Scheidung in China vs. Deutschland

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Petermedia
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Re: Scheidung in China vs. Deutschland

Beitrag von Petermedia »

Ich Frage mich gerade, was der Unterschied ist.
In einem Scheidungsverfahren ist das Gericht doch verpflichtet eine Art Mediation zu machen um daraus dann die Scheidungsfolgenvereinbarung und darauf wiederum die Urkunde abzuleiten.
Ich fände es interessiert wenn jemand dazu Links ( auch in Chinesisch) hat.
Helfer
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Re: Scheidung in China vs. Deutschland

Beitrag von Helfer »

Petermedia hat geschrieben: 22.09.2021, 13:28 Ich Frage mich gerade, was der Unterschied ist.
In einem Scheidungsverfahren ist das Gericht doch verpflichtet eine Art Mediation zu machen um daraus dann die Scheidungsfolgenvereinbarung und darauf wiederum die Urkunde abzuleiten.
Ich fände es interessiert wenn jemand dazu Links ( auch in Chinesisch) hat.
Schau mal hier unter B) 2 b)https://www.km-bw.de/site/pbs-bw-new/ge ... /China.pdf
Exokiel
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Re: Scheidung in China vs. Deutschland

Beitrag von Exokiel »

Wie ich es verstanden habe ist der Unterschied, dass man sich nicht streitet. Für Ausländer bzw. im Ausland geschlossene Ehen geht es in China ja nur per Rechtsstreit, aber hier unterscheidet das Gericht wohl auch, ob sich beide Seiten einig sind, oder ob wirklich gestritten werden muss. Wenn sich beide Seiten einig sind, Divorce Agreement unterschrieben haben, etc., bietet der Richter wohl gerne ein Schlichtungsverfahren an, dass hier wohl nicht dem Zweck dient, zwischen den Parteien zu schlichten und sie wieder zusammenzuführen, sondern, die Scheidung ohne Streit unkompliziert zu vollziehen.
Das gute ist, dass man das laut meinem Anwalt online per Videokonferenz machen kann und das Schlichtungsurteil ist SOFORT gültig, es müssen keine 30 Tage gewartet werden und keine Partei kann Einspruch danach erheben.

Bei mir ging dies vermutlich auch so ohne Probleme, da wir keine Kinder, kein Besitzt, Vermögen, etc. pp. haben.
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Re: Scheidung in China vs. Deutschland

Beitrag von Petermedia »

@Helfer @ exokiel

Erst einmal Danke für die interessanten Hinweise.
Wie Helfer schon verlinkt hat ist die Anerkennung einer offiziellen chinesische Scheidung nicht das Problem, sofern alles offiziell legalisiert ist.
Bei im Ausland geschlossenen Ehen sieht das chinesische Recht ja vor, dass sie von einem Gericht geschieden werden müssen.
Man kann wenn man den Prozess optimiert, die Scheidung in 6 bis 8 Wochen durch haben, plus die 4 Wochen Wiederspuchsfrist.
Neu für mich ist, das es noch mehr optimiert werden kann, eben eine Art " Mediationsscheidung", das dies teilweise online erfolgen kann, und die Wiederspruchsfrist weg fällt.
@exokiel
Solltest du diesen Weg gehen, wäre es sicher interessant einige Dinge zum realen Ablauf zu erfahren.
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Re: Scheidung in China vs. Deutschland

Beitrag von Exokiel »

Petermedia hat geschrieben: 23.09.2021, 13:31 @Helfer @ exokiel

Erst einmal Danke für die interessanten Hinweise.
Wie Helfer schon verlinkt hat ist die Anerkennung einer offiziellen chinesische Scheidung nicht das Problem, sofern alles offiziell legalisiert ist.
Bei im Ausland geschlossenen Ehen sieht das chinesische Recht ja vor, dass sie von einem Gericht geschieden werden müssen.
Man kann wenn man den Prozess optimiert, die Scheidung in 6 bis 8 Wochen durch haben, plus die 4 Wochen Wiederspuchsfrist.
Neu für mich ist, das es noch mehr optimiert werden kann, eben eine Art " Mediationsscheidung", das dies teilweise online erfolgen kann, und die Wiederspruchsfrist weg fällt.
@exokiel
Solltest du diesen Weg gehen, wäre es sicher interessant einige Dinge zum realen Ablauf zu erfahren.
Ich habe mit meinem Anwalt schon ausgemacht, diesen Weg zu nehmen. Der Richter bzw. der Assistent hat auch schon meine Verflossene per Wechat kontaktiert, damit wir beide im System sind und an dem Online Termin teilnehmen können. Ein genaues Datum wurde mir noch nicht genannt, sollte laut Richter jedoch alles im Oktober durch sein.

Mir ist das ganze Verfahren auch neu, aber ich vermute, dass die ganzen Kanzleien hier in ihrer Web-Präsenz absichtlich nicht darauf aufmerksam machen. Habe 20k RMB bezahlt und der Umfang für meinen Anwalt scheint nun viel geringer auszufallen.
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Re: Scheidung in China vs. Deutschland

Beitrag von Exokiel »

Habe noch eine weitere Frage. Sinn des ganzen ist für mich natürlich, meine alte Ehe offiziell zu scheiden, aber auch in Zukunft mit meiner neuen Freundin zu heiraten. Habe mich online ein bisschen schlau gemacht und das EFZ müsste voll legalisiert, beglaubigt, etc. + Scheidungsurteil beim Standesamt vorgelegt werden. Laut diversen online Foren besteht jedoch wohl auch die Möglichkeit, beim Konsulat eine Konsularbescheinigung einzuholen, dass der Ehe nichts im Wege steht.
Kennt sich jemand damit aus, geht das? Für uns ist das hauptsächlich interessant, da uns die Eltern meiner Freundin zum Standesamt begleiten würden, meine Freundin möchte jedoch meine Vorehe den Eltern verschweigen. Bei Vorlage des Scheidungsurteils wäre das natürlich ein wenig problematisch. Ich hab mit diesem Vorgehen kein Problem, meine Freundin möchte dies hauptsächlich verschweigen, da sie ihren Eltern keine Sorgen bereiten möchte.
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Re: Scheidung in China vs. Deutschland

Beitrag von Exokiel »

Die Scheidung ist durch. Habe 1 Tag vor dem Termin eine SMS mit einem Link zur Software und meinen Zugangsdaten für die Videokonferenz erhalten. Gibt es als Windows Programm und als Android APK. Während der Konferenz wurde nur kurz die Eckdaten der Scheidung überprüft, dann mussten alle Parteien digital ihre Unterschrift setzen. Heiratsurkunde im Anschluss per Express zum Gericht geschickt und Scheidungsurkunde zurück erhalten.
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Re: Scheidung in China vs. Deutschland

Beitrag von Petermedia »

Herzlichen Glückwunsch.
Nur zum Verständnis einige Fragen für zukünftige
Scheidungswillige.
1
Deine Ehe wurde im Ausland, in deinem Fall Dänemark, geschlossen.
2
Du hast diese Ehe bei der chinesischen Botschaft für China und bei der deutschen Botschaft für Deutschland legalisieren bzw mit Apostille versehen lassen.
3
Deine Exfrau und du haben dieses Verfahren komplett online durchgeführt, wobei die jeweiligen Partner in ihren Heimatländern geblieben sind.
4
Deine Frau hat wahrscheinlich die legalisieren Urkunde aus China zum Gericht geschickt.
5 ihr habt im Gegenzug dann die Scheidungsurkunde zeitnah bekommen.
6 Das ganze hat dich 20000 RMB plus Gerichtsgebühren gekostet.
Frage
Wie geht es weiter?
Macht dein Anwalt jetzt den letzten Dreiklang
Übersetzung, Beglaubigung Legalisierung auf der deutschen Botschaft und schickt dir dann dei ganzen Dokumente, damit du dann hier in Deutschland die Scheidung anerkennen kannst?
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Re: Scheidung in China vs. Deutschland

Beitrag von Exokiel »

1
Richtig
2
Richtig
3
Teilweise richtig. Wir haben es komplett online vorgenommen, leben jedoch beide in China.
4
Ich habe die Urkunde selbst zum Gericht geschickt, da ich in China wohne.
5
Richtig
6
Richtig, Gerichtsgebühr war 75 RMB.

Ich kümmere mich um die Übersetzung, Beglaubigung, Legalisierung, Anerkennung, usw. mein Anwalt ist nach Erhalt der Urkunde aus dem Spiel raus, da die Entscheidung endgültig ist und nicht mehr angefochten werden kann.
Das online Verfahren hat mir die Anfahrtskosten des Anwalts gespart und höhere Gerichtskosten. Ich denke auch, dass bei den allgemeinen Anwaltskosten es günstiger geht, denn Divorce Agreement, an einem Video Call teilnehmen und die Unterschrift setzen kostet sicherlich nicht 20k RMB. Gut, der Anwalt hat auch einiges mit der Richterin geklärt, aber das Verfahren ist doch um einiges einfacher und schneller abgelaufen als erwartet.
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Re: Scheidung in China vs. Deutschland

Beitrag von Petermedia »

Danke für die Antwort.
Dann stellt sich für mich nur noch eine Frage.

Hätte das ganze auch funktioniert, wenn Du in Deutschland gewesen wärst?
Das ganze Mal unter der Annahme, dass ein chinesisches Gericht zuständig wäre da du zugestimmt hättest und der Scheidungsantrag in China gestellt wurde?
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Re: Scheidung in China vs. Deutschland

Beitrag von Exokiel »

Petermedia hat geschrieben: 08.10.2021, 16:36 Danke für die Antwort.
Dann stellt sich für mich nur noch eine Frage.

Hätte das ganze auch funktioniert, wenn Du in Deutschland gewesen wärst?
Das ganze Mal unter der Annahme, dass ein chinesisches Gericht zuständig wäre da du zugestimmt hättest und der Scheidungsantrag in China gestellt wurde?
Sehr vermutlich nicht, denn in so einer Konstellation würde das chinesische Gericht eventuell die Zuständigkeit abstreiten. Ich musste nachweisen, dass ich meinen festen Wohnsitz in China habe.
Wenn das Gericht hier vor Ort zuständig wäre, müsste es theoretisch funktionieren, kenne aber nicht die konkreten Bedingungen, die eine Videokonferenz-Scheidung möglich machen.
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Re: Scheidung in China vs. Deutschland

Beitrag von Exokiel »

Okay, die Anerkennung in DE könnte nun doch schwieriger werden.

Da alles digital in der Scheidung abgelaufen ist, ist mein Urteil auch digital mit digitalen Stempel. Sogar ohne Unterschrift, da erklärt wird, dass die Unterschriften von der Schlichtungsvereinbarung alle Parteien wirksam sind.
Hab zwar auch die Schlichtungsvereinbarung, aber das Urteil sieht aus, als hätte es ein Laie in Photoshop gemacht...

Mal schauen, ob eine beglaubigte Kopie, Überbeglaubigung und Legalisierung für die Anerkennung reicht. Falls nicht, habe ich schlechte Karten.
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Re: Scheidung in China vs. Deutschland

Beitrag von Exokiel »

Update: Dokumente liegen nun in Berlin zwecks Anerkennung vor. Das ganze Prozedere mit Beglaubigung, Überbeglaubigung, usw. hat 1,5 Wochen gedauert.

Hat jemand persönliche Erfahrungen, wie lange es dort dauert?
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Re: Scheidung in China vs. Deutschland

Beitrag von Exokiel »

Erstes Problem, die Schlichtungsurkunde des Gerichts ist nicht ausreichend, die Senatsverwaltung möchte noch einen Rechtskraftvermerk sehen. Das Problem hierbei ist, dass das Gericht keinen Rechtskraftvermerk ausstellen kann, da die Schlichtungsurkunde laut Gesetz schon in Kraft getreten ist.

Selbst diverse OLG's in Deutschland, siehe hier (https://www.olg-duesseldorf.nrw.de/aufg ... /china.pdf) fordern nur die Schlichtungsurkunde, ohne Rechtskraftvermerk. Ich weiß nicht was ich tun soll, denn die Richterin und das chinesische Gericht können mir nicht weiterhelfen.
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Re: Scheidung in China vs. Deutschland

Beitrag von Saiber »

Exokiel hat geschrieben: 22.10.2021, 05:34 Okay, die Anerkennung in DE könnte nun doch schwieriger werden.

Da alles digital in der Scheidung abgelaufen ist, ist mein Urteil auch digital mit digitalen Stempel. Sogar ohne Unterschrift, da erklärt wird, dass die Unterschriften von der Schlichtungsvereinbarung alle Parteien wirksam sind.
Hab zwar auch die Schlichtungsvereinbarung, aber das Urteil sieht aus, als hätte es ein Laie in Photoshop gemacht...

Mal schauen, ob eine beglaubigte Kopie, Überbeglaubigung und Legalisierung für die Anerkennung reicht. Falls nicht, habe ich schlechte Karten.
Es ist heutzutage schon normal, dass Urkunden und Zertifikate nur noch digital ausgestellt werden. Um ehrlich zu sein, wurden damals auch schon Papier Urkunden mit Stempel und Unterschrift gefaelscht also wird es da wegen der Glaubwuerdigkeit auch keinen grossen Unterschied machen.
Soviel mir bekannt ist, wird bei einer Beglaubigung und Legalisierung auch die Behoerde kontaktiert, die diese Dokumente ausgestellt haben, bzw. bei einer Datenbank, die Informationen abgeglichen. Sind diese Urkunden und Zertifikate dort dokumentiert, werden sie auch unter normalen Umstaenden anerkannt.

Wegen dem anderen, muesstest du da schon zu der Stelle hingehen und die Situation persoenlich erklaeren und fragen warum sie einen Rechtskraftvermerk unbedingt brauchen wenn andere Behoerden das nicht brauchen. Ist ein buerokratisches Problem welches sich wohl nur mit einer persoenlichen Auseinandersetzung dann loesen laesst.
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