Buchtipps

[sanctus]

Xiao Hong - Geschichten vom Hulanfluss

Ein, wie ich finde, sehr aussergewoehnliches Buch, dass nicht mit einer ueberwaeltigenden Story glaenzt, sondern literarische Erzaehlkunst zum Besten gibt.

Der Anfang des Buches ist zwar etwas traege, aber entwickelt sich stetig zu etwas Besonderem. Auch gibt es Geschichten (bspw. die der Kindbraut) die zum mehrfachen lesen animieren und zugleich schockieren.
Wir bewegen uns in der Zeit um ca. 1916 in der Naehe Harbins. Xiao Hong laesst ihre Kindheit Revue passieren und schildert vollkommen unbefangen ihre Erlebnisse, die ihr Leben lang die Seele beschwerten.

Wer einen spannenden und in sich geschlossenen Roman sucht ist hier falsch. Wer aber einmal wirklich in ein Buch und deren Welt eintauchen moechte, der erlebt dies mit Xiao Hong's Geschichten vom Hulanfluss. Eines der wenigen Buecher die es geschafft haben, am Anfang eine Welt zuerst aufzubauen, in der dann langsam Leben einzieht und alles in sich verschmelzen laesst, zu einem eigenen kleinen Universum, in der die Realitaet doch tatsaechlich meilenweit entfernt scheint. Klasse! Nicht umsonst war selbst Lu Xun von ihr begeistert und lies es sich nicht nehmen, in spaeteren Werken das Vorwort zu verfassen.

[domasla]

Xinran (Xue Xinran): Himmelsbegräbnis - Ein Buch für Shu Wen
Droemer Verlag, München, 2005

Xinran: Sky Burial, 2005

(Roman)

Die Journalistin Xinran interviewt in Suzhou eine alte Tibeterin. Halt! - Sie ist gar nicht so alt. Und Tibeterin ist sie auch nicht. Sie ist nämlich von hier.

1958. Shu Wen kann es nicht glauben, dass ihr Mann, mit dem sie frisch verheiratet ist, aus Tibet nicht mehr zurück kommen sollte. Dass er beim Versuch, den unterdrückten... Massen zu helfen getötet wurde. Sie beschließt, als Ärztin der Volksbefreiungsarmee zu folgen und ihn zu suchen.

Alles läuft schief. Es dauert Jahre, bis sie einen Hinweis bekommt. Inzwischen taucht sie tief in die fremde Kultur ein.

[domasla]

Hans van Ess: Die 101 wichtigsten Fragen - China
Verlag C. H. Beck, München, 2008

Welche Fragen stellen sich beim Thema "China"?

Geschichte (zum Beispiel: War Marco Polo in China?)
Politik (Wie ist das Verhältnis zu Afrika?)
Wirtschaft (Warum ist "Made in China" so billig?)
Sprache und Schrift (Ist die Schrift eine Bilderschrift?)
Religion und Philosophie (Seit wann gibt es in China Christen?)
Kultur (Wie funktioniert der Kalender?)
Gesellschaft (Sind die Chinesen höflich?)
Ernährung und Kleidung, Medizin und Sport

[domasla]

Xinran (Xue Xinran): Die namenlosen Töchter
Droemer Verlag, München, 2007

Xinran: Miss Chopsticks
Chatto & Windus, London, 2007

(Roman)

Es ist nicht so schlimm wie es klingt. Die Töchter sind gar nicht namenlos. Sie heißen Eins, Zwei, Drei, Vier, Fünf und Sechs. Söhne wären natürlich besser gewesen, meint man in ihrem zurückgebliebenen Dorf. Die hätten einen richtigen Namen bekommen.

Um eine arrangierte Heirat zu vermeiden, lässt sich Drei von ihrem Onkel Zwei in die Stadt mitnehmen. Nach Nanjing. Unter einem großen Baum gibt es eine Art der Arbeitsvermittlung. Alte Leute verbringen dort den Tag und geben Tipps, wo man arbeiten könnte. Sie fängt ihr neues Leben in einem Restaurant an. Gibt kein Geld aus. Zum Neujahrsfest bringt sie alles nach Hause und macht einen guten Eindruck.

Jetzt bekommen auch ihre Schwestern Fünf und Sechs eine Chance in der Stadt. Die Schwestern haben einen unterschiedlichen Charakter und verschiedene Interessen. Am Anfang sind sie sehr unsicher. Kinder, eben. Dann entwickeln sie sich. Kommen zurecht.

Das Buch ist total nett. Frisch. Gut geschrieben. Ohne richtige Probleme. Die Mädchen gehen ihren Weg. Glück gehabt. Verrate ich schon mal.

[domasla]

Petra Häring-Kuan: Chinesisch für Anfänger
Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, 2007
(Roman)

Nein, kein Lehrbuch. Doch: ein Lehrbuch!

Man lernt, wie es in Shanghai zugehen kann. Wenn man plötzlich und unerwartet aus Deutschland kommt. Alles ist ganz anders. Jetzt heißt es: überleben.

Eine erfolgreiche Journalistin wird von ihrem langjährigen Freund verlassen. Er heiratet. Aber eine Andere. Das ist für sie der Hammer. Krise. Sie möchte alles hinschmeißen. Eine Freundin bringt sie auf die Idee, für eine Weile auszusteigen. Zum Beispiel in einer Galerie in Shanghai zu arbeiten.

Sie bekommt ein rundum-sorglos-Paket. Zimmer in einer Luxuswohnung, soziale Anbindung, Einladungen in die High-Society. Hält sie es hier länger als ein halbes Jahr aus?

Das Buch zeigt auch das normale Leben. Das muss natürlich für Anfänger erst einmal organisiert werden. Was braucht man, wenn man mal seine Ruhe haben will? Geht das in Shanghai überhaupt?

Der Schreibstil ist manchmal ein bisschen... hölzern. Manche (deutsche) Namen oder Formulierungen könnten flüssiger lesbar sein. Trotzdem zwingt die spannende Handlung zum Weiterlesen.

Es gibt ein Happy End. Aber ein überraschendes. Mehr wird nicht verraten.

[Andy_yi]

Christian Y. Schmidt: Allein unter 1.3 Milliarden



Veröffentlich im Rowohlt Taschenbuch Verlag,
Reinbeck bei Hamburg, Oktober 2009

(Roman)

Allein unter 1.3 Milliarden? So Einsam bin ich dann nun doch nicht.

Eigentlich weiß ich garnicht mehr wieso ich in Shanghai bin, ach da war doch mal was...
Ich kam nach der Heirat mit vielen guten Vorsätzen an: Chinesisch lernen, die Kultur ergründen, wie ein Chinese leben.
Leider ist aus den guten Vorsätzen nichts geworden. Jetzt lebe ich in Shanghai wie ein Deutscher in Frankfurt. Ich spreche den ganzen Tag Englisch und Deutsch, esse in Pizzarias ,Tapas Bars und meine Abende verbringe ich in Vernissagen Berliner Installationskünstler oder in Clubs, wo Altpunkbands aus New York auftreten.
Zu guter letzt habe ich sogar das bisschen chinesisch verlent, welches ich mir mühselig beibrachte. Toll.

Damit ist jetzt Schluss. Ich gehe auf die Reise, dahin wo sich keine Ausländer verlaufen.
Auf der Nationalstraße 318 von Shanghai bis Kathmandu.

Und so beginnt meine Geschichte...oder wichtiger, wo die Straße?

Ein nettes Buch mit lässigen Erzählstil. Viele Kurzgeschichten aus der Reise des Autors. Authentisch aber nicht Tiefgründig. Zum Schluss gibt es dann doch noch eine Überraschung.


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[Kerrigan]

Sorry, dass ich mich jetzt erst wieder melde. Ichs chaue nur selten hier ins Forum, was natürlich - insbesondere wenn ich eine Anfrage starte - manchmal dumm ist.

Sowohl Der Name der Rose als auch Das Foucaultsche Pendel wirst du in gut sortierten Bahnhofsbuchhandlungen finden.

Das mag sein. Du weisst aber sicherlich, worauf ich hinauswollte: Wenn ich in eine typische, kleine Bahnhofsbuchhandlung gehe, finde ich meist eine Fülle an historischen Romanen, deren inhaltliches Niveau sich auf einer Stufe mit einer beliebigen Boulevardzeitung befindet. Natürlich gibts davon auch Ausnahmen, aber nach meiner Erfahrung (und Geschmack) tummelt sich in dem Genre genausoviel generic-Schmonz wie bei den Fantasybüchern. Die Bücher von Eco haben - und da sehe ich den Unterschied - eine Vielzahl von Ebenen, sind bewusst intertextuell. Wenn es so etwas mit China/Ostasien-bezug gäbe bzw. ich so etwas finden würde, ginge für mich ein Traum in Erfüllung.

Wohingegen ich weder Wilde Schwäne noch Jin Ping Mei dem Genre "Historischer Roman" zuordnen würde. Wilde Schwäne ist eine Autobiographie. Jin Ping Mei wurde zwar in der späten Ming verfasst und handelt zu Zeiten der Song, aber der historische Aspekt ist unbedeutend.

Du hast Recht, beide Bücher sind keine historischen Romane im engen Sinne. Allerdings ist zumindest Wilde Schwäne deutlich mehr als eine Autobiographie im engeren Sinn, es zeigt schliesslich weitgehend ein Gesellschaftspanorama. Jin Ping Mei erfüllt zumindest meine Anforderung des Settings in der Vergangenheit; und auch das ist ein Buch, das das Erzählen einer reinen Geschichte hinaus geht, weil es irgendwie ja ein Sittenroman ist (und auch ein Gesellschaftsbild von einem eingreifenden Standpunkt her darstellt).

[Andy_yi]

Luo Lingyuan - Nachtschwimmen im Rhein



Veröffentlicht im Deutscher Taschenbuch Verlag,
München, April 2008
Übersetzt aus dem Chinesischen von Axel Kassing

(Erzählungen)

Kann eine Chinesin in Deutschland glücklich werden?
Mehr oder weniger, so das Resümee des Buches.

Eine Studentin, Modedesignerin, Ehefrau und Geliebte kommen nach Deutschland um hier ihre Träume zu verwirklichen. Oft helfen ihnen dabei auch die Männer, die ihnen hier begegnen.
Es geht um die Suche nach Liebe in einer fremden Kultur, Eifersucht, Hoffnung, Vertrauen, Familienprobleme, Betrug, Gewalt und Erotik.

Die Autorin schafft es den Leser direkt ins geschehen zu katapultieren, lässt ihn mit mitfühlen, ratlos und hinterlässt eine verstörte Wirkung die zum nachdenken anregt.


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[domasla]

Luo Lingyuan - Nachtschwimmen im Rhein

Ich habe nur zwei Punkte dafür gegeben. Wegen des Stils und die Handlung war meiner Meinung nach ein bisschen zu Hau-Ruck ausgearbeitet.

D., der hofft, dass alle Bücher ihr... Deckelchen finden.

[Weidenkätzchen]

Die Richter-Di-Krimis von Robert van Gulik. Sind halt schon in den 50ern und 60ern geschrieben und übersetzt worden. Zeigen aber eine schöne Entwicklung über 16 Romane/Erzählungen.

D., der darin schon lange nicht mehr gelesen hat.

Ich liebe, liebe, liebe, liebe, LIEBE Richter Di +.+
Sind die einzigen Krimis meines Lese-Lebens *g*

Was mich wundert, warum wurde hier Amy Tan noch nicht erwähnt? ô.o
Meine (hoffentlich nicht übersehenen, unerwähnten) Empfehlungen:
Amy Tan - Die hundert verborgenen Sinne
Pearl S. Buck - Das Mädchen Orchidee
Francois Cheng - Die allzu kurze Ewigkeit
Shan Sa - Die Go-Spielerin

Weniger empfehlenswert sind meiner Meinung nach die Übersetzungen von:
Hong Ying
Lisa See
Wei Hui
Mian Mian
Sue Chun
......und weitere Autoren die "chinesische Lippen"-Cover auf Kartonierten Ausgaben produzieren -.-

[domasla]

http://forum.chinaseite.de/viewtopic.ph ... g+#p140570

Die anderen Bücher kenne ich auch. Habe aber wahrscheinlich nichts darüber geschrieben.

D., der nicht immer etwas schreibt. Mehr liest.

[Andy_yi]

Luo Lingyuan - Wie eine Chinesin schwanger wird



Veröffentlicht im Deutscher Taschenbuch Verlag,
München, Oktober 2009

(Roman)

Die 31 Jährige Tingyi und ihr Deutscher Freund Robert fahren nach Guangzhou um die Eltern zum Frühlingsfest zu besuchen.

Es sollte eigentlich nur ein Urlaub werden. Mal die Kultur kennenlernen...
Nach Begutachtung des jungen Mannes verkündet der Vater förmlich, es sei jetzt an der Zeit das die Tochter ein Kind bekommt.

Die Eltern bereiten alles vor. Ein Feng Shui Meister, Chinesische Medizin , da kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen.
Robert ist Feuer und Flamme für die Idee, aber Tingyi?...

Eine sehr nette und unterhaltsame Geschichte.
Leute mit ähnlicher Beziehungskonstellation werden sich wohl schnell wieder finden.

[Phytagoras]

Mal ne Frage. Gibts noch ähnliche Bücher wie Christian Y. Schmidts "Bliefe von dlüben"?

Hat mir sehr gut gefallen und hab sehr viel wiedererkannt, was ich selbst im Winter/Frühling dieses Jahr in Beijing erlebt hab.

[Weidenkätzchen]

http://forum.chinaseite.de/viewtopic.ph ... g+#p140570

Die anderen Bücher kenne ich auch. Habe aber wahrscheinlich nichts darüber geschrieben.

D., der nicht immer etwas schreibt. Mehr liest.

Wir freuen uns alle (bin ich immer sicher) über weitere Nennungen

[Grufti]

Zur Zeit gibt es in einigen ZWEITAUSENDEINS Läden ( wie z.B. in München) noch einige Exemplare des Buches "Nachbar China" von Helmut Schmidt zum Hammerpreis von 3.95 €uronen (statt 22€!!).

Ich hatte letzte Woche nur durch einen "Denkzettel" davon erfahren und mir sofort ein Exemplar reservieren lassen

Wer einen Laden in der Nähe hat, sollte sofort anrufen und sich ein Exemplar reservieren lassen. Übers I-Net ist das Buch nicht zu bestellen.