sweetpanda hat geschrieben:DaLongRen hat geschrieben:Auf den kleinen Schei**er aus der guten(!) Familie bin ich nämlich extrem neidisch! Der spricht mit 6 Jahren nämlich nicht nur akzentfrei Deutsch und Chinesisch, sondern auch fließend Englisch!
Das ist bestimmt ein Ausnahmetalent. In meinem Bekanntenkreis gibt es das realistischere negative Beispiele. Eine chinesische Familie deren Kind bis zum 4 Lebensjahr bei der Oma in China war. Die ersten 2 Jahre im deutschen Kindergarten und bei den für ihn fremden Eltern waren ein Horror für ihn.
Und erst mit einem Logopäden auf Kosten der Krankenkasse ist es dem Jungen dann mit 10 Jahren gelungen vernünftig Deutsch zu sprechen. Lt. meiner Frau ist sein chinesisch auch nicht so toll.
Eltern glauben immer, dass gerade ihr Kind super begabt ist, aber wo kommen alle die dummen Menschen her?
Gibt es irgendwelche Studien über zweisprachige Erziehung und wie gut Kinder das wirklich schaffen können.
In diesem Fall soll es ja sogar 3-Sprachigkeit sein und das mit 6 Jahren?
Dann sollte man mit ihm eigentlich mal zu "Wetten Das?".
Hmm, also ich würde jetzt nicht sagen, dass es sich um ein Ausnahmetalent handelt. Er spricht die drei Sprachen zwar fließend, aber halt auf dem Niveau eines Sechsjährigen. Er kann mir also in Deutsch, Englisch und Chinesisch sagen, dass er "Spongebob" total klasse findet und jetzt wieder zum Spielen & Fahrradfahren raus will. Aber ich habe ihn noch nicht "Faust" rezitieren gehört und bei "Sunzi" muss er auch noch passen.
Außerdem hat er noch eine jüngere Schwester und bei der sieht man diese Entwicklung im Ansatz jetzt ebenfalls. Darüber hinaus kenne ich ein weiteres Beispiel: Sie ist Französin, er Schotte. Beide leben in Deutschland. Die *drei* Kinder sprechen fließend Deutsch, Englisch und Französisch.
Was sich bei allen diesen Familien aber gezeigt hat ist, dass es extrem wichtig ist, dass es bei diesem "ungesteuerten Sprachenerwerb" eine klare Konstanz gibt. D.h. dass die jeweilige Bezugsperson für eine Sprache spricht auch *ausschließlich* diese Sprache und man fängt auf keinen Fall mit einem "Sprachmischen" an. Dann verwirrt man das Kind auch nicht.
Zu Mutti muss es dann halt "我想吃饼干!" sagen und zu Papi "Krieg ich bitte Kekse?".
Ohne die Situation genau zu kennen, führe ich Dein Negativbeispiel eher auf den (Kultur-)Schock zurück. Abgesehen von extremen wirtschaftlichen oder familiären Problemen kann ich mir nicht vorstellen, warum man sein Kind 4 Jahre lang(!!!!) abgeben sollte.
Dass das Konsequenzen hat, war doch zu erwarten.
Bei dem "guten" Beispiel war es z.B. so, dass die Mutter beim erste mal ebenfalls für ein halbes Jahr mit nach China geflogen ist und anschließend das Kind immer länger bei den Großeltern gelassen hat (erst einen Monat, dann drei Monate und schließlich ein halbes Jahr).
Ganz knallhart muss man sich auch eingestehen, dass das ganze etwas mit dem Bildungsniveau der jeweiligen Familie zu tun hat. Kinder lernen das was sie zum Überleben brauchen *IMMER* primär von den Eltern (da können unsere Sozialromantiker hier in Deutschland noch so sehr auf die Barrikaden gehen).
Die angesprochenen Familien hatten ausnahmslos ein hohes Bildungsniveau und haben sich intensiv mit der Thematik beschäftigt. Teilweise waren sogar Au Pair Mädchen im Haus, damit für das Kind eine kontinuierliche Notwendigkeit bestand, die jeweilige Fremdsprache zu nutzen.
Wie es *nicht* funktionieren kann, sieht man bei der größten Migrationsgruppe die wir in Deutschland haben. Da kommt die Masse nämlich aus der Unterschicht und bleibt auch (hüben wie drüben) in der Unterschicht stecken, weil die Eltern nicht konsequent auf die Erziehung und Bildung ihrer Kinder bestehen. (Und bevor sich jemand aufregt - diese Einschätzung stammt von meiner Exfreundin, die aus einer gebildeten kurdischen Familie kommt und ausgezeichnet Deutsch, Türkisch und Arabisch sprechen *UND* SCHREIBEN kann).
Ich kenne nämlich auch eine Reihe von chinesischen Familien, wo die Fremdsprachenfähigkeit später radikal nachgelassen hat. Das passiert normalerweise dann, wenn die Kinder keine Notwendigkeit mehr haben die Sprache zu sprechen (z.B. weil das komplette Umfeld nur noch Deutsch spricht).
Von der Fähigkeit akademische Texte zu lesen und zu schreiben wollen wir gar nicht erst reden.
Diese Fähigkeit kann man sich nur an der jeweiligen Uni aneigenen.