Tibetisch Lamaismus

Alle Themen rund um Politik in der Volksrepublik China
Bernhard
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Re: Tibetisch Lamaismus

Beitrag von Bernhard »

@aquadraht

Mein Einwand mit der KP war etwas weit hergeholt, das gebe ich zu. Dennoch muss man ihn im Zusammenhang sehen:

jadelixx schrieb, es gebe eine Gruppe, die AN den Dalai Lama glaube und blind für die Realitäten sei. Er schrieb "an den" Dalai Lama glauben, nicht "dem" Dalai Lama glauben.

Darauf konterte ich, ich glaube keineswegs alles, was der DL sagt, noch weniger bringe ich ihm eine quasi-religiöse Verehrung entgegen. Jedoch melde ich auch Zweifel an der Darstellung Beijings an.
aquadraht
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Re: Tibetisch Lamaismus

Beitrag von aquadraht »

Bernhard: Danke für die Antwort. Aber auch wenn ich verstehe, was Du meinst, möchte ich folgendes Zitat von Andreas Gruschke aus einer taz-Forendiskussion http://www.taz.de/1/debatte/kommentar/a ... ntare/1/1/ (übrigens alles lesenswert, wie auch der Artikel von Georg Blume) zu bedenken geben:
Etwas entwaffnend ist endlich, dass <..> mit einer kritisches Hinterfragen nicht zulassenden Selbstverständlichkeit davon ausgeht, dass alle von mir angeführten geschichtlichen Kontexte und Deutungen von ihm als Teil der "offiziellen Versionen chinesischer Geschichtsschreibung" gesehen werden. Damit macht er seinen Irrglauben deutlich, dass ein anderes als das in der westlichen Öffentlichkeit verbreitete Geschichtsbild Tibets sich ausschließlich aus chinesischen Quellen speise – mindestens aber die von mir vorgebrachten Darstellungen. Er reiht sich damit ein in die nicht enden wollende Schar von Leuten, die einem Sinologen grundsätzlich unterstellen, „chinesische Standpunkte“ (die so einheitlich gar nicht sein müssen) zu vertreten. Als ob wir als im Westen geschulte Wissenschaftler nicht gelernt hätten, mit Texten, insbesondere historischen Texten, quellenkritisch umzugehen. Aber offensichtlich sollen wir nur mit den chinesischen Texten quellenkritisch umgehen, nicht aber mit tibetischen oder westlichen. Hier bleibt dann in der Tat nicht mehr viel zu sagen übrig. Von meinen persönlichen Erfahrungen, Gesprächen und Interviews mit Tibetern in Tibet, Indien, in diversen Himalaya-Gebieten will ich daher gar nicht anfangen."
Die gleiche Tendenz bzw. den gleichen an Gehirnwäsche grenzenden Reflex finde ich auch in Diskussionen wie dieser.

Schöne Grüsse, a²
jadelixx
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Re: Tibetisch Lamaismus

Beitrag von jadelixx »

Grufti hat geschrieben:Du gehörst wohl lieber zur "unfreien" Welt ??? :roll:
Nein auf gar keinen Fall, mir sind damals als 16 jähriger in der DDR erhebliche Widersprüche klargeworden und ich habe danach Stück für Stück entdeckt, das vielen anderen (eigentlich allen) ebenjene Widersprüche auch bedenklich vorkommen. Jeder strebt nach persönlicher und später auch politischer Freiheit und gerät automatisch in Konflikt mit seiner Gesellschaft, wenn die diese Freiheit nicht zuläßt.
Trotzdem kann ich mich auch noch daran erinnern, wie abstoßend mir Darstellungen von westlichen Medien vorkamen, in denen meine kleene DDR "niedergemacht" wurde.
So ähnlich reflektiert westliche Kritik sicher auch auf die Chinesen, die einfach nur ihr Land lieben und verzerrte Darstellungen nur schwer tollerieren können.
Ich nehme mir daher heute die Freiheit einfach nicht irgendeiner Fahne hinterherrennen zu müssen.

Ich denke nicht, das ich eine selektive Wahrnehmung habe, werde mich aber künftig diesbezüglich stärker selbstbeobachten.
jadelixx hat geschrieben: Die Politiker in der BRD fühlen sich wahrscheinlich deswegen verpflichtet, überall in der Welt sich einzumischen, weil sich vor 70-80 Jahren nicht nur kein einziger Staat bei uns "eingemischt" hatte,--- sondern alle immer wieder davor gekniffen hatten, bis es wirklich zu Ich muß noch an meinem heutigen Beitrag zum "Geschichtsthread " basteln.. den Babs und ich leider alleine betreiben müssen, da es Leute geben soll, die lieber dampfplaudern , als etwas Positives und Produktives zu tun
Ich finde es sehr gut, was ihr da im Geschichtsthread zusammentragt, dafür auch mal ein dickes Danke.
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Re: Tibetisch Lamaismus

Beitrag von jadelixx »

aquadraht hat geschrieben: ... Ohne die Pflichttirade gegen den bösen totalitären Kommunismus war es nicht möglich, auch die differenzierteste Kritik an Missständen im Westen zu üben, ohne dass man hasserfüllt als Kommunist, Stalinist, Mauermörder und was noch alles beschimpft wurde. Gut, im Osten mussten die wohl noch intensiver ihren ML-Rosenkranz beten, ehe sie ein Wort zur Sache sagen konnten. Das entschuldigt aber nichts.
Nein, wir mußten nicht den ML-Rosenkranz beten. Das war lediglich Thema im Staatsbürgerkundeunterricht und wenn mal irgendein Appell durchgeführt wurde. Kein Mensch hat da dauerhaft zugehört. Ja und es ist wahr, wir haben auch einen Kopf zum Denken und haben uns unseren Teil gedacht. Fürs tägliche Leben hat das viel weniger eine Rolle gespielt, als man heute glauben möchte. Bei politischen Diskussionen am Lagerfeuer kam es drauf an, wer mit am Feuer gesessen ist.
Bernhard hat geschrieben:@aquadraht
Mein Einwand mit der KP war etwas weit hergeholt, das gebe ich zu. Dennoch muss man ihn im Zusammenhang sehen:

jadelixx schrieb, es gebe eine Gruppe, die AN den Dalai Lama glaube und blind für die Realitäten sei. Er schrieb "an den" Dalai Lama glauben, nicht "dem" Dalai Lama glauben.

Darauf konterte ich, ich glaube keineswegs alles, was der DL sagt, noch weniger bringe ich ihm eine quasi-religiöse Verehrung entgegen. Jedoch melde ich auch Zweifel an der Darstellung Beijings an.
Gemeint war schon die Glaubwürdigkeit des Dalai Lama, auch wenns nicht korrekt formuliert war. Ich finde religiöse Figuren generell unglaubwürdig, aber ich haße den Dalai Lama nicht. Ich finde er kann die Tibeter nicht repräsentieren. Es ist schlicht unlogisch, jemanden zu trauen, der anderen Wiedergeburt und was weiß ich nicht alles für einen Zauber verkauft.
Wie schon weiter oben beschrieben, ist es meine Beobachtung (und nicht meine selektive Wahrnehmung), das in der Tagesberichtserstattung immer nur einseitig berichtet wird und zwar zugunsten des DL. Ebenso bei den Mainstream Onlinemedien. Hintergrundinformationen gibt es nur im Nachtfernsehen oder wenn Geld für eine Zeitschrift ausgegeben wird und ich bezweifle, das der Durchschnittsdeutsche das tut.
Das ist im Ergebnis auch nicht anders als die Aggitationen in der ehemaligen "Aktuellen Kamera" in der DDR, pfui Spinne.
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Re: Tibetisch Lamaismus

Beitrag von aquadraht »

jadelixx hat geschrieben:
aquadraht hat geschrieben: ... Ohne die Pflichttirade gegen den bösen totalitären Kommunismus war es nicht möglich, auch die differenzierteste Kritik an Missständen im Westen zu üben, ohne dass man hasserfüllt als Kommunist, Stalinist, Mauermörder und was noch alles beschimpft wurde. Gut, im Osten mussten die wohl noch intensiver ihren ML-Rosenkranz beten, ehe sie ein Wort zur Sache sagen konnten. Das entschuldigt aber nichts.
Nein, wir mußten nicht den ML-Rosenkranz beten. Das war lediglich Thema im Staatsbürgerkundeunterricht und wenn mal irgendein Appell durchgeführt wurde. Kein Mensch hat da dauerhaft zugehört.
Ich muss das wohl etwas erläutern. Ich habe als West-Wissenschaftler viele Arbeiten aus der DDR wahrgenommen, zum grossen Teil sehr saubere und gut recherchierte Arbeiten. Aber sehr oft begannen die mit einem off-topic-Bekenntnis zu den Werken der Klassiker, den Prinzipien des Sozialismus und schiessmichtot, nicht selten ohne den geringsten inneren Zusammenhang zum Inhalt. Derart formalisierte Bekenntnisse meine ich mit "ML-Rosenkranz". Was bei uns im Westen war, habe ich geschildert. Meine Eltern haben Besuch von der politischen Kripo bekommen, weil ich in einer Landesbibliothek als 13jähriger nach dem "falschen" Buch (einer historischen Arbeit über die Judenverfolgung aus der DDR) gefragt hatte. Soviel zu Demokratie und Diktatur.
Ja und es ist wahr, wir haben auch einen Kopf zum Denken und haben uns unseren Teil gedacht. Fürs tägliche Leben hat das viel weniger eine Rolle gespielt, als man heute glauben möchte. Bei politischen Diskussionen am Lagerfeuer kam es drauf an, wer mit am Feuer gesessen ist.
Das ist klar. Allerdings war der Rahmen im Osten, vor allem nach den siebziger Jahren, doch begrenzter als im Westen.

Das führt ein wenig ab vom Thema. Mir ging es darum, keine Sachaussage machen zu dürfen, ohne formalisierte Entlastungsbekenntnisse gemacht zu haben. Dabei ist es egal, ob die für sich berechtigt sind/waren oder nicht: bei den ML-Klassikern stand/steht manches Vernünftige, Kritik am Kommunismus hat auch ihr Recht und ihre Gründe, und die KPCh hat bestimmt mehr als einen kritikwürdigen Aspekt. Es geht mir nur auf den Zeiger, erst stundenlang auf ein paartausend U/min antikommunistische Gebetsmühle runterspulen zu müssen, ehe ich sagen darf, dass ich das Grinsen des DL blöd finde.

Gruss, a^2
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Re: Tibetisch Lamaismus

Beitrag von Bernhard »

Das Problem ist halt, dass der Dalai Lama DIE Gestalt der tibetischen Opposition ist. Ob er seine Rolle gut ausfüllt, ob er dabei moralisch korrekt vorgeht, steht auf einem anderen Blatt. Aber egal auf welchem Standpunkt man steht, man kommt um den Dalai Lama nicht herum. Und auch nicht um die chinesische Regierung.

Natürlich kann (und soll) man versuchen, nicht in ein "Seiten"-Denken zu verfallen, im Sinne von "wer nicht auf der Seite des einen ist, ist zwangsläufig auf der des anderen". Geistige Unabhängigkeit ist gut. In der Tagespolitik läuft es aber oft auf eine Auseinandersetzung dieser beiden Kräfte (Beijing vs. Exilregierung) hinaus. Eine dritte Kraft gibt es nicht...
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Re: Tibetisch Lamaismus

Beitrag von aquadraht »

Bernhard hat geschrieben:Das Problem ist halt, dass der Dalai Lama DIE Gestalt der tibetischen Opposition ist. Ob er seine Rolle gut ausfüllt, ob er dabei moralisch korrekt vorgeht, steht auf einem anderen Blatt. Aber egal auf welchem Standpunkt man steht, man kommt um den Dalai Lama nicht herum. Und auch nicht um die chinesische Regierung.
Soweit ist das richtig, wenn man "die tibetische Opposition" mit Dharamsala gleichsetzt (wobei man natürlich den Standpunkt vertreten kann, dass die chinesische Regierung aller Voraussicht nach länger existiert als der Dalai Lama). Auch andere historische Bremsklötze (ich denke mal an Franco) haben sich friedlich auf biologischem Wege erledigt.
Natürlich kann (und soll) man versuchen, nicht in ein "Seiten"-Denken zu verfallen, im Sinne von "wer nicht auf der Seite des einen ist, ist zwangsläufig auf der des anderen". Geistige Unabhängigkeit ist gut. In der Tagespolitik läuft es aber oft auf eine Auseinandersetzung dieser beiden Kräfte (Beijing vs. Exilregierung) hinaus. Eine dritte Kraft gibt es nicht...
Gibt es wirklich nur zwei Seiten? Schon der 10. PL, sein Leben lang Mitglied des Volkskongresses in Beijing, war mit den Mönchen und Äbten in Tsang eine andere Kraft als die Ü-Traditionalisten und das Exil. Übrigens gibt es diese Spaltung der Gelug - Tsang eher nach Beijing, Ü eher Transhimalaja orientiert - schon seit fast 200 Jahren, und der 9. PL wurde durch einen Militärputsch des 13. DL aus Tibet nach Qinghai vertrieben. Tschiang kai Chek wollte ihm 3 Divisionen zur Rückeroberung seiner Position geben, aber die brauchte er gerade gegen die Kommunisten in Jiangshi und die Japaner, und wenig später starb auch der 13. DL (manche sagen, durch Gift). So hat Mao den DL vor einer chinesischen Invasion schon 1931/32 bewahrt :).

Als spirituelle Figur hat der DL eine herausragende Bedeutung. Aber so, wie Dir praktisch jeder halbwegs geschichtsbewusste Tibeter sagt, dass der 6. DL ein Frauenheld und Säufer war (und keinerlei theologische Probleme damit hat), sagen Dir Tibeter auch, dass der DL ein hochverehrenswürdiger Lama und die herausragende Gestalt der tibetischen Religion ist, aber auch, dass sie alle Vorstellungen von Abspaltung oder separatem tibetischem Staat für kompletten Schwachsinn halten (sie sagen dann, der DL sei wohl schlecht beraten worden oder zu lange nicht in Tibet gewesen). Tibeter können sehr wohl zwischen dem lebenden Buddha als spiritueller Figur und der realen Inkarnation als Narren unterscheiden.

Auch in der KP, in Tibet wie in Beijing, gibt es mehr als eine Stimme und eine Auffassung, was die Entwicklung und die weiteren Schritte angeht. Geschäftsgrundlage ist aber die Verfassung der VR China, davon beisst die Maus keinen Faden ab.

Tatsache ist aber doch, dass das Autonomiestatut, wie es nach den chinesischen Gesetzen möglich ist, sehr weite Möglichkeiten und Spielräume bietet. Es ist besser als alles, was Basken, Kurden, Kashmiri und hunderte andere Minderheiten auch in demokratischen Staaten zugesichert bekommen. Viele dieser Bestimmungen und Möglichkeiten sind auf Grund des eingefressenen Konflikts nicht oder unzureichend mit Inhalt gefüllt. Eine Politik für die Tibeter, nicht für die Eitelkeit des DL oder der Clique in Dharamsala, müsste darauf abzielen, dieses Statut vollständig mit Leben zu erfüllen und auf dieser Grundlage Verbesserungen für die Menschen zu erreichen.

Davon sind Dharamsala und der DL Lichtjahre entfernt. Und ihre Zeit läuft ab. Ich bin geneigt zu sagen: zum Glück.
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Re: Tibetisch Lamaismus

Beitrag von Bernhard »

@aquadraht
Danke für deine Darlegungen.

Ich glaube, ich brauche nicht mehr viel dazu zu sagen. Mein Standpunkt ist bekannt, ich möchte es dabei bewenden lassen

:)
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Re: Tibetisch Lamaismus

Beitrag von Bernhard »

jadelixx hat geschrieben: Ich finde religiöse Figuren generell unglaubwürdig, aber ich haße den Dalai Lama nicht. Ich finde er kann die Tibeter nicht repräsentieren. Es ist schlicht unlogisch, jemanden zu trauen, der anderen Wiedergeburt und was weiß ich nicht alles für einen Zauber verkauft.
Das ist mir doch ziemlich starker Tobak.

Du scheinst Atheist zu sein, das sei dir auch unbenommen. Aber dass religiöse Figuren eben auf Grund ihrer Religiosität generell unglaubwürdig sind, ist sehr extrem. Man könnte auch sagen, extremistisch. Überlege mal, wozu das führte, wenn das ein Grundsatz für die Innenpolitik unseres (und grundsätzlich jedes) Landes wäre.
Auch der Begriff "Zauber" ist eine Diffamierung. Du brauchst ja nicht an die Wiedergeburt zu glauben, ich tu es auch nicht. Aber diesen Glauben bzw. den Versuch, ihn zu verbreiten, als grundsätzlich verwerflich und betrügerisch darzustellen, hat für mich schon etwas von einem kämpferischen Atheismus.

Aber das ist jetzt OT. Sorry
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Re: Tibetisch Lamaismus

Beitrag von jadelixx »

Bernhard hat geschrieben: Das ist mir doch ziemlich starker Tobak.

Du scheinst Atheist zu sein, das sei dir auch unbenommen. Aber dass religiöse Figuren eben auf Grund ihrer Religiosität generell unglaubwürdig sind, ist sehr extrem. Man könnte auch sagen, extremistisch. Überlege mal, wozu das führte, wenn das ein Grundsatz für die Innenpolitik unseres (und grundsätzlich jedes) Landes wäre.
Ich fühle mich durch das Grundgesetz vor religiösen Menschen ausreichend geschützt. Es gibt zum Glück auch kein Gesetz, das mir vorschreibt, einem religiösen Führer zu folgen oder ihm irgendwas abzukaufen, also muß ich so einem auch nichts glauben oder ihn glaubwürdig finden.
Den gesellschaftlichen Kompromiss, das Religion Privatsache ist, finde ich sehr gut. Dabei sollte es unbedingt bleiben.
Bernhard hat geschrieben: Auch der Begriff "Zauber" ist eine Diffamierung. Du brauchst ja nicht an die Wiedergeburt zu glauben, ich tu es auch nicht. Aber diesen Glauben bzw. den Versuch, ihn zu verbreiten, als grundsätzlich verwerflich und betrügerisch darzustellen, hat für mich schon etwas von einem kämpferischen Atheismus.
Zauber als etwas Reizvolles, das Bewunderung erregt und verführt, muß nichts Verwerfliches oder Betrügerisches implizieren. Es kann auch etwas gutes Märchenhaftes sein, so meinte ich es auch. Trotzdem ist es eben auch nur das. Natürlich wäre Wiedergeburt toll, aber hierfür ist bisher noch kein Nachweis erbracht worden.
Es kommt eher von den Christen, Zauber als etwas Schlechtes zu markieren und als Argument zu nutzen, um Leute von Konkurrenzkulten umbringen zu lassen, Stichwort Hexenverfolgung.
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Re: Tibetisch Lamaismus

Beitrag von bossel »

jadelixx hat geschrieben:Auf Arte gab es auch schon ein paar Ausstrahlungen na klar, morgens um 2 Uhr. In den Mainstream Medien und im Fernsehen zur Hauptsendezeit ist die Meinung ziemlich vorgefaßt und gleichgeschaltet.
Weltspiegel läuft in der ARD (damals immer sonntags um 19.10), Auslandsjournal im ZDF (damals immer 19.30, Wochentag weiß ich nicht mehr).
Zufällig habe ich auch einen alten Panoramabericht von 1997 gefunden:
Verklärt, verkitscht - Hollywood feiert den Dalai Lama
Panorama lief auch zur besten Sendezeit.

Leider gibt es aber nunmal Leute mit recht selektiver Wahrnehmung &/oder Gedächtnis (auf beiden Seiten).

Daß qualitativ hochwertige Sendungen oft ins Nachtprogramm verschwinden, ist leider ein allgemeines Phänomen, aber glücklicherweise gilt das auch nicht für alle Sendungen. & seitdem es einige Spezialsender gibt, kann man durchaus an diverse Infos kommen. Wer Internet hat, hat sowieso kein Problem.
Die Message für den aus der Tagesschau Informierten war ganz einfach: Steinmeyer = Weichei, weil er dem Druck der KPCh nachgibt; Merkel/Koch = die Helden, da sie sich mit dem DL bei jeder erdenklichen Gelegenheit schmücken.
Da habe ich doch erhebliche Zweifel, daß die Tagesschau eine derartige Botschaft verbreitet(e). Da müßtest Du schon mit einem Zitat aufwarten.
Sorry, aber die einseitige Berichterstattung sehe ich nicht nur auf chinesischer Seite.
Man muß halt richtig hingucken.



aquadraht hat geschrieben:Das Thema ist der tibetische Lamaismus bzw. das politische System und Programm des "alten Tibet" und des tibetischen Exils.
Ist das so?
Wenn ich mir den OP nochmal angucke, sehe ich da aber einiges mehr drin, zB auch die KP(-Propaganda) & die Aumsekte.
Na und? Wieso kann man nicht Kritik am DL, an totalitären Aspekten der tibetischen Religion und des lamaistischen Klerus, an illegitimen Machtansprüchen des Klerus etc. üben, ohne Entlastungspflichtinvektiven gegen die KPCh?
Kann man doch. Das Problem ist, daß es Schelme gibt, die das auf Grundlage ebenjener KP-Propaganda tun. Da sieht man dann so eine Soße wie das angebliche Streben nach Unabhängigkeit, oder daß es in der VRC Glaubens- & Religionsfreiheit gebe. 8)
Warum kann man sich nicht erst einmal sachlich über dieses Thema klarwerden und auseinandersetzen und damit die Schwächen und Fragwürdigkeiten im "eigenen Lager" klarstellen und analysieren, statt wie ein Kindergartenkind zu krähen "aber die anderen"?
Tja, wie Du krähst, so kräht es zurück.
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Re: Tibetisch Lamaismus

Beitrag von Grufti »

jadelixx hat geschrieben:Auf Arte gab es auch schon ein paar Ausstrahlungen na klar, morgens um 2 Uhr. In den Mainstream Medien und im Fernsehen zur Hauptsendezeit ist die Meinung ziemlich vorgefaßt und gleichgeschaltet.
Normalerweise kommen Sendungen aus anderen Kulturkreisen immer um 19:00 Uhr in der Reihe "Wunderwelten". Die Wiederholungen laufen dann im Vormittagsprogramm. Zu den Sendungen, die ausschließlich nach 0 Uhr auf Arte gesendet werden, gehören diese Sendungen nicht. Diese "unchristliche " Sendezeit ist bei PHOENIX Usus. Diese Sendungen sind dann normalerweise auch die x undzwanzigste Wiederholung und werden nach spätestens einem Jahr wiederholt....

Im Übrigen bemühe ich mich, in den TV-Tipps alle Sendezeiten aller Sendungen bezgl. China und "umliegender Ortschaften" rechtzeitig hier in unserem Forum zu posten...
Früher ging es uns gut. heute geht es uns besser...
Es wäre aber besser , es ginge uns wieder gut !
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Re: Tibetisch Lamaismus

Beitrag von jadelixx »

Wenn man nach einer Info sucht(selektiert), findet man heutzutage auch etwas darüber, das ist richtig. Meine Unterstellung war eher, das in den Mainstream Medien und zur Hauptsendezeit im TV die Berichterstattung verzerrt ist.
bossel hat geschrieben:
jadelixx hat geschrieben:Auf Arte gab es auch schon ein paar Ausstrahlungen na klar, morgens um 2 Uhr. In den Mainstream Medien und im Fernsehen zur Hauptsendezeit ist die Meinung ziemlich vorgefaßt und gleichgeschaltet.
Weltspiegel läuft in der ARD (damals immer sonntags um 19.10), Auslandsjournal im ZDF (damals immer 19.30, Wochentag weiß ich nicht mehr).
Zufällig habe ich auch einen alten Panoramabericht von 1997 gefunden:
Verklärt, verkitscht - Hollywood feiert den Dalai Lama
Panorama lief auch zur besten Sendezeit.
...
Die Message für den aus der Tagesschau Informierten war ganz einfach: Steinmeyer = Weichei, weil er dem Druck der KPCh nachgibt; Merkel/Koch = die Helden, da sie sich mit dem DL bei jeder erdenklichen Gelegenheit schmücken.
Da habe ich doch erhebliche Zweifel, daß die Tagesschau eine derartige Botschaft verbreitet(e). Da müßtest Du schon mit einem Zitat aufwarten.
Die Panorama Sendung von 97 wäre mir allein zu wenig. Das liegt einfach zu weit zurück. Aber tatsächlich, habs nochmal nachgegraben. Die Darstellung war zumindest in den Tagesthemen relativ neutral. Es wurde auch darauf eingegangen, warum Steinmeyer den DL nicht treffen will, also eigentlich ok:
http://www.tagesschau.de/multimedia/vid ... 18978.html" target="_blank

Hab mal was in den TV-Tipp Thread eingetragen. Eine interssante Doku, die wohl nur einmal in nächster Zeit ausgestrahlt wird, zwar nicht morgens um 2:00, aber nach 0:00 Uhr :roll: :roll: :roll:
http://forum.chinaseite.de/ltopic1470-1 ... ml#p111383
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Re: Tibetisch Lamaismus

Beitrag von bossel »

jadelixx hat geschrieben:Wenn man nach einer Info sucht(selektiert), findet man heutzutage auch etwas darüber, das ist richtig.
:mrgreen: Nee, bin tatsächlich nur drüber gestolpert, als ich nach Steinmeiers Schal suchte. Hätte gar nicht erwartet, daß so'n alter Kram online ist.
Meine Unterstellung war eher, das in den Mainstream Medien und zur Hauptsendezeit im TV die Berichterstattung verzerrt ist.
Eben deshalb habe ich es trotz des Alters gebracht. Die ARD-Politmagazine, Weltspiegel & Auslandsjournal liefen zur Hauptsendezeit (die ich jetzt mal als 18-22 Uhr definiere).
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Re: Tibetisch Lamaismus

Beitrag von jadelixx »

bossel hat geschrieben:
jadelixx hat geschrieben:
Meine Unterstellung war eher, das in den Mainstream Medien und zur Hauptsendezeit im TV die Berichterstattung verzerrt ist.
Eben deshalb habe ich es trotz des Alters gebracht. Die ARD-Politmagazine, Weltspiegel & Auslandsjournal liefen zur Hauptsendezeit (die ich jetzt mal als 18-22 Uhr definiere).
Hiermit sehe ich meine Mainstream-TV-Hauptsendezeit-Informationverzerrungstheorie als vorläufig gescheitert an, ABER! an die Leute von Tagesschau; "Ich sehe Euch!". Eine vorschnelle Interpretation an den Anfang einer Informationssendung gestellt und ihr landet hier wieder auf der Agitatorenanklagebank. 8) :!:
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