Missverständnisse zw. Chinesen und Deutschen ?

Für alle, die an der Erstellung eines gemeinsamen deutsch-chinesischen Buches mitwirken wollen. Ziel des Buches ist es, als Ratgeber die jeweilig andere Mentalität,Lebenseinstellung und Sichtweise zu verstehen.
Aremonus
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Re: Missverständnisse zw. Chinesen und Deutschen ?

Beitrag von Aremonus »

Das wiederum würde bedeuten, dass der Europäer den Chinesen als sturen unverbesserlichen Krachmacher sieht, und der Chinese den europäer als unverbesserlichen und arroganten Weltverbesserer sieht
Jap, letzteres musste ich mir in China implizit und explizit auch schon öfters anhören :lol:
Wie geht es euch so? Mein Chinesisch ist leider noch nicht so gut, weswegen ich Diskussionen in der Sprache auch lieber auf einem oberflächlichen Niveau und kurz halte; im Englischen oder Deutschen hingegen kann ich auch schon 'mal ganz schön ausholend sein, wenn ich mit einem guten Gesprächspartner spreche (getreu nach dem Motto: nur wenige haben es verdient, dass man ihnen widerspricht)
Erst wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fluss gestaut und der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr feststellen, dass man Biber nicht essen kann!
beowulf
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Re: Missverständnisse zw. Chinesen und Deutschen ?

Beitrag von beowulf »

Topas hat geschrieben:Dass es da Unterschiede im Humor gibt, merke ich auch öfter. Vor allem wenn der Europäer ohne nachzudenken etwas sagt ( in der Erwartung dass der andere den Sinn versteht ) und der Chinese es Wortwörtlich nimmt. Das denke ich leigt zum Teil an der Sprache an sich ( bedeutung etc, dass halt einiges unübersetzbar ist ) andererseits aber auch an allgemeiner gewohnheit/ Trends. Z.B. ist/war lange Zeit das Wort "Alter" unter Jugendlichen In. Aber nicht in einer bedeutung ähnlich der chinesischen Respektbekundung sondern vielmehr als Slang, als Ausdruck um in der Szene respektiert zu werden....Ich denke auch da dürfte es chinesische Gegenbeispiele geben.

Zu dem Thema Netzwerken: Also wäre der Unterschied da eine Art Anerkennungsproblem? Also, dass der Status ( im Netzwerk oder ausserhalb dieses ) zählt, um bestimmte Anerkennung/Höflichkeit etc zu bekommen ? Wäre bei Europäern nicht ganz so drastisch, obwohl es den umgekehrten Eindruck macht.

Das Chinesen gerne Diskutieren und dann lange und ausgiebig ( und für Europäer manchmal Weissglut-treibend ) ist mir auch aufgefallen. und denke ich hakt es. Weil daraus enstehende Streitereien entstehen dann letztlich weniger wegen Meinungsunterschieden, sondern weil für den Europäer bereits offensichtliche und festgezurrte Sachen seitens des Chinesen weiter ausdiskutiert werden müssen. Der Europäer sieht dann keinen weiteren Diskusionsbedarf und fragt sich dann, warum der Chinese dass dann nicht versteht, und der Chinese wundert sich, warum der Europäer plötzlich das Gespräch beenden will, wo doch noch gar nichts geklärt ist.

Das wiederum würde bedeuten, dass der Europäer den Chinesen als sturen unverbesserlichen Krachmacher sieht, und der Chinese den europäer als unverbesserlichen und arroganten Weltverbesserer sieht. irgendwie witzig, weil dadurch bei beiden Gesprächspartnern etwa das selbe negativbild vom anderen entsteht...
Hmm - ich hab da den Eindruck, dass du da ein paar Sachen durcheinandermischt. Kann mich da auch täuschen. :-)

@"Also wäre der Unterschied da eine Art Anerkennungsproblem? Also, dass der Status ( im Netzwerk oder ausserhalb dieses ) zählt, um bestimmte Anerkennung/Höflichkeit etc zu bekommen ? "

Ja - vor allem im Netzwerk oder nicht, ist da entscheidend. Und dann im Netzwerk dann die Hierarchie. Ein Schüler wird beim Badminton nie seinen Trainer widersprechen. Gerade bezüglich Badminton weiß ich das aus erster Hand. Kenne einen chinesischen Badmintontrainer sehr gut und der hat viiiiieeeel Nerven bei den österreichischen Sportlern gebraucht.

Ich spreche jetzt hier von einer Profi Sportler Beziehung, nicht die Geliebte eines Firmenchefs die sich Privatstunden geben lässt (das wäre dann wieder Kunde - Dienstleister).

@sondern weil für den Europäer bereits offensichtliche und festgezurrte Sachen seitens des Chinesen weiter ausdiskutiert werden müssen. Was jetzt da Verhandlungen betrifft - für einen Chinesen ist die Sache nie "ausdiskutiert". Das was ausdiskutiert scheint, zeigt nur einen momentanen Stand auf. Chinesen haben auch die Tendenz auf die GANZE BEZIEHUNG zu fokussieren. Deutsche eher auf den (technischen) Teil des momentanen Themas. Klingt jetzt blöd - ist auch nicht ident - aber was ähnlich ist (Betonung auf ähnlich) ist der unterschiedliche Kommunikationsstil zwischen Frauen und Männer. Bei Frauen mehr Beziehungsorientiert und bei Männern Themenorientiert. Oft geht es bei den Diskussionen auch darum, den anderen kennen und einschätzen zu lernen. Böse Zungen behaupten sogar, dass Chinesen oft kleine künstliche Probleme/Streitereien schaffen um zu sehen wie der andere reagiert und ob sie sich auf ihn verlassen können. :lol: Natürlich gibt es auch noch andere Faktoren die da mitspielen. Chinesen müssen sich oft zuerst mit den eigenen Leuten bei Verhandlungen absprechen und austauschen. Deswegen geht die Diskussion auch nach einigen Tagen wieder los, obwohl der Deutsche glaubt die Sache wäre geklärt.
Und das ist jetzt nur der Business Aspekt/Kontext.

@negativbild - ja, das trifft zu. Die Probleme sind nicht einseitig. Japaner die in Frankreich leben haben eine extreme Selbstmordquote (das ist jetzt kein Witz), Koreaner zerreissen sich das Maul über die Gewohnheiten der Österreicher und wollen wieder nach Hause und Chinesen können mit Deutschen nicht zusammenarbeiten und bekommen einen Kulturschock.

@Royal Tramp - Witzige Filme. 1. Stephen Chow Filme sind extrem witzig - aber eher die alten. Was noch hinzukommt ist, ist das angeblich der Wortwitz auf Kanto genial sein soll. Da kann ich leider nichts dazu sagen.
Einen anderen neuen Film den ich wirklich extrem witzig finde, ist die Gaunerkomödie "crazy stone". Ist vom Stil her ein wenig so wie Snatch von Guy Ritchie.

http://www.lovehkfilm.com/panasia/crazy_stone.htm" target="_blank

Ach ja - nicht chinesisch aber in China ein Hit - die koreanische Liebeskomödie (ich hasse Liebeskomödien normalerweise) My Sassy Girl. (Achtung nicht die amerikanische Remake Vergewaltigung anschauen :twisted: )
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Skorpid
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Re: Missverständnisse zw. Chinesen und Deutschen ?

Beitrag von Skorpid »

Stimme den Vorrednern zu, was Diskussionen angeht.
Man kann ein Problem in 5 Minuten geklärt haben... es muss 15 Minuten darüber gesprochen werden. Selbst wenn man zugibt, das man Unrecht hat und der andere Recht wird teilweise lange weiterdiskutiert... das kann manchmal ziemlich anstrengend sein.
Und das Chinesen mit Deutschen (manchmal) nur schwer zusammenarbeiten können liegt wohl auch hauptsächlich am unterschiedlichen Diskussionsstil. Manchmal habe ich das Gefühl, für Chinesen gibt es in Diskussionen nur unbegrenzten Sieg oder absolute Niederlage, Kompromisse werden nur in äußerst seltenen Fällen getroffen und mal Nachgeben, obwohl man weiß, dass man eigentlich Recht hat, das kennen auch nicht viele (persönlicher Eindruck). Lieber 7 Tage um einen Euro streiten als 5 Minuten streiten, einen Euro verlieren und 7 Tage Frieden haben.
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Re: Missverständnisse zw. Chinesen und Deutschen ?

Beitrag von beowulf »

Skorpid hat geschrieben:Stimme den Vorrednern zu, was Diskussionen angeht.
Man kann ein Problem in 5 Minuten geklärt haben... es muss 15 Minuten darüber gesprochen werden. Selbst wenn man zugibt, das man Unrecht hat und der andere Recht wird teilweise lange weiterdiskutiert... das kann manchmal ziemlich anstrengend sein.
Und das Chinesen mit Deutschen (manchmal) nur schwer zusammenarbeiten können liegt wohl auch hauptsächlich am unterschiedlichen Diskussionsstil. Manchmal habe ich das Gefühl, für Chinesen gibt es in Diskussionen nur unbegrenzten Sieg oder absolute Niederlage, Kompromisse werden nur in äußerst seltenen Fällen getroffen und mal Nachgeben, obwohl man weiß, dass man eigentlich Recht hat, das kennen auch nicht viele (persönlicher Eindruck). Lieber 7 Tage um einen Euro streiten als 5 Minuten streiten, einen Euro verlieren und 7 Tage Frieden haben.
Interessant - genauso wie du das sagst, hab ich das vor allem von Koreanern und Chinesen über Österreicher (oder sagen wir jetzt hier Westler) gehört. Das ist jetzt kein Scherz. Besonders wurde von ihnen kritisiert, dass Westler wenn sie falsch gelegen haben, es niemals zugeben oder einfach vom Thema ablassen können. Sie müssen sich dann immer in extrem lächerliche Ausreden versteigen und am Ende hat die Diskussion gar nichts mehr mit dem Thema zu tun.
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Re: Missverständnisse zw. Chinesen und Deutschen ?

Beitrag von chrix »

Mal nur in den Raum von mir gestellt und im Hinblick auf die Sapir-Whorf-Hypothese angesprochen...

Kann das Phänomen mit dem Humor, insbesondere wenn es um Ironie geht, damit zu tun haben, dass man, um Ironie erkennen und dekodieren zu können, einen gewissen Grad an Abstraktionsfähigkeit besitzen muss? Denn das wäre dann eventuell ein Erklärungsansatz: Da in der chinesischen Sprache ein ausgesprochener Irrealis fehlt, wie wir ihn in den germanischen Sprachen kennen, fällt es den Chinesen ein wenig schwerer, gewisse Dinge zu abstrahieren. Sie tendieren stattdessen eher zu einem eher direkterem (-> wortwörtlichen) Verständnis einer Sache.

Was haltet ihr von dieser Vermutung?
Nein! Nein! Nein! Bitte nicht von grammatischen Eigenheiten einer Sprache auf die kognitiven Fähigkeiten von Sprechern schließen. Die Sapir-Whorf-Hypothese in ihrer extremen Auslegung gilt als überholt, das sollte so auch in jeder guten sprachwissenschaftlichen Einführung stehen. Ad hoc fallen mir Studien zur Farbwahrnehmung ein. Sprecher von Sprachen, die zwischen blau und grün sprachlich nicht unterscheiden, können den Unterschied dennoch wahrnehmen.




Chrix, der in Deutschland vor vielen Jahren mit einer Chinesin, die in Japan eingebürgert worden war, unvermittelt auf japanisch über die Befreiung Tibets von der Sklaverei diskutieren mußte
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Re: Missverständnisse zw. Chinesen und Deutschen ?

Beitrag von RoyalTramp »

chrix hat geschrieben:Nein! Nein! Nein! Bitte nicht von grammatischen Eigenheiten einer Sprache auf die kognitiven Fähigkeiten von Sprechern schließen. Die Sapir-Whorf-Hypothese in ihrer extremen Auslegung gilt als überholt, das sollte so auch in jeder guten sprachwissenschaftlichen Einführung stehen. Ad hoc fallen mir Studien zur Farbwahrnehmung ein. Sprecher von Sprachen, die zwischen blau und grün sprachlich nicht unterscheiden, können den Unterschied dennoch wahrnehmen.
Ihre extreme Interpretation scheint mir nicht "überholt", sondern man scheut sich meiner Meinung nach schlicht davor, weil die Konsequenzen daraus ziemlich "brutal" sein könnten und man sie daher lieber ignoriert. Aber abgesehen davon, muss man sie ja auch gar nicht so extrem auslegen, wenn man behauptet, dass die Art und Weise, wie wir uns sprachlich artikulieren, vielleicht auch unser Denken beeinflusst. Und vor diesem Hintergrund wäre es vielleicht in der Tat interessant, ob das mitunter einige Dinge, so z.B. die Unterschiede im Humor, erklären könnte. :P

Was mich immer zudem fasziniert ist: Diese These hält sich schon recht hartnäckig in der interkulturellen Linguistik, ABER wie sieht es denn mit Unterschieden innerhalb einer Sprechergemeinschaft aus. So z.B. auch wieder Beispiel der Humor, denn es wäre ja ziemlich abstrus jetzt auf Basis dieser These behaupten zu wollen, dass alle Deutsche den gleichen Humor hätten, weil sie die gleiche Sprache sprächen. Es gibt da natürlich Unterschiede, aber so drückt sich jeder Deutsche, sei es auf der Straße im Alltag oder aber auch hier im Forum, sprachlich anders aus. Und ob man darauf vielleicht basierend nicht auch Rückschlüsse auf kognitive Fähigkeiten einer Person schließen kann?
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Re: Missverständnisse zw. Chinesen und Deutschen ?

Beitrag von chrix »

na ja, kulturelle Unterschiede können ja durchaus auch unabhängig von sprachlichen Unterschieden sein. Niemand bestreitet ja, daß Chinesen Humor anders auffassen als Deutsche. Aber immer die Sapir-Whorf-Keule zu schwingen, das stößt Linguisten übel auf (meiner Meinung nach zu Recht).

Und zu sagen, daß man von der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit Rückschlüsse auf kognitive Fähigkeiten ziehen kann, ist wiederum etwas anderes. Innerhalb einer Sprachgemeinschaft gibt es natürlich interindividuelle Unterschiede, und die schlagen sich verschiedentlich wieder. Aber man sollte nicht verkennen, daß auch hier nicht unbedingt Korrelationen bestehen müssen. So können viele Naturwissenschaftler sich sprachlich nicht besonders gut ausdrücken, aber an ihren kognitiven Fähigkeiten auf anderem Gebiet besteht kein Zweifel, bzw. könnten Geisteswissenschaftler nicht mithalten. (Ausnahmen bestätigen die Regel) Woher diese individuellen Unterschiede kommen, ist unklar, soweit ich den Forschungsstand überblicken kann (Psycholinguistik ist nicht mein Fachgebiet), aber ich wäre extrem vorsichtig, dies an der Muttersprache festmachen zu wollen...
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Re: Missverständnisse zw. Chinesen und Deutschen ?

Beitrag von Rala »

Ich kann aus meiner Erfahrung mit meiner Frau nur bestätigen, dass Ironie überhaupt nicht geht. Wir hatten am Anfang unserer Beziehung einige recht ernsthafte Diskussionen, bis mir endlich klar wurde, dass sie meine ironischen Bemerkungen immer wörtlich genommen hatte.
Typischer Dialog.
Sie:"Du hast aber ..... gesagt."
Ich:" Ja habe ich, aber es war doch natürlich gar nicht so gemeint."
Sie:"Aber warum sagst du es denn, wenn du es nicht auch so meinst?" ... usw usw

Fuer sie sind halt immer die Worte von grosser Bedeutung und für mich eben mehr der Sinn der Worte im Zusammenhang. Manchmal hatte schon ein einziges von mir benutzes, negatives Wort gereicht um ihre Laune zu verderben, obwohl ich überhaupt nichts Negatives im Sinn hatte.

Im Gegenzug dazu, hab ich sie immer falsch interpretiert sobald sie ihre Stimmlage verändert hatte.
Ich fühlte mich dann immer gleich von ihr angegriffen. Mittlerweile weis ich, dass es eben nicht so einfach an der Tonlage zu erkennen ist, ob sie sauer ist oder nicht.

Und viele Missverstädnisse kamen noch durch "verkehrte", d.h. wörtliche Übersetzung hinzu.
Gruß
Rala
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Re: Missverständnisse zw. Chinesen und Deutschen ?

Beitrag von Bernhard »

beowulf hat geschrieben: Ja, genau - vielleicht sogar ähnlich wie bei den Südländern (z.B. Italienern) wo es auch sehr schnell heiß hergeht, aber in Wahrheit das ganze eher warme Luft ist.

@Ironie/Sarkasmus - der chinesische/koreanische Humor ist da wirklich anders. Merk ich auch bei meiner Frau, die mag solche Sprüche nicht und versteht sie oft gar nicht und im schlimmsten Fall nimmst sie diese sogar wörtlich. :lol:
von welche Sprüchen sprichst du jetzt? Sind Chinesen und Koreaner nun immer für einen theatralischen Streit zu haben, oder nicht?
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Re: Missverständnisse zw. Chinesen und Deutschen ?

Beitrag von Topas »

Also wie war dass noch. Ich meine mich recht zu entsinnen, dass - wenn eetwa ein Stuttgarter in Köln ein "halves Hänchen" bestellt, etwas ganz anderes bekommt als er erwartet. Gerade bei den Regional noch extrmer entfernten Chinesen kann ich mir gut vorstellen, dass es da noch mehr hakt.

Gibt es eigentlich dass ganze auch umgekehrt .....ein Chinese erzählt ein Witz, und wir versuchen dass witzige daran heraus zu finden ?

@ aremonus : Also zumindest mir kommt das manchmal so vor. Vor allem wenn dann im heftigsten Streit sich beide gleiches Vorwerfen, nämlich arrogante Sturheit. Der eine diskutiert Stur weiter, der andere bleibt stur bei seiner Meinung.

Das soll jetzt keine Pauschalisierung sein, sondern vielmehr entstehen aus unterschiedlcihen Erwartungshaltungen die schlimmsten Streitereien. Dabei wäre es doch mal ganz interessant zu wissen, was denn

a) die deutschen so vom Chinesen erwarten ?
b) die chinesen so vom Deutschen erwarten ?

Hat jemand Vorschläge ?
Topas grüsst recht herzlich WHSAP
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Re: Missverständnisse zw. Chinesen und Deutschen ?

Beitrag von beowulf »

Topas hat geschrieben:Also wie war dass noch. Ich meine mich recht zu entsinnen, dass - wenn eetwa ein Stuttgarter in Köln ein "halves Hänchen" bestellt, etwas ganz anderes bekommt als er erwartet. Gerade bei den Regional noch extrmer entfernten Chinesen kann ich mir gut vorstellen, dass es da noch mehr hakt.

Gibt es eigentlich dass ganze auch umgekehrt .....ein Chinese erzählt ein Witz, und wir versuchen dass witzige daran heraus zu finden ?

@ aremonus : Also zumindest mir kommt das manchmal so vor. Vor allem wenn dann im heftigsten Streit sich beide gleiches Vorwerfen, nämlich arrogante Sturheit. Der eine diskutiert Stur weiter, der andere bleibt stur bei seiner Meinung.

Das soll jetzt keine Pauschalisierung sein, sondern vielmehr entstehen aus unterschiedlcihen Erwartungshaltungen die schlimmsten Streitereien. Dabei wäre es doch mal ganz interessant zu wissen, was denn

a) die deutschen so vom Chinesen erwarten ?
b) die chinesen so vom Deutschen erwarten ?

Hat jemand Vorschläge ?
Naja Vorschläge gehen schwer - es ist alles vom Kontext abhängig. Bei Deutschen wie bei Chinesen. Jetzt nur einmal so dahingesagt - obwohl sich in der Literatur dazu schon etwas finden lässt, nämlich den chinesischen Regelrelativismus - bei Chinesen ist der Kontext wichtiger als bei Deutschen, die durch z.b. das Christentum eher zu klar definierten allgemeingültigen Regeln neigen (Betonung auf Neigen). Ein Streit/Diskussion ist in China nicht automatisch Streit/Diskussion. Da gibt es viele unterschiedliche Arten. Um jetzt ein extrem Beispiel zu nennen - wie wir alle wissen, lieben die Chinesen es nach dem Essen zu streiten, wer denn die Ehre hat die Rechnung zu bezahlen. Das kann da schon oft ein wenig laut werden und da haben wir Sturheit die auf Sturheit prallt. ala Ich zahle die Rechnung - Nein, ich zahle. Kommt überhaupt nicht in Frage.... Doch... :lol:

Wir haben hier also eine Streiterei/Diskursion die den Zweck dient, den anderen Gesicht zu geben (an sich geht es um den implizit genannten konfuzianischen "Wert" der Güterteilung unter Freunden/Familie. Siehe LunYu). Also einen positiven Streit. Für Deutsche kann das schon recht verwirrend sein. Obwohl es sogar ähnliches bei uns gibt, nur halt bei weitem nicht so stark ausgeprägt.

Was jetzt Konflikte zwischen Deutschen und Chinesen betrifft. Chinesen haben da eher die Problemlösungstendenz sich aus der Beziehung zurückzuziehen. (Jetzt geht es um Streitereien zwischen Leuten die sich kennen). Das liegt daran, dass die merken, dass es sehr schwer ist Deutsches Verhalten vorherzusehen und da dieses für sie unberechenbar ist, kommen sie in eine Situation in der sie selbst an sich nur verlieren können. Deutsche bemerken das meistens zu spät und wundern sich warum der Chinese jetzt auf einmal weg ist oder warum dieser so "sensibel" reagiert. So schlimm war ja das ganze nicht :lol:

Deutsche wiederum haben die Eigenschaft bei Streitereien das Unverständnis und eigenartige Verhalten des chinesischen Partner als "List" oder unaufrichtiges Verhalten (deswegen war ich bei dem anderen Thread auch so erpicht, dem Antwortsteller zu empfehlen, das Buch in die Mülltonne zu kicken) zu interpretieren und entschliessen sich dann zu einer offenen aggressiven Vorweise um zu zeigen, dass sie sich nichts gefallen lassen. Das ganze wird durch den Stress des interkulturellen Kontaktes noch verschärft und wir haben dann einen Konflikt der sich immer mehr "aufschaukelt".

Nochmals zusammengefasst, wir haben unterschiedliche kulturelle Werte, unterschiedliche soziale Normen und Rollen und einen unterschiedlichen Kommunikations- und Konfliktlösungsstil.
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Re: Missverständnisse zw. Chinesen und Deutschen ?

Beitrag von beowulf »

Bernhard hat geschrieben:
beowulf hat geschrieben: Ja, genau - vielleicht sogar ähnlich wie bei den Südländern (z.B. Italienern) wo es auch sehr schnell heiß hergeht, aber in Wahrheit das ganze eher warme Luft ist.

@Ironie/Sarkasmus - der chinesische/koreanische Humor ist da wirklich anders. Merk ich auch bei meiner Frau, die mag solche Sprüche nicht und versteht sie oft gar nicht und im schlimmsten Fall nimmst sie diese sogar wörtlich. :lol:
von welche Sprüchen sprichst du jetzt? Sind Chinesen und Koreaner nun immer für einen theatralischen Streit zu haben, oder nicht?
Sprüche - Ironie, Sarkasmus. Ich habe oft einen schwarzen Humor und ich merke, dass dieser nicht wirklich verstanden wird.

"Theatralische" Streitigkeiten sind in China und Korea weiter verbreitet als bei uns im kühlen Norden. Apropo - in China ist das auch nicht eindeutig. Im Norden Chinas sind die Leute angeblich auch weniger dafür zu haben als im Süden. Das Wetter/Klima und die darausfolgende Lebensweise dürften schon einen Einfluss auf das Gemüt haben. Ein "immer" gibt es nicht. Wie im anderen Posting schon gesagt, dass ganze ist stark von der Situation/Kontext abhängig. Ein Schüler wird sich mit seinem Lehrer nicht fetzen. Zwei Besucher auf einem Nachtmarkt beim feilschen schon. Innerhalb von Familien/Freundschaftsbeziehungen kann es auch ziemlich lauther gehen. Hängt aber auch von der Hierarchie ein wenig ab. Gleichaltrige Freunde haben oft offene Konflikte wo beide laut werden. Bei unterschiedlich alten Freunden, kann es sein, dass der ältere den jüngeren lauthals den Kopf wäscht und dieser den Mund hält.
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Re: Missverständnisse zw. Chinesen und Deutschen ?

Beitrag von RoyalTramp »

chrix hat geschrieben:na ja, kulturelle Unterschiede können ja durchaus auch unabhängig von sprachlichen Unterschieden sein. Niemand bestreitet ja, daß Chinesen Humor anders auffassen als Deutsche. Aber immer die Sapir-Whorf-Keule zu schwingen, das stößt Linguisten übel auf (meiner Meinung nach zu Recht).
Natürlich wird unser Denken auch durch den kulturellen Kontext geprägt, in dem wir Aufwachsen und zwar höchst vermutlich noch weit entschiedener, als durch die Art und Weise wie wir sprechen. Aber das besagt ja die These auch gar nicht, dass das Denken alleine durch das Sprechen bestimmt wird, sondern eröffnet sie nur einen zusätzlichen Erklärungsansatz.
Und zu sagen, daß man von der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit Rückschlüsse auf kognitive Fähigkeiten ziehen kann, ist wiederum etwas anderes. Innerhalb einer Sprachgemeinschaft gibt es natürlich interindividuelle Unterschiede, und die schlagen sich verschiedentlich wieder. Aber man sollte nicht verkennen, daß auch hier nicht unbedingt Korrelationen bestehen müssen. So können viele Naturwissenschaftler sich sprachlich nicht besonders gut ausdrücken, aber an ihren kognitiven Fähigkeiten auf anderem Gebiet besteht kein Zweifel, bzw. könnten Geisteswissenschaftler nicht mithalten.
Mal eine These: Naturwissenschaftler haben eine Fähigkeit entwickelt, ausgehend von einer These innerhalb gegebener Parameter zielstrebig zu einer Erkenntnis zu kommen, dafür sind sie jedoch weniger kreativ begabt und auch weniger kritisch. Geisteswissenschaftler hingegen (wobei ich aufgrund des hohen mathematischen Anteils die Wirtschaftswissenschaften ausklammern würde) sind weit kreativer im Denken und auch kritischer, als Naturwissenschaftler, dafür tun sich aber Geisteswissenschaftler eher schwer, ein angedachtes Ziel auch wirklich zu erreichen. Und ob das vielleicht durchaus auch mit der Sprachverwendung zu tun haben könnte? Wie du sagst: Naturwissenschaftler können sich sprachlich nicht so über die Maßen besonders gut und gewählt ausdrücken, während Geisteswissenschaftlern schon eher "kreativ" im Umgang mit der Sprache sind und daher auch kreativer im Denken?

Aber zurück zum Humor, weil es da wirklich auffallend ist. Die Frage, ob es auch umgekehrt so ist, dass Chinesen Witze erzählen, über die wir nicht lachen können...da kann ich aus meiner Sicht sagen: Definitiv. Woran es liegt? Keine Ahnung ehrlich gesagt...mir ist jedenfalls aufgefallen, dass chinesische Witze in ihrer Art sehr direkt sind und aus der Pointe kein wirkliches Geheimnis machen. Sie sind vom Humor her eher "niedlich" und "kindlich" oder einfach nur "albern", allenfalls "fäkal", kaum überraschend, aber nie wirklich "böse" oder "bissig", dass "schwarzer Humor" in China doch eher schwierig zu finden ist. Und Ironie ist nunmal ein stilistisches Mittel gerade für schwarzen Humor, jedoch fehlt dieser aus meiner bisherigen Erfahrung hier irgendwie anscheinend. Habe mir in der Vergangenheit aus Zweifel an meinem eigenen Humor sogar 2 chinesische Witzbücher gekauft, mit angeblichen "Klassikern"...aber nach der Hälfte habe ich die Sachen weggeschmissen, weil die Witze sooooo übelst langweilig waren, dass mir eher nach Heulen zumute war.

Nicht falsch verstehen: Deutsche Witzbücher sind jetzt auch nicht immer witzig, aber der Anteil witziger Witze in einem deutschen Witzbuch ist doch deutlich höher als in einem chinesischen aus meiner subjektiven Erfahrung heraus.
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Re: Missverständnisse zw. Chinesen und Deutschen ?

Beitrag von chrix »

Du solltest Dir mal 相声 angucken. Ich habe mich nie damit beschäftigt, aber das soll die hohe Kunst des chinesischen Humors sein. Da Shan, der alle Expats in China vor Neid erblassen läßt, ist auch in dieser Kunst versiert...
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Re: Missverständnisse zw. Chinesen und Deutschen ?

Beitrag von RoyalTramp »

Ich kenne dieses 相声 wohl, aber ich kann dem einfach rein gar nichts abgewinnen. Gut, akustisch kann ich denen da meist nicht folgen, aber mit den Untertiteln klappt es dann wohl schon, jedoch scheint dann der Gag dabei verlorenzugehen, wenn man sich dabei auf die Subs stützt, da der Witz doch eher verbal gedacht zu sein scheint. In meinen Augen übelst langweilig und auch meine Freundin meint, dass wäre was eher für alte Leute...

Ansonsten habe ich hier mal eine Sendung gesehen, die nannte sich 老外来了!, in der es ausschießlich um die berechtigte Stereotype ging, wie Ausländer die Homophone im Chinesischen verhauen. Die war schon ziemlich cool die Sendung und ich habe da manchmal gut gelacht, ABER alles kein hintergründiger Humor, sondern direkt, offensiv, eher platt...so wie dieser Ausschnitt:

chin. Geschäftsmann: Wir wollen mit ihnen über den Kauf von 1000 Handys verhandeln.
ausl. Dolmetscher: Äh...er sagt, er will mit ihnen über den Kauf von 1000 Hühnern verhandeln.
amer. Geschäftsmann: Oh? Äh...ja...da werde ich wohl erstmal mit meiner Firma sprechen.
ausl. Dolmetscher: Äh...er sagt, er könne aber im Moment nur 4 Hühner anbieten.
chin. Geschäftsmann: 4 Handys? Hm...das ist nicht viel, aber als Probelieferung...
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