Demopraphischer Wandel

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aquadraht
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Re: Demopraphischer Wandel

Beitrag von aquadraht »

Topas hat geschrieben:..
Ich finde, dass Du Mackenroths (und auch Samuelsons) Punkt nicht verstanden hast. Natürlich ist jede Periode eine willkürliche Grenzziehung in einem Fliessgleichgewicht. Und sicher kann es zwischen Perioden Über- oder Unterschüsse geben. Das ist nicht die Frage. Die Frage ist eher: Kann wirtschaftliche Leistung gespart werden? Mackenroth verneint das, wie ich meine, mit Recht. Ein Geldguthaben, ein Rentenvertrag etc. ist immer nur ein Titel auf eine erst zu erbringende Leistung. Das kann gutgehen, muss aber nicht. Und ob es gut, besser oder schlechter geht, hängt davon ab, was zum Zeitpunkt, zu dem der Titel realisiert wird, real erwirtschaftet wird.
Narr
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Re: Demopraphischer Wandel

Beitrag von Narr »

Topas hat geschrieben:Um eine Bevölkerung einigermassen stabil zu halten ( also "null" wachstum ) ist eine Quote von 2,1 Kindern erforderlich. Dies sollte das Ziel vieler Länder sein, da sich somit die infolge der Überbevölkerung auftretenden Probleme nicht noch weiter verschärfen. Was mich allerdings etwas wundert, ist , wie doch die Bevölkerung Chinas bie der Ein-Kind-Politik weiter wachsen konnte, vor allem in dem Masse der letzten 30 Jahre. Alleine an der gestiegenen lebenserwartung kann es nicht liegen, weil 70, 80 und 90 Jährige wohl kaum ihr erstes Kind in die Welt setzen.
Ein Wachstum mit der Begründung der positiven Wirtschaftsentwicklung und damit des Wohlstands zu fördern ist nicht in Ordnung, aus dem Grund, da je mehr Menschen existieren, desto mehr externe Effekte und Solidaritätsleistungen seitens des Staates auftreten. Somit gleicht sich das Plus mit dem Minus mehr oder weniger wieder aus. Auch die Erde hat ihre Grenzen wie mensch ja jetzt schon in einigen Ländern sehen kann....
Doch, es sind ja nicht die 80 Jährigen die Kinder bekommen sondern die junge Generation die Kinder bekommt. Die alte Generation lebt aber länger. Also kommt es zum Wachstum.

Topas hat geschrieben:recht hast du.

Aber gerade die Steuersysteme sind ein schönes Beispiel dafür, dass es ein Problem des Systems ist und nicht der Machbarkeit. Und ein politisches System, welches ganz offensichtlich einer Reform bedarf, weiter zu konservieren, mit in Kaufnahme wietere sozialer verschiebungen und Zwickmühlen , halte ich eher für nicht sinnvoll. Lieber ein kurzer Knall, als später ein nicht mehr abwendbarer Auswuchs auf andere Teile der sozialen Sicherung.

Und : Wirtschaftlicher fortschritt ist mit einem anderen Modell auch durchaus unabhängig von der demographischen Entwicklung realisierbar. Die Frage ist, inwieweit denn die Menschen bereit sind, einen strukturellen Wandel, der auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist, durch kurzfristige Einschnitte mit zu tragen ? Ego lässt grüssen....
in so einem "kurzen" Knall leben wir derzeit und werden auch min. weitere 30 Jahre damit leben müssen. Ich finde nicht, dass man das herbeiführen sollte.
jadelixx
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Re: Demopraphischer Wandel

Beitrag von jadelixx »

Eine sehr interessante Diskussion.
Pinyin hat geschrieben: ...
Auch ich glaube, dass das langfristige Wachstum einer Volkswirtschaft mit dem Wachstum der Bevölkerung positiv zusammenhängt. Die Gestalltung der demographischen Entwicklung wird ein entscheidener Faktor sein, ob China auch weiterhin langfristig an die positive wirtschaftliche Entwicklung anknüpfen kann.
Den Zusammenhang zwischen demographischer Entwicklung und langfristig positiver wirtschaftlicher Entwicklung gibt es eigentlich nur in Volkswirtschaften, in denen die jetzigen Sozialsysteme eine solche entsprechende Erwartungshaltung stärken.
Eurer bisherigen Argumentation folgend, gibt es keine realistische Alternative dazu, im Alter einfach länger zu arbeiten, es sei denn körperliche Arbeit könnte durch die Robotik oder einen anderen Technologiebereich weitestgehend ersetzt werden, so daß noch viel weniger jugendliche Menschen nötig wären, um für noch mehr Menschen den Wohlstand zu verbessern. Nötig wären nicht nur eine Steigerung der Produktivität sondern eine Explosion der Produktivität.

In entwickelten Indutrieländern ist Produktivität aber tatsächlich nicht in allen Bereichen vom jugendlichen Alter abhängig. Die Entwicklungsländer werden vermutlich früher oder später ebensowenig von körperlichen Tätigkeiten abhängen.
Im kreativen Bereich werden die wertvollsten Resultate z.B. oftmals erst im Alter erreicht. Ein Maler kann im Alter sein wertvollstes Bild malen, ein Schauspieler seine bestbezahlte Rolle im Alter spielen, ein Schriftsteller kann im Alter sein meistverkauftes Buch schreiben. Überall wo Erfahrung, Geduld, Qualitätsbewußtsein und/oder Weißheit eine Rolle spielt, kann ein Älterer produktiver oder unterm Strich wenigstens gleich produktiv sein, wie ein Jungspund, der vielleicht schneller schreiben kann, aber eben nicht "wertvoller".
Die Wertschöpfung könnte sich mit steigendem Alter durchaus noch zusätzlich verbessern, wenn der Innovationsbedarf in diese Richtung rechtzeitig befriedigt werden kann. Teilweise stehen den Älteren heute schon Hilfsmittel zur Verfügung, den Produktivitätswettbewerb zur "jüngeren Konkurrenz" zu ihren Gunsten zu entscheiden. Körperliche Tätigkeiten können ersetzt werden, Erfahrung nicht. Es gibt lediglich einen erhöhten Bedarf an geistiger Fitness.
Wenn die maximale Produktivität für mehr Menschen im späten Alter erreicht werden könnte, wäre das demographische Problem dann auch weniger wichtig.
Um das zu fördern, müßte die Gesellschaft Arbeit im Alter aufwerten, stärker anerkennen. Spätestens, wenn das Durchschnittsalter im Journalismus zwischen 50 und 60 angelangt ist, sehe ich diese Aufwertung im Westen als unvermeindlich. In zentralisiert disziplinierten elitegetriebenen Gesellschaften, wie Japan und vielleicht später ähnlich China, könnte so eine Aufwertung per Direktive einfach angeordnet werden.

Ressourcenknappheit der zur Zeit verwendeten Werkstoffe ist ebensowenig etwas, was das Wirtschaftwachstum hemmen muß, vielmehr werden dadurch Innovationszwänge freigesetzt, die zu einem zu bedienenden Mehrbedarf führen. Ersatzwerkstoffe und Ersatztechnologien, damit einhergehend mehr Denkerpotential, mehr Wissenschaft sind nötig. Ernergie ist schon gar nicht knapp, sondern eher im Gegenteil unbegrenzt vorhanden, dazu muß man noch nichtmal vom Planeten wegzoomen.
Zu tun und vor allem zu wissen gibts also in der Zukunft genug, es müßten nur rechtzeitig die richtigen Hebel bewegt werden, damit nicht erst soziale Unruhen oder unverhältnismäßige Ungleichgewichte zwischen den Nationen oder Kulturen die Innovationszwänge der Zukunft offenlegen.
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Sepel
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Re: Demopraphischer Wandel

Beitrag von Sepel »

Mehr oder weniger passend zum Thema beschäftigt sich die Welt mit der demografischen Entwicklung, den Renten und auch China.

Wie andere Länder das Rentenproblem bekämpfen

Viele Staaten kämpfen gegen Überalterung und hohe Rentenausgaben. Zum Teil mit radikalen Ansätzen. Mit weniger Rente und höherem Eintrittsalter allein ist es jedoch nicht getan. Denn für arbeitswillige Rentner müssen auch Arbeitsplätze vorhanden sein. Das größte Problem hat China zu lösen.

http://www.welt.de/wirtschaft/article41 ... mpfen.html" target="_blank
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