Unselbstständigkeit chinesische Frauen Jahrgänge ~1980+

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mr.shi
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Unselbstständigkeit chinesische Frauen Jahrgänge ~1980+

Beitrag von mr.shi »

Hallo zusammen,

meine chinesische Frau und ich sind seit mehren Jahren verheiratet, haben zwei kleine Kinder und leben in Deutschland. Wir hatten in den letzten vier Jahren bereits sechs Besuche aus ihrer Verwandtschaft für jeweils 90 Tage bei uns zuhause. Im großen chinesischen Bekanntenkreis mit Kindern der Region scheint dies ebenfalls die Normalität zu sein, unabhängig von den "nationalen Konstellationen" chin-chin oder chin-dt, es scheinen ständig Verwandte im Rentenalter zur Bemutterung anwesend zu sein.
Die Schwiegermütter / Tanten etc. sind in diesen Fällen permanent für das Kochen zuständig und maximal für die Kinderbetreuung, während sich die jungen Damen hofieren lassen und sich lieber ihren Smartphones widmen.
Kindererziehung ist anstrengend, aber ich erkenne die Tendenz in meinem noch größeren deutschen Bekanntenkreis, dass die Frauen hierbei wesentlich engagierter sind (stehen früh auf und kommen mit dem Baby im Maxi Cosi im Arm zur Kita mit dem großen Kind, gehen dann einkaufen/kümmern sich um den Haushalt, sozialisieren sich in Babytreffs etc. und das alles ohne Oma...). Anmerkung hierzu: Im Regelfall wohnen die Großeltern auch nicht um die Ecke und sind bestenfalls alle zwei Wochen mal da.
Es scheint eine kulturelle Sache zu sein und ggf. mit der ehemaligen Einkind-Politik / Männerüberschuss in China zusammen zu hängen dass sich eine ziemlich verwöhnte Generation junger Frauen etablierte. Die jungen Damen in der Verwandtschaft bzw. im Freundeskreis meiner Frau werden in der chinesischen Heimat ebenso von ihren Angehörigen verhätschelt.

Deckt sich dies mit euren Beobachtungen oder kenne ich hier nur Ausnahmen bzw. habe eine verzerrte Wahrnehmung?
rundherum
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Re: Unselbstständigkeit chinesische Frauen Jahrgänge ~1980+

Beitrag von rundherum »

Es dürfte wohl hüben wie drüben beides geben. Am Ende ist es wichtig, dass Du mit Deiner Frau klar kommst.
Meine Frau ist extrem selbständig und meine Exen, ob europäisch oder chinesisch, waren es alle auch. Was zwar grundsätzlich positiv ist, aber eben durchaus auch zu Konflikten führen kann. Ich persönlich finde aber unselbständige Prinzessinnen auch ziemlich unattraktiv. Daher dürfte es hier eine gewisse Stichprobenverzerrung geben.
Könnte es sein, dass auch Du Dich unbewusst eher mit einer bestimmten Art von Leuten abgibst?

Andererseits ist in asiatischen Großstädten das Phänomen der Prinzessinnen-Krankheit (公主病) öfters in den Medien. Du bist also mit Deiner Beobachtung sicher nicht allein. Ob es in China ausgeprägter existiert als in Europa lässt sich schwer sagen.

Die konfuzianistische Philosophie mit ihren starren Familienhierarchien würde vermuten lassen, dass die Prävalenz des Phänomens in Ostasien höher ist. Anderseits gab es solche Hierarchien auch sehr lange im Westen. Sie wurden erst durch die Industrialisierung und die damit einhergehende Urbanisierung sowie durch das Nachkriegskonzept der Kernfamilie (nuclear familiy) gebrochen. China hinkt dieser gesellschaftlichen Entwicklung ca. 50-100 Jahre hinterher, was Deine Theorie stützen würde.

Anderseits scheint es auch in Europa langsam wieder mehr Mehrgenerationenfamilien zu geben. Eventuell sind die Werteunterschiede zwischen den Generationen nicht mehr so ausgeprägt wie zwischen früheren Generationen?

Deutschland fördert in gewissen Gebieten Mehrgenerationenhäuser sogar explizit, teilweise finanziell, wie beispielsweise in Niedersachsen. Eventuell kann man also hier auch sagen, dass Europa China hinterherhinkt? Eine solche Großfamilie erlaubt es eben auch, dass Frau arbeiten geht und die Großeltern mehr Aufgaben im Haushalt und in der Erziehung übernehmen.
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Re: Unselbstständigkeit chinesische Frauen Jahrgänge ~1980+

Beitrag von kleiner kaiser »

mr.shi hat geschrieben: 10.05.2019, 23:27 Es scheint eine kulturelle Sache zu sein und ggf. mit der ehemaligen Einkind-Politik / Männerüberschuss in China zusammen zu hängen dass sich eine ziemlich verwöhnte Generation junger Frauen etablierte. Die jungen Damen in der Verwandtschaft bzw. im Freundeskreis meiner Frau werden in der chinesischen Heimat ebenso von ihren Angehörigen verhätschelt.
Deckt sich dies mit euren Beobachtungen oder kenne ich hier nur Ausnahmen bzw. habe eine verzerrte Wahrnehmung?
Dies ist auch meine Beobachtung; sowohl, was meine chinesischen Bekannten hier (und da gibt es eine Menge, die mit ihren Expat-Männern hier sind) also auch die in China betreffen. Es wird ja in dem Zusammenhang nicht umsonst von den 'bā líng hòu' gesprochen. Mehr als mit dem Frauenüberschuss hat dies meiner Ansicht nach allerdings mit der Ein-Kind-Politik und dem wachsenden Wohlstand zu tun. Bei den 'jiǔ ling hòu', d.h. den nach 1990 geborenen Frauen finde ich das Phänomen oft noch krasser. Klar gibt es auch da eine Menge Gegenbeispiele, aber die Tendenz ist schon da. Und deren chinesischen Ehemänner finden das ja oft auch ok so - Hauptsache, die Ehefrau ist attraktiv und tut alles dafür, dass sie es auch bleibt (mal überspitzt gesagt).

Einen pro Jahr mehrmaligen 90-Tage-Besuch der Schwiegereltern aus China, die den ganzen Tag die Wohnung putzend und kochend belagern und unser Kind vereinnahmen oder besser gesagt von vorne bis hinten verwöhnen, würde ich übrigens nicht mitmachen. Da fliegt meine Frau besser öfter mal rüber.
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Re: Unselbstständigkeit chinesische Frauen Jahrgänge ~1980+

Beitrag von punisher2008 »

kleiner kaiser hat geschrieben: 10.06.2019, 14:31 Mehr als mit dem Frauenüberschuss hat dies meiner Ansicht nach allerdings mit der Ein-Kind-Politik und dem wachsenden Wohlstand zu tun.
Seit wann gibt es denn in China Frauenüberschuss? :shock: Wäre mir komplett neu. Mag für einzelne Städte gelten, aber sicher nicht für China allgemein. Es ist doch eines der Länder mit extremem Frauenmangel, je nach Quelle rund 4 Frauen auf 5 Männer. Hast du denn Quellen für "Frauenüberschuss"?
kleiner kaiser
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Re: Unselbstständigkeit chinesische Frauen Jahrgänge ~1980+

Beitrag von kleiner kaiser »

Sorry, ich meinte natürlich, wie mr.shi schon schrieb, den Männerüberschuss.
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