Shenzhen hat geschrieben:... es geht meiner Meinung in der Schule darum das Lernen zu lernen und nicht so sehr der Inhalt. ...
Und genau hier sehe ich vielfach Probleme wenn ich mit meinen durchaus sehr intelligenten chinesischen Kollegen zu tun habe. Sie verfügen über verdammt viel Wissen, haben aber Probleme damit eigene Strategien für den Einsatz oder Modifikation/Entwicklung eigener neuer Ansätze zu finden.
Ich weiß, dass meine Schulbildung mich genau darauf vorbereitet hat Dinge zu hinterfragen, Informationen selbständig zu erarbeiten (statt sie nur aus Büchern auswending zu lernen), eigene Theorien und Wege zu entwickeln, ... kurz gesagt das "Lernen zu lernen".
Ich war auf einer normalen Grundschule, Realschule und Gymnasium in Solingen (also sicher kein Ort für Elite-Schulen) und hatte durchschnittliche Noten. Ich habe nicht viel Wissen mitgenommen (meine Allgemeinbildung ist durchschnittlich - mehr ausgprägt in Bereichen, die mich persönlich interessierten) und auswendig lernen kann ich ich nicht wirklich gut (eine Eigenschaft, die bei vielen Chinesen besser ausgeprägt ist).
Aus meiner Erfahrung mit meiner Ausbildung in Deutschland und den Erfahrungen wie meine chinesischen Kollegen mit mir arbeiten muss ich doch davon ausgehen, dass dieses Manko am chinesichen Bildungssystem liegt?! Zumal ich das wirklich durch die ganze Bank weg so sehen kann.
Meine chinesische Frau bezeichnet das übrigens als "wie ein Chinese denken" und damit nicht sehr selbständig arbeiten zu können.
Ideal fände ich ein Schulsystem, dass es schafft das "Lernen zu lernen" zu vermitteln (wie ich es kennengelernt habe ... eventuell ausgeprägter mit mehr Ansätzen und Anleitung Inhalte selbst zu erarbeiten) kombiniert mit ein wenig vom chinesischen "sturen Auswendiglernen" (und ja - auch das hat mir meine Frau berichtet), denn auch diese Eigenschaft kann sehr nützlich sein.
Achtung:
Die viele Kritik an meiner Kritik am chinesischen Schulsystem wird mich dazu veranlassen mal zu versuchen die ein oder andere chinesische Schule zu besuchen (wenn mir das gestattet wird).
Mittlerweile habe ich auch erfahren, dass dadurch, dass unser Sohn Deutscher ist (bzw. seine chinesische Staatsbürgerschaft verlieren wird sobald wir dieses Jahr Weihnachten Deutschland besuchen) er keine öffentliche chinesische Schule besuchen kann.
Wenn chinesische Schule, dann müsste es also eh eine private Schule werden.
Meine HR Abteilungsleiterin (Chinesin) mit der ich über das Thema gesprochen habe sieht meine Kritik übrigens sehr ähnlich und schickt ihre Tochter daher auch längst nicht auch die öffentliche sondern eine private chinesische Schule. Der Clou bei der Schule, die sie gewählt hat: es gibt viele ausländische Lehrer, die verschiedene Fächer übernehmen (nicht nur Englisch) - und diese in Chinesisch unterrichten (wenn sich Cathi nicht missverständlich ausgedrückt hat - was ab und an mal vorkommt).
Aber wie Ihr alle so richtig sagt - es fließt noch viel Wasser den gelben Fluss hinunter bis es bei uns "ernst" wird. Wir haben also noch viel Zeit uns weiter zu erkundigen, das chinesische Schulsystem hat noch viel Zeit sich weiter zu entwickeln (Reformen sind ja (langsam) im Gange) und ich habe noch viel Zeit reich zu werden