ingo_001 hat geschrieben: ↑21.11.2019, 16:49
Natürlich sind sich alle einig, dass Hongkong (wieder) zu China gehört, denn es wurde von GB 1997 an China zurück gegeben, nachdem es zuvor vom Brit. Empire annektiert wurde, und bis 1997 brit Kron-Kolonie war.
Das wird auch von mir nicht bestritten. Es gibt auch keinen Anlass da staendig irgendwelche Hypothesen aufzubauen, die Hongkonger wuerden eine Unabhaengigkeit befuerworten. Das ist im Moment lediglich eine These, die die CCP verwendet, um die eigenen Leute auf Linie zu halten. Womoeglich auch um das Ausland in die Irre zu fuehren?
Was es gibt, sind Umfragen nach denen, die Hongkonger sich zunehmend als Hongkonger und nicht als Chinesen sehen. Aber jedem hier ist spaetestenz nach einem Blick auf die Landkarte klar, das man sich in einer Schicksalsgemeinschaft mit China befindet.
Was die Hongkonger wollen ist Selbstbestimmung.
Freiheit und Selbstbestimmung sind anscheinend Reizwoerter fuer Einige hier(Ich meine nicht Dich ingo_001).
ingo_001 hat geschrieben: ↑21.11.2019, 16:49
Der jeweilige Gouverneur wurde von der brit. Regierung ERNANNT - nix von wegen freien Wahlen.
Und der vertrat dann auch die brit. Interessen - und nur die.
Das ist eben auch nicht so wichtig. Von den meisten Hongkongern wirst Du nicht hoeren, das die Briten besonders gut lokale Interessen vertreten haetten. Wobei es sicher auch Nostalgiker gibt, die sich nur an die guten Seiten der Britischen Kolonialzeit erinnern wollen.
Wenn eine westliche Fahne geschwenkt wird, ist damit eher die Erwartungshaltung verknuepft, das der Westen mehr tut, die Hongkonger zu unterstuetzen. An wen sollen sie sich sonst wenden.
ingo_001 hat geschrieben: ↑21.11.2019, 16:49
Hongkong, war für China in etwa das, was West-Berlin damals für die DDR war: Ein kapitalistischer Stachel.
Und da wurde eben auch entsprechend "gepampert".
Kannst Du das mal genauer ausfuehren, wie und womit hat China Hongkong gepampert?
Hong Kong ist in einigen Bereichen das Vorbild fuer die Art und Weise wie Chinesische Grossstaedte administriert werden und Du wirst hier etliche Hongkonger finden, die Dir berichten koennen, wie China von Hongkong profitiert.
ingo_001 hat geschrieben: ↑21.11.2019, 16:49
Hongkong sieht sich mit einer unangenehmen Wahrheit konfrontiert:
Das chin. Ein-Parteien-System ist wirtschaftlich erfolgreicher - da beißt die Maus keinen Faden ab.
Wirtschaftlich erfolgreich sind sie hier auch und gesellschaftlich mit bisher freier Presse, unabhaegigen Gerichten sogar schon etwas weiter. Hong Kong muss sich da nicht verstecken. Das Pro Kopf Einkommen ist hier auch hoeher als in China und auch noch als in Shenzhen. Das kann sich aendern.
Du meinst aber vermutlich Wachstumsraten? Da gibts keinen Automatismus, das das in Zukunft auch so bleibt.
Was auch mal erwaehnt werden sollte, das das Einparteiensystem natuerlich auch dafuer verantwortlich ist, das die Menschen in China von einem sehr niedrigen Niveau starten mussten.
ingo_001 hat geschrieben: ↑21.11.2019, 16:49
Und was die Finanzmärkte betrifft: Auch da dürfte mittelfristig die Bedeutung der Hongkonger Börse relativieren.
Solange es in China und in anderen asiatischen Laendern kein unabhaengiges vertrauenswuerdiges Rechtssystem gibt, gibt es auch noch eine ueberproportional grosse Nachfrage nach einem bedeutenden Hongkonger Finanzplatz. Auch nicht ganz unwichtig ist ob und wann der Chin. Yuan frei convertibel sein wird.
Die Finanzindustrie ist in Hong Kong auf jeden Fall zu gross und die nichtdemokratisch legitimierte Stadtregierung ist nicht ganz unschuldig daran diesen Sektor aufgeblaeht zu haben.
So oder so steht der Finanzindustrie hier und auch ueberall sonstwo ein Umbruch bevor und wie das ausgeht kann man nur spekulieren.
ingo_001 hat geschrieben: ↑21.11.2019, 16:49
Und auch hier nochmal das Beispiel DDR: ...
Ja es war gewaltfrei. Es soll in Sachsen ein paar Zwischenfaelle gegeben haben, bei denen Gewalt angewendet wurde und Pflastersteine geflogen sein sollen. Es gab aber keine Aufrufe, die Polizei oder NVA anzugreifen.
Ich glaube auch, das die Protestseite in Hong Kong mit der Gewaltanwendung wesentlich an Sympathien verloren hat. Vielleicht haetten sie ohnedem auch die Wahlen am kommenden Wochenende beenflussen koennen...
ingo_001 hat geschrieben: ↑21.11.2019, 16:49
Wie schon gesagt wurde: Das Auslieferungsgesetz (zur Erinnerung: Der Grund der Anfangsproteste) ist ja vom Tisch.
Aber nein: "Uns" USA haut da mal wieder einen vom Schlag "USA rules the world" raus ...
Zitat:
Der Kongress habe nun dafür gestimmt, "amerikanische Interessen zu schützen und China für sein Fehlverhalten zur Rechenschaft zu ziehen".
https://www.n-tv.de/politik/US-Kongress ... 08050.html
Das kann Dir keiner ankreiden, das Du es so siehst, nachdem Du solange weg gewesen bist.
Es gab einen Konsens fuer die "5 demands" bevor Carrie Lam das Gesetz zum erstenmal verschoben hatte. Die Protestseite meinte sie darf eh nix allein entscheiden. Die CCP (bzw die die da im Moment das Sagen haben) hat zu jedem Zeitpunkt betont, das sie eine haertere Gangart gegen den Protest unterstuetzt.
Und damit tragen sie einen grossen Anteil daran, wie mit dem Protest umgegangen wurde und das das eskaliert ist.
Btw von der DDR Opposition gab es anfangs keine Aufrufe die Regierung zu stuerzen oder gar sich mit der BRD wiederzuvereinigen.
Es wurde jedenfalls mit Hoffnung verbunden, dass US President Reagen sich in West Berlin hingestellt hat und die Soviets aufgefordert hat, die Mauer abzureissen.
Ob das amerikanischen Interessen dient, war uns vollkommen Wurscht.