Unterschied chin. und deutsche Sichtweise bzgl. Heirat

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Narr
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Unterschied chin. und deutsche Sichtweise bzgl. Heirat

Beitrag von Narr »

Hätte da mal eine Frage.

Wo seht Ihr den Unterschied zwischen der deutschen und der chinesischen Sichtweise, was Heirat, Familie etc. angeht.

Bzw. was sind eurer Meinung nach die "Kernunterschiede".

Als Beispiel.... in China scheint mir Heirat eher eine Pflicht als ein Wunsch zu sein.
In Deutschland dagegen ist Heirat schon fast aus der Mode 50% Scheidungsrate spricht auch eine deutliche Sprache bzgl. Einstellung zur Ehe etc.
Aber da gibts sicher noch mehr.... ;-)
Pinyin
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Re: Unterschied chin. und deutsche Sichtweise bzgl. Heirat

Beitrag von Pinyin »

Also in China würde ich die Ansichten auf dem Land und die Ansichten in den Großstädten unterscheiden. Auf dem Land ist sicher die traditionelle Heirat pflicht und in den Städten wird das Thema von den jungen Leuten lockerer gesehen.
wuseltiger
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Re: Unterschied chin. und deutsche Sichtweise bzgl. Heirat

Beitrag von wuseltiger »

Pinyin hat geschrieben: und in den Städten wird das Thema von den jungen Leuten lockerer gesehen.
Sprechen wir von Sex oder der "Notwendigkeit" zu heiraten, falls von letzterem, dann würde ich dir zu 100% und völlig entschieden widersprechen. Ab 25 machen sich Mama und Papa so große Sorgen, dass sie nachts nicht mehr schlafen können. Da wird dann auch schon mal nach 6 Monaten der nächstbeste geheiratet...
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de guo xiong
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Re: Unterschied chin. und deutsche Sichtweise bzgl. Heirat

Beitrag von de guo xiong »

wuseltiger hat geschrieben:
Pinyin hat geschrieben: und in den Städten wird das Thema von den jungen Leuten lockerer gesehen.
Sprechen wir von Sex oder der "Notwendigkeit" zu heiraten, falls von letzterem, dann würde ich dir zu 100% und völlig entschieden widersprechen. Ab 25 machen sich Mama und Papa so große Sorgen, dass sie nachts nicht mehr schlafen können. Da wird dann auch schon mal nach 6 Monaten der nächstbeste geheiratet...
Das die Sichtweise von Mama und Papa anders ist als die der Jugend ist möchte ich nicht bestreiten, aber zu 100% würde ich nicht widersprechen und schon garnicht entschieden (warum sollte ich auch? ;) )

BtW das oben genannte Problem trifft meistens (soviel ich weiß) bei Mädchen bzw. Frauen auf

de guo xiong
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Narr
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Re: Unterschied chin. und deutsche Sichtweise bzgl. Heirat

Beitrag von Narr »

also es geht hier nicht um Sex!

Ich stimme Wuseltieger zu... auch in den Städten ist Heiraten eher Pflicht...

Eine Freundin von mir, scheint jetzt nach langem hin und her wieder mit Ihrem Exfreund zusammen gekommen zu sein und wird diesen wohl auch heiraten. Eltern spielen hier sicher eine Rolle und auch die Angst keinen anderen mehr abzubekommen, dabei ist sie erst 25. (was in China ja durchaus schon "alt" ist, wenns ums Heiraten geht)


Aber wie ist denn die Sichtweise der Heirat..... es ist nicht das selbe wie in Deutschland, da bin ich mir ziemlich sicher.
Ich hatte bisher immer den Eindruck das Heirat auch viel mit Sicherheit, Geld und evtl auch "Ansehen" zu tun hat. Wirklich für voll wird eine Frau (und möglicherweise auch Mann) erst nach der Hochzeit genommen.

Allerdings kann ich das nicht so ganz nachvollziehen. Scheidung ist in China viel einfacher als in Deutschland und es kommt auch durchaus vor....
Häuser werden auf Kredit gekauft, also nix mit Sicherheit.


EDIT:
Ja man muß wohl zwischen Frau und Mann unterscheiden.
Bei den Frauen hab ich das Gefühl müssen sie bis 25 unter der Haube sein, weil es sonst super schwer für sie wird einen "guten" Mann zu finden.
Männer scheinen eh etwas später dran zu sein. Allerdings ist auch hier in meinem Bekanntenkreis (vor allem Nordchinesen) durchaus Druck zu spühren. Der Junge soll unter die Haube damit er versorgt ist und jemand seine Wäsche macht. (Das ist ja Männern nicht wirklich zuzumuten....)
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Babs
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Re: Unterschied chin. und deutsche Sichtweise bzgl. Heirat

Beitrag von Babs »

ich kenne das von beiden Geschlechtern, von Nord- und Südchinesen, dass von den Eltern, hauptsächlich den Müttern, massiv Druck ausgeübt wird. Je nachdem wird dieser Druck offen formuliert, oder aber auf subtile (und perfide) Art und Weise zum Ausdruck gebracht.

Das Traurige ist, dass die Eltern genauso unter Druck stehen. Die werden von Verwandten, Nachbarn und Freunden gepiesakt. Wahrscheinlich wird es noch zwei oder drei Generationen dauern, bis sich in der Gesellschaft eine liberalere Haltung durchgesetzt hat.
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Re: Unterschied chin. und deutsche Sichtweise bzgl. Heirat

Beitrag von Pinyin »

Ich gebe euch in der Argumentation über die Sichtweise der Chinesen in den Städten teilweise Recht. Von den Familien wird oft Druck ausgeübt und es werden viele junge ChinesInnen dazu veranlasst zu heiraten. Das geht sogar so weit, dass die Eltern in den Diskotheken auftauchen und dort sich zum Beispiel die männlichen Tanzpartner angucken und für die Tochter aussuchen wollen. Aber gerade unter den jungen ChinesInnen gibt es auch viele die sehr liberal eingestellt sind und sich mit dem Heiraten Zeit lassen (wollen). Es ist vor allem in den Städten nicht unbedingt mehr eine selbstverständlichkeit mit 25 unter der Haube zu sein. Da gehen aber auch in China bzw. in den größeren und international sngeschlossenen Städten die Ansichten weit auseinander.
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Re: Unterschied chin. und deutsche Sichtweise bzgl. Heirat

Beitrag von wuseltiger »

de guo xiong hat geschrieben:aber zu 100% würde ich nicht widersprechen und schon garnicht entschieden (warum sollte ich auch? ;) )
klar, musst ja nicht alles nachmachen ;)

de guo xiong hat geschrieben: BtW das oben genannte Problem trifft meistens (soviel ich weiß) bei Mädchen bzw. Frauen auf
Ich würde sagen: Bei Mädchen (bis 25 :roll: ) stärker als bei Buben (bis 25 :lol: ), aber auch da machen sich die Erziehungsberechtigten ernsthafte Sorgen...
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Re: Unterschied chin. und deutsche Sichtweise bzgl. Heirat

Beitrag von Narr »

Was für einen Stellenwert hat denn dann die Heirat?

Eher die Erfüllung einer Pflicht? oder durchaus auch aus Liebe.
Hat diese Sichtweise der Heirat Auswirkungen auf später?
Was wird von den Männern und Frauen in der Ehe erwartet? Die Erfüllung der (fam.) Pflicht? ;-)
oder ist es dann doch eher wie in Deutschland...
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Re: Unterschied chin. und deutsche Sichtweise bzgl. Heirat

Beitrag von wuseltiger »

Narr hat geschrieben:Was für einen Stellenwert hat denn dann die Heirat?

Eher die Erfüllung einer Pflicht? oder durchaus auch aus Liebe.
Hat diese Sichtweise der Heirat Auswirkungen auf später?
Was wird von den Männern und Frauen in der Ehe erwartet? Die Erfüllung der (fam.) Pflicht? ;-)
oder ist es dann doch eher wie in Deutschland...

was soll man denn auf solche fragen antworten. das wird natürlich von fall zu fall unterschiedlich sein. auf jeden fall glaube ich, dass "alle" chinesen heiraten wollen, oder sollen. gerne auch aus liebe...
ob das bei dem krassen ungleichgewicht an männern und frauen aufgrund der pro-männlichen abtreibungspraktiken in china in den nächsten jahrzehnten funktionieren wird, ist allerdings fraglich. einige experten (weiss nicht wofür sie experten sind) meinen, dass der frauenhandel und die prostitution in china drastisch zunehmen wird, wenn es immer weniger chinesinnen gibt.. weiß jemand wieviel prozent der chin bevölkerung aktuell weiblich sind?
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Re: Unterschied chin. und deutsche Sichtweise bzgl. Heirat

Beitrag von Babs »

wuseltiger hat geschrieben:weiß jemand wieviel prozent der chin bevölkerung aktuell weiblich sind?
laut British Medical Journal gab es im Jahr 2005 bei den unter 20-Jährigen 32 Mio. mehr Jungen als Mädchen
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Re: Unterschied chin. und deutsche Sichtweise bzgl. Heirat

Beitrag von wuseltiger »

Oh, danke.. Habe keine so gute Quelle gefunden.. hier scheinen wohl ländliche Gebiete am schlimmsten betroffen zu sein. Frage mich, was die ganzen Wunschsöhne machen sollen, so ohne Frau...
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Re: Unterschied chin. und deutsche Sichtweise bzgl. Heirat

Beitrag von monamy »

Babs hat geschrieben:
wuseltiger hat geschrieben:weiß jemand wieviel prozent der chin bevölkerung aktuell weiblich sind?
laut British Medical Journal gab es im Jahr 2005 bei den unter 20-Jährigen 32 Mio. mehr Jungen als Mädchen
Hab die Quelle nicht mehr, aber vor einigen Jahren (ca. 5) wurde mal in einer deutschen Zeitschrift (Spiegel?) geschrieben, daß im Zeitraum der Ein-Kind-Ehe ca. 50 Mio mehr Jungs als Mädchen geboren wurden. China hat dies sogar kommentiert mit dem Hinweis, daß dies in China schon immer so war?!

Der Geburtenunterschied nicht die Ein-Kind-Ehe.
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Re: Unterschied chin. und deutsche Sichtweise bzgl. Heirat

Beitrag von aquadraht »

monamy hat geschrieben:
Babs hat geschrieben:
wuseltiger hat geschrieben:weiß jemand wieviel prozent der chin bevölkerung aktuell weiblich sind?
laut British Medical Journal gab es im Jahr 2005 bei den unter 20-Jährigen 32 Mio. mehr Jungen als Mädchen
Hab die Quelle nicht mehr, aber vor einigen Jahren (ca. 5) wurde mal in einer deutschen Zeitschrift (Spiegel?) geschrieben, daß im Zeitraum der Ein-Kind-Ehe ca. 50 Mio mehr Jungs als Mädchen geboren wurden. China hat dies sogar kommentiert mit dem Hinweis, daß dies in China schon immer so war?!
Der Geburtenunterschied nicht die Ein-Kind-Ehe.
Das mit dem Geburtenunterschied dürfte zumindest teilweise stimmen. Im 19. und früheren 20. Jahrhundert kam noch hinzu, dass sich die weniger wohlhabende Bevölkerung eine Heirat nicht leisten konnte. Ich habe Veröffentlichungen aus den 1930er Jahren gelesen, wonach über ein Drittel der männlichen Landbevölkerung in Südwestchina aus diesen Gründen unverheiratet blieb.

Gegenwärtig (Zahlen von Ende 2007) liegt das m/w-Verhältnis bei den 270,1 Millionen 0-14jährigen bei 113/100, bei den 947,6 Millionen 15-64jährigen bei 106/100 und bei den 104 Millionen 65 und Älteren bei 100/109, die m-Überschüsse bei 16,9Mill., 26,5Mill. und -4,9 Mill.

So dramatisch ist die Frauenmangelsituation also auch wieder nicht. Die krassesten m-Überschüsse gibt es im ländlichen Bereich, die Verstädterung wirkt dem Trend entgegen.
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maxule
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Re: Unterschied chin. und deutsche Sichtweise bzgl. Heirat

Beitrag von maxule »

Krass finde ich das nicht, denn allein unter Berücksichtigung, dass der ländlichen Bevölkerung zugestanden wird, ein zweites Kind zu haben, wenn das erste Kind eine Tochter ist, führt rechnerisch unter Voraussetzung vollständiger Inanspruchnahme dieser Regelung, dazu, dass sich der Anteil der männlichen Geburten auf 62,5% einstellt. Das hat dann nichts mit Abtreibungen o.ä. zu tun. Ein oben angegebenes Verhältnis von 113/100 entspricht lediglich 54%, sofern die Zahlenbasis akkurat ist.

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