Ich hatte noch keine Gelegenheit das Original der Verzichtserklärung zu lesen.
Solltest du aber. Faustregel Nummero 1 - Wenn möglich, immer zuerst auf das Original zugreifen und westliche Medienberichte höchstens als Recherche Ausgangspunkt verwenden.
1. Der "Vertrag" besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil macht auf die neue Help Hotline (die Nummer ist 78585 (qing bang wo, bang wo) und Hilfseinrichtungen aufmerksam. Der zweite Teil, der in dem die Angestellten aufgefordert werden, folgendes zu versprechen, lautet in einer korrekten englischen Übersetzung folgendermassen:
1. If I should encounter any problems or hardship in the course of my work and my life in the future, I will contact or seek help from the "employee care center" and other departments in order to seek help and resolution;
2. I shall assume responsibility for my own actions. If I should encounter difficulties or setbacks, I will contact my relatives in a timely manner, or report to the company managers. At the same time, I agree that my colleagues and the company's human resources personnel may contact and communicate with my family members but not in a way that might hurt myself or others. I agree that the company may send me to get medical treatment if I should exhibit abnormality in physical and/or mental health in order to safeguard the well-being of myself and/or others;
3. In the even of an accident not caused by the company (including suicide, self-inflicted injuries, etc), I agree that the company may deal in accordance with the relevant laws. I and/or my family shall not make demands beyond what is legally mandated, nor take any extreme actions that affect the reputation of the company, nor interfere with the normal production process at the company.
Zum dritten Punkt, der recht harsch wirkt, braucht man ein paar mehr Informationen um ihn zu verstehen. Was uns zu einem anderen Eintrag auf Zonaeuropa.com führt. In diesem werden die unterschiedlichen Selbstmörder und ihre Motive beschrieben:
"My understanding is that the first suicide case was Ma Xiangqian, whose family still refuses to accept that he killed himself. First, they said that he died after being assaulted by his supervisors; next, they said that he was beaten to death by hometown workers; now they are saying that he was beaten to death by security guards.
The second suicide case was due to economic pressure on a person who has an ailing father and impoverished family circumstances. The third case was someone whose spring vacation overtime pay was stolen from him. The seventh case was a man with a mental problem. During the Labor Day holiday, Foxconn assigned two fellow students to keep him company. His parents were supposed to show up in Shenzhen the next day. The two fellow students stayed with him in the company hotel, but they failed to stop him from jumping. The eighth case was a person with romance problems. The family of the ninth case thinks that it had to do with a job transfer. The stated reason for the tenth case was that he owed several thousand yuan in gambling debt.
During the last month or so, Foxconn has already stopped more than 30 "abnormal" cases. Most of these involve emotional problems for women. One Foxconn worker demanded to meet with his ex-girlfriend who works at Foxconn. He also demanded 250,000 yuan from Foxconn or else he threatens to jump off the building. There was a couple from Hubei with the guy beating and berating the woman to jump off the building so that he could collect the compensation. Another young man broke up with girlfriend and sent a text message to his family to state his intention to commit suicide. This person was finally located after people in Shenzhen and Shanxi worked hard to find him.
Another unmentioned fact is that the "ten suicide cases" were relatively new workers at Foxconn, with tenure between as little as 28 days and as long as 6 months.
Ich habe mir erlaubt, verschiedene wichtige Infos fett hervorzuheben.
Der erste Suizidfall könnte also Mord sein. Die Geschichte mit den prügelnden Security Guards oder Arbeitern ist nicht auszuschliessen und in China schon des öfteren passiert. Man muss aber auch hier vorsichtig sein. Eine Familie akzeptiert häufig nur schwer den Selbstmord eines Familienmitgliedes. Oft verstecken auch depressive ihre Krankheit oder diese wird von beiden Seiten heruntergespielt. Ein Selbstmord des Familienmitgliedes wird auch schwer akzeptiert um eigene Schuldgefühle (man hätte die Zeichen sehen sollen, mehr helfen sollen usw.) zu bekämpfen.
Die anderen Fälle, zeigen ganz unterschiedliche Motive auf. Direkt Arbeitsbezogen sind bis auf den Job Transfer keiner. Das bedeutet aber natürlich nicht, dass die Arbeitsbedingungen nichts damit zu tun hätten. Ein Suizid hat oft verschiedene Gründe. Ein stressiger und harter Job, mangelnde Zukunftsperspektiven und Heimweh können einen jungen Menschen mit z.B. Liebeskummer oder anderwertigen Problemen den Rest geben.
Was aber ins Auge sticht, sind die Fälle in denen probiert wurde Foxconn zu erpressen. Dies ist für mich absolut glaubwürdig. Ebenso ist nicht auszuschliessen, dass Depressive mit familiären Problemen den Suizid extra bei Foxconn durchführen um zumindest etwas Geld für Angehörige zu verschaffen. Man beachte - einen so großen Konzern wie Foxconn geht es nicht um die paar Yuan welche aus der Portokassa bezahlt werden können. Sie will eher weitere Selbstmorde verhindern und den enormen Imageschaden der durch jeden weiteren Selbstmord ausgelöst wird, vermeiden. Daher die Klausel um gewisse Personen zu verschrecken.
Warum aber dann diese Häufung in einer dermassen kurzen Zeit? Das bringt uns zum dritten Artikel von Zonaeuropa.com
A copycat suicide is defined as an emulation of another suicide that the person attempting suicide knows about either from local knowledge or due to accounts or depictions of the original suicide on television and in other media.
The massive wave of emulation suicides after a widely publicized suicide is known as the Werther effect, following the Werther novel of Goethe.
The well-known suicide serves as a model, in the absence of protective factors, for the next suicide. This is referred to as suicide contagion. They occasionally spread through a school system, through a community, or in terms of a celebrity suicide wave, nationally. This is called a suicide cluster.
To prevent this type of suicide, it is customary in some countries for the media to discourage suicide reports except in special cases.
Die Foxconn Selbstmorde sind psychologisch gesehen fast schon ein Paradebeispiel für den Werther Effect.
Die Selbstmörder waren teil einer Community, waren vom Alter her ähnlich, verwendeten die gleiche Suizidmethode und wurden permanent durch die Medien mit Informationen über neue Selbstmorde in ihrer Community versorgt. Ein junger Selbstmordgefährdeter nimmt den Selbstmord in seiner Community war, kann sich mit dem Selbstmörder identifizieren und schöpft aus seiner Handlung den Mut es ebenso zu machen.
Schlechte Arbeitsbedingungen bei Foxconn gehören diskutiert und verbessert. Keine Frage - die Häufung dieser Suizide hat aber viel mehr mit den Medienhype der darum entstanden ist zu tun. In China öffen sich die Medien in den letzten Jahren zunehmend. Ebenso gibt es die natürliche Tendenz sich auf Skandalöse Geschichten zu konzentrieren um die Verkaufszahlen zu fördern. Daher kam und wird es auch immer mehr zu einer Zunahme von Copycat Geschichten wie die Kindergartenmorde oder die Foxconn Suizidfälle kommen. Es klingt jetzt natürlich pervers, aber dies hat etwas mit der zunehmenden Freiheit der Medien in China zu tun. Ich will hier nicht sagen, dass Medienfreiheit etwas schlechtes ist, in China sind wir aber gerade in einer Phase in der die Medien auch lernen müssen verantwortlicher mit ihren neuen Freiheiten auch umzugehen. Es ist also als negative Ausgeburt eines an sich positiven Entwicklungsprozesses zu verstehen. Was die westliche Berichterstattung hingegen betriff... nun lassen wird das.