Was wird aus Nordkorea?

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OlafSt
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Re: Was wird aus Nordkorea?

Beitrag von OlafSt »

Und genau der Gewaltapparat ist es, der Nordkorea nach wie vor am Leben erhält. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr komme ich zu der Ansicht: In Nordkorea herrschen Verhältnisse wie im Deutschland Mitte der 30er Jahre, wenn nicht noch schllimmere.
Ich schätze, das die Bevölkerung durch die perfekt gleichgeschalteten und sorgfältigst gefiterten Medien praktisch nichts von dem mitbekommt, was um Nordkorea herum passiert - und sollte doch etwas durchsickern, setzt es eben ein paar Massenverhaftungen und -hinrichtungen. So what ? Verschwinden doch täglich Leute aus der Nachbarschaft, das war schon immer so (TM).

Ich glaube, nur so kann dieser Staat noch existieren. Exzessive Unterdrückung der eigenen Leute, zugleich Erpressung nach außen hin, um Devisen ins Land zu bekommen und die Kosten für den Gewaltapparat zu decken.

Vielleicht sollte man es doch auf einen Showdown ankommen lassen, irgendwie bezweifle ich, das NK ernsthaft Schaden anrichten wird.
Bernhard
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Re: Was wird aus Nordkorea?

Beitrag von Bernhard »

OlafSt hat geschrieben: Und genau der Gewaltapparat ist es, der Nordkorea nach wie vor am Leben erhält. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr komme ich zu der Ansicht: In Nordkorea herrschen Verhältnisse wie im Deutschland Mitte der 30er Jahre, wenn nicht noch schllimmere.
Ich schätze, das die Bevölkerung durch die perfekt gleichgeschalteten und sorgfältigst gefiterten Medien praktisch nichts von dem mitbekommt, was um Nordkorea herum passiert - und sollte doch etwas durchsickern, setzt es eben ein paar Massenverhaftungen und -hinrichtungen. So what ? Verschwinden doch täglich Leute aus der Nachbarschaft, das war schon immer so (TM).
Ich würde sagen: Nordkorea ist bedeutend mehr abgeschottet als Deutschland in den 30-er Jahren. Soweit ich weiß, konnten Deutsche durchaus ins Ausland reisen und ausländische Zeitungen waren nicht verboten. Im Krieg änderte sich das natürlich.
Damals war es wohl eher so, dass die meisten Leute zu all dem nicht genug Zeit und Geld hatten.
Wie der Alltag in Nordkorea aussieht, lässt sich nur erahnen. Aber es dürfte wohl schon so sein, wie du es beschreibst. Wobei manche Leute das Land und seine Bevölkerung auch eher wie eine große Sekte beschreiben. Manche machen da wohl freiwillig und gern mit, weil sie nichts anderes kennen.
OlafSt hat geschrieben: Vielleicht sollte man es doch auf einen Showdown ankommen lassen, irgendwie bezweifle ich, das NK ernsthaft Schaden anrichten wird.
Da bin ich mir nicht so sicher. Das Land ist unberechenbar. Die USA haben es bisher noch nicht angegriffen. Klar, es gibt dort kein Öl, und China unterstützt es mehr oder weniger. Aber ich weiß nicht, ob das der einzige Grund ist.
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OlafSt
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Re: Was wird aus Nordkorea?

Beitrag von OlafSt »

Ich würde sagen: Nordkorea ist bedeutend mehr abgeschottet als Deutschland in den 30-er Jahren. Soweit ich weiß, konnten Deutsche durchaus ins Ausland reisen und ausländische Zeitungen waren nicht verboten. Im Krieg änderte sich das natürlich.
Oh, ich bezog mich mehr darauf, das die Bevölkerung dort primär durch Angst und Propaganda von den wichtigen Dingen des Alltags abgelenkt wird - ebenso wie die Deutschen damals. Das es in Korea weitaus perfekter und vielleicht auch menschenverachtender organisiert ist, steht außer Frage.
Ich frage mich, was in den Leuten wohl vorgeht, wenn dieses Regime einmal zerfällt und sie die Welt so sehen, wie sie wirklich ist. Wenn sie plötzlich begreifen: Da ist noch mehr, da draußen. 22 Millionen Menschen, die seit Jahrzehnten nur die eine, blankpolierte Seite der Medallie kennen.
Da bin ich mir nicht so sicher. Das Land ist unberechenbar. Die USA haben es bisher noch nicht angegriffen. Klar, es gibt dort kein Öl, und China unterstützt es mehr oder weniger. Aber ich weiß nicht, ob das der einzige Grund ist.
Sicher ist das Land unberechenbar und es gibt dort nichts, was für die großen Nationen dieser Welt von Interesse ist. Ich frage ja auch nicht nach irgendeinem Grund, nun militärisch vorzugehen. Ich bin nur der Ansicht, das Nordkorea ein ziemlicher Papiertiger ist, der zwar laut brüllen kann, aber ansonsten zahn- und kraftlos ist. Vielleicht ähnlich dem Irak vor dem ersten Irak-Krieg. Da haben auch alle geglaubt, der Irak hätte die drittstärkste Armee der Welt - und es war dann doch nur Propaganda. Ähnliches vermute ich hinter Nordkorea und dem wilden Säbelgerassel der letzten Monate.

Zudem muß im Land noch anderes vorgehen - solches Waffengeklirr wird in totalitären Regimes stets dazu benutzt, von massiven inneren Problemen abzulenken. Der Konfrontationskurs Südkoreas durch die neue, konservative Regierung ist vielleicht der Tropfen Wasser, der das Stahlkorsett des Regimes endgültig durchrosten läßt...
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ingo_001
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Re: Was wird aus Nordkorea?

Beitrag von ingo_001 »

OlafSt hat geschrieben:Zudem muß im Land noch anderes vorgehen - solches Waffengeklirr wird in totalitären Regimes stets dazu benutzt, von massiven inneren Problemen abzulenken. Der Konfrontationskurs Südkoreas durch die neue, konservative Regierung ist vielleicht der Tropfen Wasser, der das Stahlkorsett des Regimes endgültig durchrosten läßt...
Je schlimmer die Lage im Land wird, umso mehr wird das Feindbild von aussen propagiert - dieses probate Mittel wurde zu allen Zeiten angewand - Beispiele gibts wirklich genug.
Fazit: Die Situation in Nord Korea muss noch um einiges prikärer sein, als hier vermutet wird.

Schlimmer noch: Die Führung hat das Problem, dass sich - in deren Augen - der "grosse Bruder China" vom "wahren Kommunismus" verabschiedet hat.
Und den Chinesen gehts - totz aller vorhandenen Probleme - WEITAUS besser als den Nordkoreanern.
Da man DAS der eigenen Bevölkerung UNMÖGLICH sagen KANN/WILL, weil ja "nicht sein kann, wass nicht sein darf" - igelt man sich noch stärker ein.
Das dürfte jedenfalls für die alten Eliten gelten, da sie ansonsten ihre Daseinsberechtigung verlieren würden.
Diese Art von "Bunkermentalität" führt das Land zwangsläufig wieter in die Isolation.

Einen Ausweg kanns - wenn überhaupt - nur unter den von mir vorher hier schon genannten Vorzeichen geben.

Eine Intervention von aussen wirds nicht geben, weil China dem nicht zustimmen wird - aus Angst vor den Millionen Flüchtlingen, denen es sich dann gegenübersehen würde.
Daran hat China mit Sicherheit kein Interesse.
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Re: Was wird aus Nordkorea?

Beitrag von Mathias »

ingo_001 hat geschrieben: ... Daran hat China mit Sicherheit kein Interesse ...
Die Zukunft Nordkoreas hängt sicher sehr stark von den Interessenlagen der Nachbarn, hier vor Allem Chinas, ab. China, Russland, Japan und dann auch noch die USA haben sicher alle ein Auge auf Nordkorea. Im Moment betrachten die Beteiligten den Status Quo, mangels konsensfähiger Lösungen, wohl als das kleinere Übel und versuchen den Ball in der Region flach zu halten.
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Re: Was wird aus Nordkorea?

Beitrag von otternase »

OlafSt hat geschrieben: Ich frage mich, was in den Leuten wohl vorgeht, wenn dieses Regime einmal zerfällt und sie die Welt so sehen, wie sie wirklich ist. Wenn sie plötzlich begreifen: Da ist noch mehr, da draußen. 22 Millionen Menschen, die seit Jahrzehnten nur die eine, blankpolierte Seite der Medallie kennen.
Kennst Du Douglas Adams "Doctor Who and the Krikkitmen" bzw. "Life, the Universe and Everything" das Kapitel "The planet Krikkit"?
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Re: Was wird aus Nordkorea?

Beitrag von Bernhard »

OlafSt hat geschrieben: Zudem muß im Land noch anderes vorgehen - solches Waffengeklirr wird in totalitären Regimes stets dazu benutzt, von massiven inneren Problemen abzulenken. Der Konfrontationskurs Südkoreas durch die neue, konservative Regierung ist vielleicht der Tropfen Wasser, der das Stahlkorsett des Regimes endgültig durchrosten läßt...
Leider kann ich das nicht so optimistisch sehen.
Wenn ein Land unter massiven Druck gerät, dann schart sich die Bevölkerung eher um seine Führer als in einer entspannten Atmosphäre. Selbst wenn die Führung normalerweise nicht beliebt ist, halten die Leute im Moment der Bedrohung zu ihr.
Mehr noch: Länder, die innere Probleme haben, sind potenziell aggressiv. Sie suchen sich nicht nur ein Feindbild, sondern greifen dieses im Extremfall auch an. Und selbst wenn dies ursprünglich nicht einmal beabsichtigt war, kann gegenseitige Drohung eine Eigendynamik entwickeln.
Deswegen ist die Vorgehensweise der Regierung Lee Myung-baks meiner Meinung nach genau der falsche Weg.
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Re: Was wird aus Nordkorea?

Beitrag von no1gizmo »

Ups.... ""In Korea in the state of armistice confrontation means escalated tension and it may lead to an uncontrollable and unavoidable military conflict and a war," Rodong Sinmun, the North's ruling communist party paper, said Sunday."

http://www.google.com/hostednews/afp/ar ... uAdO5GBRBw" target="_blank
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Bald gibts Action :shock: ?
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Re: Was wird aus Nordkorea?

Beitrag von ingo_001 »

no1gizmo hat geschrieben:Ups.... ""In Korea in the state of armistice confrontation means escalated tension and it may lead to an uncontrollable and unavoidable military conflict and a war," Rodong Sinmun, the North's ruling communist party paper, said Sunday."

http://www.google.com/hostednews/afp/ar ... uAdO5GBRBw" target="_blank
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Bald gibts Action :shock: ?
Je martialischer die propagandistische Wortwahl, destso desolater siehts in der Realität aus - von der man ja ablenken will.
Mal sehn, was uns da noch erwartet ...
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Re: Was wird aus Nordkorea?

Beitrag von OlafSt »

Ups, ich hatte den Thread hier völlig vergessen :oops: Asche auf mein vergeßliches Haupt.

Ich stimme ingo_001 zu. Je lauter sie rasseln, desto schlimmer steht es um sie. Vielleicht erleben wir noch den Kollaps dieses Systems ? Ich halte Korea nach wie vor für einen Papiertiger. Eine Rakete und ein Reaktor machen noch lange keine taktische Nuklearwaffe. Ich bezweifle ernsthaft, das sie sowas haben. Je lauter sie damit warnen, desto weniger haben sie sowas (siehe Irak, wie ich schon zuvor bemerkte).

Man darf gespannt sein.
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Re: Was wird aus Nordkorea?

Beitrag von Mathias »

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Re: Was wird aus Nordkorea?

Beitrag von Mathias »

07. Februar 2009: Nordkorea betont Bereitschaft zu weiteren Atomgesprächen

Hinter den Kulissen nimmt die neue US-Regierung wohl schon einmal Tuchfühlung auf.
beowulf
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Re: Re:

Beitrag von beowulf »

HK_Yan hat geschrieben:
PAX hat geschrieben: ticken Süd- und Nordkoreaner denn so anders?
Ja. Ich hab mal mit einer koreanischen Firmen in China gearbeitet. Das Management kam aus Südkorea, die Arbeiter waren komplett Sino-Koreaner, also Flüchtlinge aus Nordkorea die schon eine Zeit in China leben.

Auf meine Frage ob diese Arbeiter eher wie Koreaner oder wie Chinesen sind ließ der Manager den Kopf frustriert hängen.

Hallo!

Ich glaub du hast da was reichlich missverstanden.

Die Sino-Koreaner (Yanbian Koreaner) sind keine Flüchtlinge aus Nordkorea (die gibt es zwar auch in großer Zahl aber die arbeiten meist als Bauern und nicht in Firmen) sondern eine Minderheit aus dem Grenzgebiet. http://german.cri.cn/1107/2008/10/12/1s102095.htm" target="_blank
Die findest du inzwischen überall verstreut in ganz China, da sie oft als Chinesisch-Dolmetscher für koreanische Firmen arbeiten und diese Minderheit zu der gebildetsten Bevölkerungsgruppe in China gehört.

Zu deiner Frage an den Manager: Yanbian Koreaner stehen sehr loyal zur Volksrepublik und sehen sich selber als Chinesen an. Dafür werden sie von Koreanischen Nationalisten oft als Volksverräter beschimpft und das ganze ist ein heikles Thema. Gleichzeitig werden Yanbian Koreaner die in Südkorea leben, leider auch oft diskriminiert - wie auch Nordkoreaner. Hat aber nichts mit Rassismus zu tun, sondern mit dem Status (Reichtum) ein dummes Verhalten, was man auch aus China oft kennt.
Deswegen denke ich, dass du und der Manager von zwei völlig unterschiedlichen Dingen geredet habt.

Beowulf der mit einer Südkoreanerin verheiratet ist und sich in Seoul nur mit Yanbian Koreaner unterhalten konnte :) :lol:
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Re: Re:

Beitrag von Mathias »

11. Februar 2009: Ship movements signal possible N.Korea missile test

Scheinbar will Pjöngjang sich in den Medien zurückmelden und wohl auch die neue US-Regierung "testen".
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ingo_001
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Re: Was wird aus Nordkorea?

Beitrag von ingo_001 »

Das läuft unter "Grenzen austesten" - da ja die neue US-Administration mehrmals betont hat bei "Problem-Staaten" wie Iran oder Nord-Korea mehr auf Verhandlungslösungen als auf Drohgebärden zu setzen.
Wobei die genannten Länder nicht den Fehler machen sollten diese neue US-Aussenpolitik als Schwäche zu interpretieren.
Denn wenn Verhandlungen - die ja immer angemahnt wurden - letztendlich doch nicht zum gewünschten Ziel führen, wird auch die neue US-Regierung härter reagieren.
Frei nach dem Motto: Aktion --> endsprechende RE-Aktion.
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