Laogai hat geschrieben:Meine Frau (von drüben) und ich (von hüben) sind seit fast 18 Jahren verheiratet.
Es gibt keinen Zeitdruck, wie man bei Laogai sehr schön sehen kann. Man sollte sich das in Ruhe überlegen. Außerdem finde ich, sollte man die Entscheidung alleine treffen. Der Ehepartner hat sich da (bei allem Respekt) nicht einzumischen.
Ich hab für mich das Für und Wider abgewogen, aber ich würde anderen keine Empfehlungen in der Frage geben. Eine Sache, die hier noch nicht angesprochen wurde: Grenzüberschreitende und andere Verbrechen und Abschiebung.
Jeder kann mal in die Mühlen der Justiz geraten und dann (so bin ich geneigt zu sagen) ist man als Deutscher tendenziell im Vorteil. Ausländer kennen eben, genau wie Deutsche, nicht jedes deutsche Gesetz, geschweige denn jedes Gesetz im Urlaubsland. Da kann man auch als herzensguter Mensch durch Unwissenheit Pech haben. Die andere Art von Pech ist dann, dass man durch das organisierte Verbrechen missbraucht wird. Ein Beispiel: Bei einer Flugreise über HK wird man unwissentlich als Drogenkurier benutzt. (Das passiert täglich. Ist keine Ausnahme). Ausländer in binationalen Ehen fliegen viel häufiger und besonders Chinesen nehmen gerne Lebensmittel, billige Elektronik und ganze Koffer für andere Leute mit. Sie sind die idealen Opfer für Drogenschmuggler, die dann Bekannte und Verwandte des chinesischen Ehepartners bestechen oder erpressen.
Die erste Frage des Zöllners (z.B. in Deutschland) ist dann natürlich: Ist das ihr Gepäck und haben Sie das selbst gepackt? Wer da schon gelogen hat, der kann sich schon mal geistig aufs Kittchen vorbereiten.
Solche Szenarien können sehr unterschiedlich enden, je nachdem ob das ganze in Deutschland als Deutscher, in Deutschland als Chinese, in China als Deutscher, in China als Chinese stattfindet. Von Urlaub will ich gar nicht erst anfangen.
Als Deutscher (Europäer) wird man in China eher nicht hingerichtet (
Ausnahmen bestätigen die Regel), als Chinese dagegen ziemlich sicher.
Durch zahlreiche (oft informelle) Abkommen über Häftlingsaustausch hat man zudem als Deutscher im Ausland oftmals das Privileg, einen Teil der Strafe in Deutschland absitzen zu können. (Dass man darüber selten bis nie etwas in der Zeitung liest, ist essentieller Bestandteil solcher Vereinbarungen)
Wer mal gelegentlich Artikel über die Zustände in den Gefängnissen Asiens liest (z.B.
diesen), wird den Vorteil solcher Vereinbarungen zu schätzen wissen.
Man kann nicht alle Eventualitäten für jedes Land, das man je betreten wird durchplanen, und Spätestens beim ersten umgeleiteten Flug wird man auch wissen, dass man das nicht immer kontrollieren kann. Ich finde es aber durchaus sinnvoll, für sich selbst ein Fazit zu ziehen, wie man im Falle eines Strafverfahrens am besten wegkommt.
Gedanken machen sollte man sich über Auslieferungsabkommen, Häftlingsaustausch, Zustand der Gefängnisse, Konsularische Hilfe, Bevorzugung von Ausländern bei Strafen/Begnadigungen und vor allem über die Frage: Wo möchte ich nach dem Vergehen/Straftat oder einer Haftstrafe leben?
Derzeit wird man bei Haftstrafen von mehr als drei Jahren nach der Haft aus Deutschland ausgewiesen. Begeht man als Deutscher Straftaten, wird es schwierig oder unmöglich ein Visum für China zu bekommen. Unglücklich wäre im Fall des TO zum Beispiel: In China geboren und nach drei Jahren Ehe naturalisierte Deutsche, kurz danach Verurteilung zu drei Jahren Haft, Scheidung während der Haft, kaum Chancen auf chinesisches Visum. Das ist schmerzhaft, wenn man dann nicht in die Heimat zurückkehren kann.
Begeht man die Straftat als Chinese, wird man abgeschoben und hat praktisch keine Nachteile, wenn man sowieso in die Heimat will. Was nach einer Haftstrafe nicht ungewöhnlich ist.
Andersherum: Urlaub in China als naturalisierte Deutsche, aus Gewohnheit ein kleiner Ausflug mit den Eltern nach Tibet ohne Permit. Versehentlich umgeht man einige Kontrollstellen, gerät in militärisches Sperrgebiet (nein, da gibt es keine Zäune). Man redet mit den Einheimischen, macht ein paar Fotos, und dann wird man dummerweise an einem Checkpoint kontrolliert und wegen Spionage verhaftet. Lernen kann man dann folgendes: Man kommt als Ausländer vielleicht nicht für jeden Scheiß ins Gefängnis, aber der Haufen muss nicht sehr hoch sein, um auf Jahre kein Visum mehr zu bekommen. Und als naturalisierter bedeutet das, dass man seine Eltern, Freunde, Verwandten vielleicht nicht wieder sehen darf.
Ich hoffe ich hab genug Verwirrung gestiftet und vielleicht den ein oder anderen zum Nachdenken angeregt
Kleiner Hinweis noch zum Punkt Wahlrecht, das Laogai hier erwähnt hat.
Die CDU/CSU ist hin und wieder der Ansicht, dass zu wenig kriminelle Ausländer abgeschoben und möchte die Regelungen
ändern. Man sollte sich also vor Augen führen, dass solche Gesetze vermutlich bald verschärft werden, und dass man sich oder seine Familie als CDU-Wähler oder Nichtwähler in dieser Frage für die Zukunft selbst benachteiligen könnte.