RoyalTramp hat geschrieben:
Und was soll mir das sagen? Das es dem Ossi wesentlich schlechter ging und das schon ab 1949? Da wirst du von mir keinen Widerspruch hören. Für uns Wessis ist es dann jedoch ebenfalls den Bach runtergegangen und zwar ab 1989 just in dem Jahr als...
Ja das habe ich in vielen Zeitungen auch so lesen koennen. Die Neuverschuldung der alten BRD hat aber schon 1950 begonnen und das man sich das Sozialsystem nicht mehr leisten konnte, lag nicht an der Wiedervereinigung. Das ist gelogen und verdeckt nur einige fehlerhafte Finanzentscheidungen waehrend der Wiedervereinigung und waehrend der Zeit seit 1950.
Du unterschätzt den massiven Griff in die westdeutsche Rentenkasse, mit denen man die Wiedervereinigung a) von den Russen "erkauft" hat, b) und aus der plötzlich hunderttausende von Ossi-Rentnern finanziert werden mussten, die vorher nicht zum Erhalt der Kassen beigetragen haben. Das war ein richtig fetter Griff in die Kassen...ein Griff in richtig fette Scheiße, die sich damals unser "Scheich" Kohl erlaubt hat, so toll der Mauerfall auch ist. Aber mir wären 2 deutsche Länder lieber, in denen man sich auch auf historisch verträgliche Art und Weise angenähert hätte. Und mit der Zeithätte man dann genug Devisen zurücklegen können, um die Wiedervereinigung schließlich zu finanzieren, anstatt diese grenzdumme Nacht-und-Nebel-Aktion übers Knie zu brechen und in den westdeutschen Sozialversicherungen richtig böse herumzufischen, damit auch ja das "wieder zusammenkommt, was zusammengehört" Zeit, Jadelixx! Zeit hätte man für so eine Aktion gebraucht! Aber da wollte sich noch jemand vor Ende seiner Amtszeit ein Riesendenkmal setzen, dass plötzlich alles so schnell gehen musste.
Natuerlich waere es besser gewesen, sich Zeit zu lassen, bin ganz Deiner Meinung. Was meinst Du aber mit westdeutscher Rentenkasse? Die Rentenkasse hat keinen Betrag, der irgendwo vorgehalten wird. Es gibt da kein Guthaben, alles was durch Arbeitnehmerbeitraege jetzt erwirtschaftet wird, wird im naechsten Monat an die Rentner ausgezahlt. Heisst, jeder Verdiener im Osten hat vom ersten Tag nach der Vereinigung in die Rentenkasse gezahlt. Jeder Ostdeutsche, der in den Westen gependelt ist, hat natuerlich auch in die Westkasse gezahlt und auch die, die sofort in den Westen abgewandert sind.
In der DDR gab es ebenfalls eine Rentenkasse, aber auch ein voellig anderes Geldsystem. Das damals alles auf die Schnelle zusammenzufuehren, war natuerlich ein Wahnsinn, aber auch eine Chance. Der damalige Finanzminister hat damals gemeint, er riskiert schon viel, wenn er die Ostmark im guenstigen Verhaeltnis in die DM ueberfuehrt. Die DM ist aber nach der Waehrungsunion durch die Decke gegangen. Offenbar hatte also der Rest der Welt mehr Vertrauen in die neue Geldvermehrung. Bei jeder anderen Waehrungsreform, ganz egal in welchem Zeitalter oder in welchem Land, hat man es geschafft, die Schulden zu reduzieren, nicht so dieses westdeutsche Finanzgenie. Duemmer gehts nicht, er haette wenigstens 5 oder 10 Prozent von den BRD Altlasten abfinanzieren koennen. Das Gegenteil ist geschehen. Die DDR als Bankrott darzustellen, war offenbar noch wichtiger als jeder moegliche finanzielle Schaden.
Den Russen hat Kohl damals den Abzug versilbert mit genau 15Mrd. DM, naja immerhin, aber nicht wirklich eine bedeutende Summe. Auf 1945 runtergerechnet hoechstens ne halbe Mrd. RM.
Die Mauer hätte auch fallen können, ohne gleich eine Wiedervereinigung zu erzwingen, die beide Deutschländer finanziell massiv überfordert hat. Es ging den Ossis doch in erster Linie um Reisefreiheit...jedenfalls so meine Ex-Freundin...echt thüringisch...hätte man nicht einfach erst so, wie es die Demonstrationen der Ossis auf den Straßen gezeigt haben, einen Systemwechsel in der DDR herbeiführen und die Grenzen öffnen können, ohne sich auch gleich zu vereinen? Und dann gemeinsam langsam auf eine Wiedervereinigung hinarbeiten? Musste man da mit dem Dampfhammer ans Werk gehen?
Richtig, ich wuerde sogar meinen, eine Wiedervereinigung war gar nicht notwendig gewesen und es waere besser, haetten die neuen Bundeslaender als eigenstaendiger Staat die EU Aufnahme beantragt. Die 49Mrd. DDR Auslandschulden haette man als Ausgleichzahlungen fuer geleistete Reparationen vom Westen einfordern muessen.
Der Alt BRD waere ihr Geldsystem sowieso wegen der demographischen Entwicklung ohne zutun der Ostdeutschen um die Ohren geflogen, das ist sicher.
Trotzdem ist der Mauerfall ein Ereignis zum feiern, weil ein ganzes Land einschliesslich unverbesserliche immernoch ueberzeugter Parteifunktionaere das friedlich hinbekommen haben, eine Diktatur aufzuloesen. Nach dem Mauerfall gab es kein zurueck mehr.
Mit einer nicht geringen Wahrscheinlichkeit, waren die Ereignisse 1989 in Beijing abschreckend genug fuer so manchen ostdeutschen Parteibonzen, in den entscheidenden Momenten nicht auf das eigene Volk ballern zu lassen.
Ein herzlichen Dank an die mutigen chinesischen Studenten von 1989!