chrix hat geschrieben:Zunächst einmal vorweg: ich finde das Thema Chữ Nôm auch hochspannend. Auch würde ich aufgrund des hohen sinitischen Lehnwortschatzes mal gern Vietnamesisch lernen, aber da würde es mir wahrscheinlich so gehen wie beim Koreanischen, ohne die Hanzi fehlt mir da was. In dem englischsprachigen Forum
http://www.chinese-forums.com" target="_blank sind immer mal Chinesen mit Vietnamesischkenntnissen bzw. Vietnamesen mit Chinesischkenntnissen unterwegs, und sprechen zum Teil auch solche Themen an, vielleicht ist es für Dich von Interesse.
Wieso vermisst du Hanzi? Du kannst doch Vietnamesisch mit Hanzi schreiben, es gibt dann eben nur noch ein paar zusätzliche Hanzi.
Wenn du mal einen normalen vietnamesischen Wikipedia Text in HanNom übersetzt, dann wirst du feststellen, dass die meisten Wörter chinesische Lehnwörter sind, und ChuNom oft nur ein paar einsilbige Wörter dazwischen ausmacht. Die richtig Abstrakten Dinge werden meist mit chinesischen Lehnwörtern ausgedrückt.
Nun ja, danke für den Link. Ich werd mich dort mal umschauen.
chrix hat geschrieben:Aber jetzt zurück zum Thema.
1. So sehr ich persönlich Schriftzeichen faszinierend finde, sollte man aufpassen, diese als Argument for Cognata zu verwenden. Oft sind dies zwei verschiedene Paar Schuhe.
Ja, das ist klar. Sieht man z.B. auch an den regen Auseinandersetzungen die es in HongKong zum Thema 正字 gibt, manche meinen ja man sollte ni1 dou6 als 呢道 schreiben und nicht als 呢度, weil der Ursprung 十道的道 ist.
chrix hat geschrieben:2. die historische Sprachwissenschaft existiert ja nicht im luftleeren Raum. Die komparative Methode hat sich in vielerlei Hinsicht bewährt. Natürlich ist die Methode mit zunehmendem zeitlichen Abstand weniger zuverlässig (und in der Tat sprechen sogar einige Indogermanisten nicht mehr unbedingt von einer Protosprache, sondern schließen die Möglichkeit von einer Gruppe von Ursprachen nicht aus). Aber wir wollen doch das Kind hier nicht mit dem Bade ausschütten. Kantonesisch und die anderen sinitischen Sprachen gehen nicht so sehr weit zurück, so daß man den Ergebnissen der komparativen Methode schon mehr Gültigkeit zusprechen kann.
Hab ich die historische Sprachwissenschaft irgendwie angegriffen?
chrix hat geschrieben:4. Sprachmischung: ich habe das Gefühl, daß Du hier eine andere Definition hast von Sprachmischung als in der Sprachwissenschaft üblich. Natürlich beeinflussen sich auch genetisch nicht-verwandte Sprachen, und bei genügende langem oder intensivem Kontakt kann es auch zur Entlehnung von Funktionswörtern kommen (wobei ich bei Deinen Beispielen dennoch eher von Erbwortschatz ausgehe, denn von Entlehnung. Nur weil zwei Wörter in verschiedenen Sprachen den gleichen Ursprung haben, müssen sich noch lange nicht dieselbe Bedeutung haben. 的 und sein kantonesisches Pendant stammen wahrscheinlich von 之, und was die kantonesische Partikel ge angeht, scheinen manche eine Verwandtschaft mit 個 anzunehmen, aber ich habe selber zu letzterem keine gut belegbaren Erkenntnisse und möchte mich daher mit Spekulationen zurückhalten.
Also es scheint mir müßig den Ursprung dieser Demonstrativpronomen ergründen zu wollen. Diese haben ja eher Lautmalerischen Charakter und sind in den meisten Sprachen ähnlich.
彼bi, 此ci, 幾ji, 呢 ni, 其qi, 斯si, 是shi, 適shi, 伊yi, 爾(yi), 之zhi, 這zhe, 者zhe ...
Ich wollte hier aber keine riesige Diskussion lostreten, ich wollte nur kurz auf 京族 hinweisen. Ich schreibe eigentlich schon lange nicht mehr in diesem Forum. In Forums schreiben ist ziemlich zeitaufwändig, und da schreibe ich doch lieber an meinen eigenen Sachen.
Außerdem arten Forumsdiskussionen leicht in Schlachten aus .... nichts für Ungut ...