Wobei die KPCh an all diesen Orten als fremder Einfluss wahrgenommen wird. Daher ist die Frage eher: liegt es an der Demokratie per se oder liegt es daran, dass die KPCh als fremde Macht wahrgenommen wird?Überall da wo Chinesen die wirklich freie Wahl haben, positionieren sie sich deutlich gegen die KPCh.
Offizielle Zahlen zudem Thema sind stets von fragwürdiger Qualität, daher hier meine nicht-repräsentative anekdotische Empirie: Wenn ich in Taiwan mit den Leuten rede sehen sie Festlandchina eher kritisch. Wenn ich in Hongkong mit den Leuten rede sind die meisten offen gegen Festlandchina und sehen es als Kolonialmacht. Wenn ich in Festlandchina mit den Leuten rede finden sie die KPCh aber ganz gut und glauben daran, dass sie China verbessern wird.
Die KPCh müsste sich also überlegen, wie sie den Hongkongern und Taiwanesen vermitteln kann, dass sie ihnen ein besseres Leben als ihre derzeitige Regierung ermöglichen kann. Das wird schwierig: Hongkongs BIP pro Kopf entwickelte sich bis 1997 im Gleichschritt mit Singapur. Nach 1997 wuchs Hongkong im geometrischen Schnitt aber nur noch 2.8 Prozent pro Jahr, Singapur hingegen mit 4 Prozent. Hongkong hat heute ein 20 Prozent tieferes BIP pro Kopf als Singapur, dafür kann man sich kaum mehr Wohnraum leisten. Die Leute haben das Gefühl, dass früher alles besser war.
Taiwan ist immer noch weitaus wohlhabender als Festland China. Viele Taiwanese haben sich als frühe Investoren auf dem Festland eine goldene Nase verdient. China wird als Chance, aber auch als Gefahr wahrgenommen. Wenn es der KPCh gelänge aufzuzeigen, wie Taiwan von einer Wiedervereinigung profitieren würde, würde eine solche auch wahrscheinlicher.
In beiden Fällen wird aber Hong Kong der Schlüssel sein. Gelingt es China, in Hongkong eine friedliche, wohlhabende freiheitliche und rechtsstaatliche Gesellschaft unter chinesischer Führung zu schaffen, wird die KPCh auch dort an Legitimation gewinnen. Eventuell werden ihre Vertreter dann sogar direkt gewählt. Werden die Kommunisten aber als kolonialistische Gefahr wahrgenommen, werden sich die Leute wehren. Sie wollen nicht, dass ihre jeweiligen Orte auf das Entwicklungsniveau vom Festland zurückfallen.