Fragen zu Jobangebot/Leben in Guangzhou

[thee05]

Hallo zusammen,

sorry sollte dies das falsche Unterforum sein, aber ich hab kein passenderes gefunden. Ich hätte ein paar Fragen und hoffe Ihr könnt mir helfen sie zu beantworten.

Ich habe meine Promotion hier an einer Uni in Deutschland gerade abgeschlossen (Bereich Wirtschaftswissenschaften) und werde evtl. (sicher ist da noch mal garnichts) über einen Kollegen ein Angebot von der South China University of Technology bekommen, um dort ein paar Unterrichtseinheiten zu geben.

Nun meine Fragen:
1. Das Bezahlung wird sich nach ersten Angaben im Rahmen von 5000 RMB bis 8000 RMB bewegen (wurde mir so gesagt). Wie kann man davon leben, speziell in Guangzhou, da gibt es ja sicherlich regionale Unterschiede wie in Deutschland auch? Gut oder eher sparsam? Habe schon mal kurz in andere Diskussionen reingeschaut, da scheint mir das ja ziemlich viel zu sein, oder?

2. Ich spreche kein Chinesisch. Nichts! Ich bin nun nicht unbegabt was Sprachen angeht (zumindest Romanische) und könnte mir auch vorstellen es zu lernen. Aber, da ich ein sehr sozialer Mensch bin: Wie sieht es dort drüben aus (wieder auf die Stadt bezogen, sollte da jemand Erfahrung haben) mit Englischkenntnissen? Ich habe die Erfahrung in Japan einmal gemacht, dass dort ohne Japanisch ja garnichts geht, und soziale Kontakte dann eher ein Ding der... naja, nicht Unmöglichkeit, aber schon sehr schwer zu erreichen sind. Ich bin ein sehr offener Mensch, habe aber nun keine Lust dort die Zeit alleine zu verbringen, weil sich niemand mit dem Ausländer "beschäftigen" will.

3. Kann jemand etwas zu dem Leben in Guangzhou, oder speziell dem universitären Umfeld dort, sagen?

Wie gesagt, diese Pläne sind alles andere als sicher, aber ich wäre euch trotzdem sehr dankbar für eure Antworten.

Viele Grüße
Thee

[Ting Budong]

1. Als promovierter Wirtschaftswissenschaftler fände ich 5000 RMB nen ziemlichen Witz, 8000 naja. Man kann davon gut leben, wenn man nichts sparen will.
2. Es gibt halt viele Ausländer mit denen du wahrscheinlich soziale Kontakte pflegen würdest. Vielleicht auch der ein oder andere Chinese. Die Sprache lässt sich m.M.n. nicht so einfach lernen wie europäische Sprachen, man bleibt deswegen aber nicht allein.
3. Ich nicht, aber bestimmt andere.

[Andy_yi]

1. Ich weiß nicht was in deinem Tätigkeitsfeld an Bezahlung so üblich ist, aber 5000-10000 RMB verdient ja schon die Cousine meiner Freundin in GZ, und die hat nur nen Bachelor in Rechnungswesen... Mir wäre das für die Qualifikation die du hast zu wenig. Leben kann man davon allerdings ganz passabel ( für chinesische Verhältnisse ).
2. Du wirst sicher schnell Kontakte schließen, auch zu Unikollegen. Denke nicht das du dort versauerst !
3. Ich habe nie in GZ gelebt, war aber mal öfters dort. Ist halt eine gewöhnliche chinesische Stadt, nicht unbedingt die schönste (*duck*)...

PS: Glückwunsch zur Promotion!

[thee05]

Hallo,

vielen Dank schonmal für die Antworten. Nur noch kurz zur Erläuterung:

Zu 1. Mir ist schon klar, dass man damit wohl keine großen Sprünge machen kann, und das Gehalt im Vergleich zu dem, was ich in D verdienen würde eher lachhaft ist. Aber mir geht es nicht um den direkten Vergleich, sondern eher, ob man damit dann auch mal weggehen kann, etwas herumreisen etc.

Zu 2. Es geht mir eben genau nicht darum, nur (oder größtenteils) soziale Kontakte mit anderen Ausländern zu haben. Ich habe schon einige Zeit im Ausland verbracht, und fand es immer am interessantesten mit den Einwohnern des jeweiligen Landes direkt Kontakt zu haben. Mit anderen Ausländern habe ich mich dann nie groß beschäftigt.

Einige meiner Kollegen lernen Chinesisch, da ist mir durchaus klar, dass diese Sprache etwas komplett anderes zu lernen sein würde als z.B. Portugiesisch, welches ich mir innerhalb von 6 Monaten auf ein akzeptables Niveau selbst beibringen konnte. Aber, sollte ich dann dort einige Zeit verbringen, wäre die Motivation (und sollte sie auch) natürlich schon da.

Viele Grüße
Thee

[Dilbert]

Zu 1. Mir ist schon klar, dass man damit wohl keine großen Sprünge machen kann, und das Gehalt im Vergleich zu dem, was ich in D verdienen würde eher lachhaft ist. Aber mir geht es nicht um den direkten Vergleich, sondern eher, ob man damit dann auch mal weggehen kann, etwas herumreisen etc.

Verreisen innerhalb Chinas kannst du auch wenn du nur die Hälfte verdienst, das ist nicht das Problem. Aber der Punkt ist doch, dass die Stelle für deine Qualifikation auch für chinesische Verhältnisse nicht gut bezahlt ist.

Einige meiner Kollegen lernen Chinesisch, da ist mir durchaus klar, dass diese Sprache etwas komplett anderes zu lernen sein würde als z.B. Portugiesisch, welches ich mir innerhalb von 6 Monaten auf ein akzeptables Niveau selbst beibringen konnte.

Ich bin der Meinung, man sollte Chinesisch nicht unter- aber auch nicht überschätzen. Es ist IMHO natürlich schwerer als eine indogermanische Sprache zu lernen. Aber mit ausreichender intrinsischen Motivation ist es gut machbar.

Als Mutmacher: Mit ein paar Monaten Chinesischkenntnissen lebst du im Vergleich zu den ganzen Sprachverweigeren, die es partout nicht lernen wollen, viel viel komfortabler.

[Blackwater]

Für den Alltag nach paar Monaten brauchbar um sich essen zu bestellen oder ein Taxi zu dirigieren, aber m.E. nach jetzt knapp 2 Semester China Studien reicht es bei weitem nicht aus für ein tiefgründiges Gespräch....

[Dilbert]

brauchbar um sich essen zu bestellen

Wobei Essenchinesisch wieder ein Ding für sich ist. Schonmal Feldhänchen gegessen?

[punisher2008]

Wobei Essenchinesisch wieder ein Ding für sich ist. Schonmal Feldhänchen gegessen?

Ist auch nichts anderes. "Fachbegriffe" gibt es in jedem Bereich, nicht nur beim Essen. Außerdem sollte man Wörter als Einheit lernen statt zu versuchen die einzelnen Zeichen zu interpretieren. Ich vermute du meinst hier 田鸡. Das muß man eben lernen. Genauso wie man im Englischen lernen muß, dass "French fries" nicht "französisch gebraten" ist. Ich sehe nicht, warum Chinesisch da so viel schwieriger sein soll.

[Worldtraveler]

Wenn dir jemand den Job in Berlin anbieten würde (ca. gleiche Lebenshaltungskosten) würdest du ihn auslachen, denn du hast ja nicht ewig studiert um auf Hartz 4 niveau zu verdienen und in einem Studentenheim / Bruchbude zu leben.

Du solltest auch bedenken das sich viele Arbeitgeber in China nicht an Abmachungen und Verträge halten und du als kleiner ausländischer Arbeitnehmer nichts dagegen machen kannst.

Überleg dir also ob dir diese "erfahrung" es wirklich wert ist so minimal zu verdienen.

Wie sieht es dort drüben aus (wieder auf die Stadt bezogen, sollte da jemand Erfahrung haben) mit Englischkenntnissen?

Studenten und gebildete Leute sprechen mehr oder weniger gutes englisch, nur wirst du diese im alltagsleben nicht treffen.

Als ausländer kantonesisch zu lernen ist fast unmöglich aber die meisten leute verstehen dort auch mandarin.

3. Kann jemand etwas zu dem Leben in Guangzhou, oder speziell dem universitären Umfeld dort, sagen?

Eine sehr grosse Stadt, kommt also ganz darauf an wo genau du leben wirst, du solltest allerdings kein Problem mit starkem Industrie Smog haben.

[VielUnterwegs]

Lohn ist wie bereits gesagt ein Witz. Ok, chinesische Berufseinsteiger verdienen wirklich so wenig, selbst mit PhD, aber willst du dir das antun? Von 8000RMB kann man, als Europäer, in China sicher nicht mehr locker leben. Um einen europäischen Lebensstandard zu halten brauchst du mittlerweile das Doppelte oder mehr. Du willst ja sicher auch mal heimfliegen oder einen Urlaub ausserhalb Chinas machen. Also unter 16000RMB/Monat ginge bei mir nichts.

[Attila]

Way off topic, sorry schonmal dafür.

Bei den Gehältern welche in DE Akademikern von Hochschulen gezahlt werden, stellt ein Jobangebot in China durchaus eine ernst zu nehmende Alternative dar.

Letztlich wurde vom Magazin Monitor sogar berichtet das es noch unter Harz IV geht, einige Professoren nötigen ihre Mitarbeiter Arbeitslosengeld zu beziehen und zu arbeiten!
http://www.wdr.de/tv/monitor/sendungen/ ... tsamt.php5
Denke damit liegen wir unter dem 1 Euro Job Niveau. Natürlich illegal.

Auch das Arbeitsrecht wird ausgehebelt. Durch das Wissenschaftszeitvertragsgesetz kann man theoretisch sein ganzes Leben von einer Hochschule in Kurzzeitarbeitsverhältnissen (3-12 Monate/Vertrag) 'gehalten' werden OHNE ein Anrecht auf einen unbefristeten Arbeitsvertrag.

So.

Back 2 Topic:

thee05, herzlichen Glückwunsch zu Deiner Promotion!
Gleichzeitig sagt mir das aber das hier jemand ist der mehrere Jahre in der oben genannten Arbeitswelt zugebracht hat. Das bedeutet das Du Dich höchstwahrscheinlich weit unter Wert verkaufst.

Die Wissenschaftlergehälter in China sind mau - habe mich auch mal dafür interessiert. Aber ein promovierter Wirtschaftswissenschaftler sollte sich eventuell doch mal dorthin bewerben wo Geld zu verdienen ist, in der Wirtschaft!

Alle die jetzt schreiben wollen auch in der Wirtschaft würden miese Gehälter gezahlt, bitte nochmal alles ganz oben lesen.

Im Vergleich dazu würde mal als Jungakademiker fast lieber bei Foxconn am Band arbeiten.

Übrigens finde ich das auch eine recht plausible Erklärung dafür warum Akademiker scharenweise Deutschland verlassen - da muss Merkel & Co. nicht groß nach Erklärungen suchen.

[thee05]

Hallo,

vielen Dank euch allen, damit ist mir schon sehr geholfen.

In der Tat ist für mich (und war auch nie) die Sache nach China zu gehen auch nicht die erste Wahl. Mein Hauptziel ist es momentan wirklich in die Industrie zu gehen (nach Brasilien), wo ich auch schon ein Visum etc. alles habe, die Sprache beherrsche und so weiter. Nur, so lange ich da noch keine richtige Arbeit gefunden hätte, wäre ich eben mal für einen Abstecher für 3-6 Monate nach China gegangen, eben um zu sehen wie es ist.

Derjenige PostDoc, der das organisiert, hat selbst gemeint ich sollte in einem Forum nachfragen, wie es mit dem Gehalt aussieht und wie man damit hinkommt. Er hatte wohl auf positivere Antworten gehofft, aber ihr seid zum Glück ja ehrlich

[punisher2008]

Als ausländer kantonesisch zu lernen ist fast unmöglich aber die meisten leute verstehen dort auch mandarin.

Sorry, diese Aussage ist Bullshit. Ob man eine Sprache lernen kann oder nicht, hängt nicht vom Pass oder der Hautfarbe ab, sondern wie sprachbegabt und motiviert man ist, und wie sehr man sich anstrengt. Vor allem aber ist es eine Frage der Einstellung. Dass viele Westler sich ziemlich dämlich anstellen wenn es um Fremdsprachen (v.a. asiatische) geht ist offensichtlich. Ich habe übrigens Kantonesisch gelernt, und fand es auch nicht viel schwieriger als Mandarin. Also, solche Pauschalaussagen bezüglich was "man" lernen kann, kann man sich sparen. Die bringen keinem etwas.
Man kann alles lernen, wenn man sich etwas anstrengt. Man kann natürlich auch auf dummer Gwailo machen, nur bei KFC essen, nur mit Expats verkehren, auch nach 10 Jahren nicht ein einziges Wort Chinesisch können, aber von jedem Chinesen erwarten Englisch zu sprechen. Welchen Weg man wählt bleibt einem selbst überlassen. Das Ergebnis hängt wie in vielen Situationen von den eigenen Leistungen und Erwartungen ab.

[de guo xiong]

Als ausländer kantonesisch zu lernen ist fast unmöglich aber die meisten leute verstehen dort auch mandarin.

Sorry, diese Aussage ist Bullshit.

Man kann alles lernen, wenn man sich etwas anstrengt.

hmm zwischen den beiden Aussagen sehe ich kaum Unterschied - beide wohl etwas überspitzt dargestellt.

de guo xiong, der in letzter Zeit immer öfter Wörter wie "Bullshit", "Blödsinn" .... im Forum liest, ob da einigen die Argumente ausgehen?

[punisher2008]

Als ausländer kantonesisch zu lernen ist fast unmöglich aber die meisten leute verstehen dort auch mandarin.

Sorry, diese Aussage ist Bullshit.

Man kann alles lernen, wenn man sich etwas anstrengt.

hmm zwischen den beiden Aussagen sehe ich kaum Unterschied - beide wohl etwas überspitzt dargestellt.

de guo xiong, der in letzter Zeit immer öfter Wörter wie "Bullshit", "Blödsinn" .... im Forum liest, ob da einigen die Argumente ausgehen?

Die Argumente habe ich bereits gebracht. Wenn du sie im Zitat weglässt oder überliest, ist das dein Problem, nicht meins.