Heute in Beijing ...

Für alle, die in Peking leben, sich für Peking interessieren oder vor bzw. während ihres Peking-Aufenthalts Kontakte knüpfen und Erfahrungen austauschen möchten.
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Squire
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Re: Heute in Beijing ...

Beitrag von Squire »

Er ist wieder da... Mal schauen wie lange


Zurück zum eigentlichen Thema... Der klare Himmel hat nicht lange vorgehalten. Heute ist wieder ziemliche Suppe. Zu Hause hätte ich gesagt stärker Morgennebel hier ist es allerdings leider kein Nebel. Jetzt wird erst mal gefrühstückt und dann begeben wir uns todesmutig raus ohne Masken um die letzten Besorgungen vor dem Rückflug am Montag zu machen
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jackie_chan
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Re: Heute in Beijing ...

Beitrag von jackie_chan »

Laogai hat geschrieben:Endlich wieder zum Thema: jackie_chan, dein Beitrag interessiert mich sehr! Du bist also vom Fach, richtig? Könntest du etwas über die hausgemachte und naturgegebene (Sandstürme) Luftverschmutzung in Beijing erzählen?
Vom Fach bin ich nicht direkt, konzentriere mich in letzter Zeit im Studium aber verstärkt auf den Bereich atmosphärische Chemie und schreibe dort auch meine Abschlussarbeit.
Ich hatte mal einen längeren Beitrag zu hausgemachten (anthropogenen) und natürlichen Aerosolen geschrieben, finde den leider gerade nicht mehr.

Ein Aerosol ist ein Gemisch aus festen und/oder flüssigen Teilchen in einem Gas (Rauch ist z.B. auch ein Aerosol). Dazu gehört also nicht nur der Feinstaub, sondern so ziemlich alles was "klein" ist und in der Luft rumschwirrt. Die Messgeräte die überall in den Städten rumstehen messen nicht nur den bösen Feinstaub, sondern auch alles andere was sich dort noch in der Luft befindet (und das kann unter Umständen eine Menge sein). Dass auch flüssige Schwebstoffe von diesen Messgeräten erfasst werden ist normal, was also gemessen wird muss nicht unbedingt nur Feinstaub sein. Wo genau die gemessenen Aerosole herkommen kann man alleine durch die Angabe der Partikelmasse nicht sagen, dazu bedarf es einer chemischen Analyse (die Zeit frisst). Und genau da liegt auch der Knackpunkt bei der Bestimmung der Gesundheitsgefährdung eines Aerosols! Natürlich ist Staub in der Lunge nicht gesund, aber es macht einen großen Unterschied ob dieser "Staub" z.B. überwiegend aus Salz (was sogar quasi gesund wäre) oder aus Schwefel besteht. Asthmakranke machen oft Urlaub am Meer. Die Gischt des Meeres verdunstet teilweise und es bleiben feinste Salzpartikel als Aerosol in der Luft zurück. Dieses Aerosol ist gut für die Lunge (Medizin: bei Inhalationsgeräten --> Ultraschallverneblern wird oft Kochsalz zugegeben).

Es ist also wie gesagt entscheidend wo das Aerosol herkommt, wenn man das nicht weis, dann kann man auch keine klare Aussage über die Gefährlichkeit machen. Man kann den Sandsturm letztens in Beijing gut neben den extremen Wintersmog in Harbin vorletzten Winter (?) stellen und die Unterschiede betrachten. Damals gab es in Harbin Spitzenwerte von >1000 µg. Damals war das allerdings kein Sandsturm, sondern der Smog war überwiegend anthropogenen Ursprungs (erkennen kann man das u.U. auch indirekt über einen Messfehler --> der PM2.5 war höher als der PM10, die Erklärung dazu spar ich mir jetzt). In Beijing hatten wir letztens Werte von um die 900 µg. Auf dem Papier ließt sich das als ähnlich "schlimm" wie damals in Harbin, vergleichen kann man das aber kaum. Der Smog in Harbin war eine pure Giftwolke, extrem gesundheitschädlich, ohne ABC Schutzmaske geradezu gefährlich. Man erkennt das auch ganz gut an den Werten für SO2 und NO2. In Beijing handelte es sich letztens nur um eine Staubwolke aus der Wüste/dem Grasland (vermutlich bestehend aus Lösspartikeln und Quarz, ist aber reine Spekulation), das war im Vergleich zu Harbin harmlos. Diese Staubwolke kann natürlich auch giftig sein (radioaktiv etc.), die Region aus der die Wolke kam sollte aber relativ sauber sein.

Der Grenzwert der WHO ist demnach also auch eher nur ein sehr grober Richtwert und keineswegs als so ernst zu nehmen wie z.B. die Grenzwerte für Quecksilber im Trinkwasser. So lange man nicht weis wo das Aerosol herkommt kann ein Wert von 50 µg auch über längere Zeit harmlos sein oder dich innerhalb von Stunden umbringen (giftige Industriestäube). Außer im Fall von Sandstürmen kann man ohne Analyse oft keinerlei Aussage über die tatsächliche Gefährlichkeit machen die über diejenige von reinem Staub hinausgeht.

In Shanghai werden nach neuesten Untersuchungen etwa 30% des innerstädtischen Smogs von Kraftfahrzeugen produziert (man erkennt das an der chemischen Zusammensetzung), in Beijing weis ich es nicht. Was man in Beijing oft sehr schön anhand der Karte mit den Messwerten erkennen kann, ist, wie die Sandstürme mit dem Wind von West nach Ost über das Land ziehen. Wind und Regen sind entscheidenden Faktoren wenn es um Luftverschmutzung geht. Eines Nachts war die Luft in Beijing mit 500 µg relativ schlecht, 3h später waren es 30 µg!


Im Bereich Aerosole/Aerosolchemie wird gerade sehr viel geforscht und besonders im Bereich der sekundären Partikelneubildung (d.h. die Partikel bilden sich durch bestimmte Vorgänge quasi aus den in der Luft befindlichen Gasen. Bei der Primären Partikelneubildung werden die Partikel direkt in die Atmosphäre emittiert z.B. bei Verbrennungsprozessen oder durch Aufwirbeln von Staub) steht die Wissenschaft vor einem neuen Durchbruch der in den nächsten Jahren erfolgen sollte. Die sekundäre Partikelbildung spielt mit Sicherheit auch in China eine wichtige Rolle, ein Beispiel dazu wie selbst völlig unscheinbare Vorgänge von Bedeutung sein können (wenn auch nur im kleinen Maßstab): packt man frische Mandarinenschalen in einen gelben Sack und lässt die Luft daraus durch eine spezielle Messapparatur laufen, dann lässt sich nur durch die von der Schale freigesetzten Öle eine Partikelneubildung beobachten!


Bei spezifischen Fragen kann ich auch versuchen genauer darauf einzugehen, allerdings ist mein Wissen noch begrenzt (der Master bringt dann hoffentlich die Erleuchtung :mrgreen: )
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jackie_chan
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Re: Heute in Beijing ...

Beitrag von jackie_chan »

Hab mein Geschreibsel von damals gefunden. Das sind nochmal ein paar Informationen zur sekundären Partikelneubildung und der Bedeutung natürlicher Quellen:
jackie_chan hat geschrieben:[...]
Smog ist ein Aerosol aus Luft und flüssigen/festen Schwebteilchen. Neben anthropogenen Partikelemissionen (Kraftwerke, Verbrennungsmotoren, ...) werden natürliche Partikelquellen meist völlig außer Acht gelassen. Hierzu gehören vor allem Mineralstäube (besonders wenn das Land karg ist werden gröbere Mengen an grobkörnigen Partikeln >2,5 µm durch den Wind aufgenommen und können auch über weite Strecken transportiert werden), Seesalz (die Gischt verdunstet und das Salz bleibt quasi in der Luft als feste Partikel zurück) und Vulkanausbrüche. Ein Vergleich: die jährliche Partikelquellstärke von Seesalz beträgt 2300 Tg, was etwa 55% der in die Atmosphäre emittierten Partikel entspricht, Mineralstaub liegt mit 1500 Tg und 35% auf Platz zwei. Die anthropogenen Emissionen liegen bei gerade mal 110 Tg und damit etwa 2,5%.
Diese Zahlen beziehen sich natürlich auf einen globalen Maßstab und lassen sich nicht direkt auf eine Metropolregion wie z.B. Shanghai übertragen. Trotzdem verdeutlichen sie, das man die natürlichen Quellen nicht einfach vergessen sollte. Viele Extremwerte von >1000 µg PM10 in verschiedenen chinesischen Städten die weiter im Landesinneren liegen sind auf simple "Sandstürme" zurück zu führen.

Die bisher genannten Partikelquellen fallen alle unter die Kategorie der primären Partikelquellen, d.h. dass diese Partikel direkt als selbige in die Atmosphäre emittiert werden. Daneben gibt es aber auch noch sekundäre Partikelquellen, bei denen sich die Partikel aus bestimmten Vorläufergasen bilden. Hierbei spielt besonders die Partikelneubildung durch Schwefelsäure eine entscheidende Rolle: Verbrennungsmotoren, Fabrikanlagen, etc. emittieren Schwefeldioxid. Aus diesem bildet sich auf unterschiedlichen Wegen H2SO4, welches in die Partikelphase übergeht --> Partikelneubildung.
Diese Partikel können durch "Kollision" und/oder weitere Kondensation von umgebendem H2SO4 (zum Ausgleich des thermodynamischen Gleichgewichts bei Übersättigung) weiter anwachsen. Die globale Partikelquellstärke durch Sulfate beträgt immerhin 5% und liegt damit sogar noch über den anthropogenen 2,5% der primären Partikelquellen.
[...]
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Squire
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Re: Heute in Beijing ...

Beitrag von Squire »

Danke für die ausführlichen Infos ... wieder was dazu gelernt.

Was ich mich frage - könnte man die Luft nicht reinwaschen - also wenn es ganz schlimm kommt wie der von Dir geschilderte Fall in Harbin - entweder Wasser feinstversprüht in die Luft oder Wolken zum Regnen anregen (geht doch glaube ich mit Silberjodid wenn ich mich nicht irre)
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Re: Heute in Beijing ...

Beitrag von Jan38 »

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Re: Heute in Beijing ...

Beitrag von Laogai »

jackie_chan, auch von mir einen herzlichen Dank für die Ausführung! Ist dir zufällig bekannt, wie der prozentuale Anteil an anthropogenen und natürlichen Aerosolen in Beijing durchschnittlich ist? Gibt es dazu Studien/Untersuchungen?
Squire hat geschrieben:Was ich mich frage - könnte man die Luft nicht reinwaschen - also wenn es ganz schlimm kommt wie der von Dir geschilderte Fall in Harbin - entweder Wasser feinstversprüht in die Luft oder Wolken zum Regnen anregen (geht doch glaube ich mit Silberjodid wenn ich mich nicht irre)
Meines Wissens wird das von der Regierung regelmäßig vor Feiertagen wie dem ersten Oktober gemacht.
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Re: Heute in Beijing ...

Beitrag von jackie_chan »

Hab dazu leider keine Daten. Es gibt da mit Sicherheit Untersuchungen dazu, allerdings sind viele dieser Paper nur auf Chinesisch erhältlich.
Laogai hat geschrieben:[...]Meines Wissens wird das von der Regierung regelmäßig vor Feiertagen wie dem ersten Oktober gemacht.
Dieses Jahr gab es ja zum Neujahrsfest eine umfangreiche Kampagne weniger Feuerwerk abzufackeln und zu verkaufen. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen! Zwar war in der Nacht in vielen Städten immer noch ein Anstieg des PM10/2.5 und SO2 erkennbar, im Vergleich zum Vorjahr hat sich das aber drastisch verbessert.
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Re: Heute in Beijing ...

Beitrag von sweetpanda »

MannAusChina hat geschrieben:
egon hat geschrieben:Ich dachte schon, wir werden nie Freunde.
:lol: Ich habe versucht. :wink:
Aber wenn du deine scharfe, manschmal sogar beleidigende, Kritik gegen China und Chinesen ein bisschend dämpfst und nicht nur schlecht über China redest, dann kann ich es noch einmal versuchen. :wink:
egon hat geschrieben:Was machst Du dann eigentlich? Dich islamisieren lassen oder zurück nach China?
Es kommt darauf an, wie weit Deutschland islamisiert wird. Wenn es wirklich in die Richtung radikaler Islamismus geht, dann werde ich dagegen kampfen :twisted: , zusammen mit anderen Deutschen, die die Freiheit lieben. Immerhin ist Deutschland mein zweiter Heimatland. Aber bevor das werde ich meine Frau und Kinder zurück nach China schicken. :idea: :wink:

Da möchte euren Aktionismus etwas bremsen, es wird keinen großen Knall geben.
Die unkontrollierte Zuwanderung wird schleichend die Leistungsfähigkeit des Landes untergraben.
Viele Ausländer die was können, werden wieder in ihre Heimatländer gehen oder woanders hin auswandern, ebenso werden die fitten Deutschen auswandern.
Man weicht den steigenden Steuern und Sozialabgaben aus.
Zusammen bleiben dann die schwachen Deutschen und schwachen Ausländern.
Man wird still und langsam in den Abstieg gleiten.....
Dann, wenn keiner mehr da ist, der das Geld "ranschafft" wird das Hauen und Stechen unter den "Übriggebliebenen" beginnen.
“If you are in favour of global liberal hegemony, you are the enemy.”
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Re: Heute in Beijing ...

Beitrag von R.R. »

Ich würde heute in das " Man FU Lou Restaurant "满福楼" gehen. Ist einfach mein Lieblingsrestaurant in Beijing.
Für mich einfach eines der Besten.
Thanks in advance
Rainer
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