Chinesische/Taiwan-Filme und das Bild des "American Dream

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Phytagoras
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Chinesische/Taiwan-Filme und das Bild des "American Dream

Beitrag von Phytagoras »

Ich habe jetzt gerade den Film "So Young" gesehen und in meinen Jahren auch so einiges an Dramen aus China/Taiwan und Filmen gesehen. Ich würde sagen, dass ich die letzten 4-5 Jahre eigentlich alles wichtige an Dramen und Filmen gesehen habe, die in meiner Generation (20-29) bekannt sind.

Was mir immer wieder auffällt ist, dass der Kommerz in vielen von diesen Filmen/Dramen eine große Stellung einnimmt.
Ich will jetzt nicht spoilern, aber oftmals sieht man, dass total normale Leute, teilweise mit nem eigentlichen 4000RMB Bürojob die besten Wohnungen in Taibei, Shanghai, Tianjin, Beijing etc. haben.
Andererseits sieht man oftmals dann auch in dem Medium, wenn es noch um die Uni geht, dass man zwar selbst total faul war oder mittelmäßig, man am Ende aber dann irgendwie Geschäftsleiter von irgendwelchen Firmen werden, "fett" im Biz sind und all sowas.

Eine Art "American Dream". Vom Normalo zur Oberschicht.


Was ich mich halt frage, warum dieses "Trope" oder wie auch immer man das nennen mag, mittlerweile so oft benutzt wird? Mir ist klar, dass immer ein wenig romantisiert wird, aber irgendwie nimmt es momentan irgendwie Überhand.
Liegt es daran, dass man so vielleicht easier Werbung für bestimmte Produkte machen kann?
Will man dadurch ggf. die Markengeilheit der Chinesen wecken?
Sind ggf. deshalb viele Chinesen so auf Reichtum aus, weil es dort gezeigt wird und daraus eine Art Wechselwirkung ensteht?
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canni
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Re: Chinesische/Taiwan-Filme und das Bild des "American Drea

Beitrag von canni »

Weisst Du was mir mal ein Regisseurin in Hollywood, mit deren Schwester ich sehr eng befreundet war, gesagt hat. Die Traumfabrik produziert Träume. Und zwar exakt das, was der Zuschauer zu sehen wünscht. Er will nicht das normale leben sehen, in dem er herumirrt, er will die dinge so sehen, wie er sie gerne hätte.

Es gibt auch in Hollywood Filme, die ein bisschen die Wahrheit zeigen. Aber das sind dann eher nicht die Blockbuster sondern werden dann oft in Projektkinos gezeigt.

China ist noch voll von Romantik und Träumen. Niemand will sein eigenes Zimmer sehen, dass er noch mit 3 anderen teilen muss und in dem die Einrichtung spartanish ist.

Filmindustrie - Traumfabrik... ist halt so... ob in Hollywood, Bollywood, Hongkong oder Berlin....
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sweetpanda
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Re: Chinesische/Taiwan-Filme und das Bild des "American Drea

Beitrag von sweetpanda »

Der Unterschied ist, dass wir Deutsche eines der schwermütigsten nachdenklichsten und selbstreflexivsten Völker der Erde sind. Es erzeugt bei uns sogar Mitleid, dass Millionen von Menschen ein Ziel vor Augen gesetzt bekommen, dass sie niemals erreichen werden.
Ein Chinese geht nicht einen Schritt zurück und denkt, ich werde ja nur verarscht, egal wie hart ich mich in meinem persönlichem Hamsterrad anstrenge, ich werde nie eine solche 200qm Wohnung besitzen.
Er glaubt nur daran, dass er sich mehr anstrengen muss und wenn er auch bald jemand mit Macht kennen lernt, wird ihm auch alles gelingen.
Während wir oft resignieren, glaubt er noch lange an das Unmögliche. Was manche als bewundernswerte Beharrlichkeit bezeichnen, nenne ich fehlende Selbsterkenntnis.
Daher ist die Diskrepanz zwischen dem Wohlstand, der in Filmen der Mittelklasse angedichtet wird und dem Niveau, das tatsächlich herrscht so groß.
Ob dies politisch sogar gewünscht ist damit jeder in seiner persönlichen Hatz nach Wohlstand anderes aus den Augen verliert, ist vielleicht zu weit gesponnen.
Irgendwie habe ich die Erfahrung gemacht, dass es Chinesen an echtem Selbstbewusstsein mangelt. So habe ich beispielsweise gar kein Handy, meine Frau nutzt das 3 Jahre alte ausgemustert chinesische Diensthandy ihres Vaters.
Als wir in China waren, glaubten einige Verwandte und Bekannte wir müssten in Deutschland beinahe unter der Brücke wohnen, da wir kein aktuelles Smart-Phone besitzen.
Menschen mit einem fünftel unseres Einkommens und einem zehntel unseres Vermögens bedauern uns dafür, dass wir kein Smart-Phone haben. Es kann doch nicht sein, dass man sich aus freien Stücken dafür entscheidet keines zu haben. Da muss doch ein dunkles Geheimnis dahinter stecken.
Wenn ich jetzt wieder darüber nachdenke….da geht mir schon fasst einer ab :mrgreen:
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punisher2008
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Re: Chinesische/Taiwan-Filme und das Bild des "American Drea

Beitrag von punisher2008 »

Phytagoras hat geschrieben:Will man dadurch ggf. die Markengeilheit der Chinesen wecken?
Muß Markengeilheit in China noch geweckt werden? Ich frage mich eher ob sie überhaupt noch heilbar ist. :lol:
Aremonus
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Re: Chinesische/Taiwan-Filme und das Bild des "American Drea

Beitrag von Aremonus »

Andererseits sieht man oftmals dann auch in dem Medium, wenn es noch um die Uni geht, dass man zwar selbst total faul war oder mittelmäßig, man am Ende aber dann irgendwie Geschäftsleiter von irgendwelchen Firmen werden, "fett" im Biz sind und all sowas.
Lustigerweise sind eigentlich alle chinesischen Millionäre, die ich kenne, nicht die akademischen Überflieger. Schaut man auf die Liste der reichsten Chinesen, sind nur diejenigen , die als Kind mit guten Connections gesegnet waren, überhaupt an eine Top-Uni gegangen. Um reich zu werden, muss man eben auch mal unorthodoxe Wege zu gehen wissen :wink:
Der gesellschaftliche Aufstieg ist in China statistisch gesehen sogar einfacher als in den USA, aber ein Mittelklasse-Chinese lebt natürlich nie so gut wie ein Mittelklasse-Ami.
Während wir oft resignieren, glaubt er noch lange an das Unmögliche. Was manche als bewundernswerte Beharrlichkeit bezeichnen, nenne ich fehlende Selbsterkenntnis.
Wie wäre es, diese Charaktereigenschaft als Wagemut zu bezeichnen?
Mich nervt es extrem, dass die Leute in Westeuropa dermassen flegmatisch unterwegs sind und ständig alles für "unmöglich" halten. Man ruft bei uns lieber nach dem Staat und regt sich darüber auf, dass einem die Politiker nicht etwas mehr Geld schicken und dass die Reichen nicht etwas mehr Steuern zahlen. Wer selbst unternehmerisch denkt und die Dinge tut, die von vielen für "unmöglich" gehalten werden, stösst eher auf Skepsis als auf Unterstützung. Die Leute haben Angst vor dem.

Tapferkeit und Wagemut sind in Europa tot. Wir schlittern lieber von Krise zu Krise und suchen die Schuldigen, statt selbst Verantwortung zu übernehmen. Da ist es doch schön, dass zumindest die Chinesen noch etwas smarter unterwegs sind - vielleicht ein weiterer Punkt, den wir von ihnen lernen könnten.
Erst wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fluss gestaut und der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr feststellen, dass man Biber nicht essen kann!
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Lotti
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Re: Chinesische/Taiwan-Filme und das Bild des "American Drea

Beitrag von Lotti »

Wenn man sich mal die deutschen Soaps anschaut ist das doch nicht viel anders.
Das sind Kellner, freischaffende Künstler, Schüler, und so.
Nicht grad die Bevölkerungsgruppen, die für horende Einkommen bekannt sind, aber trotzdem immer hervorragend ausgestattet, von der Wohnung, bis zu den Schuhen.
Ich würde mal sagen, canni hat da schon nen richtigen Nerv getroffen.
In 3 Sekunden ist der Huehnerfuss aus meiner Suppe verschwunden, sonst gibts morgen Kaesefondue!!!
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sweetpanda
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Re: Chinesische/Taiwan-Filme und das Bild des "American Drea

Beitrag von sweetpanda »

Wie wäre es, diese Charaktereigenschaft als Wagemut zu bezeichnen?
Mich nervt es extrem, dass die Leute in Westeuropa dermassen flegmatisch unterwegs sind und ständig alles für "unmöglich" halten. Man ruft bei uns lieber nach dem Staat und regt sich darüber auf, dass einem die Politiker nicht etwas mehr Geld schicken und dass die Reichen nicht etwas mehr Steuern zahlen. Wer selbst unternehmerisch denkt und die Dinge tut, die von vielen für "unmöglich" gehalten werden, stösst eher auf Skepsis als auf Unterstützung. Die Leute haben Angst vor dem.

Tapferkeit und Wagemut sind in Europa tot. Wir schlittern lieber von Krise zu Krise und suchen die Schuldigen, statt selbst Verantwortung zu übernehmen. Da ist es doch schön, dass zumindest die Chinesen noch etwas smarter unterwegs sind - vielleicht ein weiterer Punkt, den wir von ihnen lernen könnten.[/quote]

http://en.wikipedia.org/wiki/File:The_G ... _Curve.png
Es war schon immer so, dass in den Ländern wo der soziale Aufstieg am schwierigsten war auch am intensivsten davon geträumt wurde. In der Kurve wird deutlich das China nicht nur eine extrem hohe gesellschaftliche Ungleichheit hat, hoher Gini-Koeffizient, es wird auch deutlich, dass die Intergenerationale Immobilität sehr hoch ist. Es ist schon beinahe unmöglich ohne reiche Eltern selbst sozialen Status zu erreichen.
Bitte nicht die paar selfmade Millionäre als statistisch Signifikant erachten. Der gesellschaftliche Aufstieg ist noch schwerer als in den USA. Das ist ja auch das schöne an Guanxi, Korruption usw., zu viele sollen nicht oben ankommen sonst machen die Kuchenstücke bald nicht mehr so satt wie in der Vergangenheit.
Die Kurve zeigt auch, dass gerade bei uns in Mitteleuropa sozialer Aufstieg noch am ehesten möglich ist. Die einzigen Gesellschaften die noch ungerechter sind, sind die lateinamerikanischen. Vielleicht haben die auch deshalb die Telenovelas erfunden.
Ich will damit, auch und besonders als FDP-Wähler :lol: , keinen Wohlstandsphlegmatismus unterstützen aber der Wanderarbeiter der echt glaubt er habe Chancen irgendwie Millionär zu werden liegt genauso falsch wie ich, wenn ich glauben würde noch Chancen auf eine Karriere als Primoballerino.
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Re: Chinesische/Taiwan-Filme und das Bild des "American Drea

Beitrag von Bernhard »

Aremonus hat geschrieben: Wie wäre es, diese Charaktereigenschaft als Wagemut zu bezeichnen?
Mich nervt es extrem, dass die Leute in Westeuropa dermassen flegmatisch unterwegs sind und ständig alles für "unmöglich" halten. Man ruft bei uns lieber nach dem Staat und regt sich darüber auf, dass einem die Politiker nicht etwas mehr Geld schicken und dass die Reichen nicht etwas mehr Steuern zahlen. Wer selbst unternehmerisch denkt und die Dinge tut, die von vielen für "unmöglich" gehalten werden, stösst eher auf Skepsis als auf Unterstützung. Die Leute haben Angst vor dem.

Tapferkeit und Wagemut sind in Europa tot. Wir schlittern lieber von Krise zu Krise und suchen die Schuldigen, statt selbst Verantwortung zu übernehmen. Da ist es doch schön, dass zumindest die Chinesen noch etwas smarter unterwegs sind - vielleicht ein weiterer Punkt, den wir von ihnen lernen könnten.
Was heißt hier "Wagemut"? Wenn einer täglich hinter seinem Grillspieß-Stand steht oder in 10-Stunden-Schichten Hemden zusammennäht und glaubt, irgendwann Millionär zu werden... was hat das mit Wagemut zu tun???

Sorry wenn ich das so sage, aber so eine Redeweise ist für mich neoliberalistische Ideologie in Reinkultur. Typischerweise hört man sowas von solchen, die es auf Grund glücklicher Zufälle wirklich "geschafft" haben oder aber sich ins gemachte Nest setzen können.

Es ist aber halt nicht möglich, dass jeder Mensch eine zündende Idee und/oder überdurchschnittliches ökonomisches Geschick hat und damit reich wird. Die Eigenschaft von Ausnahmen ist nun mal, dass sie selten vorkommen.
Und was "nach dem Staat schreien" anbelangt: Ich bin beileibe nicht für eine absolute Gleichmacherei. Aber wenn einer (in Europa) 8 Stunden am Tag arbeitet und davon kaum eine Familie ernähren kann, geschweige denn seine Kinder auf eine private Uni schicken oder Derartiges. Dann zu sagen "man muss halt tüchtig, "smart" etc. sein", halte ich für zynisch.
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Re: Chinesische/Taiwan-Filme und das Bild des "American Drea

Beitrag von Bernhard »

Zum Thema:
Nach Aussagen meiner Freundin versucht die chinesische Regierung ganz bewusst und gezielt, die Leute zu mehr Leistung anzutreiben. Diese Las-Vegas-artige Beleuchtung der Gebäude gehört auch zu diesem "Programm".

Dass allerdings viele "Erfolgs"-Menschen in der Schule nicht gerade die geistigen Überflieger waren, ist allerdings allgemein so und nicht mal unrealistisch, wie andere auch schon angemerkt haben.
Jeder kennt ja den Witz:
"Papa, stell dir vor, ich habe in Mathe eine Eins!"
"Schön, mein Sohn, aber frag lieber, wer eine Fünf hat."
"Aber warum denn?"
"Weil das die sind, die später deine Chefs sein werden!"

Um "Vorwärts" zu kommen, braucht es eben nicht nur theoretisches Wissen und erst recht nicht nur die Fähigkeit, auswendig lernen zu können. Im Berufsleben sind oft andere Eigenschaften gefragt, zumal in China.

Andererseits gibt es in China wohl wirklich einige junge Leute, die nur einen mittelmäßigen Job, aber doch viel Geld haben. Das Geld kommt dann von Papa. Anscheinend wollen viele Kinder (und vor allem Töchter) reicher Eltern eher das Leben genießen. Was die Eltern erarbeitet haben, macht es möglich.
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Phytagoras
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Re: Chinesische/Taiwan-Filme und das Bild des "American Drea

Beitrag von Phytagoras »

Muß Markengeilheit in China noch geweckt werden? Ich frage mich eher ob sie überhaupt noch heilbar ist.
Naja. Ich meinte damit eher, ob ggf. ne Wechselwirkung daraus entsteht, dass, dadurch, dass immer wieder in den Filmen/Dramen dieses "Bild" gezeigt wird, eine Markengeilheit ensteht.
Und wenn sich dann eine bestimmte Marke gerade als "trendy" herauskristalisiert und populär wird, diese dann wieder deshalb in den Filmen/Dramen vorkommt.

Es regt mich halt teilweise nur auf, wenn in so einem Film wie So Young, der z.B. die ganzen Beziehungen unter den Charakteren teilweise realistisch und "hautnah" darstellt, dann plötzlich wieder (bis auf einen Charakter) die Leute Top-Positionen haben, die in der Uni ziemlich mittelmäßig/schwach waren. Vor allem ist es gerade seltsam, weil der Film nen Teil Sozialkritik enthält zu dem Ganzen "Ich heirate, weil der Mann reich ist"-Trend einiger Chinesinnen enthält. Und trotzdem schafft es plötzlich die, die in der Uni eher "faul" war, in ne Top-Position.

Es ist nicht "vom Tellerwäscher zum Millionär", sondern vom "Normalo zum Millionär" und warum, wird oft nie gezeigt. Es ist halt einfach auffallend, dass das irgendwie schon eine Art Leitmotiv ist. In "jedem" Drama für meine Altersgruppe gibt es immer so einen Reichen und der Reichtum ist dann erstrebenswert. Selbst wenn der Charakter ein totales Arschloch ist, irgendwie ist er dann ja doch im Innern ganz süß.
Und Frauen selbst, die halt dann in der Serie/Film erstmal recht normal rüberkommen, sind plötzlich die Elite der Firma.
Ich verstehe nicht, warum gerade chinesische/taiwan-Dramen und Filme das so explizit zeigen. Ich sehe selbst noch recht viele japanische Dramen und da ist es oft genau andersrum. Es wird das Leben der Salarymen und OL (Office Ladies) gezeigt, die mit den Härten des Lebens kämpfen.
In den taiwan/china dramen und filmen hingegen ist es ein Leitmotiv, dass absoluter Reichtum erstrebenswert ist.
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canni
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Re: Chinesische/Taiwan-Filme und das Bild des "American Drea

Beitrag von canni »

Ich gebe zu Bedenken... vom Tellerwäscher zum Millionär...... Zählen wir doch mal die Schulabbrecher auf, die unsere multimediale Welt revolutioniert haben und zu Multimillionären aufgestiegen sind???? Eigentlich alle oder?Denn wenn die das nicht gemacht hätten, hätten sie gar keine Zeit zum tüfteln gehabt.

Neben der richtigen Idee braucht es den Mut diese umzusetzen und das Glück Leute zu kennen, die einen darin unterstützen weil sie an die Idee glauben.

Das ist überall auf der Welt so!

Markengeilheit ist normal. Auch überall in der Welt . Immerhin ist das hier bei Kindern noch nicht so weit. Die Schule hat ihre Uniform und gut ist. Wie unsere Kinder so ab 12 -13 rumlaufen.. Nun mein Sohn ist 15 ich kann ein Lied davon singen. Das würde ich nicht auf die Goldwaage legen... Seit es Werbung oder Promotion gibt und diese durch die multimediale Schiene allgegenwärtig ist, ist es halt so.
Dazu gehören wollen.... War da nicht mal bei uns auch was? Nannte sich Propaganda bevor man diesen Begriff verbannt hat. Gabs ein eigenes Ministerium dafür und einen Minister... Heute vielleicht Red Bull? hahha

Um zum Thema zurückzukommen. Productplacement ist zwar offiziell verpönt aber doch normal ... manche Filme werden nur dadurch finanziert. Die ersten James Bonds wurden von Aston Martin und Martini mitfinanziert.... haha man sehe die Namensähnlichkeit.

Ich habe auch noch einen Traum haha.., in meinem Greisenalter.... einmer meiner Songs in den top Ten bei Billboard... haha es ist möglich, wenn der richtige Performer mit dem richtigen Musikverlag zufälllig daraufstösst. Dann bin ich über Nacht Millionär.... also.. es geht doch.... Wer aufhört zu träumen der hört auf zu leben. Ich meine damit die Tagträume.. the daydreams... weil nur die können wir selbst bestimmen. Ich gestehe ich bin ein Daydreamer boy...
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Re: Chinesische/Taiwan-Filme und das Bild des "American Drea

Beitrag von Aremonus »

Bei der Great Gatsby Curve würde ich aufpassen - besonders hinsichtlich der Datenqualität. Sie wurde von Obamas Beratern kurz vor den Wahlen herausgegeben und besonders die Messung der intergenerationen Mobilität basiert auf etwas... wackeligen Daten.

So sind die Daten veraltet (vor 2006, basierend auf einer Studie von 2006, (IZA DP No. 1938)), heterogen (massiv unterschiedliche Zeiträume wurden untersucht), durch diverse Methoden "bereinigt" (d.h. zurecht gebogen) und insofern etwas seltsam, als dass gerade die Altersunterschiede der Eltern zu den Kindern in den jeweiligen Ländern so gewählt wurde, dass man das finden konnte, was man finden wollte.
Ich habe mal nachgeschaut, ob die Wissenschaftler wirklich unbiased waren, und siehe da - das Team, das die Daten zusammengetragen hat, besteht ausschliesslich (sic!) aus Skandinaviern. Wieder einmal zeigt sich die alte Story: traue keiner Statistik, die Du nicht selber gefälscht hast.

Ist ja auch klar - woher will man zuverlässig wissen, wer die 20 Prozent der reichsten Chinesen im Jahr 1940 waren? Und wer kann zuverlässig die Effekte des zweiten Weltkriegs in Europa bereinigen?
Sorry aber da erwarte ich als Ökonom Besseres von meinen Berufskollegen :wink:

Um zurück zum Thema "gesellschaftlicher Aufstieg vom Tellerwäscher zum Millionär" zu kommen:
Mich interessiert am meisten die Wahrscheinlichkeit dafür, dass man als armer Mann Millionär werden kann. Aber dies statistisch sinnvoll zu untersuchen dürfte wohl in allen grösseren Ländern auf Grund der geringen Millionärsdichte nicht ganz einfach sein.
Ich bin beileibe nicht für eine absolute Gleichmacherei. Aber wenn einer (in Europa) 8 Stunden am Tag arbeitet und davon kaum eine Familie ernähren kann, geschweige denn seine Kinder auf eine private Uni schicken oder Derartiges.
In vielen europäischen Ländern kontrolliert der Staat weitaus mehr als die Hälfte der wirtschaftlichen Produktion und trotzdem existiert das Problem noch. Aber in China gibt es das auch und die Regierung kontrolliert gut zwei Drittel der wirtschaftlichen Produktion - China ist also bestimmt nicht liberal.
Der Unterschied ist einfach die Einstellung:
In Europa klagt man und ruft nach noch mehr Staat, in China macht man eben etwas und hört nie auf zu träumen - auch wenn man schlechtere Voraussetzungen als die Europäer hat. Mir ist die chinesische Einstellung einfach lieber - aber das liegt eventuell auch daran, dass ich noch jung bin :wink:
(Und nein, ich habe es noch nicht "geschafft" - ich bin wohl eines der finanziell ärmsten Forenmitglieder hier. Aber ich höre nie auf zu träumen.)
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Re: Chinesische/Taiwan-Filme und das Bild des "American Drea

Beitrag von punisher2008 »

Phytagoras hat geschrieben:Es regt mich halt teilweise nur auf, wenn in so einem Film wie So Young, der z.B. die ganzen Beziehungen unter den Charakteren teilweise realistisch und "hautnah" darstellt, dann plötzlich wieder (bis auf einen Charakter) die Leute Top-Positionen haben, die in der Uni ziemlich mittelmäßig/schwach waren. Vor allem ist es gerade seltsam, weil der Film nen Teil Sozialkritik enthält zu dem Ganzen "Ich heirate, weil der Mann reich ist"-Trend einiger Chinesinnen enthält. Und trotzdem schafft es plötzlich die, die in der Uni eher "faul" war, in ne Top-Position.
Den speziellen Film kenne ich nicht. Aber das ganze Problem mit der Geldgeilheit in China hängt doch hauptsächlich damit zusammen dass echte Werte fehlen. Dieses Vakuum versucht man eben mit 拜金主义 zu füllen, da man ja sonst an nichts glaubt. Ich sehe mir schon seit längerem keine chinesischen Filme mehr an, wahrscheinlich weil ich unfreiwillig zu viele Serien (egal on aus China, HK oder Taiwan) sehen mußte, und für mich waren die alle irgendwie gleich und ohne jegliche Aussage, nur eben dass immer wieder der gleiche Beziehungskram aufgewärmt wird, weder was neues noch sonst was was einen auch nur im geringsten zum Nachdenken anregen würde. Dagegen finde ich ältere HK-Filme (so aus den 70er oder 80er Jahren) oft ziemlich witzig und unterhaltsam, und ganz ohne diese Klischees die du beschreibst. Schön dass du einen Film entdeckt hast wo etwas "Sozialkritik" vorkommt. Genau das ist es nämlich was ich in dem Zeug was in den letzten Jahren in meinem Wohnzimmer so auf der Glotze geflimmert ist vermisst habe.
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Re: Chinesische/Taiwan-Filme und das Bild des "American Drea

Beitrag von punisher2008 »

Aremonus hat geschrieben:In Europa klagt man und ruft nach noch mehr Staat, in China macht man eben etwas und hört nie auf zu träumen - auch wenn man schlechtere Voraussetzungen als die Europäer hat. Mir ist die chinesische Einstellung einfach lieber - aber das liegt eventuell auch daran, dass ich noch jung bin :wink:
Gegen "träumen" habe ich absolut nichts, ist ja bei den meisten Hollywood-Filmen nicht anders (mit europäischen Filmen kenne ich mich zu wenig aus). Nur muß denn der einzige Traum sein einen reichen Mann zu finden, und das möglichst schon mit 16? Ich meine, es sind ja nicht nur Filme sondern fast alle Medien in China, Musik, Werbung, Zeitschriften.... Ist das denn ALLES im Leben wovon die träumen? Für mich ist das armselig :roll:
Und hier muß ich mal Hollywood verteidigen. Da wird zwar viel Mist gemacht aber auch viel wirklich einfallsreiches und neues, z.B. Star Trek, Star Wars, 2001, Avatar, die Filme von Spielberg etc. Die sind auch meist "nur" unrealistische Träumereien, aber sie regen wenigstens die Phantasie an. Sowas habe ich ehrlich gesagt in China noch nie gesehen. Wenn mal was innovatives kommt dann auch nur "Vergangenheitsbewältigung" wie z.B. von Zhang Yimou. Aber was wirklich phantasievolles??? :|
Allerdings, wenn ich mich nicht irre gab es dazu schon mal einen Thread, "warum gibt es in China kein SF?" oder so ähnlich.
ich bin wohl eines der finanziell ärmsten Forenmitglieder hier
Also das möchte ich doch mal bezweifeln. :wink:
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Re: Chinesische/Taiwan-Filme und das Bild des "American Drea

Beitrag von no1gizmo »

Ich kann Aremonus nur zustimmen. Diese herrentreuen Oberlehrer in Mitteleuropa kotzen mich auch an. SPD, die Grünen und die Linke meinen es vielleicht gut, das verstehe ich, aber sehen tue ich da nur Bevormundung und Umverteilung, Gleichmacherei. Nicht der Staat ist für individuelles Glück verantwortlich, sondern das Individuum. Das heißt nicht, dass es keine Grundabsicherung geben soll, im Gegenteil, diese ist notwendig und allen eine Chance (!!) geben zu können, aber für den Rest müssen wir selber sorgen - und wir können es auch besser als der Staat.

Diese unternehmerische Einstellung der Chinesen und US-Amerikaner finde ich sehr sympathisch. Nichts ist unmöglich, auch wenn es nur selten möglich wird...

Das Motto sollte lauten: Wohlstand und Arbeitsplätze schaffen, statt selbst nur einen (vom Staat) einzufordern. Auch wenn das alles nicht einfach ist, ich habe es selbst noch nicht geschafft, träume jedoch ebenfalls davon.
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