass sich so etwas wie eine bürgerliche Öffentlichkeit dort früher bildete, und Xenophobie ist ein typisches Symptom von bürgerlichem Kretinismus). Die "Bewegung" nannte sich "nativism", und richtete sich - Überraschung - gegen Einwanderer, die als degeneriert, faul gierig und religiös fanatisch geschildert wurden. Die Türken der damaligen Zeit waren mehrheitlich Iren, teilweise auch Polen, denn Katholiken bildeten in den USA eine Minderheit. Interessanterweise "argumentierten" schon die "nativists" mit der "unnatürlichen Vermehrungsrate" der Einwanderer, Euch fällt irgendwie nix neues ein. Sie "argumentierten" teilweise übrigens auch mit Brand- und Sprengstoffanschlägen. Später kamen - passt auf die Chinaseite - auch Chinesen ins Visier, es gab sogar im mittleren Westen einige ausgewachsene Pogrome mit zahlreichen Toten.
Das Muster ist immer dasselbe: Wenn Teile der unteren Bevölkerungsschichten ethnisch unterscheidbar werden, werden sie zur Zielscheibe. Marginale soziale Stellung macht keine schönen, guten und edlen Menschen, nirgends. Wenn Menschen schlecht gebildet und schlecht behandelt sind, reagieren sie oft roh. Das ist so trivial, dass es schon peinlich ist, es betonen zu müssen. Sobald diese Verhaltensweisen aber mit unterscheidbaren ethnischen Gruppen assoziiert werden können, schlägt der xenophobe Reflex zu: das Verhalten ist dann nicht mehr roh und ungebildet, sondern jüdisch, türkisch, muslimisch, "tschuschisch" (Österreich, gemeint sind Jugoslawen) oder niggerhaft.
Gibt es übrigens auch in China. Den Uighuren und zum Teil den Hui, aber auch Tibetern und Qiang und auch den Bangzi und den slawischen Minoritäten wird alles mögliche nachgesagt, was zum Teil auch nicht frei erfunden ist, aber ähnlichen Mustern folgt. Uighuren sind Drogenhändler, Zuhälter, Diebe und Strassenräuber, Tibeter oft besoffen und das lange Messer wird gezückt, wenn man eine falsche Bewegung macht, Russen und Kasachen sind faul und ständig besoffen und so weiter. Das sind bloss so ein paar Stereotype, die ich in Unterhaltungen und in Postings auf Tianya und Mop (teils persistent, teils ehe sie wegharmonisiert waren) mitgekriegt habe.
Allerdings, wenn Guiyang 88dingens hier das untergehende politisch korrekte Deutschland so niedermacht und China preist: Wenn ein Chinese - oder auch Guiyang dingens - auf die Idee käme, den Thilo zu geben und gegen Uighuren, Tibeter, Kazaks oder Bangzi so vom Leder zu ziehen wie Thilo gegen "Kopftuchmädchen", dann wäre er beim ersten Mal bei der Gongan zum Tee eingeladen, beim zweiten mal wären Job und Internetanschluss flöten und beim dritten Mal würde er im vorbildlichen chinesischen Strafvollzug mit uighurischen Gewohnheitsknackis harmonisch die gleichen Steine kloppen. Nicht dass ich dieses rechtsstaatlich und menschenrechtlich gewiss nicht korrekte Vorgehen toll fände. Aber manche Leute sollten nachdenken, bevor sie loben.
Ok, nu hab ich keine Lust mehr auf die Debatte. Piratebay hat löblicherweise Thilos Machwerk als Torrent, und ich lese noch. Schon auf der zweiten Seite stand empirisch widerlegbarer Müll ohne Ende, danach folgte viel Selbstlob. Ich prüfe gerade weiter und komme mir vor wie ein Proktologe.
Egal, schönen Abend.
a^2