Na gut. Glückwunsch, Du hast das Niveau weiter gesenkt. Die US-Arbeitslosenzahlen lagen von ca. 1955-1980 über den europäischen. Seit 2008 liegen sie wieder darüber. Nach ILO-Massstäben lagen sie eigentlich noch nie über den europäischen, eine Stunde Arbeit pro Woche gilt hier nicht als beschäftigt.
Die Zeit von 1955 bis 1980 lässt sich kaum vergleichen - zu jener Zeit gab es in den USA die Policy der wage and price control (die USA tätigten also damals weitaus stärkere makroökonomische Eingriffe als die EU heute), die Ölkrise traf die USA damals besonders und Europa hatte seinen Wiederaufbau, tiefere Löhne und somit weniger Arbeitslosigkeit. Auch heute könnte man die Löhne, sagen wir, halbieren und hätte 0 Prozent Arbeitslosigkeit - nur ist das wohl in niemandes Interesse...
Mir geht es nicht um den Vergleich ob die USA oder Europa besser sind, sondern darum, der Einfluss politischer Regelungen auf die Effizienz von Arbeitsmärkten zu untersuchen. Deswegen möchte ich die USA seit dem Zusammenbruch der Sovjet Union (welche in den USA zu einer generellen Überzeugung, dass Interventionismus schadet, fürhte) mit Europa, insbesondere Deutschland und Frankreich (wo viel mehr Vertrauen in den Staat vorherrscht) vergleichen.
Persönlich bevorzuge ich die Daten der OECD, da jene der ILO nicht strikt international vergleichbar sind (wie die ILO angibt), aber die Abweichungen sind ja normalerweise im Promillebereich, von dem her nicht wirklich frappant. Die OECD publizierte entsprechende Daten:
Der Graph zeigt also relativ deutlich, dass die Arbeitslosenzahlen in der EU in den Jahren vor der Krise stets über jenen in den USA lagen (stimmt also mit Deiner Aussage, dass seit 2008 die AL-Zahlen wieder höher sind, überein).
Dennoch, im Schnittlagen die AL-Zahlen der heutigen EU-Länder zwischen 1960 und 2003 by 8,9 Prozent, während jene der USA bei 6,1 Prozent lagen (M. Gartner, Macroeconomics 2. AL, Ab. 6.9). Die durchschnittliche Gesamtzeit, während der ein Individuum arbeitslos war (also die Fläche unter den Graphen) ist für die USA dennoch beträchtlich kleiner als für die EU.
Es gibt in Europa nur extrem marginal mehr Hindernisse, jemanden nicht willkürlich, sondern wegen Auftragsmangel oder sonst betriebsbedingt zu kündigen
Die Hindernisse sind aber dennoch existent. Ich möchte hier nicht auf die juristischen oder kulturellen Aspekte eingehen, aber die Tatsache, dass in den USA die durchschnittliche Anstellungsdauer kürzer ist als in Deutschland (ebenfalls M. Gartner, Macroeconomics 2. AL), kann man als ein hinreichendes Kriterium für diese Aussage betrachten.
Es gibt sogar Untersuchungen in internationalen Unternehmen, die den Kündigungsschutz als überhaupt kein Problem empfinden. Hire and fire als Jobchance ist dümmste Propaganda.
Dies würde mich einmal interessieren - welche Studie belegt denn dies? Sollte es möglich sein zu zeigen, dass die Liquidität keinen Einfluss auf die Effizienz und Flexibilität der Märkte hat, hätte dies weitreichende Folgen... Die mittelfristige Wirksamkeit der ganzen "Rettungspakete" könnten dann endlich wissenschaftlich vollständig widerlegt werden.
Zitat:
2. Gibt's in Europa viel mehr Sozialleistungen. ... Kurzum, man trägt viel weniger Verantwortung.
Das ist elitäre und menschenverachtende Ideologie. Nicht fürchten zu müssen zu verhungern oder auf die Strasse geworfen zu werden ist eine Sache der Menschenwürde.
Wenn eine Aussage ideologisch motiviert ist, ist jeglicher Widerspruch zu derselben ebenfalls ideologisch motiviert. Meine Absicht war jedoch nicht, zu sagen, dass die Sozialleistungen schlecht sind - ich stellte nur fest, dass sie existieren. Meine Argumentation ist analytisch deduktiv, nicht normativ aufzufassen.
Persönlich halte ich es auch für notwendig, dass jedermann ein Dach über dem Kopf, Zugang zu Bildung und genügend Nahrung erhält (sowie weitere Dinge). Ich stelle nur fest, dass der unangenehme Nebeneffekt darin besteht, dass der Anreiz erwerbstätig zu werden sinkt.
Empirische Evidenz existiert da sehr wohl, wenn auch die Zahl der Fälle hart zu quantifizieren ist. In Deutschland, beispielsweise, musste eigens definiert werden, was eine "Zumutbare Beschäftigung" ist, um zu verhindern, dass Leute einfach zu Hause sitzen und nicht mehr arbeiten gehen, auch wenn sie einen Job bekämen. Und es gab hier auch Gerichtsfälle, die alleine schon als empirische Evidenz dienen.
Die Logik ist auch ganz einfach; Freizeit hat einen bestimmten Nutzen - der Lohn, den man beim Arbeiten verdient einen anderen Nutzen. Wenn jetzt der individuelle Nutzen aus Freizeit und ALG II höher ist als jener des Lohnes und der Arbeit, bleibt man trotz Jobangebot lieber zu Hause. Wenn ich wählen könnte, ob ich beispielsweise als Koch arbeiten und 1000 € verdienen oder zu Hause sitzen und 359 Euro + Miete verdienen soll und in der Zeit Bücher lesen kann, würde ich micht auch für letzters entscheiden.
Unsinn. Das Englisch amerikanischer und zunehmend selbst britischer Ingenieure und Naturwissenschaftler ist erbarmungswürdig. Ich habe oft genug meinen Kollegen aus USA und UK die Memos korrigieren müssen, damit sie sich nicht blamierten.
Das glaub' ich Dir gerne, aber dennoch ist es gerade in Deutschland als Migrant sehr schwer einen Job zu finden, wenn man nur gut englisch und seine Muttersprache spricht, jedoch nur gebrochen Deutsch. Wie Du selbst sagst haben ja sogar die oben genannten Ingenieure einen Job bekommen, trotz ihrer sprachlichen Defizite
Ich fände auch mehr Bürgerbeteiligung gut, sehe aber gerade wieder, wie in der Schweiz eine illiberale, intolerante und menschenrechtsfeindliche Mehrheit eine schändliche Regelung durchgesetzt hat. Und das in einem Land, das in Volksabstimmungen meistens eher demokratische Reife gezeigt hat.
Das hat jetzt zwar nichts mit Ökonomik zu tun, aber ich halte direkte Demokratie trotz den jüngsten Volksentscheiden in der Schweiz noch immer für die beste Regierungsform (abgesehen vom oft zitierten allwissenden wohlwollenden Philosophen). Die Entscheide des CH-Stimmvolks müssen ja dennoch Menschenrechtsverträglich durchgesetzt werden und sind nicht einfach despotisch akzeptiert (klagbarer Anspruch!). Des Weitern sendet das Volk so ein klares Signal an die Regierung, dass es mit der heutigen Migrations- und Integrationspolitik unzufrieden ist und Änderungen erwartet. IMHO besser als wenn zehntausende die Strassen blockieren gehen...
Ich persönlich habe aber Nein gestimmt und unterstütze diese Vorlage nicht - schon alleine aus dem Grund, dass ich gegen eine weitere Zentralisierung bin.
Es gibt zudem durchaus noch europäische Länder, wo die Gesetzgebung noch weitaus strenger ist als in der Schweiz. Frankreich erwägt beispielsweise sogar Ausbürgerungen... aber natürlich ist eine Argumentation im Stile von "wir nicht, die andern auch!" nicht zulässig.