Tibet-Zerrbild 4

Tibet liegt im Westen Chinas. Städte in Tibet sind Lhasa (拉萨) und Shigatse (日喀则市),
martin xin
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Tibet-Zerrbild 4

Beitrag von martin xin »

Vorwort: Vor einiger Zeit habe ich hier Tibet-Zerrbild 1-3 veröffentlicht. Nun habe ich endlich wieder Zeit, mich weiter mit Tibet-Zerrbildern zu beschäftigen. Das Vorurteil in Westen wegen Tibet ist sehr tief. Mit meinem Beitrag möchte ich eine andere Ansichtweise der Tibet-Frage darstellen. Grüsse an alle bekannten und unbekannten Leser.

Tibet-Zerrbild 4: „Die Chinesen haben im März 1959 den tibetischen Volksaufstand brutal niedergeschlagen.“

Diese in der westlichen Öffentlichkeit verbreitete Anschuldigung hat aus schwarz weiß gemacht. Erstens, was im März 1959 in Lhasa passierte, war nicht ein wie in der westlichen Medien propagierter tibetischer Volksaufstand, sondern eine von Feudalherren, die hartnäckig an Beibehalten der Leibeigenschaft festhalten wollten, organisierte bewaffnete Aufruhre. Zweitens, dieser Aufruhr war gegen die Staatsordnung, erbrachte große menschliche und materielle Schäden, wurde nur zu Recht von der Staatsmacht unterdrückt; solche Aufruhre würde auch von keiner Staatsmacht der Welt in eigenem Land toleriert. Sogar der Dalai Lama verurteilte damals die Aufrührer als „reaktionäre Clique“ und „reaktionäre schlechte Elemente“, und ihre Taten als „gesetzwidrige Handlungsweise“ (http://www.chinaembassy.at/ger/10750.html Abruf: 2-08-2005).

Zwischen März und April 1952 gründeten zwei hohe Beamten der tibetischen Lokalregierung, Lukangwa und Losang Zhaxi, insgeheim die illegale Organisation. Im Mai 1957 wurde die aufrührerische Organisation „Vier Flüsse und Sechs Hügel“ mit Unterstützung von Galoins, Neuxar Tubdain Tarba und Xainga Gyurme Doje, gegründet. Etwas später wurden terroristische bewaffnete Kräfte, die so genannte „ Armee zur Verteidigung der Religion“, gebildet. Die bewaffneten Terroristen stifteten Unruhen, ermordeten Regierungsfunktionäre (auch tibetische Regierungsfunktionäre), zerstörten Verkehrseinrichtungen, griffen die von der Zentralregierung stationierten Organe und Militärverbände an, plünderten überall Hab und Gut, töteten Einwohner und vergewaltigten Frauen. Dongda Bazha, ein Händler im Kreis Nedong, wurde wegen seiner Weigerung der Teilnahme an dem Aufruhr aufgehängt, geprügelt und dann getötet, und seine Frau wurde vergewaltigt. Die damalige tibetische Lokalregierung gab auch bekannt, dass viele Opfer Klage gegen diese Terroristen erhoben hatten. Allein im August 1958 gab es mehr als 70 solche Fälle. (http://www.chinaembassy.at/ger/10750.html Abruf: 1-8-2005)

Vor März 1959 fand Abschaffung der Leibeigenschaft in Tibet noch nicht statt. Aber sie begann in anderen tibetischen Bezirken in den nahbaren Provinzen. Die Sklaven, Leibeigenen und normale Bevölkerung freuten sich über ihre Befreiung von dem grausamen Gesellschaftssystem. Die Feudalherren hassten aber sehr diese „demokratische Reform“. Sie leisteten Widerstände und flohen in Tibet, in dem die Reform noch nicht anfing. Dies vertiefte die Angst der Feudalherren in Tibet vor bevorstehender Reform. Sie beschleunigten ihre Vorbereitungen auf einen großen Aufruhr und hofften, dass sie dadurch die Kräfte der zentralen Regierung aus Tibet vertrieben und damit die Reform verhindern konnten. Die geschichtliche Tatsache ist: Was im März 1959 in Lhasa passierte, war nicht ein tibetscher Volksaufstand, auch nicht ein wie das „Tibet-Büro London“ (Quelle vieler Tibet-Zerrbilder) in der westlichen Öffentlichkeit propagierter und propagierter „Aufstand der Geknechteten“ (http://www.tibet-initiative.de/frames.html Abruf: 1-8-2005), sondern ein von den religiösen und weltlichen Feudalherren mit Gerüchte geschürter bewaffneter Aufruhe, ein Terrorakte.

Am 07. Februar 1959 hatte der Dalai Lama aus eigener Initiative gegenüber Deng Shaodong, dem Vize-Oberbefehlshaber des Militärbezirks Tibet, und anderen den folgenden Wunsch geäußert: „Wie zu hören ist, sind die neuesten Darbietungen des Kulturensembles des Militärbezirks Tibet sehr gut, nachdem es sich im Landesinneren weitergebildet hat. Ich möchte sie mir ansehen. Ich bitte Sie, ein Arrangement dafür zu machen.“ Deng Shaodong und andere erklärten sofort ihr Einverständnis und baten den Dalai Lama, Termin und Ort für die Aufführung festzulegen. Sie teilten ferner Surkang und anderen Galoins der tibetischen Lokalregierung sowie dem Adjutanten des Dalai Lama, Paglha Tubdain Weidain, den Wunsch des Dalai Lama mit. Am 8. März legte der Dalai Lama fest, sich um 3 Uhr nachmittags des 10. März zur Aula des Militärbezirks Tibet zu der Ausführung zu begeben.

Am Abend des 09. März 1959 machten Gerüchte in Lhasa die Runde: Morgen werde sich der Dalai Lama zum Bankett und Theaterbesuch in den Militärbezirk begeben, und die Han-Leute hätten bereits ein Flugzeug bereitgestellt, um ihn nach Beijing zu entführen. Aufrührer riefen: Alle Familien sollten ihre Leute zur Residenz des Dalai Lama in Norbulingka schicken und Bittschriften einreichen, um ihn zum Verzicht auf den Theaterbesuch im Militärbezirk zu bewegen. Am 10. März verbreiteten die Aufrührer auch das Gerücht, dass „der Militärbezirk den Dalai Lama vergiften will“. Sie verwundeten Sampo Cewang Rinzin, den ehemaligen Galoin der tibetischen Lokalregierung und Vize-Oberbefehlshaber des Militärbezirks Tibet, erschlugen die patriotische Persönlichkeit Kainqoin Pagbalha Ssoinam Gyamco, Mitglied des Vorbereitungskomitees für das Autonome Tibet, mit Seinen, banden seine Leiche an den Schwanz eines Pferdes und schleiften sie zum Stadtzentrum, um sie zur Schau zu stellen. Das war nackter Terror! Danach hielten die Anführer des Aufruhrs eine so genannte „Volksdelegiertenversammlung“ und „Volksversammlung des unabhängigen Staates Tibet“ ab, beeilten sich, die bewaffneten Kräfte intensiv zu organisieren und aufzustocken. Sie zerrissen in aller Öffentlichkeit das „17-Punkte-Abkommen“ und entfesselten einen bewaffneten terroristischen Aufruhr.

Am 10. 11. und 15. März 1959 schickte der Vertreter der Zentralregierung Tan Guansan drei Briefe an den Dalai Lama. In den Briefen drückte Tan Guansan Verständnis und Sympathie für die Lage des Dalai Lama und die Sorge um seine Sicherheit aus. Er wies auf die tollwütigen bewaffneten Provokationen der Aufrührer hin und forderte die tibetische Lokalregierung auf, diesen sofort Einhalt zu gebieten. Am 11. 12. und 16. März schrieb der Dalai Lama an Tan Guansan drei Antwortbriefe, in denen er unter anderen schrieb: „Reaktionäre schlechte Elemente betreiben unter dem Vorwand, mich zu schützen, Aktivitäten, die mich gefährden. Ich suche nach Wegen, um die Zwischenfälle beizulegen.“ Und: „Die gesetzwidrige Handlungsweise der reaktionären Clique bereitet mir endlosen Kummer … Unter dem Vorwand, meine Sicherheit zu verteidigen, schaffen sie schwerwiegende Zwischenfälle und säen Zwietracht zwischen der Zentral- und der Lokalregierung. Ich tue mein Bestes für die Lösung der Probleme.“ Im Brief vom 16. März drückte er ferner aus, einige Mitglieder der Lokalregierung einer „Erziehung“ unterzogen und sie „streng ermahnt zu haben“. Er sprach sich dafür aus, sich in einigen Tagen zum Militärbezirk begeben zu wollen. Die Originale der drei vom Dalai Lama persönlich geschriebenen Briefe sind von Xinhua-Korrespondenten photographiert und veröffentlicht worden und sind heute noch gut erhalten. (http://www.chinaembassy.at/ger/10750.html Abruf: 2-08-2005) Später sagte der Dalai Lama ganz anders. Ich kann ihn wegen seiner Situation verstehen, nämlich: konnte und kann er sonst noch Sympathie und Unterstützung durch den Westen bekommen? Das ist mehr als fraglich.

In der Nacht des 17. März verschleppten die Anführer der Rebellion wie Surkang, Neuxar und Xaisur den Dalai Lama und flohen von Lhasa zu dem Stützpunkt der aufrührerischen bewaffneten Terroristen in Shannan.

Nachdem der Dalai Lama Lhasa verlassen hatte, trommelten die Aufrührer 7000 Leute zusammen und entfesselten am frühen Morgen des 20. März einen allseitigen Angriff auf Partei-, Regierungs- und Militärorgane. Als die Situation untragbar geworden und Nachgiebigkeit nicht mehr möglich war, unternahm die Volksbefreiungsarmee um 10 Uhr desselben Tages befehlsgemäß einen Gegenangriff. Unterstützt von patriotischen Mönchen und Einwohnern schlug sie nach zwei Tagen die terroristische Rebellion in Lhasa nieder. Danach besiegte sie auch die bewaffneten Aufrührer im Gebiet Shannan, wo sie längere Zeit verschanzt hatten. Die in andere Gebiete geflohenen rebellischen Terroristen zersetzten sich im Lauf der Zeit.

Bis Frühmorgen, 22. März 1959, wurde der gesamte Aufruhr in Lhasa zerschlagen. Dabei wurden 545 Aufrührer getötet, und ungefähr 4800 Aufrührer gefangen genommen. (http://www.tibetinfor.com.cn/t/xzjbqk/jbqk_xzls.html Abruf: 16-7-2005)

Bei der Niederwerfung des Aufruhrs hielt die Volksbefreiungsarmee strikt Disziplin und wurde von den Gläubigen und Nichtgläubigen herzlich unterstützt. Sie arbeiteten aus eigener Initiative mit der VBA zusammen, um den Aufruhr niederzuwerfen. An verschiedenen Orten organisierten sich die Tibeter zu Selbstverteidigungsorganisationen wie Selbstschutzgarden, Verbänden der Gemeinsamen Selbstverteidigung und Garden zum Schutz der Herden usw. Für die Volksbefreiungsarmee legten sie Wege an, transportierten Güter, schickten Briefe, dienten als Wegführer, boten Tee und Wasser an, standen Wache, retteten und behandelten Verwundete, so dass die Aufrührer in völlige Isolation gerieten.

Auch die von der amerikanischen Central Intelligence Agency ( CIA ) ausgebildeten tibetischen Agenten, als mit dem Fallschirm absprangen, wurden zu 99% von der tibetischen Bevölkerung und der Volksbefreiungsarmee gefangen genommen. (http://www.boxun.com/hero/anqi/24_1.shtml Abruf: 26-7-2005) Diese Tatsache zeigte, dass dieser von Feudalherren geschürte Aufruhr keine breite Unterstützung unter der tibetischen Bevölkerung fand.

Sogar die Flucht von Dalai Lama und seinen Gefolgsleuten wäre ohne die Hilfe Mao Zedongs kaum möglich: Der Vorsitzende Mao Zedong, der sich persönlich um tibetische Angelegenheiten kümmerte und auch persönlichen Kontakt zum Dalai Lama pflegte, gab am 12. März 1959, also bevor Dalai Lama Lhasa verließ, dem Militärbereich Tibet den Befehl mit dem folgenden Inhalt: „Wenn der Dalai und seine Gefolgsleute fliehen, darf unsere Armee sie auf keinen Fall verhindern; Egal, ob sie nach Nanschan oder nach Indien fliehen, lassen sie gehen.“ Das war Grund, warum Dalai Lama und seine Gefolgsleute bei der zweiwochenlangen Flucht nach Indien auf keine Verfolgung und Abfangung stoßen. (http://www.tibetinfor.com.cn/t/xzjbqk/jbqk_xzls.html Abruf: 3-8-2005)

Die westlichen Medien dürfen keine Doppelmoral gegenüber Terroristen haben: Wenn Aufruhr in den westlichen Ländern passiert, sei er ein Terror; wenn er aber in nichtwestlichen Ländern passiert, sei er ein Aufstand. Solche Doppelmoral könnte keinen Frieden und keine Ruhe für unsere Welt bringen, sondern noch mehr Terror und Unruhe. Sie schadet anderen, aber hilft ihnen selbst am Ende auch nicht. Die westlichen Länder dürfen keine Konflikte der ethnische Bevölkerungen in anderen Ländern schüren, um die Länder, die die westlichen Werte nicht nachahnen, gegen ihren eigenen Willen zu „ändern“ oder „demokratisieren“ oder destabilisieren.
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Jens
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Beitrag von Jens »

Hallo martin xin. Freut mich wirklich sehr dich wieder hier zu lesen/sehen.
Dein Artikel ist leider wieder etwas Einseitig und du gebrauchst in bester Bush-Rhetorik das Wort "Terroristen" etwas zu oft für meinen Geschmack.

Zu deinem Zerrbild:
Tibet-Zerrbild 4: „Die Chinesen haben im März 1959 den tibetischen Volksaufstand brutal niedergeschlagen.“
Wenn das kein Volksaufstand war, dann erklähre mir doch bitte die Anzahl der getöteten Tibeter:

87000 (chinesische Quellen)
430000 (tibetische Quellen)

Sogar die chinesischen Quellen können es schon mit der Anzahl getöteten Zivilisten in der Irakinvasion aufnehmen.

http://www.igfm-muenchen.de/tibet/hist_ ... ungen.html

Interessant wäre doch mal ein Beitrag über das heutige Tibet.
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Babs
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Beitrag von Babs »

Hallo Martin,

ich habe in den Ferien das wunderwunderschöne Buch 《尘埃落定》 von 阿来 gelesen. Es hat zwar nichts mit deinen - wirklich bewundernswerten - Recherchen über Tibet zu tun, ist aber so witzig, spannend, unterhaltsam und bewegend geschrieben, dass ich noch immer ganz hin und weg bin davon.

http://book.sina.com.cn/liter/chenailuoding/

Grade habe ich gesehen, dass 阿来 endlich wieder ein neues Buch geschrieben hat 《空山》, in dem er das Leben tibetischer Dorfbewohner von den fünfziger bis in die neunziger Jahre (des letzten Jahrhunderts) beschreibt. Da dies die Zeit ist, die ja auch dir am Herzen liegt, müsste dieses Buch auch für dich interessant sein.

http://book.sina.com.cn/nzt/lit/kongshan/index.shtml

Mach auf jeden Fall weiter mit deinen Entzerrungen! Du weißt ja, ich bin ein großer Fan von dir :wink:

Barbara
martin xin
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Beitrag von martin xin »

Hallo Jens, ich freue mich sehr dir hier wieder zu begegnen.

Was die Anzahl der getöteten betrifft, habe ich die offiziellen Zahlen zitiert: „Bis Frühmorgen, 22. März 1959, wurde der gesamte Aufruhr in Lhasa zerschlagen. Dabei wurden 545 Aufrührer getötet, und ungefähr 4800 Aufrührer gefangen genommen.“ Meine Meinung: Die anderen Stellen und Leute waren eigentlich nicht in der Lage, einzelne Tote aufzuzählen. Die von dir oben genannten Zahlen kann nur als eine Vermutung zur Kenntnis genommen werden. Ob sie objektive oder subjektive sind, kann ich von hier aus nicht beurteilen.
martin xin
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Beitrag von martin xin »

Hallo Barbara,

ich danke dir sehr für deine Information. Ich werde sie sicher noch bearbeiten.
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Jens
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Beitrag von Jens »

martin xin hat geschrieben:[...]
Was die Anzahl der getöteten betrifft, habe ich die offiziellen Zahlen zitiert: „Bis Frühmorgen, 22. März 1959, wurde der gesamte Aufruhr in Lhasa zerschlagen. Dabei wurden 545 Aufrührer getötet, und ungefähr 4800 Aufrührer gefangen genommen.“ Meine Meinung: Die anderen Stellen und Leute waren eigentlich nicht in der Lage, einzelne Tote aufzuzählen. Die von dir oben genannten Zahlen kann nur als eine Vermutung zur Kenntnis genommen werden. Ob sie objektive oder subjektive sind, kann ich von hier aus nicht beurteilen.
Eine google nachfrage nach den offiziellen chinesischen Angaben liefert:

Tote


Ich zitiere jetzt mal keine westlichen Quellen mehr, gebe aber einen Denkanstoß. Die Zeit ist zu kostbar um dauernd im Kreis zu rennen.
Ist es nicht immer wieder das gleiche Schema? Es werden viele Menschen im Zuge des Machterhalts getöte und in der Öffentlichkeit wird ein Bild verbreitet, was der Partei nicht schadet (nicht nur in China).
Betrachten wir mal ein näher zurückliegendes Ereignis, das "Tian'anmen-Massaker". Hier ist es deutlich schwerer die Daten zu fälschen, da dieses Ereignis gut dokumentiert ist.

Über die Anzahl der Toten:

http://de.wikipedia.org/wiki/Tian%27anm ... Repression
Wikipedia hat geschrieben: Die geschätzten Opferzahlen gehen sehr weit auseinander. Offiziell war von 300 Toten die Rede, amnesty international schätzte 700 bis 3.000 Tote, das chinesische Rote Kreuz meldete am 4.Juni den Tod von 2.600 Zivilisten, einzelne Berichte schätzten 5.000 oder gar 10.000 Tote.
Man beachte die offiziellen chinesischen Angaben und die Angaben des chinesischen Roten Kreutz. Alternativ kann man auch die Toten auf den gemachten Videos zählen.
Wenn also einmal falsche Angaben gemacht werden, warum sollten die zurückliegenden Angaben richtig sein? Wer einmal Lügt, dem traut man nicht...
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Grufti
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Beitrag von Grufti »

Der Ordner ist mit "Tibet-Zerrbild" betitelt.... und Martin gibt als systemtreuer Bürger der VR mit 100 % Sicherheit nichts anderes als die "offizielle" Version aller Ereignisse der aktuellen Regierung zum allerbesten, denn irgendwelche Bemerkungen, die das Vorgehen der Regierung der VR auch nur im allergeringsten kritisieren, kann ich nicht finden..


Sicher mag es auch "Elemente" unter den Tibetern gegeben haben, die die Leibeigenschaft und alle "Schlechtigkeiten" des feudalistischen Systems des "alten" Tibet" beibehalten wollten und ihren "eigenen Buttertee kochten" um "ihre Yaks und Salzbrocken" ins "Trockene" bringen zu können...

aber eben so sicher ist es, daß die Armee des kommunistischen Chinas dieses Volk nicht nur ausschließlich deswegen angegriffen hatte, um diesem "rückständigen " Volk aus völlig altruistischen Gründen von einem ausbeuterischen System , sondern hauptsächlich von mehr als die Hälfte der ursprünglich zu Tibet gehörigen Gebieten und ihrer eigenständigen Kultur zu "befreien"...

Je mehr Berichte ich über Tibet sehe und lese, desto mehr komme ich zu dem Ergebnis, daß Tibet zu einer Kolonie der nach neuen "Lebensräumen " suchenden Han-Chinesen degradiert wird, die unter dem Vorwand der "Modernisierung" zu Hundertausenden, wenn nicht gar zu Millionen ins Land kommen und geschickt werden, und letztlich und endlich von der tibetischen Kultur und Menschen nichts anderes mehr übriglassen, als eine Alibi-Volkstanztruppe, die im "Park der Nationalen Minderheiten" in Beijing den Touristen ein manchmal entwürdigendes Schauspiel geben...



Um mit Sicherheit kommenden Vorwürfen zu begegnen..

NEIN...auch ich habe nicht die "Wahrheit" gepachtet, besonders nicht, wenn ich meine Informationen aus 2., 3. oder gar 4. Hand bekomme...


NUR..... seit dem ich den Roman "1984" von George Orwell gelesen hatte, mißtraue ich prinzipiell JEGLICHER "Doktrin" und angeblicher "Wahrheit", ganz besonders, wenn diese "Doktrin" von sich behauptet, "gut" oder gar die "einzig WAHRE" zu sein...

Wenn es schon in den angeblich "demokratischen" Systemen so unheimlich schwer ist, die Wahrheit zu finden und zu erkennen,...um wieviel schwieriger ist dies in einem TOTALITÄREN System, das -- um den eigenen Herrschaftsanspruch zu sichern -- das eigene Volk noch schamloser belügen und indoktrinieren muß...



Der Titel dieses Ordners "TIBET-ZERRBILD" ist vom Autor wahrlich RICHTIG gewählt worden...denn seine Beiträge sind EBENSO ein "Zerrbild".......
Früher ging es uns gut. heute geht es uns besser...
Es wäre aber besser , es ginge uns wieder gut !
martin xin
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Beitrag von martin xin »

@ Grufti, auch @Jens,

1. Regierung eines Landes hat Verantwortung gegenüber Bürgern und Öffentlichkeit. Grundsätzlich gilt mein Vertrauen zuerst für Daten der Regierung, nicht nur der chinesischen, auch der deutschen oder der anderen. Verschiedene Leute haben verschiedene Motivationen und damit auch verschiedene Daten. Wie können wir als Leser überprüfen?
2. China ist noch weit nicht "kommunistisch"; es befindet sich erst am Anfang des Sozialismus, oder in einer Phase des Zusammenwirkens von Feudalismus, Kapitalismus und Sozialismus. Ein ordnender und koordinierender Faktor in China ist KP Chinas.
3. Ziel meines Beitrages ist eine andere Sichtweise der Tibet-Frage gegenüber den in westlicher Öffentlichkeit weit verbreiteten Tibet-Bildern vorzutragen. In Bezug auf die Einseitigkeit dieser Bilder (manche Tibet-Bücher in Westen sind fast Anklageschriften gegen Chinesen) ist mein Beitrag ein ganz kleiner bisschen Ausgleich.
4. Rückständigkeit Tibets gehört nicht zu den Gründen für den Einmarsch der VBA in Tibet (Siehe: Tibet-Zerrbild 1-3). Ich habe das nicht behauptet. Aber dass meiste Tibeter die Leibeigenschaft abschaffen wollten, sollte man doch nicht leugnen.
5. Tibet ist nicht ein neuer Lebensraum der Han-Chinesen, Schauen Sie Landkarten der Qing-Dynastie, der Republik China. Ohne Aggression des Imperialismus hätte China heute keine Taiwan-Frage und Tibet-Frage.
6. Tibet ist ein Teil Chinas und alle Menschen haben Recht in allen Teilen des Landes frei zu bewegen, wie ein Hamburger fährt nach München. Leider sind die Lebensbedingungen in Tibet sehr schlecht und Leute wollen einfach nicht dort leben. Deshalb haben in Tibet andere Nationalitäten einen Anteil von nur ungefähr 5%.

Sie haben Recht, es gebe keinen alleinigen Wahrheitsbesitzer. Das ist gerade der Grund, warum ich diese Beiträge schriebe, also eine andere Sicht der Dinge zu zeigen. Ich folge der Stimme meines Herzens. Was Sie sagen oder schreiben, wie "Systemtreuer", ist für mich egal. Bei so vielen Vorurteilen in Westen gegen China ist es meine Ehre, eine Stimme für China zu heben.
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Beitrag von Grufti »

6. Tibet ist ein Teil Chinas und alle Menschen haben Recht in allen Teilen des Landes frei zu bewegen, wie ein Hanburger fährt nach Müchen. Leider sind die Lebensbedingungen in Tibet sehr schlecht und Leute wollen einfach nicht dort leben. Deshalb haben in Tibet andere Nationalitäten einen Anteil von nur ungefähr 5%.

und WIE steht es mit den 2,5 Millionen Tibetern in den von den Kommunisten abgetrennten ehemaligen an Bodenschätzen reichen tibetischen Provinzen AMDO und KHAM , von denen Tibet "befreit" wurde.. ??

http://www.tew.org/geography/t2000.under.china.html
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Jens
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Beitrag von Jens »

@martin xin
Ich kann es nachvollziehen, dass du es nicht ertragen kannst, wenn China in mancher Hinsicht in den Medien schlecht dargestellt wird. Ich lerne schließlich die chinesische Sprache und das macht um so mehr spaß, je mehr gutes ich von China höre. Wenn es aber schlechtes zu berichten gibt, dann möchte ich lieber die Wahrheit hören. Ich bin ebenso enttäuscht von der deutschen Regierung, die in bzgl. der Tibetfrage einfach wegsieht und zwar aus wirtschaftlichen Interessen. Wir werden also beide betrogen.

Gestern gab es wieder einen Bericht in 3sat über das heutige Tibet und es war teilweise sehr bedrückend.
- Z.B. sah man bilder aus Lhasa und die wenigen Tibeter, die man sah (ausser am Tempel), passten nicht so richtig ins Stadtbild.

- Man sah die tibetischen Atommüll-Endlager, von denen ich schon in anderen westlichen Quellen gelesen habe.

- Es wurde gesagt, welche Gesetze die chinesische Regierung erlässt um die "rückständige" Lebensweise der Tibeter (Naturerhaltend/Friedlich) an die "chinesische Lebensweise" (Metropolen) anzupassen. Man wird z.B. nicht bestraft, wenn man einen Nomaden tötet (gibt es dazu chinesische Quellen ... ?).

- Han-Chinesen würden mit nach Tibet gelockt (z.B. mit höheren Löhnen).

- Tibetische Frauen lassen ihre Kinder im indischen Exil zurück. Was kann eine Mutter dazu bewegen sich von ihrem Kind zu trennen?

- Die Abholtzung tibetischer Wälder. Auf einen neu gepflanzten Baum werden zehn abgeholtzt. Bodenschätze ...

- Bis heute seien, seit Beginn der chinesischen Besatzung, eine Million Tibeter getötet worden.

- Und so weiter ... :(.

Ist es nicht pervers über Recht oder Unrecht der Vergangenheit zu sprechen, wenn noch immer Unrecht geschieht? Verstehe mich nicht falsch. Ich stehe jeder Information kritische gegenüber, aber mich würde sehr interessieren, wie du den Informationen über Tibet aus der Gegenwart gegenüberstehst.
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Beitrag von Grufti »

martin xin hat geschrieben:@ Grufti, auch @Jens,
Ohne Agression des Imperailismus hätte China heute keine Taiwan-Frage und Tibet-Frage.
.


Ohne die Aggressionen des Imperialismus gäbe es auch WEDER eine "Republik China" noch eine "Volksrepublik China".... :P :P :P


also müßte das chinesische Volk...und ganz BESONDERS die Kader der KP Chinas den imperialistischen Mächten äußerst "dankbar " sein..
Früher ging es uns gut. heute geht es uns besser...
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Beitrag von Grufti »

- Man sah die tibetischen Atommüll-Endlager, von denen ich schon in anderen westlichen Quellen gelesen habe.

Hier die entsprechende Karte von Tibet:


http://www.tew.org/geography/t2000.nuclear.html


...und eine Sammlung von Tibet-Karten ist unter

http://www.tew.org/geography/index.html

zu finden...
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martin xin
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Beitrag von martin xin »

@Jens,
"Ich kann es nachvollziehen, dass du es nicht ertragen kannst, wenn China in mancher Hinsicht in den Medien schlecht dargestellt wird."

Bin ich so kleinlich? Nein, Tibet ist ein Sonderfall, die Meinungen der beiden Parteien sind fast ganz gegensätzlich. In Bezug auf Tibet sind die deutschen Medien gänzlich für Dalai Lama, gegen China. Das darf nicht sein. Es braucht eine andere Stimme, sogar eine kräftige.
Wenn du sagst, z.B. China habe noch viel mehr Armut, Korruptionen, Umweltverschmutzungen, Menschenrechtsverletzungen als Deutschland usw. kann ich dir nur zustimmen.

„ Ich bin ebenso enttäuscht von der deutschen Regierung, die in bzgl. der Tibetfrage einfach wegsieht und zwar aus wirtschaftlichen Interessen. Wir werden also beide betrogen.“

Es tut mir leid. Du musst hier für deine Aussage allein dastehen. Ich bin bei diesem Punkt nicht dein "Genosse" :lol: Selbst "betrogen" ist auch dein Missverständnis. viel Moral, wenig Verstand? Das will ich nicht glauben.

So was passierte bei mir selten, bei Tibet-Frage sicher nicht.

Vorerst so viel. Wie kann man hier Text zitieren?
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Beitrag von Jens »

[noparse]

Zum Zitieren schreibst du einfach:
Ich_werde_zitiert hat geschrieben: Text
[/noparse]

Du hast mich falsch verstanden. Wir sind Leidgenossen, aber das Leid kommt von unterschiedlichen Quellen. Ich gehe davon aus, dass du Lügen als Leidvoll erachtest.
martin xin hat geschrieben:In Bezug auf Tibet sind die deutschen Medien gänzlich für Dalai Lama, gegen China. Das darf nicht sein. Es braucht eine andere Stimme, sogar eine kräftige.
Ich halte den Dalai Lama für einen sehr vernünftigen Menschen. Ist die klar, dass es hier nicht um eine "gegen China" geht, sondern um eine "für die Menschen". Was denkst du was passiert, wenn die Weltöffentlichkeit ihren Blick von Tibet abwendet? Möchtest du das, als Mensch?
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Beitrag von anderer Li »

Grufti hat geschrieben:
Ohne die Aggressionen des Imperialismus gäbe es auch WEDER eine "Republik China" noch eine "Volksrepublik China".... :P :P :P

also müßte das chinesische Volk...und ganz BESONDERS die Kader der KP Chinas den imperialistischen Mächten äußerst "dankbar " sein..
Kann ich deine These etwa so verstehen:

Ohne die Aggressionen des Imperialismus (westliche Mächte) wäre das chinesische Kaiser-Reich nicht so geschwächt, dass man es letztendlich abstürzen konnte, so dass die Republik China gegründet werden konnte?

Ohne die Aggressionen des Imperialismus (Japaner) hätte die Republik China die Kommunisten nicht wachsen lassen, so dass sie sich schliesslich nach Taiwan absetzen musste?

Daher müssten die Chinesen dem Imerialismus dankbar sein, stimmt?

Nun habe ich ein ähnliches Paradoxon:

der Dalai Lama müsste den Kommunisten äusserst "dankbar" sein, denn
ohne sie wäre er heute ein Machthaber in einer Oligarchie, die dem Saddams Regime nachstehen würde;
ohne sie hätte er nichts geringste von Demokratie oder Freiheit gewusst bzw wissen wollen;
ohne sie wäre er Lichtjahre entfernt von einem Nobelpreis für Freiden ...

Ohne die KPChina würde es kein Schwein geben, sich je um das Schicksal des tibetischen Volks zu kümmern. Also müsste das tibetische Volk den KPChina auch äusserst "dankbar" sein, dass es in der Weltöffentlichkeit so viel Aufmerksamkeit verdient ...


http://news.sina.com.cn/z/photo/rel/jcp ... ndex.shtml
Man kann nicht mehr Zeit für sein Leben bekommen, jedoch mehr Leben für seine Zeit.
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