rundherum hat geschrieben: ↑20.06.2019, 02:03Dazu kann ich das Buch "The Dawn of Eurasia" des ehemaligen portugiesischen Ministers Dr. Bruno Maçães empfehlen. Er zeigt die eurasische Geographie darin aus einer neuen Perspektive und glaubt, dass die Grenze zwischen Europa und Asien langsam verschwinden werden. Im Buch zeigt er gut auf, warum man die Entwicklungen in Eurasiens Regionen, insbesondere auch in der EU, nur aus einer Meta-Perspektive die ganz Eurasien umfasst verstehen kann.
Er promovierte in den USA und hat eine ziemlich amerikanische Perspektive, daher prognostiziert er, dass China seine Machtansprüche ausbauen wird und versuchen will, Europa zu kontrollieren während sich die USA einigeln. Damit steht er im akademischen Raum ziemlich abseits, da die meisten Akademiker derzeit eher das Zuschnappen der Thukydides-Falle befürchten. Die USA sind zwar weniger abhängig von den Entwicklungen im nahen Osten, aber dass sie sich deswegen Einigeln werden finde ich eine sehr gewagte These.
Zur beasgten Falle:
China als SupermachtDie Falle des Thukydides
https://www.cash.ch/news/politik/china- ... es-1266222
Sinngemäß hat (wer war es?) gesagt, dass China jetzt nur da weiter macht, wo es vor einigen Jahrhunderten aufgehört hat.
Auch wenn sich die Werkzeuge z.T. geändert haben - aber der Anspruch ist überdeutlich:
China will (und wird es m.E. auch) zumindest durch seine immer mehr zunehmende wirtschaftliche Macht immer mehr Einfluß gewinnen.
Die chin. Politik denkt und handelt in größeren zeitlichen Dimensionen - ein unbestrittener Vorteil gegenüber der westlichen Konkurenz, die (wenn denn überhaupt) nur von Wahlperiode zu Wahlperiode denkt und handelt.
Um in der Zukunft noch eine einflußreiche Rolle in der Welt zu spielen muss man sich in der EU endlich mal dazu durch ringen, ebenfalls langfristig zu denken und zu handeln.
Aber da bin ich mittlerweile doch sehr pessimistisch. Man beschäftigt sich in der EU nur mit sich selbst, hebt ab und an (gerade in D.) sehr gerne den Moralin-Finger, und denkt naiverweise "ja, wir haben die Weisheit mit Löffeln gefressen, und alle anderen müssen uns folgen, um der Welt eine gute Zukunft zu garantieren."
Dazu kann ich nur sagen: "Hallo McFly ... "
Demokratie ist eine feine Sache - nur kontakariert sie sich m.E. da, wo sie sich im ewigen Klein-Klein quasi selbst handlungsunfähig macht.
Die anstehenden Herausforderungen nehmen darauf aber keine Rücksicht.
Ob es uns gefällt oder nicht: China hat es (entgegen aller gängigen Theorien) geschafft, den Lebensstandard seiner Bevölkerung nicht nur anzuheben, sondern ihn in den größeren und großen Städten auf EU/us-Niveau zu bringen.
Was die Infrastruktur betrifft werden EU und USA mittlerweile sogar in Teilen überholt und abgehängt.
Wie kann dass sein?
Immerhin gibt es keine Pressefreiheit, ein Ein-Parteien-System (keine Wahlmöglichkeit) und auch keine Meinungsfreiheit.
In Indien (der größten Demokratie der Welt) gibt es das alles.
Nur: Dort ist die Infrastruktur in weiten Teilen des Landes marode, Bildung abseits der Städte FEHLANZEIGE.
Götterglaube und Kastenwesen ... nichts wird auch nur ansatzweise infrage gestellt.
Im Gegenteil: Das ganze Leben ist in weiten Teilen darauf ausgerichtet - und last but not least: Es verhungern Tausende.
Und in Sachen Umweltschutz passiert in Indien ... NICHTS.
Die Chinesen nehmen das Fehlen westlicher Demokratie da mehrheitlich nicht nur inkauf, sondern sehen ja anhand der Zustände in der EU und den USA, dass deren Weg, nun nicht wirklich der "Heilsweg" ist.
Dann doch lieber Stabilität, Sicherheit, und die Möglichkeit sich (oder zumindest den Kindern) durch Bildung und Arbeit eine bessere Materielle Zukunft zu ermöglichen.
Und dass die chin. Regierung die Kontrolle der wirtschaftlichen Schlüsselsektoren nicht aus der Hand gibt - auch m.E. kein Nach-, sondern ein Vorteil.
Sind wir doch mal ehrlich: Solange man in China das politische System als Solches nicht infrage stellt, lebt es sich dort auch nicht schlechter (abgesehen von den Umweltproblemen und der soz. "Hängematte" ala D.) als in der EU oder den USA.
Und genau das ist das "Geheimnis" des chin. Erfolges: Politische Kontrolle, bei gleichzeitiger Steigerung des Lebensstandards.
Wenn die Umweltprobleme angegangen und eine soziale Grundsicherung implementiert wird, dann wird es m.E. tatsächlich
ein chin. Jahrhundert werden.
So wie ich das sehe, wird der Westen mit seiner "Individualität über Alles" Demokratie da im Kampf der Systeme den Kürzeren ziehen.
Vorausgesetzt es wird von der chin. Regierung darauf geachtet, durch langfristiges, vorausschauendes Handeln dafür zu sorgen, dass die vorhandenen Probleme im Umwelt- und Sozial-Bereich auch gelöst werden.
Die Möglichkeit dazu ist ja uneingeschränkt da.