One Belt, One Road / 一带一路 Projekt

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Laogai
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One Belt, One Road / 一带一路 Projekt

Beitrag von Laogai »

Ich lupfe mal wieder aus einem anderen Thread und wenn ich das richtig gesehen habe gibt es hier noch keinen zum Thema Neue Seidenstraße/One Belt, One Road/一带一路. Daher hier der Anfang:
rundherum hat geschrieben:
Laogai hat geschrieben:Die 一带一路 Initiative ist doch das genaue Gegenteil von einem Bestreben nach Autarkie
Gemäß der offiziellen Propaganda schon. Aber wenn man die grössten BRI-Projekte genauer anschaut stellt man schnell fest, dass China sich hier den Zugang zu Ressourcen und Märkten zu sichern versucht. Auch China kann strategisch denken.
Da haben wir wohl zwei völlig entgegengesetzte Definitionen von "Autarkie". Ich zitiere Wikipedia:
Wikipedia hat geschrieben:Autarkie (altgr. αὐτάρκεια autárkeia ‚Selbstgenügsamkeit‘, ‚Selbstständigkeit‘) im allgemeinen Sinne bedeutet, dass Organisationseinheiten, Staaten oder Ökosysteme alles, was sie ver- oder gebrauchen, aus eigenen Ressourcen selbst erzeugen oder herstellen.
Wenn China also, wie du selbst schreibst, versucht sich mit 一带一路/One Belt, One Road den "Zugang zu Ressourcen und Märkten zu sichern", dann ist das alles andere als ein Streben nach Autarkie.

Warum schreibst du "gemäß der offiziellen Propaganda" gefolgt von einem "aber"? Natürlich will sich China mit dem Projekt "Zugang zu Ressourcen und Märkten" sichern, das wird auch gar nicht verheimlicht. Allerdings ist die BRI keine Einbahnstraße! Es sollen ja nicht einzig Güter aus den angeschlossenen Ländern abgezogen, sondern der Handel gefördert werden. Leerfahrten gibt es bei den Zügen und Schiffen nicht.
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Re: One Belt, One Road / 一带一路 Projekt

Beitrag von rundherum »

Autarkie kennt in der internationalen Beziehungstheorie mehrere Stufen - es gibt (theoretisch) die von Dir zitierte absolute Autarkie, aber die strebt derzeit wohl nur Nordkorea an. Wenn überhaupt. In China galt die absolute Autarkie lange als wichtiges strategisches Zielt - daher hat sich das Land seit der Ming-Dynastie auch so stark abgeschottet. Man wollte auf keinen Fall internationale Partner haben, da man sich so angreifbar machen könnte und durch internationale Konflikte in offene Kriege gezwungen werden könnte.

Dann gibt es das Bestreben nach relativer Autarkie, bei der man versucht, seine Angreifbarkeit für einen Gegner zu reduzieren, gleichzeitig aber durch Handel Wohlstandsmaximierung zu betreiben. Die USA und die Soviet-Union versuchten im kalten Krieg, jeweils nur von ihren eigenen Partner abhängig zu sein und führten Stellvertreterkriege um Ressourcen und strategisch wichtige Stützpunkte.
In der heutigen multipolaren Weltordnung ist das Konzept der relativen Autarkie aber ungleich komplexer geworden. Die eurasische Landmasse wird von den USA, der EU, Russland, China und Indien mit unterschiedlichem Erfolg kontrolliert. Zudem gibt es noch andere wichtige Spieler wie die Türkei als Führer der bis nach Nordwestchina reichenden türkischen Zivilisation, Iran als Schutzmacht der Perser und Saudiarabien als Regionalmacht der Araber. In einem derart komplexen Spiel ist keiner mehr einfach nur Freund oder Feind, man muss in Spektren und Möglichkeiten denken. Wie China schon seit Jahrhundert schmerzhaft lernen musste, ist es auch keine Strategie mehr, sich auf absolute Autarkie zurückzuziehen, da man so technologisch rasch abgehängt würde. Daher ist es für einen mächtigen Spieler die dominante Strategie, eine möglichst breite Palette an von ihm kontrollierten Handlungsoptionen aufzubauen um Ausweichmöglichkeiten zu haben, also eben relative Autarkie.

China tut dies über die BRI. Russland tut dies über seine Energiediplomatie, vor allem über Gas. Die USA halten dagegen in dem sie Europa mit LNG (sie nennen es tatsächlich Freedom Gas :mrgreen: ) zu versorgen suchen. Europa balanciert die Mächte durch den Bau diverser Pipelines und die Reduktion von der Abhängigkeit fossiler Energieträger. China baut derweil Pipelines durch Kasachstan ans kaspische Meer, während Russland versuch Kasachstan wieder mehr an sich zu binden. China hilft derweil Kasachstan beim National Building usw.
Auf dem indischen Subkontinent und Südostasien läuft es ähnlich, für mich ist die Situation in der Region aber noch zu Opak um sie einschätzen zu können.

Dazu kann ich das Buch "The Dawn of Eurasia" des ehemaligen portugiesischen Ministers Dr. Bruno Maçães empfehlen. Er zeigt die eurasische Geographie darin aus einer neuen Perspektive und glaubt, dass die Grenze zwischen Europa und Asien langsam verschwinden werden. Im Buch zeigt er gut auf, warum man die Entwicklungen in Eurasiens Regionen, insbesondere auch in der EU, nur aus einer Meta-Perspektive die ganz Eurasien umfasst verstehen kann.
Er promovierte in den USA und hat eine ziemlich amerikanische Perspektive, daher prognostiziert er, dass China seine Machtansprüche ausbauen wird und versuchen will, Europa zu kontrollieren während sich die USA einigeln. Damit steht er im akademischen Raum ziemlich abseits, da die meisten Akademiker derzeit eher das Zuschnappen der Thukydides-Falle befürchten. Die USA sind zwar weniger abhängig von den Entwicklungen im nahen Osten, aber dass sie sich deswegen Einigeln werden finde ich eine sehr gewagte These.
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Re: One Belt, One Road / 一带一路 Projekt

Beitrag von ingo_001 »

rundherum hat geschrieben: 20.06.2019, 02:03Dazu kann ich das Buch "The Dawn of Eurasia" des ehemaligen portugiesischen Ministers Dr. Bruno Maçães empfehlen. Er zeigt die eurasische Geographie darin aus einer neuen Perspektive und glaubt, dass die Grenze zwischen Europa und Asien langsam verschwinden werden. Im Buch zeigt er gut auf, warum man die Entwicklungen in Eurasiens Regionen, insbesondere auch in der EU, nur aus einer Meta-Perspektive die ganz Eurasien umfasst verstehen kann.
Er promovierte in den USA und hat eine ziemlich amerikanische Perspektive, daher prognostiziert er, dass China seine Machtansprüche ausbauen wird und versuchen will, Europa zu kontrollieren während sich die USA einigeln. Damit steht er im akademischen Raum ziemlich abseits, da die meisten Akademiker derzeit eher das Zuschnappen der Thukydides-Falle befürchten. Die USA sind zwar weniger abhängig von den Entwicklungen im nahen Osten, aber dass sie sich deswegen Einigeln werden finde ich eine sehr gewagte These.
Zur beasgten Falle:

China als SupermachtDie Falle des Thukydides

https://www.cash.ch/news/politik/china- ... es-1266222

Sinngemäß hat (wer war es?) gesagt, dass China jetzt nur da weiter macht, wo es vor einigen Jahrhunderten aufgehört hat.

Auch wenn sich die Werkzeuge z.T. geändert haben - aber der Anspruch ist überdeutlich:

China will (und wird es m.E. auch) zumindest durch seine immer mehr zunehmende wirtschaftliche Macht immer mehr Einfluß gewinnen.

Die chin. Politik denkt und handelt in größeren zeitlichen Dimensionen - ein unbestrittener Vorteil gegenüber der westlichen Konkurenz, die (wenn denn überhaupt) nur von Wahlperiode zu Wahlperiode denkt und handelt.
Um in der Zukunft noch eine einflußreiche Rolle in der Welt zu spielen muss man sich in der EU endlich mal dazu durch ringen, ebenfalls langfristig zu denken und zu handeln.
Aber da bin ich mittlerweile doch sehr pessimistisch. Man beschäftigt sich in der EU nur mit sich selbst, hebt ab und an (gerade in D.) sehr gerne den Moralin-Finger, und denkt naiverweise "ja, wir haben die Weisheit mit Löffeln gefressen, und alle anderen müssen uns folgen, um der Welt eine gute Zukunft zu garantieren."

Dazu kann ich nur sagen: "Hallo McFly ... "
Demokratie ist eine feine Sache - nur kontakariert sie sich m.E. da, wo sie sich im ewigen Klein-Klein quasi selbst handlungsunfähig macht.
Die anstehenden Herausforderungen nehmen darauf aber keine Rücksicht.

Ob es uns gefällt oder nicht: China hat es (entgegen aller gängigen Theorien) geschafft, den Lebensstandard seiner Bevölkerung nicht nur anzuheben, sondern ihn in den größeren und großen Städten auf EU/us-Niveau zu bringen.
Was die Infrastruktur betrifft werden EU und USA mittlerweile sogar in Teilen überholt und abgehängt.

Wie kann dass sein?
Immerhin gibt es keine Pressefreiheit, ein Ein-Parteien-System (keine Wahlmöglichkeit) und auch keine Meinungsfreiheit.

In Indien (der größten Demokratie der Welt) gibt es das alles.
Nur: Dort ist die Infrastruktur in weiten Teilen des Landes marode, Bildung abseits der Städte FEHLANZEIGE.
Götterglaube und Kastenwesen ... nichts wird auch nur ansatzweise infrage gestellt.
Im Gegenteil: Das ganze Leben ist in weiten Teilen darauf ausgerichtet - und last but not least: Es verhungern Tausende.
Und in Sachen Umweltschutz passiert in Indien ... NICHTS.

Die Chinesen nehmen das Fehlen westlicher Demokratie da mehrheitlich nicht nur inkauf, sondern sehen ja anhand der Zustände in der EU und den USA, dass deren Weg, nun nicht wirklich der "Heilsweg" ist.

Dann doch lieber Stabilität, Sicherheit, und die Möglichkeit sich (oder zumindest den Kindern) durch Bildung und Arbeit eine bessere Materielle Zukunft zu ermöglichen.

Und dass die chin. Regierung die Kontrolle der wirtschaftlichen Schlüsselsektoren nicht aus der Hand gibt - auch m.E. kein Nach-, sondern ein Vorteil.

Sind wir doch mal ehrlich: Solange man in China das politische System als Solches nicht infrage stellt, lebt es sich dort auch nicht schlechter (abgesehen von den Umweltproblemen und der soz. "Hängematte" ala D.) als in der EU oder den USA.

Und genau das ist das "Geheimnis" des chin. Erfolges: Politische Kontrolle, bei gleichzeitiger Steigerung des Lebensstandards.
Wenn die Umweltprobleme angegangen und eine soziale Grundsicherung implementiert wird, dann wird es m.E. tatsächlich
ein chin. Jahrhundert werden.

So wie ich das sehe, wird der Westen mit seiner "Individualität über Alles" Demokratie da im Kampf der Systeme den Kürzeren ziehen.
Vorausgesetzt es wird von der chin. Regierung darauf geachtet, durch langfristiges, vorausschauendes Handeln dafür zu sorgen, dass die vorhandenen Probleme im Umwelt- und Sozial-Bereich auch gelöst werden.

Die Möglichkeit dazu ist ja uneingeschränkt da.
Wer Geist hat, hat sicher auch das rechte Wort, aber wer Worte hat, hat darum noch nicht notwendig Geist.

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Re: One Belt, One Road / 一带一路 Projekt

Beitrag von sweetpanda »

ingo_001 hat geschrieben: 20.06.2019, 08:59
So wie ich das sehe, wird der Westen mit seiner "Individualität über Alles" Demokratie da im Kampf der Systeme den Kürzeren ziehen.
Vorausgesetzt es wird von der chin. Regierung darauf geachtet, durch langfristiges, vorausschauendes Handeln dafür zu sorgen, dass die vorhandenen Probleme im Umwelt- und Sozial-Bereich auch gelöst werden.

Die Möglichkeit dazu ist ja uneingeschränkt da.
Diese Perspektive teile ich uneingeschränkt. Nur hege ich die Hoffnung, dass die westlichen Demokratien sich aufgrund dieses verschärften Wettbewerbs fitter machen werden. Unsere Spitzenposition hat uns satt, träge und infantil gemacht.
Wenn wir noch vorn mitspielen wollen, dann wird der überbordende Sozialstaat eingehegt werden müssen, die seit 30-40 Jahren zu unserem eigenen Schaden ablaufende Zuwanderung weitestgehend rückabgewickelt werden und der Fokus muss endlich weggelenkt werden von zweitrangigen Dingen wie "Frauenpolitik und so Gedöns" wie es Alt-Kanzler Schröder treffend zu formulieren wusste.
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Re: One Belt, One Road / 一带一路 Projekt

Beitrag von rundherum »

Das Problem am chinesischen System ist, dass es opak ist, Markteintrittsbarrieren schafft und dadurch Innovation verhindert. Mit Innovation meinen wir Ökonomen nicht einzelne nationale Champions wie Huawei oder Baidu die ein neues schönes Handy bauen, sondern eine Steigerung der totalen Faktorproduktivität über die Gesamtwirtschaft - also eine Zunahme der Produktivität wenn man Einflüsse wie Arbeit (Land-Stadt Migration), Bildung und Kapital herausrechnet.

Das bürokratische Regierungssystem in China führt wegen der mangelnden Rechtsstaatlichkeit einerseits zu einer Verschlechterung des Investitionsumfelds (Investoren verlangen für China höhere Einnahmen als für Deutschland, da sie nicht wissen, ob sich das Umfeld so ändert dass es ihrem Unternehmen schadet). Andererseits errichtet es Markteintrittsbarrieren, da man für viele unternehmerische Aktivitäten stark auf die Regierung angewiesen ist und der Zugang zu Ressourcen je nach Unternehmen unterschiedlich gehandhabt wird. Der Staatsbetrieb erhält beispielsweise viel einfacher Kredit als ein lokaler Produzent. Gewisse Unternehmen erhalten ihre Bewilligungen schneller als andere, gewisse Gebiete dürfen Unternehmen präferentiell behandeln, gewisse Unternehmen aus bestimmten Sektoren werden unter bestimmten Umständen gefördert usw.

Dies ist ein direktes Resultat der mangelnden Rechtsstaatlichkeit und der mangelnden Demokratie. Private Akteure können ihre Rechte kaum gegenüber dem Staat durchsetzen ohne Beziehungen innerhalb des Staatsapparats zu haben. Zudem ist Korruption ein grosses Problem. Durch mangelnde Rechtsstaatlichkeit wurde sie lange geduldet, durch mangelnde Demokratie wurden korrupte Beamte nicht entfernt. Jetzt bekämpft die Zentralregierung zwar verstärkt Korruption mit drakonischen Strafen, dies führt aber zu einer Paralyse des Gesamtapparats und verhindert so weiterhin Fortschritt.
Es gibt keine vollkommene wissenschaftliche Evidenz, dass Demokratie das einzige System ist welches Innovation erlaubt. Wissenschaftlich etabliert ist aber, dass man für effektive Innovation zumindest gleichlange Spieße brauchen wird. Und das geht nur, wenn man sich auf den Rechtsstaat verlassen kann, die staatliche Exekutive effektiv arbeitet und Korruption keinen nennenswerten Einfluss hat.
Eventuell gelingt der KPCh eines Tages, ein solches System zu etablieren. Bis und mit 2018 zeigen die Daten bereinigt aber , dass Chinas Faktorproduktivität stagniert. Und das schon seit dem Jahr 2008, als ein riesiges Konjunkturprogramm verhinderte, dass China in die Finanzkrise hineingezogen wird. Damals musste die bis dahin langsam abnehmende Rolle des Staates in der Wirtschaft plötzlich wieder aufgebläht werden.

China hat noch immer 600 Millionen Menschen auf dem Land und kann noch sicher 20 Jahre weiterwachsen, in dem es diese urbanisiert und ihnen anständige Jobs gibt. Aber die Wachstumsrate wird exponentiell weiter abnehmen über die Zeit, wenn die Institutionen nicht massiv verbessert und das Kapital besser verteilt wird. Der Effekt wird durch die Demographie noch verstärkt, da die Zahl der Menschen im arbeitsfähigen Alter bereits seit 2011 abnimmt. Ein Trend, der sich in den nächsten 10 Jahren stark beschleunigen wird.
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Re: One Belt, One Road / 一带一路 Projekt

Beitrag von sweetpanda »

rundherum hat geschrieben: 22.06.2019, 09:21 Es gibt keine vollkommene wissenschaftliche Evidenz, dass Demokratie das einzige System ist welches Innovation erlaubt. Wissenschaftlich etabliert ist aber, dass man für effektive Innovation zumindest gleichlange Spieße brauchen wird. Und das geht nur, wenn man sich auf den Rechtsstaat verlassen kann, die staatliche Exekutive effektiv arbeitet und Korruption keinen nennenswerten Einfluss hat.
Mit anderen Worten, nur das was die westliche Welt bis 1968 ausgemacht hat ist die notwendige Voraussetzung um ein innovatives System zu haben?
Alles was Gesellschaftspolitisch danach "on-top" kam, war im besten Falle nur nutzloser Zierrat?
Vielleicht sogar Vergeudung volkswirtschaftlicher Ressourcen?
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Re: One Belt, One Road / 一带一路 Projekt

Beitrag von rundherum »

Mit anderen Worten, nur das was die westliche Welt bis 1968 ausgemacht hat ist die notwendige Voraussetzung um ein innovatives System zu haben?
Alles was Gesellschaftspolitisch danach "on-top" kam, war im besten Falle nur nutzloser Zierrat?
Vielleicht sogar Vergeudung volkswirtschaftlicher Ressourcen?
Meine Aussage ist nicht, dass es unnütz ist. Meine Aussage ist nur, dass wir auf Grund der Daten nicht in der Lage sind mit ausreichender Sicherheit zu etablieren, dass die Ideale der 68er-Bewegung die wirtschaftliche Innovationskraft einer Gesellschaft gestärkt haben. Nur weil wir etwas mit wissenschaftlichen Methoden nicht beweisen können bedeutet das nicht, dass die Hypothese falsch ist. Eine Hypothese A kann erst als falsch betrachtet werden wenn man beweisen kann, dass eine Hypothese B, welche Hypothese A widerspricht, korrekt ist.

Die 68er waren zudem weltweit als Bewegung viel zu divers, um sie eindeutig in einer Theorie abbilden zu können. Es wäre aber bestimmt ein sehr interessantes Lebenswerk für einen Forscher, die Auswirkungen der 68er-Bewegung auf die Innovationskraft einer Gesellschaft zu untersuchen. Wahrscheinlich reicht aber ein Leben dafür nicht aus.
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Re: One Belt, One Road / 一带一路 Projekt

Beitrag von sweetpanda »

Es ging mir darum, dass der Westen auch vor 1968 Rechtstaatlichkeit und Demokratie hatte. Ebenso war die Korruption wahrscheinlich verhältnismäßig niedriger als heute in China. Eine Gesellschaft die diesen Prinzipien folgt hat Innovationskraft, alles was seit dem darüber hinaus ging war wahrscheinlich eher hemmend.

In einer ganz starken Rede von Friedrich Merz die er am 4. Juni beim Wirtschaftstag wird interessantes über die Verträge des Seidenstraßenprojektes ausgesprochen. ( ca. min 12:30 geht es Los....besser aber alles anschauen man gerät ins Schwärmen würde dieser intellektuelle Gigant Kanzler einer von der AFD tolerierten Union/FDP Minderheitsregierung werden)

https://www.youtube.com/watch?v=GloyXM_Q-7E

Da behauptet er, dass die Verträge die man mit China im Rahmen des Seidenstraßenprojektes derzeit abschließe Forderungen beinhalten würden, sich zu verpflichten, Chinas Tibet- und Taiwanpolitik nicht mehr zu kritisieren und weitere politische Wohlverhaltenspflichten.

Wo bleiben denn nun die Demos der linken "Chlorhuhnmahner", bei Titip Amok laufen sich aber von den Kommunisten einen Maulkorb verpassen lassen!
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Re: One Belt, One Road / 一带一路 Projekt

Beitrag von Markus123 »

Trump, Höcke, Merz. Kann es sein lieber sweetP., dass du nur auf Männer mit markigen Worten aber tuckiger Gestik stehst?
Dass der Inhalt der Reden gar nicht so dolle ist?
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Re: One Belt, One Road / 一带一路 Projekt

Beitrag von ingo_001 »

rundherum hat geschrieben: 22.06.2019, 09:21China hat noch immer 600 Millionen Menschen auf dem Land und kann noch sicher 20 Jahre weiterwachsen, in dem es diese urbanisiert und ihnen anständige Jobs gibt. Aber die Wachstumsrate wird exponentiell weiter abnehmen über die Zeit, wenn die Institutionen nicht massiv verbessert und das Kapital besser verteilt wird. Der Effekt wird durch die Demographie noch verstärkt, da die Zahl der Menschen im arbeitsfähigen Alter bereits seit 2011 abnimmt. Ein Trend, der sich in den nächsten 10 Jahren stark beschleunigen wird.
Ohne jetzt näher auf das andere einzugehen (hab da jetzt nicht die Zeit dazu).

Sollte die chin. Regierung weiterhin so pragmatisch, rein zielorientiert und frei von (auch vorgeblich) moralischen Forderungen der westl. Konkurrrenz agieren, dann sehe ich da keine zeitl. Begrenzung.

Wer es schafft, das durch Mao und seine Frau durch "den großen Sprung nach vorn" und die "Kulturrevolution" selbst geschundene China nicht nur zu stabilisieren, sondern in weiten Teilen komplett wieder aufzubauen, und in Folge bis zum heutigen Level zu bringen, der hat m.E. mehr als nur gute Arbeit geleistet - und kann auch die vorhandenen und anstehenden Herausforderungen meistern.

Klar, die in den späten 1970-ger verordnete Ein-Kind-Politik war rigoros - aber: Wäre das nicht passiert, dann hätten wir heute in China m.E. indische Verhältnisse. Eine Bevölkerung, die immer weiter wächst, und so einen Wiederaufbau des Landes bzw. dessen Weiterentwicklung nicht möglich gewesen wäre.

Und noch ein Punkt sehe ich entgegen des westl. Mainstreams positiv: Die von der chin Regierung erzwungenen Joint Ventures.

Klar, so wird das "geistige Eigentum" an- bzw. weg geknabbert.

ABER: Wer heute lauthals und wohlfeil jammert, dass unser Planet nur endliche Ressourcen hat, der muss, wenn er LOGISCH denkt zugeben, dass China da auch den RICHTIGEN Weg geht.

Es ist einfach widersinnig, das Rad zweimal erfinden lassen zu müssen bzw. China zum Dauerkunden von EU und USA machen zu wollen.
Die Ressourcen, sind nun mal limittiert, daran können auch die "geheiligten Naturgesetze" des Kapitalismus nichts ändern.

Und: Man hat ja von westl. Seite her bis dato trotzdem blendende Geschäfte mit und im Reich der Mitte gemacht.

Mal abgewsehen vom Klimawandel und dessen Folgen ist es ökologisch und auch ökonomisch UNMÖGLICH, dass die Menschheit so weiter wirtschaftet, wie sie es bis dato tut. Wirtschaftswachstum over all ... der letztliche End-Crash mit Ansage ...

Man sollte dies bzgl. also das chin. System (erzwungene Joint Ventures) kopieren - oder besser (wegen Engstirnigkeit aller Seiten aber noch nicht machbar) offen zusammen arbeiten. Eine Art "Wirtschafts-UN". Anders wird das nichts und die Menschheit wird sonst MIT SICHERHEIT mit full speed gegen die Wand crashen.
Wer Geist hat, hat sicher auch das rechte Wort, aber wer Worte hat, hat darum noch nicht notwendig Geist.

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Re: One Belt, One Road / 一带一路 Projekt

Beitrag von sweetpanda »

Markus123 hat geschrieben: 23.06.2019, 19:08 Trump, Höcke, Merz. Kann es sein lieber sweetP., dass du nur auf Männer mit markigen Worten aber tuckiger Gestik stehst?
Dass der Inhalt der Reden gar nicht so dolle ist?
Ich finde fasst alle gut über die sich "Linke" reflexartig aufregen. Höcke nicht, der ist eine wirklich peinliche Gestalt.

Aber warum hat dir die Rede nicht gefallen?
Welche Stelle war denn besonders schlecht?

Die Stelle wo er darlegt wie viele Hunderte neue viel schmutzigere Kohlekraftwerke zur gleichen Zeit weltweit in Betrieb genommen werden, während wir uns den Kopf zerbrechen wir den Kopf zerbrechen wann wir unsere letzten 3 ??? abstellen, dass es im Grunde alles belanglos ist was wir machen, da alle CO2 Ziele auf der Welt von beinahe von allen gebrochen werden.
War das zu kalt für dich zu wenig Empathie?

Oder da wo er aus dem Vertragsnähkästchen der neuen Seidenstraße plaudert, Verquickung von Investitionsangeboten und politischer Willfährigkeit schwarz auf weiß in den Verträgen?
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