Soziophobie und andere Höflichkeiten

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de guo xiong
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Re: Soziophobie und andere Höflichkeiten

Beitrag von de guo xiong »

Felix hat geschrieben: Zumindest habe ich schonmal gelernt, dass man eine chinesische Tafel erst verläßt, wenn der Gastgeber unter den Tisch gesof.... aehmmmm getrunken ist. Dabei scheint dies die Hauptaufgabe der anwesenden Frauen zu sein.
dann scheinst du einen schlechten Lehrmeister gehabt! man geht, wenn der Gastgeber geht und das kann ziemlich schnell sein, wenn alle satt sind - lange beim Bierchen noch zusammensitzen ist nicht üblich ....

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de guo xiong
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Re: Soziophobie und andere Höflichkeiten

Beitrag von de guo xiong »

Felix hat geschrieben: ohhhh, das kann ich irgendwie nicht glauben. Wir waren zwei Deutsche an der Tafel eines renomierten Betreibers eines chinesischen Restaurants. Auch tranken wir Rotwein und kein Bier und aßen Lamm, Austern, Hummer, etc. Und der Gastgeber schüttete den Damen reichlich an Rotwein nach.
das klingt aber nicht nach einen normalen *Ausgehen zum Essen* - so exklusiv war es bei mir nie .... nachgeschüttet wird immer, wenn das Glas leer ist .....

de guo xiong, der eh nur seine erfahrungen wieder geben kann und dachte danach war gefragt ...
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belrain
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Re: Soziophobie und andere Höflichkeiten

Beitrag von belrain »

Ich bin regelmässig bei Geschäftsessen in China. Dabei wird gerne und viel getrunken. Rotwein aus Trauben, chin. Weiswein oder chin. Rotwein (nicht aus Trauben) oder Bier. Gerne auch schon mittags. Da ich bei diesen Treffen meistens die wichtigste Person bin als potentieller Kunde, bestimme ich aber was, wann, wieviel und in welcher Geschwindigkeit ich trinke. Das wird von den Leuten immer akzeptiert.
Natürlich kommt es dann auch gelegentlich zu Ausfällen, die waren dann aber bisher immer auf chinesischer Seite zu verzeichnen :wink:

In Deutschland sieht man immer wieder, das bestätigt auch meine Sprachpartnerin, dass Chinesen gerne unter sich bleiben.

Sprachpartner/innen werden immer wieder gesucht, da man dann die Sprache gut und kostenlos lernen kann. Und der Eine oder Andere erhofft sich vielleicht sogar mehr.

Einen China Knigge gibt es - zumindest zu kaufen. Am einfachsten lernt man aber den Umgang mit der anderen Kultur, wenn man jemanden aus diesem Kulturkreis kennt und sich regelmässig trifft - z.B. Sprachpartner/innen :wink:
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belrain
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Re: Soziophobie und andere Höflichkeiten

Beitrag von belrain »

Felix hat geschrieben: Wenn zwei, sich gegenüber sitzende Gäste der Tafel aufstehen und mit einem Toast zuprosten, was sagen sie sich? Sind es spezielle Trinksprüche oder individuelle Komplimente? Hat jemand Beispiele?
Das ist situationsabhängig. Macht man es um alle mal ans trinken zu kriegen - einfach "ganbei". Das bedeutet "auf ex". Will man die Schlagzahl geringer halten reicht auch ein "banbei". Das bedeutet "halb leeren". Oder, wenn man nur langsam trinken will "man man he".

Hat man einen bestimmten Grund für den Toast - dann spricht man das auch aus.
Normalerweise ist gegenseitiges Zuprosten ein Akt der Höflichkeit, und man steht dazu auch nichr ständig auf. Bei Geschäftsessen erweise ich dem "Ranghöchsten" Gegenüber meinen Respekt, indem ich betone wie schön es doch ist hier zu sein, tolle Firma etc. Ich bekomme auch zu hören, wie sehr man sich über meine Anwesenheit freut, auf gute Zusammenarbeit, etc.
Möchte man seinem Gegenüber besonderen Respekt erweisen, stellt man sich hin, fasst mit einer Hand das Glas an und legt die andere Hand beim Zuprosten unter das Glas.
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Selket
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Re: Soziophobie und andere Höflichkeiten

Beitrag von Selket »

ich gehe auch desoefteren mit chinesen zum essen. Kann aber nicht ganz mit balrein uebereinstimmen.


Wenn ich mit guten freunden oder bekannten (chinesen) unterwegs bin wird getrunken bis der beijiu mir aus den ohren kommt und der taxifahrer betet das er spaeter sein taxi nicht in die waschanlage bringen muss :mrgreen:


Aber wenns ums Business geht. NIX kein alkohol nur jede menge teures essen und ein paar schmeicheleien.


Was schuechternheit angeht kommt es auf die personen an. Unter sich gibt es kaum schuechternheit. Es gibt ne art knigge an die sich auch jeder haellt aber schuechternheit kommt meist auf wenn man als auslaender mit am tisch sitzt.



interessant ists jedesmal wenn der gegenueber denkt ich koennte kein chinesisch verstehen nur weil ich es nicht sprechen kann, und dann direkt am tisch ueber einen gelaestert wird.
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belrain
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Re: Soziophobie und andere Höflichkeiten

Beitrag von belrain »

Felix hat geschrieben: Am WE habe ich auf 3sat einen Beitrag über China gesehen. Die "Schüchternheit" gegenüber Dritten ist wohl ein Relikt. Um nicht beim Regime in Ungnade zu fallen, durfte kein falsches Wort gesagt werden. Also hat man wohl geschwiegen, zugehört und gelächelt. Diese Regimepraktiken finden sich heute weltweit in den verschiedensten Foren wieder. Administratoren und Moderatoren löschen Beiträge und sperren user, wenn sie nicht den Ansichten der Betreiber genehm sind. Man entgeht einer demokratischen Auseinandersetzung durch Diskussion, indem man diktatorisch aggiert.
Das sehe ich nicht so. Jeder Forenbetreiber erstellt seine Forenregeln. Und wer einem Forum beitritt akzeptiert diese Regeln. Also akzeptiert er/sie auch, das nicht Regelkonforme Beiträge gelöscht bzw. nicht Regelkonforme User gesperrt werden. Dies geschieht in erster Linie zum Selbstschutz des Forenbetreibers - schliesslich haftet er für den "Unfug" den wir hier verzapfen.

Die Schüchternheit der Chinesen gegenüber Ausländern liegt eher an einer sehr einfachen und verständlichen Sache - Unwissen wie mit dem Gegenüber umzugehen ist. Und das ist nicht weiter schlimm. Geht mir genauso, wenn ich mit neuen Leuten zusammenkomme. Erstmal beobachte ich ein wenig und höre zu. Erst wenn ich den Anderen besser einschätzen kann, werde ich aktiver.
Sicherlich kommt auch dazu, dass man in der Vergangenheit auf Anweisung von Oben, die Ausländer freundlich und zuvorkommend behandeln sollte. Schliesslich sollten Investoren gefunden werden. Das ist aber heute kaum noch der Fall. Häufiger ist, dass man in Gegenwart der Ausländer über diese lästert - schliesslich können die ja kein Chinesisch :wink: Aber es gibt auch ganz "normale" und "vernünftige" Chinesen, die einen nett behandeln. Ist halt die Frage, wie man selber auftritt, denn "Wie man in den Wald ruft so schallt es zurück".
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Re: Soziophobie und andere Höflichkeiten

Beitrag von bossel »

Felix hat geschrieben:Administratoren und Moderatoren löschen Beiträge und sperren user, wenn sie nicht den Ansichten der Betreiber genehm sind. Man entgeht einer demokratischen Auseinandersetzung durch Diskussion, indem man diktatorisch aggiert.
Zusätzlich zu dem, was Belrain schon bemerkt hat, solltest Du auch bedenken, daß Foren für gewöhnlich Privatbesitz sind, von Demokratie also schon gar keine Rede sein kann. Wenn man eine Party in seinem Haus hat, dürfen die Gäste auch nicht unbedingt tun, was immer sie wollen (außer vielleicht auf ganz speziellen Partys). Wer andere beleidigt, muß auch da mit Konsequenzen rechnen.
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